schwarzer Doggert, Dagget, schwarzer
Degen, namentlich in
Rußland durch
trockne Destillation der Birkenrinde
dargestellter
Teer. In seinen Verwendungen ersetzt er den
Holzteer, außerdem dient er zum Einschmieren gröberer, aus Juchtenleder
gefertigter Gegenstände, wie Jagdstiefel. Für feinere Juchtenlederwaren verwendet man das durch
Destillation
[* 2] des
Teers gewonnene
Birkenteeröl (s. d.). Der specifische
Geruch des Juchtenleders ist auf
Bestandteile des Birkenteer zurückzuführen.
Der Birkenteer enthält
Kohlenwasserstoffe, die dem
Terpentinöl isomer sind, verschiedene
Brandharze und sonstige Produkte der trocknen
Destillation, außer diesen noch den in der Rinde fertig gebildeten Birtenkampfer oder das
Betulin (s. d.).
Daggetöl,Juchtenöl, das durch nochmalige
Destillation aus demBirkenteer gewonnene
ätherische Öl. Es ist frisch bereitet gelblich und klar, färbt sich aber nach und nach braun und wird trübe;
der
Geruch
ist sehr stark und nicht angenehm, in sehr verdünntem Zustande hat es aber den angenehmen
Geruch nach
Juchten. Es enthält
neben vielen andern
Stoffen verschiedene
Phenole.
Birkenwein,Birkenmet, ein erfrischendes Getränk, das am Harz, in
Kurland,
[* 3] Livland
u. s. w. aus dem Frühjahrssaft der
Birke gewonnen wird, indem man den untern
Teil des
Stammes anbohrt und den ausfließenden
Saft sammelt, wovon ein großer
Baum 16‒18 l liefern soll. Derselbe gerät rasch in Gärung. In verstöpselte Flaschen gebracht,
wird die bei der Gärung entwickelte
Kohlensäure in der Flüssigkeit zurückgehalten und bewirkt nach
dem Ausgießen des ein leichtes Schäumen; häufig versetzt man den Saft mit Zucker,
[* 4] wodurch die Gärung verstärkt und das
Produkt weinähnlicher wird.
(TetraotetrixL., s.Tafel: Hühnervögel
[* 6] Ⅰ,
[* 1]
Fig. 6) ist eine Art der Gattung Waldhuhn, aus
der Familie der
Rauchfußhühner (Tetraoniden), die sich durch den besonders bei dem Männchen gabelförmig geteilten
Schwanz
auszeichnet. Das Männchen,
Spielhahn, auch
Schildhahn genannt, welches unter die schönsten
Vögel
[* 7] des
europ. Nordens gehört und gegen 60 cm hoch wird, ist schwarz, am
Halse und Unterrücken mit stahlblauem
Glanze, am
Bauche weiß
gefleckt, mit schneeweißen Unterschwanzfedern, auf den Flügeln mit einer weißen
Binde gezeichnet und mit hochroten, warzigen
Brauenbogen geschmückt.
Der
Schwanz ist stark gabelförmig geteilt und etwas leierförmig, indem die vier Seitenfedern desselben
mit ihren
Enden bogenförmig nach außen gekrümmt stehen. Das Weibchen ist kleiner, oben rostgelbbraun, mit zahlreichen,
in Querbänder geordneten, dunkelbraunen Flecken gezeichnet, an der
Brust kastanienbraun und schwarz gebändert, und die
Spitzen der
größern Flügeldeckfedern sind weiß. Der rostfarbene
Schwanz ist undeutlich gegabelt, schwarz gefleckt und mit
weißen, schwarzgestreiften Deckfedern versehen.
Das Birkhuhn ist in ganz Europa,
[* 8] von dem Mittelmeer bis nach Lappland, zu Hause, besonders gemein in
Sibirien, in
Skandinavien und
Finland;
im mittlern
Deutschland
[* 9] findet es sich vorzüglich auf dem Harze, dem Thüringerwalde und dem sächs.
Grenzgebirge, doch keineswegs
häufig;
in
Frankreich zeigt es sich selten, öfter in der
Schweiz,
[* 10] wo es
an einigen Orten Fasan genannt wird. Es liebt nicht den
Hochwald, sondern mehr niederes Gesträuch und Moorgrund;
gleicht
aber übrigens in seiner Lebensweise sehr dem
Auerhahn, mit welchem der Birkhahn auch das
Balzen (s. d.) gemein hat, doch wird
er dabei nie so blind gegen jede Gefahr wie der
Auerhahn, ist auch scheuer und flüchtiger als dieser.
