23 an
Betulin (s. d.) sehr reiche weiße Rinde widersteht der Verwesung, wird von
Feuchtigkeit nicht durchdrungen, dient daher als Unterlage, um Feuchtigkeit von
Schwellen und
Balken abzuhalten. Man benutzt
sie deshalb, z. B. in
Schweden,
[* 2] auch zum Dachdecken, indem man die aufgenagelte Rinde mit Rasenplaggen belegt. Aus der weißen
Rinde wird ferner der
Birkenteer(s. d.) gewonnen, aus diesem das zur Bereitung von
Fruchtsäften dienende
Birkenöl (s. d.). Aus Birkenlaub wird das sog.
Schüttgelb (s.
Beerengelb) gemacht. Den im
Frühjahr in reichlicher Menge aufsteigenden Saft benutzt man zur Bereitung von
Birkenwasser (s. d.).
Der Verbreitungsbezirk der
Weißbirke läßt sich sicher nicht angeben, da früher meist die beiden
Arten
der Birke verwechselt oder nicht streng geschieden wurden. Hauptsächlich ist sie heimisch im nördl.
und östl. Europa,
[* 3] im norddeutschen
Tiefland, in den baltischen
Ländern, doch kommt sie auch in
Norwegen, in der
Türkei,
[* 4] in
Schottland,
Syrien,
Italien
[* 5] u. s. w. vor. Sie gedeiht auch auf dem magersten und trockensten
Boden und eignet sich besonders zum Niederwaldbetrieb.
Zum
Hochwaldbetrieb in hohem
Umtrieb eignet sie sich nicht, da sie sich mit zunehmendem
Alter sehr licht stellt und der
Boden
wegen des zu großen Lichteinfalls unter ihr verangert. In jungen Fichtenbeständen, in die sie sich gern eindrängt, wird
sie zwar durch das Abpeitschen der
Nadeln
[* 6] mittels ihrer biegsamen Ruten bei windigem Wetter
[* 7] oft nachteilig,
gewährt aber in den ersten Jahren den jungen
Fichten Schutz gegen mancherlei Gefahren, z. B. gegen Frost, Wildverbiß.
Die weichhaarige Birke,
Betulapubescens Ehrh.,
ein auf moorigem, feuchtem
Boden wachsender
Baum, der sich zwar überall in
Deutschland
[* 8] findet, vorzüglich
aber in Nordeuropa und
Rußland vorkommt, wo er dichtgeschlossene
Wälder bildet, unterscheidet sich von der gemeinen Birke durch
die mattweiße
Farbe der Rinde, den völligen
Mangel an Wachsharzabsonderung an Zweigen und
Blättern und den weichen, sammetartigen
Überzug derselben. Der Gebrauchswert dieser Birke ist wohl derselbe wie der derWeißbirke.
Unter den amerik. Baumbirken sind namentlich die mit glatter, dunkelgrauer, sich nicht ablösender Rinde versehene
BetulalentaL. und die
Betularubra Michx. oder nigraL., deren Rinde sich an den
Stämmen in rötlich oder schwärzlich gefärbte,
dünne
Schuppen auflöst, beliebte Zierbäume bei uns geworden. Von Strauchbirken ist als die kleinste
und zierlichste Art zu erwähnen die Zwergbirke
(BetulananaL.) mit niedergestreckten Stämmchen und
Ästen, deren
Spitzen
oft nur aus dicken Moospolstern hervorragen, mit aufrechten, länglichen Fruchtähren. Sie wächst auf Torfmooren der Hochgebirge
sowie in der Polarzone. Ihr Saft gilt bei den Alpenbewohnern für ein
Mittel gegen
Auszehrung, Gicht und
Hautausschläge.
Feinden und Gefahren sind die Birke wenig ausgesetzt. Von Frost haben sie äußerst selten zu leiden; von
Insekten
[* 9] bewirkt wirklich
empfindlichen Schaden nur manchmal der Birkensplintkäfer (Scolytus RatzeburgiJans.).
