größter
Fluß der südamerik. Republik
Chile,
[* 11] entspringt im
Osten der hohen Cordillere
aus dem See Guayeltin unter 38° 40' südl.
Br., fließt nordwestlich durch die
Provinzen und Concepcion und mündet nach einem
Lauf von 370 km 18 km unterhalb Concepcion in den
Großen Ocean. Auf der rechten Seite nimmt er den Rio
[* 12] Duqueco
und den aus dem See von Antuco kommenden Rio Laja, auf der linken den wasserreichen, bis Nacimiento aufwärts schiffbaren
Rio
Vergara auf; er selbst ist nur mit ganz flach gehenden
Booten zu befahren, im obern
Teil zu reißend, im untern bei großer
Breite
[* 13] zu seicht, auch verbietet die
Barre an seiner Mündung Schiffen die Einfahrt. Zwei
Eisenbahnlinien
überschreiten ihn auf 500
bez. 1889 m langen
Brücken.
[* 14]
Provinz in der südamerik. Republik
Chile, liegt zu beiden Seiten des obern Laufs des Biobio, grenzt im N. an Rio
Laja, im O. an
Argentinien, im
S. an die
Provinzen Malleco undCautin und im
W. an Concepcion und die Cordillera
de Nahuelbuta. Die
Anden erheben sich in V. im
Vulkan von Antuco zu 2762, im Callaqui zu 2972 m. Im O. hat sie
Wälder mit herrlichem
Bauholz, mit dem ein sehr bedeutender
Handel getrieben wird. Die ebenen Gegenden sind zum
Teil sehr sandig
und dann wenig fruchtbar. Auf den Abhängen der Hügel sieht man noch viele
Weinberge. hat auf 10769 qkm (1893) 129651 E.,
zerfällt in die Departements Laja, Nacimiento und
Mulchen (s. d.) und wird von der Eisenbahn
Concepcion-Angol durchzogen.
Eine
Bahn über den Pichachenpaß (1990 m) ist geplant. Hauptstadt ist
Angeles (s. d.).
Grundgesetz wurde
von Haeckel ein Gesetz genannt, welches er gleichzeitig mit Fritz
Müller aus den
Thatsachen ableitete, daß ein Organismus in seiner individuellen
Entwicklung (Ontogonie) die Entwicklungsstufen, welche seine
Ahnenreihe im Laufe der
Zeiten durchlaufen hatte (Phylogonie), wiederhole. Vielfach kann man aus den Entwicklungszuständen
eines
Tieres die Beschaffenheit der verschiedenen aufeinanderfolgenden Generationen seiner
Vorfahren erschließen.
Aus der
Metamorphose der Frösche
[* 16] läßt sich erkennen, daß diese schwanzlosen, mit
Gliedmaßen und
Lungen größtenteils auf dem
Lande lebenden
Amphibien von solchen ältern Formen abstammen, welche ohne horizontale
Gliedmaßen und
Lungen, aber mit vertikal
abgeplattetem Ruderschwanze und Kiemen ausgestattet, ausschließlich Wasserbewohner waren. Durchaus nicht
immer darf man indessen voraussetzen, daß die Ontogonie eines Wesens ein unfehlbar sicheres und genaues Spiegelbild seiner
Phylogonie sei.
Embryonen und Larven sind auch selbständige Organismen und besitzen als solche die Fähigkeit, sich selbständig an äußere
Umstände anzupassen. Viele provisorische Larvenorgane, die
Eihäute der Embryonen u. s. w. sind Resultate selbständiger
Anpassungen, es sind Erscheinungen der sog. Cenogenesis (Haeckel), aber durchaus nicht ontogenetische
Ausdrücke phylogenetischer Vorgänge, sie gehören nicht der Palingenesis (Haeckel) an. Eine der Hauptaufgaben der modernen
Entwicklungsgeschichte ist, die auf
Vererbung (s. d.) beruhenden palingenetischen Erscheinungen von den aus selbständiger
Anpassung hervorgegangenen cenogenetischen genau unterscheiden zu lehren.
(grch., d. h.
Lebensbeschreibung) ist die mit geschichtlicher Kunst ausgeführte
Darstellung des Lebens einer
Person und umfaßt sowohl deren äußere Geschichte wie innere geistige und sittliche
Entwicklung. Sie unterscheidet sich darum
von dem bloßen
Lebenslauf (curriculum vitae), der die Ereignisse eines Lebens nur äußerlich aneinander reiht, sowie
von dem
Nekrolog, der über
Geburt, wichtigste Erlebnisse und Ende eines Dahingeschiedenen meist in noch äußerlicherer
Weise
handelt.
Die wahre Biographik, als ein Zweig der Geschichtschreibung, kann nur auf
Personen von allgemein menschlicher Bedeutung, die
durch ihre
Schicksale und ihre Thätigkeit eine geschichtliche
Stellung einnehmen, Anwendung finden. In jedem Falle
ist die genaueste Kenntnis der Lebensumstände des Dargestellten und des ganzen Zeitalters, dem er angehörte und dessen
Einflüsse seinen Strebungen
Richtung gab, sodann strenge Wahrheitsliebe und ein völlig parteiloser Standpunkt für den Geschichtschreiber
(Biographen) erforderlich.
