22 nach
Rom und
[* 2] gab von dort aus dem 1350 gestifteten
Kloster in Wadstena am Wettersee, dessen erste
Äbtissin 1357 ihre Tochter,
die heil.
Katharina, wurde, eine Regel, die ihr vom Herrn selbst geoffenbart worden sei und die sie darum regula Sancti Salvatoris
nannte. Papst
Urban Ⅴ. genehmigte 1370 die Regel. Nachdem
Birgitta noch eine
Wallfahrt nach
Jerusalem
[* 3] gemacht
hatte, starb sie zu
Rom ihre
Leiche ward nach Wadstena übergeführt, sie selbst 1391 durch
Bonifacius Ⅸ .heilig
gesprochen.
Von ihren
Schriften sind die wichtigsten die acht
Bücher der «Revelationes» (erste Ausg.
Lübeck
[* 4] 1492), die eine tiefeMystik und ernstes Drängen auf eine
Reformation der
Kirche enthalten. Der
Birgittenorden vereinigte
Männer und Frauen in einem
Kloster, doch wohnte jedes Geschlecht in einem besondern
Gebäude; daran schlossen
sich
Tertiarier beiderlei Geschlechts. Die
Klausur war sehr streng;
Sonntags ward in der Landessprache gepredigt, auch für
das
Volk. In seiner Blütezeit zählte der
Orden
[* 5] 74 Klöster, von
Finland bis
Spanien
[* 6] zerstreut; er erreichte
sein Ende in
Schweden
[* 7] zur Zeit der
Reformation, in
Spanien im 17. Jahrh. –
Vgl. Fred. Hammerich, Den hellige
Birgitta og Kirken
i Norden
[* 8] (Kopenh. 1863; deutsch von Michelsen, Gotha
[* 9] 1872);
Clarus, Leben und Offenbarungen der heil.Brigitta
(Regensb. 1888);
Volksstamm, den
Abakan-Tataren zugehörig, im sibir. Gouvernement
Jenisseisk, an den Ufern des Abakan, ist in den benachbarten
Katschinzen aufgegangen. In alter Zeit nomadisierten die am
FlußBirjussa (s. d.), dem sie den
Namen gaben.
Fluß in den russ.-sibir. Gouvernements
Irkutsk und Jenisseisk, 400 km lang, bildet nach
Vereinigung mit der
Uda die Tasjejewa, welche links in die
Angara, kurz vor ihrer
Vereinigung mit dem Jenissei, mündet. Im Quellgebiet der Birjussa im
Sajanschen
Gebirge finden sich Goldwäschereien.
1)
Kreis
[* 13] im
SW. des russ. Gouvernements Woronesch, hat 4399,9 qkm mit 259686 E. (meist
Kleinrussen),
Ackerbau
und Viehhandel. In demselben liegt der Flecken
Aleksjejewka (s. d.).
–
2) Kreisstadt im
Kreis Birjutsch, 138 km südsüdwestlich von Woronesch, an der rechts zum
Don gehenden Tichaja Sosna, hat (1890) 4502 E.,
Post,
Telegraph,
[* 14] 4 russ.Kirchen, etwas
Handel und
Industrie.
Birjutsch, 1705 von Kosaken gegründet, wurde 1795 Kreisstadt.
(BetulaL.), Pflanzengattung aus der Familie der
Betulaceen. Die Birke sind einhäusigeBäume
oder
Sträucher mit in
Kätzchen gestellten
Blüten. Die männlichen
Kätzchen entwickeln sich schon im
Sommervor der Blütezeit
und befinden sich daher den ganzen Winter hindurch an den entlaubten Zweigen, während die viel kleinern weiblichen
Kätzchen
erst mit dem Laubausbruch im
Frühling erscheinen, zu welcher Zeit auch erst die sich dann verlängernden
männlichen
Kätzchen aufblühen.
