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16. Jahrh. zur höchsten Blüte. [* 2] Besonders gepflegt wurde das Bier in den Klöstern, wo man angeblich schon im 15. Jahrh. starkes Bier für die Patres und schwaches Bier für den Konvent, ersteres Patresbier und letzteres Kovent genannt, braute. Die Bezeichnung Kovent für schwaches Bier findet man verschiedentlich wieder. Die Klöster haben auch den Hopfenbau gefördert. Zahllose gesetzliche Bestimmungen beziehen sich auf die Bierbereitung und den Biergenuß, deren Regelung bis in die ältesten Zeiten mit gewissen Rechten der Städte verknüpft war.
Viele Städte waren durch die Herstellung besonderer Biersorten berühmt, wie z. B. Einbeck [* 3] durch sein Einbecker, Braunschweig [* 4] durch sein Mumme. Wenn auch der Dreißigjährige Krieg der deutschen Bierbrauerei [* 5] eine empfindliche Stockung brachte, so entwickelte sich das Brauwesen doch bald wieder und gestaltete sich in der Neuzeit zu einem hervorragenden, die technischen Errungenschaften im vollsten Maße ausnutzenden Betriebe, dessen Ausdehnung [* 6] einen großen Anteil an dem Nationalwohlstand der bierbrauenden Länder hat.
Die großen Bierbrauereien des Kontinents, diejenigen von England und Amerika [* 7] haben eine Leistungsfähigkeit, welche zu überraschen vermag. München [* 8] bildet den Hauptort der Bierfabrikation in Bayern [* 9] mit einem namhaften Export. Die größte Bierbrauerei, Gabriel Sedlmayer zum Spaten, verbraute 1890/91 allein 233 488 hl Malz, die nächst größern dortigen Bierbrauereien, nämlich Löwenbräu, Augustiner-, Leistbräu und Pschorr, verbrauten zusammen mehr als 600000 hl Malz. Wiens größte Brauerei von A. Dreher erzeugt jährlich etwa 450000 hl Bier.
Litteratur. Lintner, Lehrbuch der Bierbrauerei (Braunschw. 1878): Fasbender, Die mechan. Technologie der Bierbrauerei und Malzbereitung (3 Bde., Lpz. 1883-87, und I. Supplement, 1891-92);
Leyser, Die Bierbrauerei mit besonderer Berücksichtigung der Dickmaischbrauerei (9. Aufl., Stuttg. 1893);
Thausing, Die Theorie und Praxis der Malzbereitung und Bierfabrikation (4. Aufl., Lpz. 1893);
Peltz' und Habichs' Praktisches Hand- und Hilfsbuch für Bierbrauer und Mälzer (2. Aufl. von Peltz und Krandauer, Braunschw. 1888);
Ehrich, Handbuch der Bierbrauerei, hg. von Schneider und Behrend (5. Aufl., Halle [* 10] 1890);
Langer, Grundriß der Chemie für Brauer und Mälzer (2. Aufl., Lpz. 1890);
Hansen, Untersuchungen aus der Praxis der Gärungsindustrie (Heft 1, 2. Aufl., Münch. 1890);
Michel, Lehrbuch der Bierbrauerei (2. Aufl., Augsb. 1893);
Struve, Entwicklung des bayr. Braugewerbes im 19. Jahrh. (Lpz. 1893);
Moritz und Morris, Handbuch der Brauereiwissenschaft (deutsch Berl. 1893) u. a. -
Brauer- und Mälzerkalender für Deutschland [* 11] und Österreich [* 12] (18. Jahrg., 3 Tle., Stuttg. 1894; seit 1877).
Zeitschriften: Der Bierbrauer (begründet von Habich 1859, Neue Folge, hg. von C. Schneider, Lpz. und Halle 1869 fg.);
Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, hg. von J. Carl (Nürnb. 1861 fg.);
Der bayr. Bierbrauer, hg. von Lintner (Münch. 1866-77), fortgesetzt u. d. T. Zeitschrift für das gesamte Brauwesen;
Organ der wissenschaftlichen Station für Brauerei in München, hg. von K. Lintner sen., C. J. Lintner, L. Aubry und G. Holzner, redigiert von C. J. Lintner und L. Aubry (ebd. 1878 fg.);
Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation, hg. von F. Fasbender (Wien [* 13] 1872 fg.);
Der böhm. Bierbrauer, hg. von A. St. Schmelzer (Prag [* 14] 1874 fg.);
Gambrinus, hg. von S. Spitz und A. Lichtblau (Wien 1874 fg.);
Norddeutsche Brauerzeitung (Berl. 1875-87), fortgesetzt u. d. T. Deutsche [* 15] Brauindustrie (ebd. 1888 fg.; Herausgeber seit 1876 Bier Johannesson);
Der deutsche Bierbrauer, hg. von E. Leyser (Stuttg. 1884 fg.);
Wochenschrift für Brauerei, hg. von M. Delbrück und M. Hayduck (Berl. 1884 fg.);
Österr. Brauer- und Hopfenzeitung, hg. von K. Tiller (Prag 1888 fg.);
Bayr. Brauer-Journal, hg. von E. Prior (Nürnb. 1891 fg.) u. a.