Kreisgesundheitsamt, Kreisbauamt,
Amtsgericht (Landgericht Mainz),
[* 2]
Zoll-, Hauptsteueramt, Steuerkommissariat; eine spätgotische
evang.
Pfarrkirche (15. Jahrh.) mit erneuter roman.
Krypta aus dem 11. Jahrh., eine kath. (Kapuziner-)
Kirche, eine
Synagoge,
eine Realschule (Direktor Dr.
Walter, 13
Lehrer, 239
Schüler), ein 1863 in mittelalterlichem
Stil restauriertes Rathaus, Reichsbanknebenstelle,
Handelskammer,
Gas- undWasserwerke. Außer bedeutendem
Weinbau (besonders berühmt der Scharlachberger)
bestehen Tabaksfabriken, ausgedehnte Gerbereien, Schaumweinfabrikation, lebhafter Kleinhandel und bedeutende Rheinschifffahrt.
Über der Stadt erhebt sich die 1689 von den
Franzosen zerstörte, seit 1854 von ihrem jetzigen Eigentümer, Rosenbaum in
Berlin,
[* 3] wieder aufgebaute
Burg Klopp, im Mittelalter ein berühmtes Kastell, von dem aus
KaiserHeinrich Ⅴ. seinen
VaterWeihnachten 1105 gefangen nach Böckelheim bringen ließ. Die
Burg ist röm. Ursprungs und wahrscheinlich von Drusus zum
Schutze des Ortes Bingium oder Vincum angelegt. Östlich von der Stadt, 104 m über dem Rhein, der Rochusberg mit dem auf dem
sog. Scharlachkopfe 1887 erbauten Aussichtsturme (21 m hoch) und der zum
Andenken an die
Pest 1666 erbauten, 1814 erneuerten, durch Blitzschlag gänzlich zerstörten Rochuskirche. 1814 war
Goethe zur Zeit des Rochusfestes in Bingen
[* 4] anwesend und hinterließ der
Kirche als Andenken ein
Bild des heil. Rochus (von Luise
Seidler), welches aus dem
Brande gerettet wurde.
Unterhalb
B.s, am Fuße des
RüdesheimerBerges, das bekannte
Bingerloch im Rhein, eine
Stromenge, die Jahrhunderte
hindurch die Schifffahrt erschwerte, seit 1834 aber durch Sprengungen von der preuß. Regierung
auf 66 m verbreitert ist. Hier steht mitten im
Strome auf einem Felsen der sog. Mäuseturm, wahrscheinlich um das J. 1000 vom
Mainzer Erzbischof Willigis zum Zwecke der Landesverteidigung erbaut, berühmt jedoch durch die Sage,
daß in demselben Erzbischof Hatto von Mainz von den Mäusen gefressen worden sei.
Seit 1856 restauriert, dient der
Turm
[* 5] zum Geben von Warnungssignalen, wenn wegen eines herankommenden Schiffs das
Bingerloch
nicht zu passieren ist. Bingen gegenüber das Nationaldenkmal zum Andenken an den
Krieg von 1870 und 1871. (S.
Niederwald.) – Im J. 70 n. Chr. fand bei Bingium eine
Schlacht zwischen den
Römern und aufständigen Galliern statt. Im
Mittelalter war Bingen.
Freie Reichsstadt und eins der ersten Mitglieder des rhein.
Städtebundes. Im Dreißigjährigen
Kriege wurde
es wiederholt erobert und 1689 von den
Franzosenzerstört.
L. G., franz. Offizier und Afrikareisender, der durch dreimaligen länger
andauernden Aufenthalt in
Senegambien die
Aufmerksamkeit des franz. Gouverneurs und
Generals Faidherbe auf sich zog und dessen
Unterstützung für sein großartiges Reiseunternehmen erhielt, Nordwestafrika vom obern
Niger bis zur
Küste von
Guinea zu
durchqueren. Binger reiste 1887 von
Bammako über Tenetu nach Sikaso und südlich nach
Kong, das er erreichte. Er stellte
hier fest, daß das bisher auf den Karten, wenn auch mit Fragezeichen, eingetragene
Kong-Gebirge gar nicht existiert, daß
die
Wasserscheide zwischen den Zuflüssen zum
Niger und den nach dem Golf von
Guinea südlich strömenden
Flüssen Lahu und Akba (oder Komoe) in einer fast unmerklichen Bodenerhebung besteht und etwa unter
10° nördl.
Br. und 5° westl. L. von Greenwich liegt.
Von
Kong wandte sich Binger nach Norden
[* 6] und über den
SchwarzenVolta bei Baromo östlich nach Wagadugu (Juli 1888).
