20 km nördlich von
Bellinzona, in 296 m Höhe, am Eingang in das Bleniothal, an der
Vereinigung des
Brenno mit dem
Ticino, an der
Gotthardstraße und
-Bahn, an die sich hier die Lukmanierstraße anschließt, hat (1888) 2088 E., darunter 105
Protestanten.
Der Ort besteht aus dem auf der linken Thalflanke gelegenen eigentlichen und dem ½ km weiter westlich
gelegenen Ponte bei der
Steinbrücke über den
Brenno und hat eine alte roman.
Kirche auf einem Hügel (339 m) und eine zu der
hochgelegenen St. Petronillakapelle führende
Via Crucis, neben der der
Bach Froda einen prächtigen Wasserfall bildet. Biart ist
häufigen
Überschwemmungen durch den
Brenno und den
Ticino ausgesetzt und wurde namentlich 1514, 1745 und 1868 stark
verwüstet.
(Plural von
Bab, d. h. das
Thor), eine Gebirgskette im W. der algier.
Provinz Constantine, führt ihren
Namen von
zwei engen Pässen, durch die der Überlandverkehr zwischen den
ProvinzenAlgier und Constantine vermittelt
wird. Die von den
Türken auch
«EisernesThor» genannten Pässe sind tiefe
Erosionsthäler, von denen das größere in 438 m
Höhe zwischen 700 m hohen steilen Felswänden eingelassen ist. Durch das östliche kleinere
Thor führt eine
Straße, durch
die westliche, ehemals sehr gefürchtete Enge jetzt auch die Eisenbahn von
Algier nach Constantine. In
ihrer Nähe liegt der 80 qkm umfassende Bibân-Wald, aus Aleppofichten,
Oliven und Lentisken bestehend.
el-Meluk (d. h. Königsthore), Gebirgsthal bei dem ägypt.
Theben, etwa 3,5 km im WNW. von Qurnah, mit Felsengräbern der Könige der 19. und 20. Dynastie (u. a.
Ramses' II.).
eigentlich
Bernardo Dovizio (oder Divizio), ital. Dichter, geb. in
Bibbiena, ward Privatsekretär des Kardinals
Giovanni de' Medici, zu dessen
Wahl zum Papste
(Leo X., 1513)
Bib(b)iena besonders beigetragen haben soll.
Jener ernannte ihn zum Schatzmeister und bald zum Kardinal. 1518 ging er als päpstl.
Gesandter nach
Frankreich und starb bald nach der Rückkehr, wie man glaubte, an
Gift. Künste und Wissenschaften
hat er eifrig gefördert. Seine Komödie «Calandria» (Siena 1521 u. ö.),
mit die älteste, gefiel bei der ersten Aufführung am
Hofe von
Urbino (1513) und dann in
Rom
[* 5] sehr. Sie
modelt geschickt das Grundmotiv von Plautus' «Menaechmi»; die starke Schlüpfrigkeit
liegt im Wesen der Zeit. Neuester
Abdruck im «Teatro italiano antico», hg. von Jarro, I (Flor.
1888). -
Vgl. Bandini, Il Bib(b)iena ossia il Ministro di
Stato (Livorno
[* 6] 1758).
1. Entstehung des
Kanons. A. Das
Alte Testament ist die Sammlung der von den
Juden und danach auch von der christl.
Kirche als
die
Urkunden der göttlichen Offenbarung an das alte Bundesvolk Israel heilig gehaltenen
Bücher. Nach der jüd.
Tradition soll
der
Kanon des Alten
Testaments kurz nach dem Exil durch
Esra, mit Hilfe von 120 jüd. Gelehrten, die sich
unter ihm in
Jerusalem
[* 9] versammelt hatten (die große
Synagoge), zusammengestellt worden sein. Aber damals war eine Reihe von
Schriften des
Kanons noch gar nicht geschrieben, und eine mit solcher
Aufgabe betraute Körperschaft hat
es in der jüd. Gemeinde nach Ausweis der Geschichte nie gegeben.
Vielmehr ist das
Alte Testament nur zu begreifen als
Kanon des
Judentums, d. h. als die Sammlung der vom
Judentum als
Urkunden
der Gottesoffenbarung anerkannten
Schriften. Es hat sich also mit dem
Judentum gebildet, ist wie dieses ein Erzeugnis
der innern
Entwicklung des
Volks Israel und der jüd. Gemeinde, wie ihrer äußern Geschichte. Von der Litteratur des
alten Israel sind nur Trümmer in ihm zu finden, nämlich solche, die für den religiösen
Aufbau des
Judentums notwendig oder
verwendbar waren.
