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bedeutenden Eisensteinbergbau und Grubenbahn nach Gelnhausen, [* 2] Viehzucht, [* 3] Ausfuhr von Brenn- und Nutzholz und wird als Sommerfrische besucht.
bedeutenden Eisensteinbergbau und Grubenbahn nach Gelnhausen, [* 2] Viehzucht, [* 3] Ausfuhr von Brenn- und Nutzholz und wird als Sommerfrische besucht.
s. Bieb. ^[= B., bei botan. Namen Abkürzung für Friedrich August, Freiherr Marschall von ein, geb. ...]
[* 1] (Biebrich-Mosbach), Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Wiesbaden, [* 4] 5 km südlich von Wiesbaden, in reizender Lage rechts vom Rhein und an den Linien Frankfurt [* 5] a. M.-Rüdesheim (Bahnhof Mosbach) und Frankfurt-Wiesbaden mit Station Curve, von wo eine Zweigbahn (5,9 km) nach Biebrich führt, der Preuß. Staatsbahnen, [* 6] ist Station der Rheindampfschiffahrt (Mannheim-Köln-Rotterdam), hat (1890) 11 023 E., darunter 3742 Katholiken, evang. und kath. Pfarrkirche, städtisches und königl. Realprogymnasium (9 Lehrer, 134 Schüler), Privatknabeninstitut (Dr. Künkler), städtische höhere Mädchenschule, Mädcheninstitut, seit 1867 eine königl. Unteroffizierschule (649 Mann) in der schönen Kaserne, ein Postamt erster Klasse, Telegraph, [* 7] Zollamt, Hauptsteueramt, großherzoglich luxemb. Finanzkammer, Dampfstraßenbahn nach Wiesbaden, und war bis zum J. 1840 die Residenz des Herzogs von Nassau. Das Schloß, im franz. Geschmacke 1699-1706 begonnen und von Karl August von Nassau-Usingen (gest. 1753) vollendet, ist der schönste Fürstenpalast am Rhein und war bis 1866 die Sommerresidenz des Herzogs. In demselben die Moosburg, erbaut 1806 auf den Trümmern der alten Kaiserpfalz Biburk.
Beim Landeplatz der Dampfboote ein Denkmal für 1870/71. hat Fabrikation von Cement und Cementwaren, Anilin, künstlichem Dünger, Schwefelsäure, [* 8] Dachpappe, Seife und Essig; Eisengießereien, Gipsbrennereien und Holzschneidereien. Südöstlich, nach Kastel zu, wo sich noch die Spuren eines Römerkastells finden, mag Cäsar bei seinem zweiten Zuge gegen die Sueven, und Agrippa, als er gegen die Katten zog, über den Rhein gegangen sein. Nachdem Biebrich die Rechte eines Freihafens (Rheinschiffahrtsakte von 1831) erhalten hatte, legte die nassauische Regierung für größere Schiffe [* 9] und Dampfboote bei Biebrich einen Landungsplatz an und baute von der gegenüberliegenden Insel (Biebricher Wörth) [* 10] eine 300 m lange Fangbuhne in südl. Richtung nach der Ingelheimer Aue. Die hess.-darmst. Regierung ließ, veranlaßt durch den Mainzer Handelsstand, der den Wettbewerb von Biebrich fürchtete, in der Nacht vom durch 103 mit Steinen beladene Neckarschiffe an der Spitze der nassauischen Fangbuhne das Fahrwasser nach der Hess. Petersaue zuwerfen und verlegte es auf den linken Stromarm, mußte jedoch durch Vermittelung des Bundestags den Steindamm wieder herausschaffen.
[* 1] ^[Abb.]
Scharlach, ein wichtiger, 1878 entdeckter Tetrazofarbstoff (s. Azofarbstoffe).
Man stellt ihn dar, indem man Sulfosäuren des Amidoazobenzols mit Natriumnitrit in die Diazoverbindung umwandelt und auf dieselbe ß-Naphthol in alkalischer Lösung einwirken läßt.
Die chem. Konstitution des Biebricher Scharlach ist in folgender Formel wiedergegeben:
^[img]
und es existiert eine große Zahl Wolle rot färbender Azofarbstoffe (Croceinscharlach, Doppelscharlach, Ponceau, Azorubin, Bordeaux) [* 11] von ganz ähnlicher Konstitution.
(spr. bjetsch), Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Gorlice in Galizien, auf einer Anhöhe an der Ropa, einem Nebenflusse der Wisloka und der Linie Grybow-Neu-Zagorz der Osterr. Staatsbahnen, hat (1890) 957, als Gemeinde 3180 poln. E., Bezirksgericht (27 739 E.), Steueramt, eine große got. Pfarrkirche mit merkwürdigen Grabmälern, ein Schloß (jetzt Reformatenkloster) und ein reich ausgestattetes städtisches Armenhaus. Biecz, eine der ältesten Städte Polens, war ehemals königl. Freistadt, die als sog. «parva Cracovia» an Reichtum jahrhundertelang mit Krakau [* 12] wetteiferte. Von der alten Burg- und Stadtbefestigung sind noch Überreste vorhanden. Biecz ist der Geburtsort des bekannten Chronisten Martin Cromer.
