Anzahl gleichzeitig auffaßbarer
Gesichts- oder Schalleindrücke feststellte. Dieselben sind nun nicht alle mit gleicher Deutlichkeit
oder Intensität gegeben, und man drückt das auch so aus, daß man von einem verschiedenen Bewußtheitsgrade redet. Dieser
Ausdruck darf jedoch nicht so verstanden werden, als wäre das Bewußtsein eine selbständige, der Stärkeabstufungen
fähige Funktion. Dieser
Vorstellung entspricht ein
Begriff des
Unbewußten, welcher von einigen
Philosophen
und Psychologen angenommen ist.
Danach bleiben Empfindungen, Gefühle und Willensakte das, was sie sind, mögen sie nun im B. oder außer demselben zu finden
sein. Dem gegenüber ist eine doppelte Bedeutung des
Unbewußten zu betonen. Entweder werden als unbewußt
bezeichnet alle nicht im B. gegebenen
Inhalte oder Vorgänge, und dann hat dieser
Begriff keinen spezifisch psychol. Wert,
sondern bildet nur den kontradiktorischen Gegensatz zum Bewußten. Oder man nennt unbewußt diejenigen im B. gegebenen
Inhalte
oder Vorgänge, welche kein konstatierendes Wort oder
Urteil direkt oder indirekt reproduziert haben, die also
vereinzelt, ohne
Verbindung mit andern
Inhalten bleiben. In der letztern
Auffassung ist die einzige der modernen
Psychologie
angehörende Verwendung dieses
Begriffs enthalten.
Im Selbst- oder
Ichbewußtsein hat man die Mannigfaltigkeit der auf ein
Ich bezogenen Eigenschaften und Thätigkeiten zu unterscheiden
von der Einheitlichkeit des Beziehungspunktes für dieselben. Die
Sphäre, innerhalb deren der
Besitz oder
Inhalt desIchs gesucht wird, ist der eigene Körper, durch den die räumliche Scheidung einer innern und äußern Welt erst
möglich wird. Erst die philos.
Reflexion
[* 2] macht den Körper auch zu einem Außending und erblickt nur in einer Seelensubstanz
das
Ich.
Außer den den Körper repräsentierenden
Vorstellungen und Empfindungen und den an dieselben geknüpften
Gefühlen werden aber noch alle bewußten seelischen Vorgänge und die Fähigkeiten zu solchen auf das
Ich bezogen. Die Einheitlichkeit
des letztern wird von einigen auf die organische Einheit des eigenen Körpers oder die Einfachheit eines substantiell gegebenen
Seelenwesens, von andern auf das Wort
Ich, nach einer dritten
Ansicht auf die qualitative Einfachheit des
Wollens basiert, welches in engem Zusammenhange mit dem Selbstbewußtsein steht. -
Vgl. Joh. Wolff, Das und sein Objekt (Berl.
1889);
EmilSchlegel, Das Bewußtsein Grundzüge naturwissenschaftlicher und philos.
(spr. beh),Flecken im
BezirkAigle des schweiz. Kantons Waadt,
in 435 m Höhe, am Avancon, unweit der Rhone,
an der Linie Genf
[* 3] - Lausanne
[* 4] - St.
Maurice der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 4420 E., darunter 584 Katholiken, eine neue
Kirche und
jährlich 5
Messen. In der Nähe die ansehnlichen Salzwerke von Bevieux und Dévens, deren salzhaltige
Thonschiefer durch
Süßwasser ausgelaugt werden. Die
Sole (27 Proz.
Salz)
[* 5] wird versotten und liefert jährlich 1000-1500 t
Salz.
