zieht sie sich, zum Schutze gegen den
Strom, etwa 1½ km weit hin. In älterer Zeit war ein blühender
Handels- und Gewerbeort;
in den letzten 3 Jahrhunderten hat es durch die vielen
Kriege sehr gelitten, und erst in neuerer Zeit beginnt es sich wieder
zu heben. Bharotsch hatte 1872: 36 932, 1891: 40 168 E. (10000 weniger als 1777), darunter 25 257
Hindu, 11 354 (meist
arme) Mohammedaner, 2243 Parsen (meistWeber und
Schiffbauer), 488
Dschain (meist Kaufleute), 93
Christen. Der
Schiffbau der Parsen
hat sehr nachgelassen; desgleichen auch, infolge der zunehmenden Einfuhr engl.
Stoffe, ihre
Weberei.
[* 2]
DieHindu und Mohammedaner treiben hauptsächlich
Handel, Schifffahrt, Fischfang und die verschiedenartigsten
Handwerke. Der schwarze
Boden ist außerordentlich fruchtbar und besonders für Baumwollpflanzungen geeignet; außer
Baumwolle
[* 3] werden auch Getreide
[* 4] und Hülsenfrüchte ausgeführt. Es befinden sich daselbst eine engl. Regierungsschule,
ein von den
Hindu unterhaltenes
Krankenhaus
[* 5] für die verschiedensten
Tiere bis hinab zu den
Insekten
[* 6] sowie
ein wohlerhaltener Kirchhof, aus der Zeit, wo Bharotsch den
Holländern gehörte, mit Grabsteinen von 1685 bis 1770. - Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß Bharotsch das Barygaza des
Ptolemäus und
Arrian ist.
Den
Arabern im Mittelalter war Bharotsch unter dem
NamenBarusch als Handelsplatz wohlbekannt. Nach der Eroberung
von Gudschrat durch die Mohammedaner machte Bharotsch einen
Teil des neugebildeten
Staates Gudschrat aus, bis es der Großmogul
Akbar 1583 seinem
Reiche einverleibte. 1685 ward es von den Mahratten erobert, denen es 1772 die Engländer abnahmen. Dieselben traten
es jedoch 1783 an den Mahrattenfürsten Mahadadschi Sindhja ab. 1803, bei dem
Kriege zwischen den Mahratten
und Engländern, eroberten diese Bharotsch im
Sturme. Bei dem hierauf folgenden Friedensschlusse von Surdschi Andschangaon (in
Berar)
ward es an die Engländer abgetreten.
(im SanskritBhartṛihari),
Name des angeblichen Verfassers einer berühmten ind. Spruchsammlung. Der
ind.
Tradition nach war Bhartrihari derBruder eines Königs Vikramāditya und verbrachte seine
Jugend in großen
Ausschweifungen. Am Sterbebette seines
Vaters beschloß er, durch dessen
Kummer bewogen, der Welt zu entsagen und am Ufer der
Çiprā zeigt man noch heute eine
Höhle, die er als
Büßer bewohnt haben soll. Nach dem
Chinesen I-tsing lebte er im 7. Jahrh.
n. Chr., wurde buddhistischer Mönch, bald aber wieder aus Liebe zur Welt Laie und
wiederholte alsdann diesen Wechsel noch sechsmal.
Unter B.s
Namen gehen drei Centurien (Sanskrit çataka) von
Sprüchen, von denen jeder ein abgeschlossenes Ganzes für sich
bildet.
Die erste Centurie führt den
Namen çrngāraçatakam, d. h. «Centurie der
Liebe», und ist erotischen
Inhalts, die zweite nītiçatakam, d. h. «Centurie
der Lebensklugheit», und enthält
Sprüche über allerlei Verhältnisse des Lebens, die dritte vairāgyaçatakam, d. h. «Centurie
der Leidenschaftslosigkeit», und enthält
Sprüche über die Gleichgültigkeit gegen die Welt, die Aufgebung der Lebensfreuden,
die Macht des
Schicksalsu. dgl. Neben vielem Schönen enthalten die
Sprüche nicht wenig Mittelmäßiges.
Sie stammen von verschiedenen Verfassern, und die Spruchsammlung, die in ihrem
Umfange in den Handschriften sehr schwankt,
ist mehr eine
Anthologie als das Werk
eines Mannes.
Die ersteAusgabe besorgte
Carey
(Serampur 1804); dann gab von
Bohlen eine
kritisch sehr mangelhafte
Ausgabe mit lat.
Übersetzung und Anmerkungen (Berl. 1833), wozu Schütz (Bielef.