Diese tragen die
Blüten, aus sechs von häutigen Hüllblättchen umgebenen
Staubgefäßen bestehend, unter gestielten, schildförmigen
Schuppen. Die weiblichen
Kätzchen haben dreilappige, flache
Schuppen, unter deren jeder sich drei
Fruchtknoten mit zwei fadenförmigen
Narben befinden. Aus jedem
Fruchtknoten entsteht ein mit zwei Flügeln versehenes
Nüßchen, gewöhnlich
Birkensame genannt. Bei der Samenreife lösen sich die
Nüßchen samt den
Schuppen von der Ährenspindel los, die stehen bleibt.
Die Abbildung auf
TafelLaubhölzer:
WaldbäumeII,
[* 1]
Fig. 2, zeigt die gemeine
Weißbirke
(Betulaverrucosa Ehrh.)
als
Baum, außerdem von dieser Art: 1. Die
Spitze eines
Triebes mit den großen männlichen und den kleinern
weiblichen
Kätzchen, 2. belaubten Zweig mit einem Fruchtkätzchen und an der
Spitze mit zwei männlichen Blütenknospen, 3. Triebspitze
mit Laub- und männlichen Blütenknospen im Winter, 4. und 5.
Stücke weiblicher
Kätzchen, 6. weibliche
Blüte
[* 15] mit drei nackten
Fruchtknoten, deren jeder zwei fadenförmige Narben trägt, 7 ‒ 9. männliche
Blüten von vorn, von der
Seite und von unten gesehen, 10.
Staubgefäß, 11.
Deckblatt der weiblichen
Blüte, 12. die aus dem
Deckblatt erwachsene Deckschuppe, 13. geflügelte
Frucht, Birkensame. (1, 3 ‒ 5 natürliche
Größe, 2 verkleinert, 6 ‒ 13 vergrößert.)
Die Birkenarten zerfallen in
Baum- und Strauchbirken. Erstere sind der Mehrzahl nach in Nordamerika,
[* 16] letztere
in der gemäßigten und Polarzone der
Alten Welt und auf den Hochgebirgen Nord- und Mitteleuropas zu Hause. Baumbirken Europas
sind die gemeine
Weißbirke
(Betula. verrucosa Ehrh.,
BetulaalbaL.), auch Steinbirke,Maserbirke, Harzbirke und Maie genannt, und die weichhaarigeBirke
(Betulapubescens Ehrh.,
albaBechst., odorataBechst.), auch Ruchbirke genannt.
Die
Weißbirke zeichnet sich vor allen europ.
Laubhölzern aus durch ihren schlanken, mit weißer, der Quere nach bandförmig
sich abrollender Korkrinde bekleideten
Stamm, ihre leichte, zierlich verästelte, dünnbelaubte
Krone. An ältern
Bäumen wird
die Rinde vom Fuße bis zur
Krone allmählich dicker, sehr hart, längs- und querrissig und schwärzlich
gefärbt. Die langgestielten, doppelt gesägten, herzförmigen, zugespitzten
Blätter sind ausgewachsen unbehaart.
JungeBlätter,
Blattstiele und
Triebe sind namentlich bei jugendlichen
Pflanzen behaart, noch mehr ist dies der Fall bei den
mancherlei
Abweichung in der Form zeigenden
Stockausschlägen. Die Birke trägt im 10.‒30. Jahre keimfähigen Samen,
[* 17] der meist schon zeitig, Ende Juni oder im Juli, abfliegt und sofort keimt. Später im Herbst abfliegender Same keimt erst
im nächsten
Frühjahr. Die jungen
Blätter und
Triebe zeigen zahlreiche, warzige, ein wohlriechendes Wachsharz ausscheidende
Drüsen.
Beim Laubausbruch bildet dieses Harz einen glänzenden klebrigen
Überzug, an ältern
Blättern weißliche Fleckchen.