Zur Umkehr nach
Süden gezwungen, erreichte er durch Grussi im Oktober
Salaga, dann
Kintampo und
Bontuku. Am traf er in
Kong mit dem ihm entgegengesandten Treich-Laplène zusammen und folgte mit diesem vereint dem Lauf des Akba bis
Groß-Bassam
an der
Elfenbeinküste. Durch
Verträge mit den Häuptlingen in Tieba,
Kong, und
Bontuku stellte er die weiten
Länderstrecken zwischen dem obern
Niger und dem
Busen von
Guinea unter franz. Einfluß und wies dem Handelsverkehr nach der
franz.
KolonieGroß-Bassam neue Wege. Er beschrieb seine
Reise in dem zweibändigen Werke: «Du
Niger au Golfe de
Guinée» (Par.
1891). Binger wurde 1892 an die
Spitze einer neuen Mission gestellt, um die Abgrenzung des franz. und engl.
Territoriums im Aschantigebiet gemeinsam mit dem engl.
KommissarKapitän Lamb vorzunehmen, doch trennte sich Binger infolge von
Meinungsverschiedenheiten bald von der engl.
Kommission und erforschte allein das Gebiet von
Assini bis nördlich nach
Kong.
Weiler im
Kreis
[* 7] Kreuznach
[* 8] des preuß. Reg.-Bez. Koblenz,
[* 9] links am Rhein,
an der Mündung der Nahe,
Bingen (s. d.) gegenüber, an den Linien
Köln-Frankfurt a. M. (222,3 km), Bingerbrück-Neunkirchen (120,60
km) und der
Nebenlinie Bingerbrück-Langenlonsheim-Simmern (45,6 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 10] die durch eine
Gitterbrücke über die
Nahe mit dem Bahnhofe beiBingen und durch eine Dampffähre über den Rhein mit der Nassauischen Eisenbahn
bei
Rüdesheim verbunden sind, war ursprünglich nur preuß. Grenzpoststation und Zollamt und
bestand bis zum Beginn der Eisenbahnbauten nur aus 4 Häusern mit 23 E., hat aber jetzt (1890) 1255 E., darunter 483
Evangelische,
Post zweiter
Klasse undTelegraph.
[* 11] Bingerbrück mit dem Mäuseturm (s.
Bingen) gehört gegenwärtig noch zur Gemeinde
Weiler bei (auch
Weiler bei
Bingen genannt), welcher Ort 3 km westwärts von Bingerbrück liegt und 1220 E. zählt. Die
Trennung der beiden
Ortschaften in zwei polit. Gemeinden ist bevorstehend. Bingerbrück ist Sitz der
BürgermeistereiWaldalgesheim (8 Ortschaften
mit 7000 E.), hat eine kath.
Kirche und eine Wasserleitung;
[* 12] ferner Weingroßhandel, Ziegel- und Kalkbrennerei.
(spr. bíngämmt'n),Hauptstadt des County
Broome im nordamerik.
Staate Neuyork,
[* 13] an der
Vereinigung des Chenango
und des
Susquehanna, Knotenpunkt der Neuyork-, Lake-Erie- und Western-, der Delaware-, Lackawanna- und Western- und anderer
Bahnen, ist schön angelegt und hat bedeutenden
Handel, beträchtliche und vielseitige
Industrie und (1890) 35005 E., 4
Banken
und 2 Sparbanken, Fabrikation von
Chemikalien, Handschuhen, Papier, Fässern, Werkzeugen,
Maschinen, Schuhen, Knöpfen;
ferner
Gerbereien,
Glas-,
Eisen- und Kohlenwerke und Steinbrüche.
Besonders hervorragend ist die Cigarrenfabrikation.
(spr. -lĭ),Stadt im West-Riding der engl.
GrafschaftYork, am rechts zur Duse gehenden
Aire und am Leeds-Liverpoolkanal, 8 km im NW. von
Bradford, hat (1891) 10023 E.,
Fabriken für Wollwaren und Kammgarn.
Staatsdienst, in dem er 1866 zum Justizministerialrat aufrückte, und ist seit Errichtung des Reichsgerichts in Leipzig
[* 17] (1879)Vorsitzender des zweiten Civilsenats (für rhein. Recht). Er veröffentlichte außer Aufsätzen in Fachzeitschriften insbesondere
kommentierte Ausgaben der bad. Einführungsgesetze zum Reichs-Strafgesetzbuch (mit Eisenlohr, Heidelb. 1872) und zu den Reichs-Justizgesetzen
(ebd. 1879), eine Ausgabe des BadischenLandrechts in neuer Fassung nebst ergänzenden Gesetzen (Mannh.
1879), Bemerkungen zu dem Entwurf eines DeutschenBürgerlichen Gesetzbuches (im «Sächs. Archiv für Civilrecht und Prozeß»,
1891).