dem 17. Jahrh. der Barockstil (s.
Barock) in
Italien
[* 2] sich der Bildnerei bemächtigt, als dessen glänzendster
VertreterLorenzoBernini
(s. d.) und Alessandro
Algardi (s. d.) zu nennen sind. Die gleiche
Entwicklung nimmt die in der franz., deutschen, niederländ.
Kunst, wobei die letztere namentlich im 17. Jahrh., die deutsche durch Schlüter
um 1700 ihren Höhepunkt erreichte, während die französische Bildnerei seit dem 17. Jahrh.
der italienischen die Führerschaft abnahm, an
Stelle des
Barock ein zierliches Rokoko (s. d.) und weiterhin den Klassicismus
(s. d.) durchführte. Dieser, namentlich durch
Canova und
Thorwaldsen zur Vollendung gebracht, hat im 19. Jahrh. alle Nationen
beherrscht. In neuerer Zeit wurde er erst durch den romantischen
Stil und dann durch den
Naturalismus abgelöst.
-
Außer der Litteratur bei den
Artikeln der einzelnen Kunstgebiete vgl. Lübke, Geschichte der Plastik (3. Aufl.,
Lpz. 1880); Ad. Hildebrand,
Das Problem der Form in der bildenden Kunst (Straßb. 1893).
oder Porträt (frz.Portrait), im allgemeinen die Abbildung
eines
Menschen unter Berücksichtigung seiner individuellen Erscheinung (s. Porträtmalerei). Das
Abbilden oder Porträtieren findet sowohl in plastischen Werken, d. h. in Porträtstatuen (s.
Statue), Porträtbüsten (s.
Büste) oder Porträtreliefs (besonders als Medaillonbildnis, s.
Medaillon), als auch vornehmlich
in Gemälden statt. Man unterscheidet: in Lebensgröße, in Überlebensgröße und in verkleinertem Maßstab;
[* 3]
diejenige Gattung der
Bildnerei (s. d.), welche sich zu ihren
Darstellungen des Holzes, Elfenbeins
u. a. bedient. Holzschnitzereien fertigten fast alle Nationen der Welt schon in ihrem ersten
Bildungszustande.
Bei den alten Ägyptern erlangten sie zuerst einen erhöhten künstlerischen Wert. Mehrere größere
Arbeiten
dieser Art erhielten sich. Die vorderasiat. und früh hellenische Kunst bediente sich mit Vorliebe des
Elfenbeins in dekorativer
Weise zu Inkrustierungen (Kypselos-Lade).
Später in der Blütezeit der griech. Kunst kam das Elfenbein in großartiger
Weise zur Anwendung bei den kolossalen Götterbildern,
wo das Nackte aus Elfenbeinplatten bestand, die man auf einen festen
Kern auflegte, während das übrige
aus
Goldblech gefertigt ward (chryselephantine
Statuen) oder die
Statue aus Holz
[* 4] und
Stein gebildet wurde
(Akrolithe). Später
bediente man sich des Elfenbeins nur zu kleinen, meist dekorativen
Arbeiten. Aus Holz fertigte man im griech.
Altertum in der
Regel die Götterbilder; sie wurden dann meist bemalt, vergoldet, auch mit buntem Putze behängt.
In der spätröm. und altchristl.
Skulptur bilden die Schnitzwerke in Elfenbein einen wichtigen Kunstzweig. Unter ihnen sind
die Diptychen (s. d.) von Interesse. In der Folge wurden diese Elfenbeinplatten
als Verzierung von Büchereinbänden beliebt. Außerdem gab es noch mancherlei geschnitzte Geräte, z. B.
den mit Elfenbein belegten
Stuhl des Erzbischofs Maximian im
Dom zu Ravenna (540-555).
Karl d. Gr. erhielt 803 sogar
zwei
Thüren mit reichem
Schnitzwerk von
Konstantinopel
[* 5] zum Geschenk, dergleichen allerdings auch im
Altertume vorkommen.
Die roman. Kunstindustrie bediente sich des Elfenbeins besonders zu Kaminen, Spiegelgehäusen
und andern Toiletteartikeln. Eine hohe Bedeutung erhielt die Holzschnitzerei in der Zeit des got.
Stils, vornehmlich in der deutschen Kunst. Hier wurden die
Altäre mit zum
Teil sehr umfassenden und figurenreichen Holzbildwerken
geschmückt, wobei man das Nackte in der Regel naturgemäß färbte und die Gewandungen zumeist vergoldete. Als berühmte
Bildschnitzer sind aufzuführen: Tilmann Riemenschneider,
Jörg Syrlin,
VeitStoß, HansBrüggemann u. a.,
sämtlich um 1500 lebend.
