Bienne, Hauptstadt des Bezirks Biel im Seeland des schweiz. Kantons Bern,
in 440 m Höhe, 26 km nordwestlich von
Bern,
in freundlicher, wohl angebauter Gegend am Fuß des Jura und an den Linien Basel-Olten-Biel (100 km) der Centralbahn und Chaux-de-Fonds-Biel-Bern
(79 km) sowie Delsberg-Biel (52 km) der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 15 407 E.,
darunter 2199 Katholiken, 225 Israeliten und 123 andere; 77 Proz. der Einwohner sprechen deutsch, 22 Proz.
französisch, 1 Proz. andere Sprachen.
Der Ort ist gut gebaut, hat breite Straßen und wird von der Schüß, die sich 1 km weiter südwestlich in den Bieler See ergießt,
in 2 Kanälen durchflossen; die bergwärts gelegenen Teile bieten mit ihren Türmen, ihren unregelmäßigen
Gassen und massiven Häusern einen ziemlich altertümlichen Anblick dar. Die neuen gegen den Bahnhof und den See sich ausdehnenden
Stadtviertel dagegen sind regelmäßig angelegt. Ein Kranz von Villen mit Gärten und Parkanlagen umgiebt die Stadt auf allen
Seiten und prächtige Alleen erstrecken sich fast bis zu dem 800 m entfernten See hinab.
Bemerkenswert sind von den 6 Kirchen die Stadtkirche und die neue kath. Kirche in der Juravorstadt, ferner die Synagoge, die
alte Burg (jetzt Rathaus), das Bürgerspital, die Waisen- und Pfrundanstalt, das Museum Schwab mit einer besonders
an Pfahlbaufunden, kelt. und röm. Waffen reichen Sammlung, das Schlachthaus,
das prächtige Schützenhaus und die großartige Wasserleitung. An Unterrichtsanstalten besitzt die Stadt außer den Primärschulen
ein Progymnasium, eine Mädchensekundärschule, Handwerker-, Handels- und Uhrmacherschule, ein Technikum mit Specialschule für
Eisenbahnangestellte.
Gewerbfleiß und Handel sind sehr lebhaft; wichtig ist besonders die Uhrenfabrikation, die Baumwollspinnerei,
die Cigarrenfabrikation, die Gerberei und Färberei, ferner besteht Fabrikation von elektrischen Apparaten, Bijouteriewaren,
Maschinen, Schrauben, Nägeln, künstlichen Blumen, Holzstoff und Papier, 7 Buchdruckereien und mehrere Banken. Eine Trambahn
führt vom Bahnhof durch die Stadt nach Nidau und dem 2 km im Norden liegenden Bözingen (frz.
Boujean).
Die Umgebung ist anmutig, reich an Reben und Waldungen; die schönsten Punkte sind die wilde Klus, genannt
die Taubenlochschlucht, durch welche die Schüß aus dem Jura hervorbricht, das Kurhaus Magglingen (frz. Macolin), 900 m ü.
d. M. auf einer aussichtsreichen Höhe des Jura westlich von der Stadt gelegen, zu dem eine Drahtseilbahn hinaufführt,
mit großem Waldpark und Alpenfernsicht vom Sentis bis zum Montblanc, und im Bieler See (s. d.) die durch Rousseaus Aufenthalt
(1765) bekannte St. Petersinsel mit Wein- und Obstgärten, prächtigem Eichenwald und gutem Kurhaus. - Biel, das schon im 9. Jahrh.
gegründet sein soll, kam 1264 unter Vorbehalt ihrer Rechte an den Bischof und schloß 1352 ein ewiges Bündnis
mit Bern.
Seit den Burgunderkriegen, in denen Biel auf der Seite der Eidgenossen focht, bildete die Stadt einen Freistaat unter sehr
eingeschränkter Herrschaft des Bischofs und gehörte zu den «zugewandten Orten». 1797 von Frankreich besetzt und seinem Depart.
Haut-Rhin einverleibt, kam die Stadt 1815 mit den leberbergischen Ämtern des Bischofs von Basel
an Bern.-
Vgl. Blösch, Geschichte der Stadt Biel (3 Tle., Biel 1855-56).
zwei linke Nebenflüsse der Elbe.
1) Biela (czech. Běla) in Böhmen, entsteht in der Nähe von Teplitz oberhalb
Görkau im Erzgebirge aus vielen Gebirgsbächen. Zuerst
fließt sie im Gebirge, dann bei Seestadtl durch einen großen Kessel, einen jetzt abgeleiteten See (Kummersee, 254 m),
bis Bilin durch Hügelland, hierauf zwischen Basaltwänden und mündet nach einem 75 km langen Laufe bei Aussig in die Elbe.