Das
Holz der
[* 18] Birke ist ein vorzügliches Brennmaterial und sehr tauglich für Wagnerarbeiten, Gartenmöbel, Schnitzereien,
Schuhnägel u. s. w., als
Bauholz ist es nicht verwendbar, denn in feuchter Luft wird es gewöhnlich schon nach Jahresfrist
morsch. Birkenreisig wird vielfach zu
Besen verarbeitet, sodaß es die Beachtung der Forstwirtschaft verdient. Die
¶
mehr
23 an Betulin (s. d.) sehr reiche weiße Rinde widersteht der Verwesung, wird von
Feuchtigkeit nicht durchdrungen, dient daher als Unterlage, um Feuchtigkeit von Schwellen und Balken abzuhalten. Man benutzt
sie deshalb, z. B. in Schweden, auch zum Dachdecken, indem man die aufgenagelte Rinde mit Rasenplaggen belegt. Aus der weißen
Rinde wird ferner der Birkenteer(s. d.) gewonnen, aus diesem das zur Bereitung von Fruchtsäften dienende
Birkenöl (s. d.). Aus Birkenlaub wird das sog.
Schüttgelb (s. Beerengelb) gemacht. Den im Frühjahr in reichlicher Menge aufsteigenden Saft benutzt man zur Bereitung von
Birkenwasser (s. d.).
Der Verbreitungsbezirk der Weißbirke läßt sich sicher nicht angeben, da früher meist die beiden Arten
der Birke verwechselt oder nicht streng geschieden wurden. Hauptsächlich ist sie heimisch im nördl.
und östl. Europa,
[* 20] im norddeutschen Tiefland, in den baltischen Ländern, doch kommt sie auch in Norwegen, in der Türkei,
[* 21] in
Schottland, Syrien, Italien u. s. w. vor. Sie gedeiht auch auf dem magersten und trockensten
Boden und eignet sich besonders zum Niederwaldbetrieb.
Zum Hochwaldbetrieb in hohem Umtrieb eignet sie sich nicht, da sie sich mit zunehmendem Alter sehr licht stellt und der Boden
wegen des zu großen Lichteinfalls unter ihr verangert. In jungen Fichtenbeständen, in die sie sich gern eindrängt, wird
sie zwar durch das Abpeitschen der Nadeln
[* 22] mittels ihrer biegsamen Ruten bei windigem Wetter
[* 23] oft nachteilig,
gewährt aber in den ersten Jahren den jungen Fichten Schutz gegen mancherlei Gefahren, z. B. gegen Frost, Wildverbiß.
Die weichhaarige Birke, Betulapubescens Ehrh.,
ein auf moorigem, feuchtem Boden wachsender Baum, der sich zwar überall in Deutschland findet, vorzüglich
aber in Nordeuropa und Rußland vorkommt, wo er dichtgeschlossene Wälder bildet, unterscheidet sich von der gemeinen Birke durch
die mattweiße Farbe der Rinde, den völligen Mangel an Wachsharzabsonderung an Zweigen und Blättern und den weichen, sammetartigen
Überzug derselben. Der Gebrauchswert dieser Birke ist wohl derselbe wie der der Weißbirke.
Unter den amerik. Baumbirken sind namentlich die mit glatter, dunkelgrauer, sich nicht ablösender Rinde versehene BetulalentaL. und die Betularubra Michx. oder nigraL., deren Rinde sich an den Stämmen in rötlich oder schwärzlich gefärbte,
dünne Schuppen auflöst, beliebte Zierbäume bei uns geworden. Von Strauchbirken ist als die kleinste
und zierlichste Art zu erwähnen die Zwergbirke (BetulananaL.) mit niedergestreckten Stämmchen und Ästen, deren Spitzen
oft nur aus dicken Moospolstern hervorragen, mit aufrechten, länglichen Fruchtähren. Sie wächst auf Torfmooren der Hochgebirge
sowie in der Polarzone. Ihr Saft gilt bei den Alpenbewohnern für ein Mittel gegen Auszehrung, Gicht und
Hautausschläge.
Feinden und Gefahren sind die Birke wenig ausgesetzt. Von Frost haben sie äußerst selten zu leiden; von Insekten
[* 24] bewirkt wirklich
empfindlichen Schaden nur manchmal der Birkensplintkäfer (Scolytus RatzeburgiJans.).