Hören, das Wahrnehmen des
Schalls mit Hilfe beider
Ohren im Gegensatze zum monaurealen Hören,
d. i. zum
Hören mit einem
Ohre. Obwohl ersteres in der Regel stattfindet, ist dasselbe doch erst neuerdings untersucht
worden (A. Steinhauser, «Die
Theorie des Binaureales Hören»,
Wien
[* 2] 1877), indem man sich bis dahin mit der
Lehre
[* 3] vom monaurealen Hören begnügte,
welche die Erforschung der Einrichtung des menschlichen
Ohres und seiner
Teile zum Gegenstand hatte, sowie auch die Untersuchung,
in welcher
Weise das Hören mit einem
Ohre zu stande kommt.
Nach Steinhauser hat das Binaureales Hören hauptsächlich den Zweck, aus den verschiedenen
Stärken, mit denen ein
Schall
[* 4] mittels beider
Ohren gehört wird, die
Richtung zu erkennen, in der die Schallquelle liegt. Nach Versuchen von Rayleigh (1877) orientierte
sich ein
Ohr
[* 5] allein falsch über den Ort, von wo der
Ton einer
Stimmgabel ausging, besser jedoch über die
Richtung, in der eine menschliche
Stimme erklang. Nach Versuchen von Mach ist es wahrscheinlich, daß nur sehr hohe
Töne auf
beide
Ohren ungleich wirken können, was in der Steinhauserschen
Theorie nicht berücksichtigt ist. Hiermit würde
sich auch der scheinbare
Widerspruch zwischen Steinhauser und Rayleigh aufklären.
(tatar.), die tausendköpfige
Höhle, so genannt wegen ihrer zahllosen Verzweigungen, befindet sich
in den westl.
Ausläufern des
Tschatyrdagh auf der Halbinsel Krim
[* 6] und ist durch prähistor.
(spr. bängsch),Stadt in der belg.
ProvinzHennegau, 17 km östlich von
Mons,
[* 7] an der Haine
und an der Linie
Brüssel-Ecaussines- (Sud) Haine-St.
Pierre-Erquelines der
Belg. Staatsbahnen,
[* 8] hat (1890) 10 104 E., Post,
Telegraph,
[* 9] Fabrikation der sog. Fleurs à plat für die
BrüsselerSpitzen. Der früher befestigte Ort wurde im Mittelalter mehrmals belagert und 1554 im
KriegeKarls V. gegen
Heinrich II. zugleich mit dem in der Nähe gelegenen von
Karls Schwester Maria von
Ungarn
[* 10] erbauten Schloß Marienort eingeäschert.
oder
Bandage, in der
Chirurgie ein Zeugstreifen von viel größerer Länge als
Breite,
[* 13] mag
dieser nun aus einer einfachen
Lage bestehen oder durch Zusammenfalten eines breitern Zeugstücks hergestellt sein. Die verschiedensten
leinenen, baumwollenen oder wollenen
Stoffe können zur Anfertigung von Binde benutzt werden. Am häufigsten bedient man sich
der Binde aus Leinwand, Flanell, Gummigewebe, Tricot,
Gaze (Mull). Diese Binde werden aus einem längern Zeugstück
herausgerissen oder herausgeschnitten.
Auch Binde aus breitem
Bande sind im Gebrauch. Die
Breite der Binde schwankt je nach dem beabsichtigten Zwecke zwischen 3-10 cm,
ihre Länge zwischen 1-8 m. Ist der
Streifen nur einfach aufgerollt, so nennt man die Binde eine einfache Rollbinde; sind beide
Enden gerollt, so entsteht die doppelte Rollbinde. Für manche Zwecke verwendet man aus mehrern
Stücken
zusammengesetzte Binde, z. B. T=Binden, vielköpfige Binde.
Ihre Bestimmung ist im allgemeinen, die auf wunde und kranke
Teile gelegten
Deckmittel (Charpie,
Baumwolle,
[* 14]
Kompresse) zu fixieren oder durch Zug
und Druck eine Heilwirkung hervorzubringen, daher sie besonders
bei der Behandlung der Wunden und
Geschwüre,
Geschwülste u. s. w. an äußern
Teilen Anwendung finden.
