und Kniebeugen Verehrung zu erweisen. Allein diese
Entscheidung wurde durch den energischen
BilderfeindLeo V. den Armenier
(813-820) auf einer
Synode zu
Konstantinopel
[* 2] (815) den Mönchen und ihrem fanatischen Führer,
Theodorus Studita, zum Trotze
wieder aufgehoben, und auch
Theophilus (829-842) erließ strenge Maßregeln gegen die
Bilderverehrung. Dagegen erneuerte und
bestätigte die Kaiserin
Theodora als Vormünderin
Michaels III. (842-867) die
Beschlüsse von 787 auf einer
Synode zu
Konstantinopel 842, und 19. Febr. gleichen Jahres wurden die
Bilder feierlich in die
Kirchen zurückgeführt, welcher
Tag seitdem in der griech.
Kirche als Fest der
Orthodoxie gefeiert wird.
Auch die lat.
Kirche schloß sich der zu
Nicäa aufgestellten
Theorie an, obschon die frank.
Kirche in den
«LibriCarolini» (bestätigt auf den
Synoden zu
Frankfurt
[* 3] 794 und
Paris
[* 4] 825) jeden Bilderdienst für Abgötterei erklärte und
die
Bilder nur zur Ausschmückung der Gotteshäuser und zur
Beförderung der
Andacht wollte gelten lassen. So bestimmte denn
auch die Kirchenversammlung zu
Trient,
[* 5] die
Bilder Christi, der Gottesgebärerin und der
Heiligen sollten
in der
Kirche beibehalten und ihnen die schuldige Ehrfurcht und Verehrung erwiesen werden. Der
Protestantismus verwarf allerdings
den Dienst der
Heiligen und
Bilder; allein
Luther mit der luth.
Kirche erklärte die
Bilder als kirchlichen Schmuck für
Adiaphora
(gleichgültig) und ließ die
Bilder meist in den
Kirchen, während die reform.
Kirche sie beseitigt hat.
Über die Bilderstürmer während der
Reformation s.
Reformation. -
Vgl. F. C. Schlosser, Geschichte der bilderstürmenden
Kaiser
(Frankf. 1812);
(spr. -deik),Willem, niederländ. Dichter
und Gelehrter, geb. zu
Amsterdam,
[* 9] studierte zu
Leiden
[* 10] die Reckte und praktizierte dann im Haag.
[* 11]
BeimEinbrüche der
Franzosen verließ er als
Anhänger des Erbstatthalters sein Vaterland, begab sich nach
London,
[* 12] später
nach
Braunschweig
[* 13] und kehrte 1806 in die
Heimat zurück, wo er Bibliothekar des Königs und Sekretär
[* 14] des
Holland. Nationalinstituts
wurde.
Nack längerm Aufenthalte in
Leiden ging er nach
Haarlem,
[* 15] wo er starb. Bilderdijk zeigte in allen
Richtungen der
Poesie
große
Technik und in seinen Prosaschriften eine erstaunlich vielseitige Gelehrsamkeit. Von seinen didaktischen
Dichtungen sind die bedeutendsten: «Buitenleven» (2. Aufl., Rotterd.
1821),
eine Bearbeitung von Delilles «L'homme des champs»,
«De ziekte der geleerden» (2. Aufl., ebd. 1829) und
«De mensch»
(Zwolle 1808, Rotterd. 1829),
eine Umdichtung von Popes «Essay on man». Die
Blüte
[* 16] seiner
Lyrik bilden
«Hollands verlossing»
(2 Bde., 2. Aufl., Amsterd.
1833),
«Wapenkreet» (1815) und «Vaderlandsche
uitboezemigen»
(Leid. 1815). In spätern Jahren schrieb Bilderdijk die unvollendete epische
Dichtung«De ondergang der eerste wereld»
(Amsterd.
1820; letzte Ausg. ebd. 1880). Diesen Hauptwerken schließen
sich zahlreiche Sammlungen kleinerer
Dichtungen an. Seine
Poesien zeigen Reichtum an
Gedanken und Korrektheit
des
Ausdrucks, doch fehlt es ihnen oft an Innigkeit und Frische. Wenig bedeutend sind seine «Treurspelen»
(3 Bde.,
Leid. 1809).