1) Kreis [* 13] im preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, hat 676,96 qkm, (1890) 41 329 (19 737 männl., 21 592 weibl.) E., 1 Stadt, 89 Landgemeinden und gehörte bis 1866 zum Großherzogtum Hessen. [* 14] - 2) Kreisstadt im Kreis an der Lahn, 33 km nordwestlich von Marburg, [* 15] an der Nebenlinie Marburg-Creuzthal der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Marburg), Kreisbauamtes, Kataster-, Zoll-, Steueramtes, einer Eisenbahnbauinspektion, Oberförsterei, hat (1890) 2833 E., Post, Telegraph, 2 evang., 1 kath. Kirche, königl. Realprogymnasium, Wasserleitung; [* 16] Eisensteinbergbau, Eisengießereien, Wollweberei, Gerberei und Dampfsägewerk.
Aloys Emanuel, prot. Theolog, geb. zu Oberrieden, studierte 1837-41 zu Basel [* 17] und Berlin, [* 18] ward 1843 Pfarrer in Mönchenstein bei Basel, 1850 außerord. Professor der Theologie in Zürich [* 19] und zugleich Lehrer der Religion und Philosophie am dortigen obern Gymnasium, bis er 1864 als ord. Professor der Dogmatik ganz an die Hochschule überging; er starb In frei fortbildender Weise an Hegel anknüpfend, suchte Biedermann nachzuweisen, daß der durch wissenschaftlich-kritische Verarbeitung der Schrift- und Kirchenlehre gewonnene geistige Gehalt der christl. Religion mit den Resultaten einer geläuterten Philosophie durchaus übereinstimme.
Sein Hauptwerk ist die «Christl. Dogmatik» (Zür. 1869; 2. Aufl., 2 Bde., Berl. 1884-85). Seine Stellung zur Kritik hat Biedermann dargelegt in der Rektoratsrede: «Strauß [* 20] und seine Bedeutung für die Theologie» (in den «Jahrbüchern der prot. Theologie», 1875). Außer wertvollen Artikeln in der 1845 von ihm mit D. Fries gegründeten Monatsschrift «Die Kirche der Gegenwart» (bis 1850) und den von H. Lang redigierten «Zeitstimmen» sind von seinen Schriften noch zu nennen: «Die freie Theologie oder Philosophie und Christentum in Streit und Frieden» (Tüb. 1844),
«Leitfaden für den Religionsunterricht an höhern Gymnasien» (Zür. 1859),
«Biographie Heinrich Langs» (ebd. 1876) und «Ausgewählte Vorträge und Aufsätze, mit biogr. Einleitung», hg. von Kradolfer (Berl. 1885).
Friedr. Karl, Publizist, Politiker und Kulturhistoriker, geb. zu Leipzig, [* 21] studierte daselbst und in Heidelberg [* 22] Theologie und Philologie, habilitierte sich 1835 für Philologie an der Universität zu Leipzig, wo er 1838 eine außerord. Professur erhielt. 1848 trat er in das Vorparlament zu Frankfurt ein und wurde von diesem in den Fünfziger-Ausschuß gewählt. In der Deutschen ¶
Nationalversammlung, wo er den sächs. Wahlbezirk Zwickau [* 24] vertrat, gehörte Biedermann zuerst dem linken Centrum (Württemberger Hof), [* 25] nach dem Septemberaufstande in Frankfurt dem rechten (Augsburger Hof) an. Später war er einer der Begründer und fast fortwährend Vorsitzender des sog. Weidenbuschvereins oder der Erbkaiserpartei. Nach seinem Austritt aus der Versammlung schrieb er «Erinnerungen aus der Paulskirche» (Lpz. 1849), in denen er die Parteibestrebungen treffend charakterisierte. Biedermann nahm hierauf am Nachparlament in Gotha [* 26] teil (s. Gothaer) und vertrat als Abgeordneter zur sächs. Zweiten Kammer des Landtags 1849-50 den Anschluß an die Unionspolitik Preußens. [* 27]
Als Herausgeber der «Deutschen Annalen» (seit 1852) wurde er wegen eines gegen den franz. Staatsstreich vom gerichteten Aufsatzes, dessen Verfasser L. von Rochau war, in einen Preßprozeß verwickelt, in dessen Folge er 1854 eine einmonatige Gefängnisstrafe zu verbüßen hatte und seiner Professur entsetzt wurde. Biedermann folgte 1855 einem Rufe zur Leitung der halboffiziellen «Weimar. [* 28] Zeitung», auch begann er die Herausgabe der «Staatengeschichte der neuesten Zeit», von der er aber 1863 zurücktrat. Im Herbst 1863 siedelte Biedermann wieder nach Leipzig über, um die Redaktion der «Deutschen Allgemeinen Zeitung» zu übernehmen, die er bis zu ihrem Aufhören (Ende 1879) führte. 1866 trat an die Spitze der neugebildeten nationalliberalen Partei in Sachsen, [* 29] die er auch als Abgeordneter in der Zweiten Kammer des Landtags seit 1869 und im Deutschen Reichstage von 1870 bis 1873 vertrat.