Die Jagd auf das Birkhuhn, die in
Skandinavien und
Schottland ein beliebtes Wintervergnügen ausmacht, wird dort auf verschiedene
Weise betrieben; in
Deutschland dagegen wird der Birkhahn meistens auf dem Balzplatze geschossen. Zur Nahrung dienen ihm
Insekten,
[* 11]Blüten,
Blätter,
Beeren,
Knospen
[* 12] der
Bäume und der Samen
[* 13] verschiedener Hülsenpflanzen. Die
Henne legt 12‒16
gelbe rostfarbig punktierte, längliche
Eier
[* 14] in ein ohne Sorgfalt bereitetes
Nest, das meist nur aus einer flachen Grube besteht,
und brütet 25‒28
Tage; aber erst in der siebenten Woche vermögen die
Jungen sich auf dieBäume zu schwingen.
Zwischen Auergeflügel und Birkgeflügel kommen
Bastardierungen vor; die männlichen
Bastarde heißen Rackelhahn. Kommt ein
Rackelhahn in einem Auergeflügelbestand vor, so ist mit Sicherheit zu schließen, daß der
Vater ein Birkhahn war, ebenso
wenn ein solcher mit Birkgeflügel getroffen wird, daß dessen
Vater ein
Auerhahn war. Das Fleisch des
Birkhuhn ist weit zarter und saftiger als das des
Auerhahns, daher auch beliebter. Die Birkhuhn, die man in der Gefangenschaft antrifft,
stammen meist aus
Skandinavien und werden mit etwa 50 M. das Paar bezahlt. Sie sind sehr scheu und schwer zu halten, da sie
durchaus die Nahrung verlangen, die sie in der
Freiheit genießen. ^[]
Anton,
Germanist, geb. in Wurmlingen bei
Tübingen,
[* 15] studierte zu
Tübingen kath.
Theologie und deutsche
Philologie, wurde 1869 in
Bonn
[* 16] Privatdocent für deutsche
Philologie, 1872 außerord. Professor und starb daselbst.
Birlinger machte sich die Erforschung der süddeutschen, namentlich der alamann. Mundarten, Sagen
und
Sitten zur
Aufgabe und leistete hier Verdienstliches. Er veröffentlichte u. a. «Schwäb.-Augsburgisches
Wörterbuch»
(Münch. 1864),
«Rechtsrhein.
Alamannien»
(Stuttg. 1890); mit Crecelius eine bereicherte Prachtausgabe von «Des
Knaben Wunderhorn» (2 Bde.,
Münch. 1873‒77); mit
Buck «Volksthümliches aus
Schwaben» (2 Bde., Freiburg
[* 17] 1861‒62).
Seit 1871 leitete Birlinger die «Alemannia. Zeitschrift für
Sprache,
[* 18] Litteratur und
Volkskunde des Elsasses, Oberrheins und
Schwabens»,
die zahlreiche Beiträge von ihm enthält.
Barma, unter brit. Regierung stehendes Land in Hinterindien,
[* 19] dessen Bewohner sich Mran-ma
schreiben und Ba-ma (derAussprache nach) nennen; die Engländer machten daraus Burma(h) oder nannten
es nach der frühern Hauptstadt Kingdom of
Ava. Bis 1886 unterschied man Britisch-Birma(nien) und das unabhängige Ober-Birma
(engl. Upper oder
IndependentBurma), letzteres jenseits 19° 25½' im Norden
[* 20] von
Britisch-Birma. Seit 1886 gehört aber auch
Ober-Birma zum Indobritischen
Reiche. Birma wird im N. von der brit.
ProvinzAssam und von
Tibet, im O. von
der chines.
Provinz Jünnan und von Tongling und Siam, im S. vom Golf von Martaban und vom
¶
mehr
Golf von Bengalen, im W. von dem bengal. Distrikte Tschittagong, von einem unerforschten Gebirgslande, von dem Staate Manipur
und von Assam begrenzt und liegt zwischen 9° 55' bis 27° 15' nördl. Br. und zwischen 92° 10' bis 100° 40' östl. L., mit
einem Gebiete von etwa 414951 qkm.
