Doch hat sich von diesen selbst wie auch von den Bildgewebe der Griechen und
Römer
[* 2] wenig erhalten. Durch die Funde in
Ägypten
[* 3] hat
man jetzt in den kopt. Geweben ein
Bild von der Kunst der Bildweberei aus der Endzeit der
Antike erlangt. Zu Anfang des 11. Jahrh.
taucht diese Kunst in Poitiers auf, später in
Burgund (s.
Tapeten und
Gobelins).
(Über dieTechnik s.
Weberei.)
[* 4]
oder
Rotgießerei, ein Zweig der
Bildnerei (s. d.), besteht im wesentlichen darin, daß von dem modellierten
Bildwerke eine Form genommen und diese durch geschmolzenes Metall, am besten
Bronze,
[* 5] ausgegossen wird (s.
Abguß), oder daß,
wie besonders bei
Statuen, das Bildwerk aus
Wachs über einen feuerfesten
Kern bossiert und darüber eine
thönerne Form gelegt wird, in der
Röhren
[* 6] zum Ausströmen des geschmolzenen
Wachses und zum Einströmen des Metalls ausgespart
sind.
Die
Orientalen üben seit Jahrtausenden die Bildgießerei mit großem Geschick. Die Griechen, die diese Kunst ebenfalls
früh anwendeten und zu einer hohen Vollendung brachten, verstanden bereits
Statuen in einem
Guß auszuführen und denselben
durch verschiedene Mischungsverhältnisse der
Bronze verschiedene
Farben zu geben. Hauptwerkstätten der Bildgießerei waren
Korinth,
[* 7] Delos
und
Ägina. Seine
Blüte
[* 8] erreichte der Bronzeguß in den peloponnes. Schulen. Mit dem
Verfall der antiken Kunst sank
auch der Betrieb dieses Kunstzweigs.
Unter den aus dem
Altertum erhaltenen Bronzestatuen gehören neben den bedeutenden neuern Funden, wie namentlich den beiden
im
Tiber gefundenen Athletenfiguren, die Reiterstatue
MarcAurels (auf dem
Kapitol), der betende
Knabe (Museum in
Berlin)
[* 9] noch
immer zu den berühmtesten. Während des Mittelalters wurde die technische Kenntnis der Bildgießerei durch
den Glockenguß lebendig erhalten. Zu den ältesten
Arbeiten der in
Deutschland
[* 10] (9., 11. Jahrh.) gehören die Bronzethüren
am
Münster
[* 11] zu
Aachen,
[* 12] an den
Domen zu Mainz,
[* 13]
Augsburg
[* 14] und Hildesheim
[* 15] (s. d.). Die ital.
Renaissance kam auch der Bildgießerei zu statten.
Dem Giov. Pisano standen bei seinen
Arbeiten am
Brunnen
[* 16] in
Perugia tüchtige Gießer zur Seite; noch höher
steht die
Entwicklung unter
Andrea Pisano, Donatello,
Lorenzo Ghiberti und
Andrea Verrocchio zu
Florenz.
[* 17] Im 16. Jahrh. sind Bildgießerei Cellini
und die venet. Familie der Lombardi in Bronzewerken hervorragend. Eine hohe Vollendung erlangte die Kunst des
Gusses inDeutschland
durch die Familie Vischer von
Nürnberg,
[* 18] welche zahlreiche große Bronzearbeiten, wie das Sebaldusgrab,
Statuen am Monument
Maximilians I. in
Innsbruck,
[* 19] und kleinere Werke hervorbrachte. Ähnlich arbeitete die Familie Hilger in
Freiberg
[* 20] u. a. In der
zweiten Hälfte des 16. und im 17. Jahrh. erreichte die
Technik des Gießens eine besondere Höhe. Aus
dieser Epoche stammen die Werke des Bildhauers
Giovanni da Bologna und seiner Schule, des Leoni und Tacca in
Spanien,
[* 21] des Candito
und
Adriaen de
Vries in
Deutschland, des Gießers
Johann Balthasar
Keller (gest. 1702) in
Paris,
[* 22]
Johann Jacobi (geb. 1664) in
Berlin,
welcher Schlüters
Großen Kurfürsten goß,
Wolf Hieronymus Herold (gest. 1093) in
Nürnberg, der den
Nepomuk
auf der
PragerBrücke
[* 23] herstellte.
Während des 18. Jahrh. waren namentlich die franz. Gießer
berühmt; einer von diesen, Lequine, goß zu Anfang des 19. Jahrh. die größern
Statuen für Schadow und
Rauch. Seitdem haben
die deutschen Gießer namentlich im Monumentenguß
Großes geleistet. Einen bedeutenden Wirkungskreis
wies
ihnen König
Ludwig I. von
Bayern
[* 24] in
München
[* 25] an, wo vor allen Stiglmayr der Begründer einer immer großartiger sich entwickelnden
Thätigkeit wurde, welche Ferd.