Ihr Wasser ist schlammig, ihre Überschwemmungen verheerend. - 2) Biela (Bielitz) in Sachsen, entspringt im
Erzgebirge und mündet bei Königstein. Ihr Thal (Bielagrund) gehört zu den schönsten Teilen der Sächsischen Schweiz.
Wilh. von, österr.
Militär und Astronom, geb. 19. März 1782 zu Roßla am Harz, machte als österr.
Hauptmann
die Feldzüge 1805, 1809 und die Befreiungskriege mit, wurde 1832 Platzkommandant von Rovigo und starb 18. Febr. 1856 zu
Venedig.
Bekannt ist Biela durch die Entdeckung des nach ihm benannten Bielaschen Kometen (s. d.).
Komet, ein 1826 durch Wilh. von Biela (s. d.) zu Josefstadt in Böhmen entdeckter Komet, der sich als periodisch
mit 6¾ Jahren Umlaufszeit erwies. Dieser nur im Fernrohr sichtbare Komet wurde erst 1845 wieder beobachtet.
Im Jan. 1846 teilte er sich plötzlich in zwei Kometen, die nebeneinander in einem Abstand von etwa 300000 km herliefen und
von denen bald der eine, bald der andere heller war. Im März verschwand der eine gänzlich, während der andere noch
einen Monat länger verfolgt werden konnte.
Bei der nächsten Wiederkehr 1852 wurden beide wieder gesehen, hatten sich aber schon 2 411000 km voneinander entfernt. 1859 wurden
sie nicht aufgefunden, wahrscheinlich wegen ihrer ungünstigen Lage zur Erde; ebenso suchte man 1865 vergeblich nach ihnen,
schrieb dies aber ihrer großen Entfernung zu. Als sie auch 1872 nicht gefunden werden konnten, nahm
man an, daß sie sich nunmehr gänzlich aufgelöst hätten. Wahrscheinlich ist der große Sternschnuppenfall am 27. Nov. 1872 auf
Überreste dieses Kometen zurückzuführen, auf welche die Erde stieß, als sie seine Bahn kreuzte.
Ähnliche Teilungen und Auflösungen von Kometen sind schon früher beobachtet worden. In neuester Zeit
löste sich der von Barnard 1889 entdeckte schwache Komet in vier Kometen auf; auch der große Septemberkomet 1882 zeigte sich
nach seinem Perihel plötzlich von einem kleinen Kometen begleitet, der anfänglich durch eine Nebelhülle mit ihm verbunden
war, sich dann völlig von ihm trennte und bald darauf verschwand; der Kern dieses Kometen teilte sich
in fünf Teile, deren Abstand mit der Zeit zunahm.
(Beilbrief, Bylbrief), ein in früherer Zeit übliches, von der zuständigen Behörde auf Grund
einer (wohl auch eidlichen) Erklärung des Bauherrn und Baumeisters und einer behördlichen Untersuchung ausgestelltes Zeugnis
darüber: wie, wann, wo, von wem, für wen, wofür, in welcher Größe und Gattung, mit welchem Namen ein Schiff gebaut, sowie
daß es vorschriftsmäßig gebaut sei. Auch wurde darin wohl die Bezahlung des Lohns des Baumeisters,
sowie der Name des Schiffers erwähnt. Der Bielbrief war in früherer Zeit die wichtigste Urkunde für den Nachweis des Eigentums am
Schiffe und der Nationalität desselben.
mehr
Gegenwärtig sind an seine Stelle das Certifikat (s. d.) und der Meßbrief (s. d.) getreten.
Bielbrief wurde auch diejenige Urkunde genannt, durch welche bei einem über ein Schiff geschlossenen Kaufvertrag zur Sicherung der
künftigen Zahlung des Kaufpreises das Schiff von dem neuen Eigentümer dem Verkäufer besonders verpfändet wurde.
Endlich versteht man unter Bielbrief die Urkunde, welche über ein Darlehn errichtet wird, welches zum Bau eines
Schiffs oder zur Ausrüstung eines solchen unter Verpfändung des Schiffs oder auch nur gegen die Zusicherung, daß das Schiff
nicht früher vom Stapel laufen darf, als bis das Darlehn zurückgezahlt sei, dem Eigentümer gegeben wird. Wenn ausgemacht
ist, daß im Falle Auslaufens des Schiffs vor der Rückzahlung der Schuldner zu der Rückzahlung nur verpflichtet sein soll,
wenn das Schiff wohlbehalten ankommt, liegt ein Fall der uneigentlichen Bodmerei (s. d.) vor. In diesem Falle wird der auch
Bodmereibrief genannt.