Nürnberg
[* 6] und
Augsburg
[* 7] waren besonders in anmutigem kleinerm Schnitzwerk ausgezeichnet. Vorzügliche Porträtmedaillons, in der
Regel aus
Buchsbaum oder weichem
Stein geschnitten, hat die
deutsche Kunst im Anfang des 16. Jahrh. aufzuweisen. Des höchsten
Ruhms in diesem Kunstfache erfreuten sich zu jener Zeit
HansSchwartz und
Heinrich Hagenauer zu
Augsburg
und
Peter Flötner zu
Nürnberg. Von außerordentlicher Vollendung sind auch die bemalten Bildschnitzerei der
SpanierJuan Maria Montañes
(gest. 1649) und Alonzo
Cano (gest. 1667). Im 17. und 18. Jahrh. fand namentlich
die Elfenbeinschnitzerei eine vielfache Verwendung, indem
Kannen und Krüge,
[* 8] Reliefs und
Statuetten aus
diesem
Stoffe gefertigt wurden.
Christoph Angermayer in
München
[* 9] (gest. 1633), Leonhard
Kern (gest. 1663) von
Nürnberg, Alessandro
Algardi,
Antonio Leoni zu
Venedig,
[* 10] François
Duquesnoy, Balthasar
Permoser,
Simon Troger sind anerkannte
Meister. In
Bernstein
[* 11] arbeitete
J. Bildschnitzerei.
Schwarzburger (gest. 1741). Ein besonderer Zweig der Bildschnitzerei war die Kleinschnitzerei,
z. B. aus einem Nußkern, von der das
Grüne Gewölbe in
Dresden
[* 12]
Beispiele bewahrt.
In neuerer Zeit ist die Bildschnitzerei wieder mit vielem Geschick aufgenommen worden und dient einesteils der Möbelfabrikation,
schafft aber andernteils auch selbständige Werke ornamentaler und figuraler Art (z. B. große
Fürstenstatuen in der
Albrechtsburg zu Meißen,
[* 13] von
Franz Schneider inLeipzig
[* 14] geschnitzt). Auch giebt
es ganze Ortschaften, namentlich in den
Alpen,
[* 15] welche die Bildschnitzerei als Hausgewerbe betreiben, so z. B. Oberammergau.
Meist werden dort Crucifixe (von den Herrgottschnitzern) und Heiligenbilder gefertigt. -
Über dasTechnische s. Holzbildhauerei;
über die Bildschnitzerschulen s. Holzindustrieschulen.
auf dem Gebiete des sinnlich Wahrnehmbaren die Form und Gestalt eines Dinges. Da die
Äußerungen des geistigen Lebens sowohl des einzelnen
Menschen wie größerer Gruppen und
Massen von
Menschen ebenfalls eine
bestimmte Gestalt annehmen, so überträgt sich diese Bedeutung auch auf das gesamte Gebiet des geistigen Lebens. Hier machen
sich innerhalb des geistigen Lebens gewisse Musterbilder des Vortrefflichen, Maßstäbe der Beurteilung
geltend, mit welchen man das, was sich der
Auffassung darbietet, vergleicht. Wie mannigfaltig die
Richtungen und
Gesichtspunkte
sind, nach welchen ein solches Musterbild sich geltend macht, so vielfach modifiziert sich der
Begriff der und spricht man
z. B. von wissenschaftlicher, religiöser, sittlicher, politischer, pädagogischer,
industrieller, militärischer Bildung u. s. w., oder auch mit Rücksicht auf die
Unterschiede der geistigen Thätigkeiten, um deren
Übung,
¶
mehr
Entwicklung und Vervollkommnung es sich handelt, von Bildung des Gedächtnisses, der Phantasie, des Verstandes, des Charakters,
des Herzens u. s. w.
Sehr häufig bezeichnet man auch den Inbegriff dessen, was ein Individuum, ein Volk wie ein Zeitalter in diesen verschiedenen
Gebieten und Richtungen erreicht hat, als die Bildung desselben. Sucht man diesen Inbegriff zu einem System der
Bildung zu gliedern, so behauptet den obersten Rang die moralische Bildung. Während durch diese die allgemeinen
Grundfesten der Gesellschaft gestützt werden, erwirbt der Mensch durch intellektuelle Bildung die Mittel zur Herrschaft über die
Natur, und hiermit die Befähigung, seine Sorgen und Interessen von dem Kampfe um die nächsten Lebensbedürfnisse
hinweg der Anordnung jener moralischen Angelegenheiten zuzuwenden, in denen die Bestimmung des Menschenlebens besteht.
Und wie die intellektuelle Bildung sich zur moralischen als Mittel und Werkzeug verhält, so zu ihr wieder die Ausbildung in den
agrarischen, technischen, merkantilen, gymnastischen, militärischen und industriellen Geschicklichkeiten und Fertigkeiten.
Die harmonische Entfaltung aller Anlagen des Menschen aber ist nur durch ästhetische Bildung zu erreichen,
da diese teils durch Gewöhnung an das Verständnis des künstlerischen Lebens, teils durch Veredlung und Verfeinerung der
gesamten Gefühlsweise die Einseitigkeiten der einzelnen Bildungsrichtungen aufhebt. Die Untersuchung und Darstellung des
histor. Verlaufs, den die Bildung des Menschengeschlechts bei verschiedenen Völkern und zu verschiedenen
Zeiten genommen hat, ist Gegenstand der Kulturgeschichte. - Über dieBildungsanstalten (Volksschulen, Seminare, Gymnasien, Universitäten
u. s. w.) s. die Einzelartikel.