eine bedeutende unter energischer Anwendung des damals noch wenig gebräuchlichen Lieferungs- und Subskriptionswesens. In
solcher
Weise erschienen verschiedene Bibelausgaben,
Bibliotheken deutscher Klassiker (wie die «Groschenbibliothek» u. s. w.),
Volksbibliotheken für Natur- und Geschichtskunde, Kartenwerke, Kupferstiche klassischer Kunstwerke,
«MeyersUniversum» (46
Bde., 1833-63),
1849-58 Leiter einer Filiale in Neuyork,
[* 2] arbeitete nach gleichen Principien, verlegte das
Geschäft 1874 nach
Leipzig
[* 3] und gab ihm einen großen Aufschwung. Es erschienen:
das
«NeueKonversations-Lexikon für alle
Stände» (15 Bde., 1857-60; 5. Aufl.
u. d. T. «MeyersKonversations-Lexikon», 1893 fg., auf 17 Bde. berechnet),
den
Orient (2) in zahlreichen
Auflagen;
«Sprachführer» für europ. und orient.
Sprachen; die umfangreiche
«Bibliothek deutscher und ausländischer Klassiker»,
«MeyersVolksbücher» (Ende 1894: 1076 Nummern
zu je 10
Pf.).
Andere geschätzte Verlagswerke sind
«Brehms Tierleben» (10 Bde., 3. Aufl.,
1890-93) mit seiner Erweiterung zu einer
«Allgemeinen Naturkunde» durch Ranke, «DerMensch» (2 Bde., 1886-87
u. ö.),
Kerner von Marilaun, «Pflanzenleben» (2 Bde.,
1887-90) und Neumayr, «Erdgeschichte» (2 Bde.,
1886-87 u. ö.). Am sind zwei
Söhne von Herrmann Julius, Dr.
HansMeyer (s. d.) und
ArndtMeyer, geb. in
Hildburghausen,
[* 7] als Teilhaber am
Geschäft eingetreten. Es umfaßt, neben der Verlagsbuchhandlung mit einer
Zweigniederlassung in
Wien
[* 8] (seit 1890), noch
Buch-,
Stein-, Kupferdruckerei,
Stereotypie,
Galvanoplastik
[* 9] und
Buchbinderei mit 2 Dampfmaschinen
[* 10] (250 Pferdestärken), 1 Rotationsmaschine, 29 Buchdruck-, 17
Steindruckschnellpressen, 12 Kupfer- und Steindruckhandpressen, 3 Schriftgieß-, 119 Hilfsmaschinen.
Gesamtpersonal 550, für das eine
Unterstützungskasse besteht.
zunächst
Blatt- oder Pflanzenabdrücke auf
Steinen, Versteinerungen von
Blätternu. dgl.;
dann insbesondere solche Handschriften,
die, unter vulkanischem
Auswurfe (z. B. in Herculanum und
Pompeji)
[* 12] halbverkohlt und jahrhundertelang begraben, mineralisches
Aussehen angenommen haben.
Zur Aufwicklung solcher Bibliolithen wird eine von dem Pater
Antonio Piaggi erfundene
Maschine
[* 13] benutzt.
und
Bibliophilie. Bibliomanie, ein in neuerer Zeit ans dem
Griechischen gebildetes Wort, ist soviel wie
Büchersucht. Der echte Bibliomane kauft nicht ohne Auswahl alles zusammen, sondern sammelt nach gewissen Rücksichten, legt
aber nicht auf die Gediegenheit des
Inhalts, sondern auf unwesentliche Beschaffenheiten der
Bücher den
Wert. Diese Rücksichten beziehen
sich teils auf sog. Kollektionen, teils auf
Schicksale und
Alter der
Bücher, teils auf deren
Material.
Die Kollektionen oder Sammlungen von
Büchern, die als zusammengehörig betrachtet werden, weil sie einen gewissen, den Bibliomanen
wichtigen Gegenstand betreffen (z. B. die Elzevierschen
«ResPublicae»),
oder in einer gewissen beliebten
Manier gearbeitet, oder in einer berühmten Druckerei (wie Elzevier,
Aldus,
Giunti,
Stephanus,
Bodoni u. a.) erschienen sind,
haben noch den meisten wissenschaftlichen Wert. Zu den durch ihr
Schicksal merkwürdigen
Büchern gehören solche, die den
eingeschriebenen
Namen (Ex-libris) ihrer frühern
Besitzer enthalten oder einst berühmten Besitzern angehörten;
auch solche, die nur in ganz geringer Anzahl gedruckt und mit Nummern versehen sind (numerierte); endlich verbotene oder
kastrierte
Bücher. Am gewöhnlichsten aber bezieht sich der Sammeleifer der Bibliomanen auf das Material der
Bücher.
Gesucht werden namentlich Prachtausgaben, Exemplare mit Miniaturen und schöngemalten Anfangsbuchstaben,
Drucke auf
Pergament oder Velin, auf farbiges Papier und solches aus ungewöhnlichen
Stoffen
(Asbest), Großpapiere (mit sehr
breitem Rande) und unbeschnittene Exemplare älterer und seltener Werke, sodann Drucke mit
Gold,
[* 14]
Silber und andern
Farben,
Bücher,
deren
Text ganz in Kupfer
[* 15] gestochen ist, solche, in denen die leiten mit einer
Einfassung von einfachen
oder doppelten, mit der Feder gezogenen Linien geziert sind (Exemplaires réglés), sog. illustrierte
Exemplare. In
Frankreich und England sind auch kostbare oder von gewissen Buchbindern (Derome, Grolier, Bozérian, Lewis,
Payne, Majoli) gefertigte
Einbände gesucht.
