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gesetzlichem Schutze stehend angetroffen wird; die nordamerik. Form hielt man lange für eine eigene Art (Castor canadensis Kuhl). In Deutschland [* 2] ist der Biber gegenwärtig noch in der Elbe, von Wittenberg [* 3] bis gegen Magdeburg, [* 4] und in der Saale, von ihrer Mündung in die Elbe bis nach Trabitz unterhalb Calbe, zu finden. Einzelne kommen in der Salzach an der österr.-bayr. Grenze und in der Rhône in Südfrankreich vor. Von den übrigen europ. Ländern beherbergen ihn noch am häufigsten Bosnien, [* 5] Rußland und Norwegen. [* 6]
Früher hielt er sich auch südlicher, z.B. in Asien [* 7] am Euphrat und sogar in Indien auf; jetzt wird er auch im Norden, [* 8] besonders in Nordamerika, [* 9] durch die vielen Nachstellungen seltener; doch werden immerhin große Mengen von dorther in den Handel gebracht (s. Biberfelle). Der hat ungefähr die Größe und plumpe Gestalt eines Dachses, mißt 75-80 cm ohne Schwanz, ist oben rotbraun bis ins Schwärzliche und unten heller gefärbt; auch kommen weiße, gelbe oder gefleckte Spielarten vor.
Der Schwanz ist braunschwarz. Der Körper ist dick, gedrungen, der Nacken, vorzüglich in der Ruhe, gewölbt, der Hals kurz und dick, der Kopf rundlich-dreieckig, rattenähnlich, die Nase [* 10] breit und kahl mit großen, verschließbaren Nasenlöchern; die Augen stehen seitlich; die Ohren sind sehr klein und fast unter dem Pelze versteckt. Bekannt ist der Kunsttrieb und die gesellschaftliche Thätigkeit der Biber, über welche aber mancherlei Übertreibungen und Fabeln verbreitet worden sind. Um sich nämlich gegen die Winterkälte und Strömungen zu schützen, errichten die Biber Bauwerke, welche sie, da zu deren Herstellung die Kräfte des einzelnen nicht ausreichen, gemeinschaftlich aufführen.
Sie bauen kunstlose, stumpf kegelförmige Wohnungen, welche aus zusammengeschichteten Ästen, Reisern, Schlamm und Steinen bestehen, 1,50 bis 1,60 m über das Wasser emporragen, ihren Eingang unter dem Wasser haben und in dem untern Teile die Wintervorräte enthalten. Damit nun der Stand des Wassers um ihre Wohnungen herum gleichhoch bleibt, errichten die Biber noch Dämme um die letztern, welche auf gleiche Weise aus Holzstücken, Schlamm und Steinen kunstlos zusammengesetzt sind. Niemals aber bedienen sich die Biber ihres Schwanzes beim Bauen als Kelle oder gar als Schlägel. [* 11] Das nötige Holz [* 12] verschaffen sie sich, indem sie die Stämme der am Ufer stehenden Sträucher und auch ziemlich starke Bäume durch Nagen fällen; sie können mit einemmal einen zolldicken Ast durchbeißen. Weil nun auch die Nahrung meist aus Baumrinde besteht, so fügen sie den Wäldern viel Schaden zu.
Die Biber werden gejagt teils wegen ihres wertvollen, dichtwolligen, mit langen, glänzenden Grannenhaaren durchspickten Pelzes (s. Biberfelle), teils wegen des Bibergeils (Castoreum), einer käseartigen, eigentümlich und durchdringend riechenden, in der Heilkunde gebräuchlichen Substanz, welche in zwei dem After naheliegenden Beuteln enthalten ist. Man unterscheidet im Handel nur zwei Sorten des Bibergeils, russ., moskowit. oder sibir. und amerik., canad. oder engl. Bibergeilbeutel, von denen die erstern geschätzter und teurer sind; beide Sorten waren früher offizinell; in neuerer Zeit indes nur das amerikanische und auch dieses hat in dem neuesten Deutschen Arzneibuche (1891) keinen Platz mehr gefunden. Es wurde früher in der Medizin bei Nervenzufällen, insbesondere bei der Hysterie, sowie bei Typhus als krampfstillendes, beruhigendes und belebendes Mittel, sowohl in Pulver- und Pillenform, wie als Tinktur (Tinctura Castorei Sibirici und Tinctura Castorei Canadensis aus 1 Teil Bibergeil und 10 Teilen Spiritus [* 13] bereitet) vielfach angewandt.
Ehedem war auch das Bibergeilfett (Pinguedo oder Axungia Castorei), welches sich in zwei neben und unter den Bibergeilbeuteln befindlichen Ölsäcken vorfindet, in der Heilkunde gebräuchlich. Als billiges Ersatzmittel des Bibergeils diente wohl auch eine ähnliche Substanz, das vom Kap der Guten Hoffnung eingeführte Hyraceum oder Dasjespiß, welches aus eingedicktem Harn des sog. Klippdachses (Hyrax capensis) besteht. Das Zurückdrängen des Biber bringt es mit sich, daß auch in den zoolog. Gärten nur höchst selten europ. Exemplare zu finden sind, daß diese Gattung vielmehr meist durch den amerikanischen Biber vertreten ist.
Derselbe wird mit 200 M. bezahlt und hält in der Regel gut aus. Sichtbar ist er nur in der Dämmerungsstunde, denn den Tag verbringt er schlafend in seiner Schutzhütte. Als Futter giebt man ihm Brot, [* 14] Wurzeln und Weidenäste, deren Rinde er verzehrt und an deren Holz er seine Schneidezähne abnutzen kann. Von den echten Biber sind wohl zu unterscheiden der Zibethbiber, der auch Bisamratte (s. d.) oder Ondatra (Fiber zibethicus Cuv.) genannt wird, eine große Wasserratte Nordamerikas, und der in Südamerika [* 15] lebende Sumpfbiber (s. d.) oder Coypu (Myopotamus coypus Geoffr.). -
Vgl. Friedrich, Die an der mittlern Elbe (Dessau [* 16] 1894).