Die Anlegung der Binde wird, nachdem sie zu einem sog. Bindenkopf aufgerollt sind, nach
bestimmten Regeln vorgenommen, wozu stets Geschick und
Übung erforderlich sind. (S.
Verband.)
[* 15]
Zellgewebe (tela cellulosa), eins der allgemeinsten und am meisten verbreiteten organischen
Gewebe.
[* 16] Die eigentlichen Gewebe des tierischen Körpers, wie die
Muskelbündel,
Nerven,
[* 17] Drüsenbestandteile u. s. w., liegen
meist nicht einfach aneinander, sondern werden durch eine aus feinen Fäden bestehende
Substanz zusammengehalten, durch das
Bindegewebe. In diesem Falle bildet das Bindegewebe, welches jene Gewebsbestandteile umstrickt, kein selbständiges
Gewebe, sondern nur ein Hilfsorgan.
In der Umgebung größerer Gewebsmassen, z. B. der
Drüsen, ganzer
Muskeln und Muskelmassen, tritt es jedoch zu festen
Häuten
zusammen, welche jene scheiden= oder kapselförmig einhüllen; ebenso bildet es die Grundlage der hautartigen
Überzüge der
Leibeshöhlen und der eigentlichen
Haut an der Körperoberfläche. Zwischen größern Gewebsmassen (z. B. der
Haut und
den darunterliegenden
Muskeln) bildet es eine lockere, zellige
Masse, die Zellgewebe heißt.
Das Zellgewebe gehört zu den einfachsten Geweben des Körpers. Es erscheint unter dem Mikroskop
[* 18] in der Form feiner, langer,
welliger, oft untereinander verfilzter Fäserchen und ist dasjenige Gewebe, welches bei Neubildungen stets mit auftritt.
Während die komplizierter gebauten Gewebe nach ihrem
Verlust nur in seltenen Fällen wieder ersetzt werden,
entsteht Bindegewebe überall da, wo solche
Verluste stattgefunden haben; es ist die bekannte Narbensubstanz. (S. Narbe.) Ebenso ist
es auch bei krankhaften Neubildungen beteiligt. Seine chem. Natur ist dadurch charakterisiert,
daß es beim
Kochen Leim giebt und bei Zusatz von
Essigsäure aufquillt und durchsichtig wird. Eine eigentümliche
Modifikation der Bindegewebsfasern sind die sog. elastischen Fasern, die sich besonders in den
Bändern,
Gefäßen und im Lungengewebe finden und die große Elasticität dieser Organe bedingen.
Zellgewebsentzündung
(Cellulitis,
Phlegmone). Bindegewebsentzündung kann wegen der großen
Verbreitung des
Bindegewebes
(s. d.) fast an allen
Stellen des Körpers auftreten, befällt aber mit einer gewissen Vorliebe das Unterhautzellgewebe
der Extremitäten, des
Halses, der weiblichen
Brust, der Achselhöhle und wird meist durch
Bakterien, namentlich Staphylokokken
(s.
Eiter und
Eiterung) erregt, welche durch Wunden, insbesondere Quetschwunden oder durch kleinste Hautrisse in das Unterhautzellgewebe
eindringen. Die akute Bindegewebsentzündung beginnt gewöhnlich ähnlich der
Rose mit heftigem
Fieber, Schwellung, Rötung
und Schmerzhaftigkeit der
Haut und führt in der Regel rasch zu ausgebreiteter Eiterbildung, oft auch zu brandiger
¶
mehr
Zerstörung des Unterhautzellgewebes. Die Behandlung erfordert möglichst frühzeitige große Einschnitte zur Entleerung
des Eiters sowie sorgfältige antiseptische Verbände. Einen mehr schleichenden Verlauf nehmen die sog. interstitiellen Entzündungsprozesse,
welche in dem Bindegewebe der innern Organe (Leber, Nieren, Lungen, Herz u. a.) auftreten; sie führen meist zur narbigen Schrumpfung
oder Cirrhose (s. d.) des betreffenden Organs.