Auch in
Deutschland veranstaltet man neuerdings eigene
«Ausgaben für Bücherfreunde» und stellt von gewissen
Prachtwerken (z. B.
Graf Stillfried und Bibliomanie Kugler, «Die Hohenzollern
[* 16] und das deutsche
Vaterland») auch eine Fürstenausgabe her. Unter den Versteigerungen, in denen sich die Bibliomanie besonders zeigte,
ist die der
Bibliothek des
Herzogs von Roxburghe zu
London
[* 17] 1812 die merkwürdigste. Die meisten
Bücher wurden mit unerhörten
Preisen bezahlt, so namentlich
die erste bei
Valdarfer 1471 erschienene
Ausgabe des
Boccaccio mit 2260 Pfd.
St. Zu ihrem Andenken wurde 1813 der bibliomanische Roxburghe-Club gestiftet, der sich an jedem 13. Juli, dem Jahrestage des
Verkaufs jenes Dekamerondrucks, in der St.
Albans-Tavern versammelt.
Neuerdings haben die Preise für Seltenheiten und Kostbarkeiten namentlich bei engl.
Versteigerungen schwindelhafte
Höhen erreicht, und die Engländer behaupten in der Bibliomanie, die zuerst gegen Ende des 17. Jahrh.
in
Holland auftrat, einen Rang, den ihnen weder
Franzosen noch
Italiener und noch weniger die kleine Zahl deutscher
Sammler streitig
zu machen vermögen. Auch gehört ihnen das Verdienst, in Dibdins «Bibliomania
or bookmadness» (Lond. 1811; bearbeitet von
Lehr 1842; neue Ausg. 1875) die sonderbarsten Einfälle reicher
Sammler in ein
System gebracht zu haben.
Während für den Bibliomanen in erster Linie nebensächliche Dinge in Betracht kommen und der Gehalt eines
Buches erst in
zweiter Linie steht, ist der
Bibliophile oder Bücherfreund bestrebt, entweder für die Zwecke eines bestimmten
Wissensgebietes eine
Bibliothek der besten und brauchbarsten
Bücher anzulegen, oder beginnt wenigstens speciellere
¶
mehr
Sammlungen nur in der Absicht, um von ihnen wissenschaftlichen Gebrauch zu machen. Der eine Bibliophile sammelt z. B. Ausgaben
der Bibel (Wernigeroder Bibliothek) oder griech. und röm. Klassiker (Editiones principes,
Ausgaben von Zweibrücken
[* 19] [Bipontinae], in Usum Delphini) und anderer Schriftsteller, der andere sucht die Schriften über gewisse
Begebenheiten, namentlich die gleichzeitig mit diesen erschienenen zu vereinigen, wie z. B.
über das Reformationsjubelfest (Berliner
[* 20] Bibliothek), über den Dreißigjährigen Krieg (Dresden)
[* 21] oder den Deutsch-FranzösischenKrieg von 1870-71 (Berlin)
[* 22] u. s. w. Noch andere Sammlungen beziehen sich aus ganz besondere Gegenstände,
wie auf das Schachspiel (Bledowsche Sammlung in der Königl. Bibliothek zu Berlin), auf bestimmte Persönlichkeiten, einzelne
Länder und Orte, oder bestimmte Litteraturgattungen (z. B. die Meusebachsche über die
ältere deutsche Litteratur seit der Reformation) oder die Geschichte der Typographie.
Hierher gehören die Sammlungen von Inkunabeln, von ältern Büchern mit Holzschnitten, von Kupferwerken, von Drucken aus
Amerika
[* 23] oder andern entlegenen Ländern. Um dieser litterar. Raritätensucht weitere Nahrung zuzuführen,
teilweise auch mit wirklich wissenschaftlichen Absichten, sind in neuerer Zeit, namentlich in England, zahlreiche Vereine zusammengetreten,
die Handschriften und selten gewordene, aber interessante Druckwerke in einer Anzahl von Exemplaren abdrucken und diese bloß
an die beisteuernden Mitglieder verteilen. So bildete sich, nach Vorgang des Roxburghe Club, 1323 in Schottland der
Bannatyne-Club und 1828 in Glasgow
[* 24] der Maitland-Club, denen alsbald noch viele andere solcher «Printing-Clubs»,
wie die Camden-Society, Percy-Society, Shakespeare-Society, Parker-Society, Surtees-Society, Chaucer-Society, Abbotsford-Club,
Spalding-Club folgten, die für Englands ältere Litteratur sehr thätig waren. Neuerdings sind diese Vereine meist eingegangen
oder haben wenigstens in ihrer Wirksamkeit nachgelassen. Ähnliche Zwecke verfolgt in Deutschland der
«Litterarische Verein» zu Stuttgart,
[* 25] der seit 1842 zahlreiche Handschriften und alte Drucke veröffentlicht hat;
Vgl. Le
[* 27] Petit, L'art d'aimer les livres et de les connaître
(Par. 1884);
Merryweather, Bibliomania in the middle ages (Lond. 1849);
Quentin-Bauchart, Les femmes
bibliophiles de France (2 Bde., Par. 1886). -
Nicht in Gebrauch gekommen ist der ebenfalls von Dibdin angewendete Ausdruck Bibliophobie (das Gegenteil von Bibliophilie:
Bücherfurcht, Bücherhaß). - Über die Sache vgl. Les ennemis de livres (Par. 1879) und die
vervollständigte Ausgabe davon: The ennemies of books (Lond. 1880).