Miller fortsetzte, unter dessen Leitung der
Guß des Riesenstandbildes der
Bavaria (s. d.) zu
stande kam. In
Braunschweig
[* 26] ist Howaldt, in
NürnbergDanielBurgschmiet zu nennen, dessen Werkstätte von
G. Lenz in rühmlichster
Weise fortgeführt wird. Seit
RauchsDenkmalFriedrichs d. Gr. in
Berlin und seit Fernkorns
Arbeiten in
Wien
[* 27] erfreuen sich auch
Berlin (Gladenbeck), Lauchhammer,
Wien (kaiserlich königl. Kunsterzgießerei),
Dresden
[* 28] (Bierling) und
andere Orte
Deutschlands
[* 29] bedeutender Gießereien.
[* 30]
Skulptur, Plastik, die Kunst, dem Steinblock durch Behauen eine Form zu geben,
die genau dem vom Bildhauer hergestellten Modell entspricht. Was das
Technische anbetrifft, so wird das Behauen der
Steine
in neuerer Zeit meist nicht vom Künstler selbst betrieben, sondern durch besonders hierzu geschulte
Steinmetzen. Bei der
Auswahl des
Steins kommt es vornehmlich darauf an, daß das Gefüge desselben eine gleichmäßig feste
Beschaffenheit habe. Zu den beliebtesten Steinarten gehört der Sandstein und wegen seiner Reinheit und Schönheit der Marmor.
Des farbigen Marmors ebenso wie des
Alabasters bedient man sich meist nur zu dekorativen
Arbeiten. Außerdem sind aber auch
härtere Steinarten, wie
Basalt, Granit und Porphyr, für die Zwecke der Bildhauerkunst zur Anwendung gekommen, insbesondere
bei den Ägyptern.
Ehe man an die Ausführung des Bildwerks in
Stein schreitet, fertigt man ein Modell davon in der beabsichtigten
Größe gewöhnlich
in
Thon, das man dann in
Gips
[* 31] abformt. Diese Vorarbeiten sind deshalb nötig, weil im
Stein, wenn man einmal
zu tief geschlagen hat, keine Berichtigung mehr möglich ist. Bei überlebensgroßen Bildwerken pflegt man ein Modell in
Lebensgröße zu fertigen, um so die Verhältnisse
bis in die feinsten Einzelheiten hinein feststellen
und sie hernach auf
die größern Verhältnisse übertragen zu können. Um sodann für das Behauen des
Steins die richtigen
Maße zu gewinnen, umgab man früher das Modell mit einem Netzgitter sich rechtwinklig durchschneidender Fäden; dasselbe
Netz zeichnete man dann auf den Steinblock und schlug nun nach dem
Augenmaße das Nötige weg; diese Methode, die praktische
genannt, konnte nur eine oberflächliche Richtigkeit gewähren.
SeitL. Bildhauerkunst
Alberti wandte man die sog. akademische Methode an. Man befestigte nämlich
über dem Modell einen
Rahmen und ließ von diesem Fäden mit Bleigewichten niederhängen, durch welche man durch Übertragung
am
Block die erhabensten Punkte gewann und von diesen aus weiter nach den tiefern Punkten messen konnte (das sog.
Punktieren; vgl. die kleineSchrift von H. Schittenhelm, Weim. 1894); doch gelangte man auch hierdurch
zu keiner völligen Genauigkeit. Erst in jüngster Zeit wird ein eigentlich wissenschaftliches
Verfahren beobachtet; dasselbe
besteht darin, daß man durch ein Winkelinstrument oder Tasterzirkel vorerst drei der vorzüglichst erhabenen Punkte des
Modells in ihrer gegenseitigen Entfernung bestimmt und dann nach Maßgabe des
Instruments dieselben Punkte
an dem
Steine bezeichnet, d. h. an den betreffenden
Stellen so viel wegschlägt, bis die genügende
Tiefe gewonnen ist. Von
diesen drei feststehenden Punkten aus gewinnt man dann
¶
mehr
neue Punkte durch Messungen, die man auf dieselbe Weise auf den Stein überträgt; dies Verfahren wiederholt man so lange, bis
alle wichtigern Punkte im Steine nach der Lage, die sie am Modell haben, angegeben sind. Der Bildhauer R. Toberenz in Berlin
hat neuerdings eine Maschine
[* 33] erfunden, welche dieses Punktieren einfach und genau besorgt. Darauf beginnt
erst die eigentliche Ausarbeitung des Steins, zuerst im Gröbern, hernach immer feiner. Die Instrumente zum Behauen des Steins
sind der Meißel,
[* 34] von verschiedener Form und Benennung, der mit dem Hammer
[* 35] getrieben oder neuerdings auch als Druckluftmeißel
(s. Preßluftwerkzeuge) angewendet wird, der Bohrer,
[* 36] den man für schärfere Tiefen nimmt, und die Raspel
für die Ebnung des Steins; die weiche Glätte giebt man dem Bildwerk durch den Bimsstein. Politur wendete erst der Barock- und
Empirestil an. Der Bemalung der Skulpturen bei den Alten, welche sowohl für figurale als architektonische Bildhauerarbeiten
in Anwendung kam, wurde erst in neuerer Zeit wieder gebührende Aufmerksamkeit gewidmet. (S. Polychromie
und Griechische Kunst.) - Über das Geschichtliche s. Bildnern und die betreffenden Abschnitte in den Artikeln über die Kunst
der einzelnen Länder.