Reformation, der nur ein Teil der Bevölkerung beitrat, 1523 in lange Zwiste, bis endlich der Westfälische Friede die Parität
feststellte. Infolge des Friedens von Luneville kam die Stadt 1802 an Baden und durch die Rheinische Bundesakte 1806 an Württemberg.
Bei Biberach erfochten 2. Okt. 1796 die nach dem Oberrhein sich zurückziehenden Franzosen unter Moreau einen Sieg
über die sie verfolgenden Österreicher unter Latour, und 9. Mai 1800 wurden hier die Österreicher unter dem Feldmarschall
Kray von den Franzosen unter Saint-Cyr geschlagen.
Biberfelle kamen früher fast nur geschoren in den Handel, und das Haar wurde zu den feinsten
Männerhüten (Kastorhüten) verwendet; jetzt benutzt man sie nur noch als Pelzwerk und zwar besonders in Rußland. Die Farbe
der bis zu 1 m langen Biberfelle ist kastanienbraun, auf dem Rücken am dunkelsten, nach dem Bauche zu heller, oder gleichmäßig
rotbraun, seltener hellgelb, ganz weiß oder schwarz. Je dunkler das Fell, desto geschätzter ist es;
vielfach werden die Felle auch dunkelbraun gefärbt.
Unter dem sehr langen Oberhaar befindet sich ein feines, seidenartiges, dichtes Unterhaar von aschgrauer bis silberweißer
Farbe; durch Scheren, Ausrupfen oder Ausreißen der Oberhaare mittels besonderer Maschinen wird dasselbe freigelegt, und das
so veränderte Fell bildet ein beliebtes leichtes Pelzwerk für Frauentracht. Die meisten Biberfelle (130000
jährlich) kommen von Nordamerika, besonders Canada und den Hudsonbailändern; gegen 30000 Stück liefert Sibirien und Alaska.
Am geschätztesten sind die Felle der im Winter gefangenen Tiere (Winterbiber). Der Wert des Felles schwankt zwischen 40-90
M. das Stück.
Barbo Demetrius, Hospodar der Walachei, durch Adoption seitens eines Großoheims Fürst
Stirbei, geb. 1801, studierte 1818-21 zu Paris, beteiligte sich am Aufstand Alexander Ypsilantis, war Justizminister unter A.
Ghika und Minister des Innern unter seinem Bruder Georg Demetrius und wurde 1849 von der Pforte zum Hospodar der Walachei ernannt.
Als solcher half er den Finanzen des Landes auf, verbesserte das Unterrichtswesen und wirkte für die Vereinigung der
Moldau mit der Walachei durch diplomat. Noten und Denkschriften. Nachdem er 7. Juli 1856 seine Stelle niedergelegt hatte, wurde
er in den verfassungsberatenden Diwan (s. Moldau) gewählt und stimmte für die Vereinigung beider Fürstentümer. Später
hielt er sich meist zu Paris und Nizza auf. Er starb 13. April 1869 zu Nizza.
Georg Demetrius, Hospodar der Walachei, Bruder des vorigen, geb. 1804 im Kreis Crajova, wurde 1824 Untersekretär
im walach. Justizministerium, dann Sekretär im Ministerium des Äußern, nahm 1834 seine Entlassung
und lebte bis 1841 in Paris und Wien. Nach seiner Rückkehr in den Landtag gewählt,
wurde er ein Führer
der Opposition gegen die Regierung Alexander Ghikas und nach dessen Sturze 1. Jan. 1842 zum Hospodar der Walachei gewählt. Unter
seiner Regierung machte die materielle Entwicklung des Landes Fortschritte; aber Bibesco stand ganz unter dem Einfluß Rußlands,
beförderte vor allem franz. Bildung und verfügte 1847 den ausschließlichen Gebrauch der franz. Sprache
an den höhern Lehranstalten. Es bildete sich daher gegen ihn eine nationale Opposition, an deren Spitze insbesondere Golesco
und Bratianu standen, und 22. Juni 1848 brach der Aufstand in Bukarest aus, infolgedessen Bibesco 25. Juni der Regierung entsagte. Er begab
sich nach Wien, kehrte später nach der Walachei zurück, war 1857 Mitglied des verfassungsberatenden Diwan, in welchem er
für die Vereinigung der Walachei und der Moldau wirkte, und zog sich dann wieder ins Privatleben zurück. Er starb 1. Juni 1873 zu
Paris.