Prinzessin geleitet hatte, kehrte er wieder nach
Nürnberg zurück. Der
Blumenorden ernannte ihn nach Harsdörffers
Tode 1662 zum
Oberhirten der Pegnitzschäfer. Er starb zu
Nürnberg. Birken lieferte als Dramatiker allegorische Festspiele
(namentlich zur Friedensfeier «Margenis» 1650),
die ebenso wie seine geistliche und weltliche
Lyrik durch süßlich-pedantische
Spielerei, durch überladenen Schwulst und künstliche Wortbildungen ihre Schule verraten. Sein
«Spiegel
[* 13] der Ehren des Erzhauses
Österreich»
[* 14] (3 Bde., Nürnb.
1668), eine im
AuftrageKaiserLeopolds Ⅰ. unternommene Überarbeitung eines gleichnamigen Werkes von J. J.
Fugger, gehört trotz der
Beschränkungen, die ihm der
WienerHof
[* 15] auferlegte, zu den bessern deutschen Geschichtswerken des 17. Jahrh.;
hat auch viele andere deutsche Fürstenhäuser in umfänglichen
Schriften gefeiert, wie er denn einer der gewinnsüchtigsten
Schmeichler seiner Zeit war. Auswahl seiner Gedichte in
Müllers«Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.»,
Bd. 9 (Lpz. 1826). –
Vgl. Tittmann, Die
Nürnberger Dichterschule (Gött. 1847).
1) ZumGroßherzogtum Oldenburg
[* 17] gehöriges Fürstentum (s. Karton zur Karte: Hannover,
[* 18]
Schleswig-Holstein,
[* 19]
Braunschweig
[* 20]undOldenburg), 210 km südlich vom Hauptlande entfernt, am Hunsrück und am obern Lauf der Nahe, wird von den preuß.
Reg.-Bez.
Trier
[* 21] und Koblenz
[* 22] begrenzt und besteht aus der hintern
GrafschaftSponheim, die nach selbständigem Bestehen (1044‒1437)
an die Häuser Pfalz und
Baden
[* 23] fiel, aus
Teilen des FürstentumsZweibrücken
[* 24] des Oberrheinkreises und
aus der keinem Reichskreise einverleibt gewesenen Herrschaft
Oberstein, die vom 12. Jahrh. bis 1682 eigene Herren hatte (von
Daun und
Oberstein, später
Grafen von
Falkenstein genannt), 1766 an Leiningen-Heidesheim, dann an
Trier kam.
Das Fürstentum hat 502,89 qkm und (1890) 41242 E., darunter 32391
Evangelische, 8044 Katholiken und 583 Israeliten,
und ist ein steiniges Bergland, durchzogen von Zweigen des zum Hunsrück gerechneten
Idar- und
Hochwaldes, die hier bis zu 630 m
Höhe aufsteigen. Die Nahe, die an der Südgrenze entsteht, durchfließt das Land in gewundenem Laufe. Durch ihr
Thal
[* 25] ist
die Rhein-Nahe-Bahn mit großen Kosten geführt. Ungeachtet der vielen
Berge, Felsen und ausgedehnten
Wälder, die 200 qkm (davon 32,3 Proz. Staatsforst) einnehmen, hat Birkenfeld Ackerland
und infolge des milden
Klimas in den untern
Thälern auch etwas
Weinbau, der jedoch immer mehr zurückgeht. Doch wird nicht
genug
¶
mehr
24 Brotfrucht zur Deckung des Bedarfs gewonnen. Von größerm Belang ist die Viehzucht,
[* 27] namentlich die Rindviehzucht. Das
häufige Vorkommen von Achatsteinen hat zu einem eigentümlichen Gewerbe Veranlassung gegeben, zu dem sog. Obersteinischen
Fabrikwesen, das wesentlich im Schleifen und Verarbeiten von Achaten zu Bijouteriewaren (120 Schleifereien mit 8000 Arbeitern)
besteht, dessen Hauptsitze die StädteOberstein (s. d.) und Idar sind. Neben diesen Achatwaren führt Birkenfeld nur
noch Vieh, Holz,
[* 28] Schiefer und Eisen
[* 29] aus.