Eigentlich zerfällt der alttestamentliche
Kanon in drei
Kanones: dieThora oder der
Pentateuch, die
Propheten
(hebr. nebiim) und die Hagiographen (hebr. kethubim). Von diesen
hat jeder seine besondere Entstehungsgeschichte. Sie sind nacheinander entstanden; die Grundlage der ganzen Kanonbildung
hat die
Thora abgegeben. Nur ihre Geltung ruht auf einer öffentlichen, rechtsverbindlichen Beschlußfassung, die beiden andern
haben sie durch Anlehnung an die
Thora erreicht.
Auch noch jetzt cirkulieren sie in der handschriftlichen Überlieferung vielfach einzeln, und erst spät hat der gleichmäßige
Gebrauch aller drei als heiliger
Schriften dazu geführt, sie zu einem
Buche zusammenzufassen. Der jetzige
Pentateuch (s. d.)
ist aus zwei Gesetzbüchern, dem unter König Josia 621
v. Chr. entstandenen 5.
Buch Mose und dem unter
Esra (s. d.) um 444
v. Chr. verfaßten Priestercodex unter Einfügung anderer zum
Teil weit älterer geschichtlicher und gesetzlicher
Stücke entstanden. - Der Prophetenkanon ist niemals durch einen öffentlichen Beschluß als
heilige Schrift anerkannt worden,
hat diesen Charakter vielmehr durch die Gewöhnung der jüd. Gemeinde erlangt. Er zerfällt in
zwei ganz verschiedene
Teile, die sog. Vordern
Propheten, d. h. die geschichtlichen
Bücher Josua,
Richter, Samuelis, Könige,
und die Hintern
Propheten.
Diese enthalten die Reste der prophetischen Litteratur. Sie zerfallen wieder in die drei
GroßenPropheten (Jesaias,
Jeremias,
Ezechiel) und die zwölf
KleinenPropheten.
Daß diese verschiedenartigen
Bestandteile in dem zweiten
Kanon
vereinigt wurden, setzt voraus, daß der
Begriff der
«Heiligen Schrift» sich schon gebildet hatte. Die
Aufnahme der histor.
Schriften wird dadurch verständlich, daß sie die Erzählung von Israels Erziehung durch Jahwe da fortsetzen, wo der
Penta-
¶
mehr
teuch abbricht. Wie aber die Prophetie älter ist als das Gesetz, so wurden sicher einzelne Werke der eigentlichen (hintern)
Propheten schon vor der Kanonisierung des Pentateuchs als heilig aufgefaßt. Hieraus erklärt es sich mit, daß sich die Reste
der prophetischen Litteratur auch nach Einführung des Pentateuchs behaupteten und so denKern zu einem
zweiten Kanon bilden konnten. Daß die vorliegende Gestalt des Prophetenkanon verhältnismäßig jung ist, ergiebt sich daraus,
daß die alexandrinische Überlieferung sie nicht kennt oder ignoriert.
Daß sie erst nach Eintritt der griech. Zeit entstanden sein kann, lehrt die kritische
Untersuchung der einzelnen Teile. Beweisend dafür aber, daß der Prophetenkanon jünger als die Zeit
Esras und Nehemias ist, ist der Umstand, daß ihn die Samaritaner (s. d.)
nicht haben. Innerhalb des Prophetenkanons sind zahlreiche Trümmer der vorexilischen prophetischen und histor. Litteratur
erhalten. Für das Verständnis der Geschichte Israels und der Entstehung des Judentums, damit aber auch des Pentateuchs, sind
diese grundlegend.
Mit der Sammlung und Weiterüberlieferung der Reste der alten prophetischen Litteratur war eine Überarbeitung im Zusammenhang
mit der Entwicklung der messianischen Hoffnung verbunden. Von der alten histor. Litteratur sind im Prophetenkanon nur solche
Trümmer erhalten, die als Quellenbelege in die von den Ideen des Deuteronomiums (s. d.) und der Reform
des Josia abhängigen, in und nach dem Exil entstandenen Geschichtsbücher aufgenommen werden konnten. Sowohl Richter als
Samuelis und Könige sind in ihrer jetzigen Gestalt ein Erzeugnis dieses deuteronomistischen Schrifttums, in dessen Manier
von 621 an, aber noch nach Esra geschrieben worden ist.
Das Charakteristische dieser Geschichtschreibung ist, daß sie die alte Entwicklung Israels als sündig
verurteilt, weil sie den Voraussetzungen der Reform des Josia widerspricht. Daß sie trotzdem so umfangreiche ältere Stücke
weiter überliefert hat, erklärt sich aus der Wichtigkeit, welche die Erinnerungen an die staatliche Vergangenheit Israels
angesichts der messianischen Hoffnung hatten. Diese deuteronomistischen Bücher sind übrigens zu erbaulichen,
religiösen Zwecken geschrieben, sie sind nicht Geschichtsbücher im modernen Sinn. Daraus ergiebt sich, daß nur die alten
Quellenbelege, die sie gerettet haben, den Wert geschichtlicher Überlieferung besitzen. - Der Kethubimkanon (Hiob, Psalmen
u. s. w.), dessen palästinische Gestalt Flavius Josephus vorführt, ist das Ergebnis einer Reduktion der nach Bildung der
beiden frühern Kanones noch übrigen oder später entstandenen vaterländischen Bücher. Auch hier ist
weder über die Geltung noch über die Normalzahl ein öffentlicher Beschluß erfolgt. Nur die auf der Synode zu Jamnia (Jabne),
etwa 90 n. Chr., erfolgte Abwehr eines letzten Reduktionsversuches, welcher sich gegen Hohes Lied und Prediger wandte, ist
nachzuweisen.