Die
Sole und
Mutterlauge von Bex, die Schwefeltherme des nahen Lavey, das milde
Klima
[* 6] (mittlere Jahrestemperatur 9,9 °C.), die
schöne und geschützte
Lage sowie die neuerdings vergrößerten Kureinrichtungen haben auch als
Bade-
und Pensionsort in
Aufnahme gebracht, der auch im Herbst zur
Traubenkur namentlich von
Franzosen noch viel besucht ist. Südlich
von Bex die Trümmer des 1465 zerstörten
Schlosses Duin, früher Chatel de Bex Auf dem Friedhofe befindet
sich ein erratischer
Block als Grabmal des Naturforschers und Salinenvorstehers von Charpentier. Nach
Sitten führt ein Saumweg über den
Pas de Cheville (2049 m) am Fuße der
Diablerets; nach dem Alpenthale der Ormonts der
Sol
de la
Croix (1739 m). -
Gust. Friedr. von, preuß.
General der Infanterie, geb. zu
Berlin,
[* 12] trat 1829 in das preuß. 19. Infanterieregiment, besuchte 1835-38 die
Allgemeine Kriegsschule,
wurde dann zur
Artillerie und zu den Pionieren kommandiert und 1841-44 im topogr.
Bureau des Generalstabes
verwendet. 1849 nahm Beyer als Divisionsadjutant am Feldzuge in
Baden
[* 13] teil und wurde im September als Hauptmann in den
Großen
Generalstab versetzt. Von 1850 bis 1860 war er Mitglied des Kriegsministeriums, von 1855 ab
Chef der Centralabteilung, wurde 1859 in
den Adelstand erhoben und 1860 zum Commandeur des 31. Infanterieregiments, 1864 zum Commandeur der 32. Infanteriebrigade
und der preuß. Besatzungstruppen in
Frankfurt
[* 14] a. M. ernannt.
Als 1866
Preußens
[* 15]
Aufforderung zur
Neutralität von Kurhessen abgelehnt wurde, erhielt Beyer
Befehl, in
Cassel einzurücken, wobei
er sich durch seine Mäßigung und Schonung allgemeineAnerkennung erwarb. Sodann verlegte Beyer den Hannoveranern,
die zur
Vereinigung mit den
Bayern
[* 16] durchbrechen wollten, bei Eisenach
[* 17] den Weg und trat mit seiner Division zu der Mainarmee.
Er siegte 10. Juli bei Hammelburg, besetzte Fulda
[* 18] und
Hanau,
[* 19] kämpfte 24. Juli glücklich an der
Tauber, 25. bei
Helmstadt und bewog 26. bei
Roßbrunn durch seinen
Anmarsch gegen die Flanke des im
Gefecht stehenden Feindes diesen zum Rückzüge.
Nach dem Frieden wurde Beyer Kommandant von
Frankfurt a. M. Im Dez. 1866 zum Generallieutenant befördert, wurde er im Mai 1867 als
Militärbevollmächtigter nach
Karlsruhe
[* 20] entsendet und trat im Febr. 1868 als Kriegsminister in bad. Dienste,
[* 21] wo er die Reorganisation des
Heers nach preuß.
Muster vollzog. 1870 übernahm Beyer den
Befehl der bad. Felddivision, die mit
der württembergischen zu einem
Armeekorps unter
General von Werder zusammenstieß. Nach der
Schlacht bei Wörth
[* 22] wurde er gegen
Straßburg
[* 23] entsendet, das er zunächst einschloß. Nach der Eroberung von
Straßburg siegte Beyer mit den
Badensern am Oignon und besetzte Dijon.
[* 24] Hiernach kehrte er nach
Karlsruhe auf seinen Posten als Kriegsminister zurück. Nach
dem Frieden mit
Frankreich trat Beyer 1871 in den preuß. Dienst zurück und wurde zum Gouverneur
von Koblenz
[* 25] und Ehrenbreitstein, zum
General der Infanterie befördert, 4 Jahre darauf zum
Chef des niederrhein. Füsilierregiments Nr. 39 ernannt
und
¶
mehr
gegen Ende 1880 zur Disposition gestellt. Beyer lebte seitdem zu Leipzig,
[* 27] wo er starb.