Das Fürstentum ist in die 2 Amtsgerichtsbezirke Birkenfeld (ehemals Sponheimisches Gebiet) und Oberstein und in 5 Bürgermeistereibezirke
eingeteilt. Dem Regierungskollegium zu (ein Präsident und zwei Mitglieder), unmittelbar dem Ministerium
zu Oldenburg unterstellt, liegt die gesamte Civilverwaltung ob. Der Provinzialrat setzt sich aus 15 Abgeordneten zusammen
und wird jährlich zweimal durch die Provinzialregierung einberufen. Birkenfeld gehört zum Bezirk des 8. Armeekorps und zum Landgericht
Saarbrücken,
[* 30] bei dem ein oldenb. Richter Sitz und Stimme hat.
Das prot. Kirchenwesen steht unter dem 1823 errichteten Konsistorium; die zwölf luth. und zwei reform.
Pfarreien sind einem Superintendenten unterstellt, der zugleich Mitglied des Konsistoriums ist. Die sieben kath.
Pfarreien werden von einem Dechanten beaufsichtigt, der unter dem Bischof von Trier steht. Die 4 israel. Synagogengemeinden
haben 1 Landrabbiner, der in der Stadt Birkenfeld seinen Sitz hat. An der Spitze der selbständigen Gemeindeverwaltungen
stehen Bürgermeister als Staatsbeamte. Die Ausgaben des Fürstentums betrugen (1890) 530950 M., die Einnahmen 533250 M. -
Vgl. Barnstedt, Geogr.-histor.-statist.
Beschreibung des Fürstentums Birkenfeld (Birkenf. 1845); Böse, Das Grohherzogtum Oldenburg
(Oldenb. 1803).
2) Hauptstadt des Fürstentums B.,in 382 m Höhe, am Zimmerbach, 40 km südöstlich von Trier, an der Linie
Bingerbrück-Neunkirchen (Bahnhof Birkenfeld-Neubrücke) der Preuß. Staatsbahnen
[* 31] und der der Stadt Birkenfeld gehörigen Privatbahn Birkenfeld-Neubrücke-Birkenfeld
(5,23 km), ist Sitz des Regierungskollegiums, des prot. Konsistoriums, eines Amtsgerichts (Landgericht Saarbrücken) und
hat (1890) 2443, als Bürgermeisterei 7135 (3530 männl., 3605 weibl.) E., Post zweiter Klasse, Telegraph,
[* 32] Zollamt, Steuerrezeptur; evang. und kath.Kirche, großherzogl.
Gymnasium mit Realabteilung (Direktor Back, 13 Lehrer, 141 Schüler), höhere Privatmädchenschule, Elisabethkrankenhaus; Fabrikation
von Holzschuhen, Tabak
[* 33] und Cichorien, Gerberei, Bierbrauerei,
[* 34] Viehzucht und Viehmärkte.
Nahebei auf einer Anhöhe das alte, zerfallene Residenzschloß oder «Burg Birkenfeld», im 14. Jahrh. von den GrafenSponheim erbaut,
und das kleine Bad
[* 35] Sauerbrunnen bei dem Dorfe Hambach mit drei eisenhaltigen Säuerlingen, der Trink-,
der Bade- und der Albertusquelle, sowie Schwollen (Dorf) oder der «Birkenfelder
Sauerbrunnen», jod- und bromhaltige, alkalische Eisenquellen. Bei dem Dorfe Brücken
[* 36] eine Holzessigfabrik (Verein für chem.
Industrie zu Frankfurt
[* 37] a. M.) und bei dem Dorfe Abentheuer eine Holz-Imprägnierfabrik.
– Der Ort war bis 1733 Residenz der Pfalzgrafen Zweibrücken-Birkenfeld.