Bodengestaltung. Birma ist meist hügelig und selbst bergig, erhebt sich gegen N. mehr und
mehr und ist von verschiedenen parallelen Gebirgsketten mittlerer Höhe in der Richtung von N. nach S. durchzogen, der Nat-tung,
der Pegu-Joma (s. d.) und der westlichsten der Arakan-Joma (s. d.). Mit seinem nördlichsten Teile geht dasselbe in das hohe,
wenig bekannte Alpenland östlich von Assam und Bhotan zwischen Brahmaputra und dem chines. FlusseKin-scha
über. Niedrigeres Flachland findet sich hauptsächlich zu beiden Seiten der nordsüdlich gerichteten Ströme: des Irawadi
(s. d.), der eigentlichen Lebensader des Landes, seines westl. oder rechten Nebenflusses Thalawadi oder Kjin-dwin und des
östlich vom Irawadi verlaufenden Sittang und Saluen (Salwin). Die südöstlichsten Grenzdistrikte gegen
Jünnan und Tongking
[* 22] werden noch vom Mekong oder Kambodschaflusse und dessen westl. Nebenflüssen bewässert.
Archäisches und paläozoisches Gestein bildet den Norden, die ganze Küste ist tertiär, das Irawadi-Delta quartär. Erloschene
Vulkane
[* 23] liegen an der Küste.
Klima.
[* 24] Birma, mit seiner größern südl. Hälfte innerhalb der
Wendekreise liegend, hat im allgemeinen, zumal in den niedriger gelegenen Landstrichen, ein heißes Klima. Die Wärme
[* 25] beträgt
daselbst während der Monate April bis Juli 30° C., steigt zuweilen bis 43°, sinkt aber in den kühlsten Monaten, November
bis März, auf 25°. Die periodischen Regen fallen August bis Oktober. Die durchschnittliche jährliche
Regenhöhe beträgt bei Bassein, Rangun
[* 26] und Pegu 2,5 m, am obern Laufe des Irawadi nur 0,8 m, bei Mandale 1,2 m; der Küste entlang
von Akjab bis Mergui steigt sie bis zu 5 m. Das Klima ist für europ. Truppen noch viel unzuträglicher als das der ind. Niederungen.
In den den nördlichsten Teil von Birma bildenden Thälern sind die Winter rauh und bringen auch Schnee
[* 27] und Eis.
[* 28] Selbst in den Sommermonaten
erreicht die Quecksilbersäule hier nie die mittlere Höhe der südlichern Niederungen. Birma ist ein an Erzeugnissen
aus allen drei Naturreichen höchst ergiebiges Land. Die große Fruchtbarkeit des Bodens wird in den Niederungen
durch das Übertreten der Flüsse
[* 29] während der periodischen Regenzeit noch vermehrt.
Mineralien.
[* 30] Man gewinnt Gold
[* 31] nur aus dem Flußsande; auf Silber, Blei
[* 32] und treffliches Eisen
[* 33] wird nur in den östl. Teilen von den
Schan gebaut. Auch an Kupfer,
[* 34] Zinn und Antimon fehlt es nicht; Steinkohlen sind in Menge vorhanden. Petroleum
wird aus einer beträchtlichen Anzahl (130) Brunnen
[* 35] bei Jenangong am linken Ufer des Irawadi im Betrage von 26 bis 28 Mill.
Pfd. jährlich gewonnen. Sonst findet man noch weißen Marmor, sog.
edeln Serpentin oder Ophit (Ju-Stein), Bernstein,
[* 36] Saphire und Rubine bei Mogok, Nephrit bei Mogung.
Pflanzenwelt. Die Flora verbindet die reichsten Gegenden Vorderindiens (Assam) mit der hinterindischen von Malaka. Das Teakholz
(von Tectonia grandisL.) erreicht hier seinen östlichsten Bezirk und wetteifert mit zahlreichen andern Nutzhölzern, welche
die sorgsame Überwachung der Urwälder in ihrer Verbreitung schon jetzt festgestellt hat, besonders in den Arbeiten eines Deutschen,
Sulpicius
Kurz.
Eichen sind mit Dipterocarpaceen vergesellschaftet, sogar die Bestände der südlichsten Kiefern (Pinus Merkusii) fehlen nicht.