«De geestenwereld» und «Het waarachtig goed», erst nach B.s
Tode von
David (Amsterd. 1843) herausgegebene
Dichtungen, verdeutschte Quack (Stuttg. 1853). Eine Gesamtausgabe seiner «Sichtwerken»
besorgte daCosta (16 Bde.,
Haarlem 1856-59). Bilderdijk betrieb auch das theoretische
Studium der Muttersprache.
Von einschlägigen
Schriften sind hervorzuheben: die «Verhandeling over de geslachten der naamwoorden» (1805, 1818),
«Nederlandsche spraakleer» (1826). Der vaterländischen Geschichte widmete
er in der absolutistisch gehaltenen «Geschiedenes des vaderlands», nach
seinem
Tode von Tydeman (12 Bde.,
Leid. 1832-39) herausgegeben, eine ausführliche
Darstellung. -
Vgl. daCosta, Overzicht
van
het leven
en de werken
van Bilderdijk (Amsterd. 1844);
B.s zweite Gattin, Katharine Wilhelmine Bilderdijk, geborene Schweickhardt, geb. im
Haag, gest. in
Haarlem, widmete sich mit Erfolg der Malerei und
Dichtkunst. Unter ihren als «Dichtwerken» (2 Bde.,
Amsterd. 1859) gesammelten
Poesien sind «Overstroomingvan Gelderland» (1809),
«Gedichten voor kinderen»
(Amsterd. 1813) und die
Tragödie «Elfride» geschätzt.
gereimte Gedichte, bei denen die Worte in den einzelnen
Zeilen oder Versen derartig
abgemessen und gewählt sind, daß dadurch in Druck oder
Schrift irgend ein
Bild
(Altar,
[* 17]
Säule, Pyramide, zweigipfliger
Parnaß,
Kreuz,
[* 18] sogar Wappenfiguren u. s. w.) entsteht, also die
Poesie dem
Auge
[* 19] dienen soll.
Schon die griech.
Anthologie enthält mehrere
derartige Erzeugnisse aus der Zeit der
AlexandrinischenPoesie, die z. B. eine Hirtenpfeife, ein
Beil, eine
Pyramide, ein
Ei,
[* 20] Flügel des
Amor vorstellen (vgl.
Häberlin,
Carmina figurata graeca, Hannov. 1887). Durch J. C. Scaliger (s. d.),
der diese Künstelei auffrischte, drangen die auch in die deutsche Renaissancelyrik des 17. Jahrh.,
wo sie namentlich die Pegnitzschäfer (Harsdörffer u. s. w.), auch Schottel u. a.
pflegten.
Piktographie, die zur Gedankenmitteilung durch
Bilder einst bei vielen Völkern übliche
Schrift, die
Vorstufe der
Buchstabenschrift. (S. auch
Schrift, Hieroglyphen,
Keilschrift,
Chinesische Sprache,
Schrift und Litteratur.) Besonders
entwickelt hat sie sich bei den indian.
Stämmen und ist bei diesen auch
bis in die jüngste Zeit noch im Gebrauch
gewesen. Sie diente zu
Briefen, geschichtlichen Aufzeichnungen und zur Versinnbildlichung gewisser
Texte, Lieder und
Gesänge,
deren Wortlaut durch mündliche Überlieferung fortgepflanzt wurde.
¶
mehr
Als Träger
[* 22] der Bilderschrift wurden bei den Eskimos an der Küste des Eismeers Holz
[* 23] und Elfenbein (Knochen,
[* 24] Walroßzahn), bei den Stämmen
des östl. und nördl. Amerika
[* 25] Baumrinde, bei den Prairie-Indianern Tierhäute, bei den kultivierten Stämmen des mittlern
Amerika ein Papier aus den Blattfasern der AgaveamericanaL. benutzt. Vielfach auch wurden zubehauene
Steinplatten zu Inschriften benutzt. Die Bilder, die eingeritzt oder farbig aufgetragen wurden, sind ausgeführte oder angedeutete
Nachbildungen der natürlichen Gegenstände oder Symbole derselben.