Eine eigentümliche Art der Biographie ist die
Autobiographie oder
Darstellung des eigenen Lebensganges, wofürAugustins
«Confessiones» und
Rousseaus«Confessions» berühmte
Beispiele sind. Zu dieser Gattung gehören zum
Teil auch die Memoiren (s. d.).
Zur Abfassung solcher Selbstschilderungen gehört ein hoher
Grad von Selbsterkenntnis und Wahrheitsliebe, Eigenschaften, die
nur von dem zu erwarten sind, der im gerechten Gefühl seines Werts auch Schwächen und
Fehler ohne Beschämung bekennen
darf. Von der Charakteristik unterscheidet sich die Biographie insofern, als sie das Menschenleben in allen seinen
Verhältnissen ausführlich entwickelt, während
¶
mehr
die Charakteristik nur in einzelnen hervorstechenden Zügen das innere Wesen und die Leistungen eines Menschen zu zeichnen
sucht. Diejenigen Werke, die das innere Leben und den Entwicklungsgang eines bedeutenden Menschen unter dem Gesichtspunkt künstlerischer
Wirkungen zur Anschauung bringen, wie z. B. «Dichtung und Wahrheit» von Goethe, kann man nur bedingungsweise den
biogr. Darstellungen zuzählen, da sie wohl ideale, aber nicht streng geschichtliche Wahrheit erstreben.
Die ungemein reiche biogr. Litteratur besteht aus einzelnen und Sammlungen solcher. Schon das Altertum besitzt Lebensbeschreibungen
ausgezeichneter Persönlichkeiten; es sei nur an die des Agricola von Tacitus, Alexanders d. Gr. von Curtius, an Plutarch, Cornelius Nepos
u. s. w. erinnert. Das Mittelalter ist reich an LebensbeschreibungenHeiliger, während das Leben von Fürsten
und Staatsmännern seltener Gegenstand der schriftstellerischen Thätigkeit wurde.
Erst seit dem 16. Jahrh. (mit den interessanten Selbstbiographien desThomasPlatter, Götz von Berlichingen, Hans von Schweinichen
u. a.) gewinnt die biogr. Litteratur größern Umfang und entwickelt sich dann allmählich zu einem bibliographisch
kaum noch zu bewältigenden Reichtum. Den Versuch, diese Litteratur zu verzeichnen, machte Öttinger in der «Bibliographie
biographique» (Lpz. 1850; 2. Aufl., 2 Bde.,
Brüss. 1854). Unter der großen Menge der Lebensbeschreibungen, Leben, Nekrologe, Ehrensäulen, Denkmale, der engl. Lives,
Biographical notices, der franz. Vies, Notices, Mémoires, Biographies
und wie die Titel solcher Schriften heißen mögen, können jedoch nur wenige durch die Fülle des gebotenen Stoffes oder die
Kunst der Darstellung auf litterarhistor.
Die biogr. Sammlungen sind sehr verschiedener Art, je nachdem sie bei größerer oder geringerer Ausführlichkeit in der
Darstellung entweder 1) die merkwürdigen Persönlichkeiten aller Gegenden und Zeiten (allgemeine biogr.
Wörterbücher), oder 2) bloß die eines bestimmten Zeitabschnittes (neuere Zeit, Altertum, ein bestimmtes Jahrhundert), oder
3) die einer bestimmten Nation umfassen, oder endlich 4) Personen behandeln, die sich in einem bestimmten Stande, als Regenten,
Staatsmänner, Krieger, Gelehrte (Gelehrten- und Schriftstellerlexika), Künstler (Künstlerlexika) namhaft
gemacht haben.
Als Beispiele allgemeiner biogr.Wörterbücher seien genannt: Bayle, «Dictionnaire historique et critique» (von 1697 an in
verschiedenen Ausgaben, zuletzt Par. 1820 in 16 Bdn.);
«Nouvelle biographie général, publiée sous la direction de Hoefer» (46 Bde.,
Par. 1857–66);
Öttinger, «Moniteur des dates» (in deutscher Sprache,
[* 20] 6 Bde., Lpz. 1869; mit
Supplement 1879–81);
Jal, «Dictionnaire critique de biographie et d'histoire» (2. Aufl.,
Par. 1772).
Andere berücksichtigen auch alle Nationen, beschränken sich aber auf bestimmte Zeiten, z. B. «Der Neue
Plutarch» (von der Reformation bis zur Gegenwart, hg. von Gottschall, 12 Bde.,
Lpz. 1874–88);
Hirsching, «Histor.-litterar. Handbuch des 18. Jahrh.»
(17 Bde., ebd., 1794–1815);
Michaud, «Biographie des hommes vivants» (5 Bde.,
Par. 1816–19);
«Zeitgenossen» (3 Reihen, jede zu 6 Bdn.,
Lpz. 1816–41);
Arnault, «Biographie des contemporains» (20 Bde.,
Par. 1820–25);
Vapereau, «Dictionnaire universel des contemporains» (6. Aufl.,
ebd. 1891 fg.);
«The Men of the time. A dictionary of contemporaries» (13. Aufl.,
hg. von Washington
[* 21] Moon, Lond. 1891);
«The Celebrities of the century» (hg. von Sanders, ebd. 1890).
Sehr zahlreich sind biogr. Sammelwerke für einzelne Nationen, Staaten, Städte u. s. w.;