Doch gab er seine Reichstagsthätigkeit 1874, die im Landtage 1876 auf. Als außerord. Professor war Biedermann 1865 wieder angestellt worden; 1874 ward er zum ord. Honorarprofessor ernannt. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «Die deutsche Philosophie von Kant bis auf unsere Zeit» (2 Bde., Lpz. 1842-43),
«Deutschland [* 30] im 18. Jahrh.» (4 Bde., ebd. 1854-80; Bd. 1 u. 2 in 2. Aufl. 1881),
das ein allseitiges Bild der materiellen, politischen, socialen, geistigen, sittlichen und religiösen Zustände Deutschlands [* 31] im 18. Jahrh, giebt; ferner «Frauenbrevier» (ebd. 1856; 2. Aufl. 1881),
«Die Erziehung zur Arbeit» (ebd. 1852; 2. Aufl. 1883; die 1. Aufl. Pseudonym als Karl Friedrich),
«Deutschlands trübste Zeit oder der Dreißigjährige Krieg in seinen Folgen für das deutsche Kulturleben» (Berl. 1862). 1864 verfaßte er für das vom Freiherrn von Harthausen herausgegebene Werk: «Das konstitutionelle Princip, seine geschichtliche Entwicklung», dessen ersten Teil: «Die Repräsentativverfassungen mit Volkswahlen, geschichtlich entwickelt im Zusammenhange mit den polit. und socialen Zuständen der Völker» (Lpz. 1864). Als populäre Geschichtswerke schrieb Biedermann: «1840-1870. Dreißig Jahre deutscher Geschichte» (2 Bde., 2. Aufl., Mesl. 1883) und als Ergänzung dazu: «1815-40. Fünfundzwanzig Jahre deutscher Geschichte» (2 Bde., ebd. 1889-90);
beide Werke erschienen auch unter dem Gesamttitel «Geschichte Deutschlands vom Wiener Kongreß bis zur Aufrichtung eines deutschen Kaisertums»;
ferner «Deutsche [* 32] Volks- und Kulturgeschichte» (2. Aufl., Wiesb. 1891),
«Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte» (2 Bde., Bresl. 1886-87),
«Geschichte der Leipziger Kramerinnung. 1477-1880» (Lpz. 1891),
«Fünfzig Jahre im Dienste [* 33] des nationalen Gedankens» (Bresl. 1892),
«Geschichte des deutschen Einheitsgedankens» (Wiesb. 1894).
Auch gab er H. von Kleists «Briefe an seine Braut nach den Originalhandschriften» mit Einleitung heraus (Bresl. 1884) und verfaßte die vaterländischen Dramen: «Heinrich IV.» (Weim. 1861),
«Kaiser Otto III.» (Lpz. 1862) und «Der letzte Bürgermeister von Straßburg» [* 34] (ebd. 1870).
Sein Sohn Richard Biedermann (geb. zu Leipzig, gest. daselbst) begründete das «Centralblatt für Agrikulturchemie und rationellen Landwirtschaftsbetrieb».
Gustav Woldemar, Freiherr von, Goethe-Forscher, geb. zu Marienberg, studierte 1836-39 in Heidelberg und Leipzig die Rechte, trat in den sächs. Staatsdienst, wurde 1849 Regierungsmitglied des Direktoriums der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn, 1851 Direktor bei der Staatseisenbahn in Döbeln, [* 35] 1853 in Chemnitz, [* 36] 1858 stellvertretender Vorsitzender derselben zu Leipzig und 1869 als Geh. Finanzrat stellvertretender Generaldirektor zu Dresden. [* 37] 1887 trat er als Geh. Rat in den Ruhestand. auch dichterisch und als technischer Schriftsteller thätig, ist durch Beiträge zur Goethe-Litteratur namhaft. Hervorzuheben sind: «Goethe und Leipzig» (Lpz. 1865),
«Goethe und Dresden» (Berl. 1875),
«Goethe und das sächs. Erzgebirge» 1879;
Neue Folge, Lpz. 1886),
«Goethes Gespräche» (9 Bde., Lpz. 1889-91),
«Erläuterungen zu den Tag- und Jahresheften von Goethe» (ebd. 1894);
er gab ferner Goethes Briefe an Eichstädt (Berl. 1872) und Rochlitz (Lpz. 1887) heraus und nahm an der Hempelschen und an der Weimarer Goethe-Ausgabe Anteil.