Die Wahl der Symbole ist innerhalb eines Stammes ziemlich einheitlich und gleichartig. So wurde bei den Lenape (den Delawaren)
ein Mensch durch einen kleinen Kreis
[* 26] mit schräg abstehendem Strich - Wiedergabe des Kopfs mit der Skalplocke
- bezeichnet, Krieg durch ein schräg gestelltes Kreuz, der Himmel
[* 27] durch einen Halbkreis über einem wagerechten Strich. Die
Dakota malen einen Huf,
[* 28] wenn sie ein Pferd
[* 29] oder den Diebstahl eines Pferdes zum Ausdruck bringen wollen. Ein Mann mit aufrecht
gehaltener Tabakspfeife bedeutet Aufbruch zu einem Kriegszug.
Ein Kreuz oder ein mit parallelen Querstrichen bedeckter Oberarm bezeichnet einen Cheyenne-Indianer, weil diese vor dem Aufbruch
zum Kriege, als Opfer für die Gottheit, sich Querschnitte in das Fleisch des Oberarms beizubringen pflegten. Von Bilderschrift, die
Mitteilungen persönlicher Art darstellen, ist besonders bekannt geworden die Bittschrift, die eine Abordnung
von Odschihwe-Indianern beim Bundespräsidenten in Washington
[* 30] einreichte, worin sie ihre Ansprüche auf gewisse Landstriche
am Obern See geltend machten.
Mitteilungen persönlicher Erlebnisse - meist Aufzählungen der Heldenthaten sind die Malereien, mit welchen die Prairie-Indianer
die nichthaarige Seite ihrer Fellmäntel zu verzieren pflegen. Auch verschiedene der Felsinschriften
an gewissen hervorragenden Plätzen, Quellen, Flußübergängen, Steinbrüchen, wo die Besucher das Wappentier ihres Geschlechts
einzumeißeln pflegen, fallen in diese Kategorie. Von hervorragendem histor. Interesse ist das Walam Olum, «das bemalte
Brett», eine Reihe von in einfachen Umrissen gezeichneten (eingeritzten) Bildern, die die Erlebnisse der Lenape,
ihre Auswanderung aus einer nördlich gelegenen Heimat, ihre Kriege mit den Falligewi, ihre Niederlassung im östl. Pennsylvanien
bis zur Ankunft der Weißen schildern.
Rafinesque erhielt diese, mit erklärendem Text in Lenape-Sprache, von einem Herrn Ward inIndiana, wie es scheint, 1812. Näheres
ist über den Ursprung und die Aufzeichner dieser Geschichte nicht bekannt. Aber auch unter den Prairie-Indianern
hat man in neuerer Zeit Aufzeichnungen fortlaufenden histor. Inhalts aufgefunden, die waniyetu wo'wapi oder «Winter-Zählungen»
der Dakota. Sie reichen bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts zurück und bezeichnen jedes Jahr durch ein Ereignis, das
dem betreffenden Stamm besonders merkwürdig erschien, und nach welchem infolge feierlichen, am Ende des
Winters angenommenen Ratsbeschlusses das Jahr fortan bezeichnet wurde.
Die einzelnen die Jahre bezeichnenden Bilder werden in Form einer Spirale, vom Mittelpunkt ausgehend, auf die haarlose Seite
eines Fellmantels mit schwarzer und roter oder mehr Farben aufgemalt. Versinnbildlichung von Texten, Liedern und Gesängen sind
die «bemalten Bretter» der Odschihwe, von welchen Schoolcraft eine Anzahl publiziert hat.
Vgl. Schoolcraft, Historical
and
statistical Information respecting the History, Condition and Prospects of the Indian Tribes of the United States, Bd. 1 (Philad.
1851): Brinton, The Lenâpé and their Legends (ebd. 1885);
Garrick Mallery, Pictographs of the NorthAmericanIndians («Fourth Annual Report Bureau of Ethnology», Washingt. 1886). -
Über die höher entwickelte Bilderschrift der Kulturvölker Centralamerikas s. Mexikanische
[* 31] Hieroglyphen und Maya-Hieroglyphen. - Die
Bilderschrift (Felsinschriften), die an verschiedenen Punkten Südamerikas, den Südsee-Inseln u. s. w. gefunden worden sind, sind noch
wenig erforscht. Eine Bilderschrift moderner Erfindung ist u. a. der Katechismus in Zeichenschrift, den ein Indianer
in Sampaya in Bolivia
[* 32] erfand, und der von J. J. vonTschudi (Reisen durch Südamerika,
[* 33] Bd. 5, Lpz. 1869)
abgebildet ist.