Die in Palästina
[* 11] durch Reduktion entstandene Gestalt des alttestamentlichen Kanons ist im hellenistischen Judentum ignoriert
worden. Die alten freiern Auffassungen blieben dort herrschend. Infolgedessen war in den griech. Bibelhandschriften (der Septuaginta,
s. d.) nicht nur die Reihenfolge eine andere, sondern vor allem der dritte Kanon ein viel umfangreicherer. Über die dem
palästinischen Kanon fehlenden Bücher der hellenistischen Bibel s. Apokryphen.
Die christliche Kirche hat nun das Alte Testament nicht in
seiner palästinisch-hebr., sondern in der altertümlichern Form
übernommen, welche die griechische Bibel bot. Sobald man sich der Abweichung von der palästinischen, die man in allen Stücken
für das Original anzusehen geneigt war, bewußt wurde, mußte Schwanken und Beunruhigung eintreten. Es
erklärt sich so die Unsicherheit der alten Kirche über den Umfang des alttestamentlichen Kanons und hieraus der schon früh
entstandene Streit über die Geltung der der hebr. Bibel fehlenden Stücke.
Melito von Sardes schließt sie aus, ebenso wie das BuchEsther. Origenes, der 22 kanonische Bücher zählt,
nahm nur die griech. Zusätze zu den im hebr. Kanon enthaltenen Schriften (BuchBaruch, Brief des Jeremias, Stücke in Esther und
Stücke inDaniel) an, benutzte aber auch die übrigen Apokryphen. Dieselben Grundsätze blieben in der griech. Kirche herrschend
und erhielten auf dem Konzil zu Laodicea (zwischen 360 und 364) öffentliche Sanktion. Man nahm also nur
die im hebr. Kanon enthaltenen Bücher an, aber in der Textgestalt, die sie bei der Septuaginta haben, also mit den griech.
Zusätzen, doch mit Ausschluß der übrigen Apokryphen.
Dagegen war die lat. Kirche zu der Anerkennung auch dieser frühzeitig geneigt. Nachdem man sie auf dem
Konzil zu Hippo (393) zum Lesen empfohlen hatte, suchte man auf dem Konzil zu Karthago
[* 12] (397) den Unterschied zwischen beiden Teilen
ganz aufzuheben und stellte selbst die Bücher der Weisheit, Sirach, Tobiä, Judith und der Makkabäer in den Kanon. Darauf führte
ein abermaliges Konzil zu Karthago (419) alle Apokryphen als kanonische Bücher auf. Nur Hieronymus hielt
den Unterschied zwischen beiden Teilen fest und bestimmte die Zahl der kanonischen Bücher, als bibliotheca divina, auf 22. Auch
in der folgenden Zeit und das ganze Mittelalter hindurch regten sich gelegentliche Bedenken gegen die Gleichstellung der
Apokryphen mit den übrigen kanonischen Büchern.
Während aber dann die evang. Theologie, den specifisch kath. Charakter der Vorstellung vom Kanon übersehend und ohne sich
über Tragweite und Berechtigung dieses Schrittes klar zu sein, nur die hebräisch geschriebenen Schriften als kanonische
anerkannte, bezeichnete das Tridentinische Konzil in der vierten Sitzung auch die Apokryphen als kanonische
Bücher. Spätere kath. Gelehrte suchten diese Bestimmung dadurch zu mildern, daß sie
einen doppelten Kanon des Alten Testaments annahmen. Den einen bezeichneten sie als protokanonische Bücher, d. h. die allgemein
als echt anerkannten Bücher, den andern als deuterokanonische Bücher, die man nicht allgemein als echt anerkannte und jenen
an Wert nachstellte. Zu diesem Teile zählten sie die Apokryphen.
Bibel. Das Neue Testament ist die Sammlung der Urkunden der christl. Religion oder der von der christl. Kirche für inspiriert, heilig
und apostolisch geachteten Schriften der urchristl. Zeit, in denen die Geschichte Jesu Christi und der Gründung seiner Kirche
erzählt und zugleich der ursprüngliche Ausdruck des christl. Heilsbewußtseins niedergelegt ist. Die
Sammlung zerfällt nach Entstehung und Inhalt in drei Teile: I. historische Bücher: die Evangelien (s. d.) und die Apostelgeschichte
(s. d.);