(Bibbiena), eigentlich Galli aus Bibbiena, eine Künstlerfamilie. Der Stammvater Giovanni Maria Galli-Bibiena,
geb. 1625 zu Bibbiena, gest. 1665, war ein Maler aus Albanos Schule. - Sein Sohn, Fernando Galli-Bibiena, geb. 1657 zu Bologna,
gest. 1743, Schüler Cignanis, war erst am herzogl. Hofe in Parma thätig, wo er eine Reihe Entwürfe für
das Theater lieferte, die, zumeist im üppigsten Barockstil gehalten, sich durch treffliche Perspektive und malerische Wirkung
auszeichnen. Dann trat Fernando in die Dienste des spätern Kaisers Karl VI., für den er in Barcelona anläßlich seiner Vermählung
und in Wien zahlreiche Theaterdekorationen malte. Er baute ferner in Parma die Kirche des Abts Antonius,
den Arco del Meloncello in Bologna (einen die Straße überbrückenden Bogen mit Rundtempel darüber) und das königl. Theater
zu Mantua. Er hat auch Fresken gemalt, z. B. im Chor der Peterskirche in Wien.
Sein Sohn, Alessandro Galli-Bibiena, gest. 1760, war Baumeister im Dienst des Kurfürsten von der Pfalz,
baute u. a. die Jesuitenkirche (1733-56) und die Bibliothek in Mannheim. - Fernandos zweiter Sohn Giuseppe, geb. 1696, gest. 1757 in
Berlin, schuf 1723 die Prachtdekorationen zu dem kaiserl. Hoffest in Prag, arbeitete für zahlreiche Fürsten Katafalke, Theaterprospekte
u. a., die in dem Werke «Architettura e
prospettive» (Augsb. 1740) erhalten sind. Die großartigsten Werke dekorativer und perspektivischer
Barockkunst schuf er für das Opernhaus zu Dresden unter August dem starken und für eine Hochzeit am Münchener Hofe 1722. In
Bayreuth erbaute er 1747 das schöne Theater, in Dresden gestaltete er 1750 das Opernhaus um. Er ist der
berühmteste seines Namens. - Fernandos letzter Sohn Antonio, geb. 1700 zu Parma, gest. 1774 zu Mailand, ebenfalls
Theaterbaumeister und -Maler, baute u. a. das mächtige Stadttheater zu Bologna und das in der Virgilsakademie zu Mantua, für
die er prachtvolle Dekorationen malte. Er war auch am Hofe Karls VI. thätig.
pauperum (lat.), Armenbibel, eine Sammlung von Darstellungen aus der heiligen Geschichte zur Unterweisung des
niedern Volks in den
mehr
sogenannten christl. Heilswahrheiten, fälschlich so genannt nach dem in späterer Zeit hinzugefügten
Titel der Wolfenbütteler Handschrift. Sie besteht aus 34-50 typischen Bildern, deren jedes eine Darstellung aus dem Leben
Jesu enthält, umgeben von zweien aus dem Alten Testament, die nach Art der mystischen Bibelauslegung in vorbildliche Beziehung
zu jener gesetzt sind, dazu lat. oder deutsche oder lat.-deutsche Erklärungen
und Sprüche. Als Laienbibel, was ihr Name besagt, kann sie kaum gedient haben.
Seit dem 13. Jahrh. in Bilderhandschriften verbreitet, von denen wir noch 5 besitzen, war
sie im 15. Jahrh. eins der ersten sog. Blockbücher (s. d.), deren Text und Bilder in Holztafeln geschnitten
und abgedruckt wurden, ist aber auf der Presse und mit beweglichen Lettern, wie es scheint, nur zweimal (1461) gedruckt worden
und verschwindet mit Ende des 15. Jahrh. vor dem neuen Zeitgeist. Faksimileausgaben: reproduced in facsimile from one
of the copies in the British Museum», hg. von Berjeau (Lond. 1859);
«Die Darstellungen der in einer
Handschrift des 14. Jahrh. im Stift St. Florian», hg. von Camesina, erläutert von Heider (Wien 1863);
nach dem Original
in der Lyceumsbibliothek zu Konstanz», hg. von Laib und Schwarz (Zür. 1867);
«Die , Faksimilereproduktion, getreu nach
dem in der erzherzogl.
Albrechtschen Kunstsammlung Albertina befindlichen Exemplar, von A. Einsle. Mit
histor.-bibliogr. Beschreibung von Schönbrunner (Wien 1890).