Manche Baumarten Vorderindiens, welche dort in Bergeshöhe wachsen, steigen in Birma beträchtlich zur Küste herab.
Tierwelt. Die Fauna ist eine echt tropisch-indische. Es finden sich zahlreiche Affen,
[* 37] sowohl Meerkatzen als Schlankaffen sowie
Gibbons; auch die Halbaffen
[* 38] sind durch die Gattung Nycticebus vertreten. Leoparden, Tiger und Bären finden
in den dichten fast unzugänglichen Waldungen sichere Schlupfwinkel. Hirsche,
[* 39] Schweine,
[* 40] Nashörner, Elefanten beleben die
Landschaft, Vögel sind in vielen Arten vertreten, desgleichen Eidechsen
[* 41] und Schlangen.
[* 42] Die Gewässer beherbergen Krokodile
[* 43] und
zahlreiche Fische.
[* 44] Da die Religion Fleischspeisen untersagt, so züchtet man auch kein Schlachtvieh; doch
werden Ochsen, Büffel, Pferde,
[* 45] Esel, Ziegen und Elefanten als Zugvieh gehalten.
Bevölkerung.
[* 46] Sie beträgt 1891 7605560, d. i. 17 auf 1 qkm, und besteht aus dem herrschenden Volke der eigentlichen Birmanen
oder Birmesen und den ihnen nahe verwandten Tanimgtha, Javoi, Arakanern, Jalaing, Ja, Dainguet, Salon,
sowie aus Karenen, Kaku Kakhjenen, Tschin, Singho im N. und Schan im O. Diese Schan, deren Zahl auf 2 Mill. geschätzt wird,
wandern alljährlich in großen Scharen von Osten her in ein, sind kultivierter als die übrigen Stämme und besitzen einige
Litteratur, während die Karenen ein Waldleben führen. Im früher sog.
Britisch-Birma (236251 qkm) zählte man 1855 nur etwa 1½ Mill., 1881 schon 3736771 und 1891 4658627 E., d. i. 19 auf 1 qkm,
darunter zahlreiche Chinesen, Hindu, mohammed. Inder, Nordamerikaner und Europäer.
Der Religion nach zerfiel die Bevölkerung in Birma (1891) in 6888075 Buddhisten (90 Proz.), 253031
Mohammedaner, 168449 Nat oder Geisterverehrer, 171577 Hindu, 120768 Christen, 96 Parsen, 3164 Sikh und 351 Israeliten. Sämtliche
der genannten Stämme werden fälschlicherweise der indochines. Völkergruppe zugerechnet; sie haben aber mit den Indern nichts,
und mit den Chinesen nur die typische Gesichts- und Schädelbildung gemein, da sie der mongol. Rasse im
weitesten Umfange angehören.
Auch bietet ihre physische Bildung eine unverkennbare Ähnlichkeit
[* 47] mit jener der Malaien. Die eigentlichen Birmesen oder Birmanen,
einschließlich der Arakaner etwa 4 Mill., bewohnen das Land zwischen Pegu und dem nördl. Wendekreise: sie sind wohlgebaut,
meist klein, aber stämmig, von braungelber Hautfarbe. Sie besitzen langes, glattes, schwarzes Haupthaar
und wie alle mongol. Völker meistens nur schwachen Bartwuchs. Infolge despotischen Druckes treulos, lügenhaft, kriechend,
sind sie jetzt im ganzen gesittet, frohsinnig und freigebig.
Nüchternheit herrscht allgemein, Opiumrauchen und Spielsucht aber sind sehr verbreitet. In ihrer Bildung stehen die Birmanen
hinter den Indern zurück. 1890 wurden 165 Werke, meist poetischen und religiösen Inhalts, veröffentlicht; 1889 waren
es nur 84. Von den 28 Zeitungen erscheinen 4 (2 englische und 2 birmanische) täglich. Reinlichkeit in Kleidung und Wohnung
trifft man selten; daher die Häufigkeit von Hautkrankheiten.
[* 48] Die Häuser sind einstöckig, die der niedern Klassen aus Bambus
und mit Palmblättern gedeckt, die der reichern oft ganz vergoldet. Hauptspeise ist Reis, Wasser das alleinige
Getränk. Vielweiberei ist erlaubt, aber selten, Ehescheidung¶