1835) und
SchiefnerundWeber (ebd. 1850) Nachträge und Verbesserungen gaben.
Die 2. und 3. Centurie gab Telang heraus (2. Aufl.,
Bombay
[* 7] 1885), die beste vollständige
Ausgabe ist die mit dem Kommentare
des Krischnaçāstrin (ebd. 1888). Sämtliche
Sprüche sind aufgenommen und wörtlich ins Deutsche
[* 8] übersetzt
in
Böhtlingks«IndischeSprüche» (2. Aufl., Petersb. 1870-73). Eine geschickte
metrische
Übersetzung gab von
Bohlen (Hamb. 1835); außerdem wurde eine Auswahl übersetzt von
Rückert in der «Zeitschrift
für die
Kunde des Morgenlandes», 1,14 fg. (1837) und von
Höfer,
«Indische Gedichte» (Lpz. 1844), 1,143 fg.; II,168 fg.
(neuind. bhāt), eine eigentümliche, erbliche, eine Art Kaste bildende Genossenschaft von
Barden in der Westhälfte von
Vorderindien, namentlich in den
Ländern, welche früher zu Gudschrat gehörten. Hauptsächlich
unter der radschputischen
Bevölkerung
[* 9] daselbst stehen die Bhat nebst den ihnen nahe verwandten Tschārans in großem Ansehen
und üben wesentlichen Einfluß aus. Die Bhat sind Märchenerzähler, herumziehende
Barden, Aufbewahrer
der Volkslegenden und Familientraditionen, mitunter auch
Gaukler, Wahrsager u. s. w. Diejenigen Häuptlinge und andere Vornehme,
welche sich freigebig gegen sie zeigen, werden von ihnen in Liedern gepriesen, während sie auf solche, von denen sie sich
vernachlässigt glauben, Satiren machen und verbreiten, die sich meistens auf unechteGeburt und daher
stammende niedrige Gesinnung der betreffenden
Personen beziehen.
Mitunter, wenn ein Bhat sich besonders empfindlich durch einen Häuptling gekränkt fühlt, befestigt er das
Bildnis desselben,
zugleich aber auch einen alten Schuh oben an einer
Stange und zieht hiermit von Dorf zu Dorf, allenthalben Spott- und Schmählieder
auf jenen vortragend, bis dieser selbst oder seine Anverwandten den Bhat durch reiche Geschenke
versöhnen. Einen Bhat zu töten gilt für ein schweres
Verbrechen. Deshalb begleiteten sie Reisende als Schützer und drohten
bei
Angriffen sich das Leben zu nehmen. Jetzt ist das Ansehen der Bhat immer mehr im Schwinden begriffen, namentlich
in den Ebenen von
Hindustan, wo sie als eingebildete und freche Bettler auftreten.
(verderbt
Bhatgang), bedeutende Stadt in dem selbständigen
Staate Nepal in
Ostindien,
[* 10] in den südl. Abhängen
des Himalaja, liegt unter 27° 37' nördl.
Br. und 85° 22' östl. L. 15 km östlich von
Katmandu und ist
gut gebaut, hat etwa 30000 E., reinliche
Straßen, einen
Palast, eine Anzahl von
Tempeln und dadurch ein stattlicheres Aussehen
als die Hauptstadt
Katmandu. Früher war es der Lieblingsaufenthalt der in diesem
Lande lebenden
Brahmanen; jetzt sind die Bewohner
hauptsächlich hinduisierte Newar, d. h.
Angehörige eines ureingeborenen
Stammes, der sich durch Betriebsamkeit,
namentlich in der
Weberei, auszeichnet.
ind. Dichter, mit vollem
NamenBhattasvāmin und Bhartṛsvāmin, auch Bhartrhari, Verfasser des «Bhaṭṭikāvyam».
Seinen eigenen Angaben nach lebte er unter einem Könige Çrīdharasēna aus der Valabhīdynastie. Damit ist wahrscheinlich
Dharasēna I. (530-545 n. Chr.) gemeint, von dem wir wissen, daß er ein Beschützer
der¶
mehr
Gelehrtenwar. Das Bhaṭṭikāvyam in 22 Gesängen (sarga) gehört zu den Kunstepen und behandelt die Geschichte des Rāma
(s. d.). Die einzelnen Gesänge sind aber nebenbei zu bestimmten grammatischen und rhetorischen Zwecken geschrieben, worunter
das poet. Element sehr leidet. Bhaṭṭikāvyam wurde zuerst herausgegeben Kalkutta
[* 12] 1828, seitdem in Indien sehr oft. Die
beste Ausgabe ist die von Bāpata mit dem Kommentare des Dschajamangala (Bombay 1887).