welches zu diesem Behufe nach allen der Zusammenziehung fähigen Gebilden
(Muskeln)
[* 2] des Körpers hin feine Fasern, die Bewegungs-
oder motorischen
Nerven,
[* 3] von dem centralen
Nervensysteme aussendet und vermittelst der sog. Nervenerregungen, welche wahrscheinlich
im Wesen mit der elektrischen Reizung zusammenfallen, die Verkürzung der Muskelzellen auslöst. Durch diese
Auslösung wird
auch die Bewegung für den Physiologen das
Maß der Empfindung. Sogar in dem frisch getöteten
Tiere erfolgt
durch Reizung dieser Nervenfäden (z. B. mittels
Stoß, Quetschung, Hitze, chem.
Substanzen, Elektricität) eine Zusammenziehung
der
Muskeln, in welche jene Fäden endigen.
Man unterscheidet gewöhnlich zwischen willkürlichen Bewegung, welche durch einen vom
Centralorgan ausgehenden, direkten
Reiz, eine Willensäußerung, ausgelöst werden, und Reflexbewegungen (s. d.),
welche auch ohne
Bewußtsein, infolge von Reizungen der sensiblen
Nerven ausgeführt werden, also eine direkte Übertragung
des Reizes auf die Bewegungsnerven darstellen. Diese Übertragung geschieht in den
Centralorganen, und am leichtesten, wenn
das Sensorium in seiner Thätigkeit gehemmt oder entfernt ist, also z. B.
bei schlafenden oder geköpften
Tieren.
Eine wesentliche Rolle spielen weiter diejenigen Bewegung, welche, wie die
Herz- und Darmbewegungen, gänzlich dem direkten Einflusse
des Willens entzogen sind und wo die
Quelle
[* 4] der Reizung, welche die Bewegung veranlaßt, nur teilweise in dem
Centralorgan, teilweise
aber auch in den zerstreuten Nervencentren
(Ganglien) des sympathischen
Nervs liegen.
Bei den niedern
Tieren,
besonders bei den Infusorien, teilweise bei Polypen, Quallen,
Würmern, sowie bei den Eiern und Embryonen vieler, auch höherer
Tiere, wird die Ortsbewegung
[* 5] und vielleicht auch gleichzeitig der mechan.
Stoffwechsel durch die Zusammenziehung des die weiche
Leibesmasse dieser Organismen bildenden sog. tierischen Protoplasma bedingt,
sowie durch feine haarförmige Fortsätze aus Protoplasmasubstanz (die sog. Wimpern oder Cilien),
welche sich auf der äußern Leibesoberfläche befinden und entweder stets oder zeitweise in schwingender, teilweise sichtlich
unter dem Einflusse des Willens stehender Bewegung begriffen sind.
(Evolutionen). Die Bewegungen geschlossener Truppenkörper bezwecken entweder
1) einfache Ortsveränderung vorwärts oder rückwärts, dies erfolgt durch den Frontmarsch (s. d.);
oder 2)
Veränderung der bisherigen Front, durch
Schwenkungen (s. d.); oder 3)
Veränderungen der Formation, darunter besonders
wichtig der Übergang aus der Linie in die
Kolonne und aus der
Kolonne in die Linie.
Der Übergang aus der Linie in die
Kolonne kann erfolgen durch die
Wendung, durch
Abbrechen, durch
Abschwenken
und durch Hintereinanderschieben (Ployieren). Der Übergang aus der
Kolonne in die Linie erfolgt entsprechend durch die
Wendung,
durch
Aufmarsch, durch Einschwenken und durch
Auseinanderziehen oder Deployieren. Ist die
Kolonne auf eine der vier genannten
Arten nach rechts gebildet worden (d. h. durch Rechtswendung, Rechtsabbrechen,
Rechtsabschwenken, Rechtsployieren), so muß sie sich nach der entgegengesetzten Seite entwickeln (d. h.
in obigem Fall durch Linkswendung, Linksaufmarschieren, Linkseinschwenken, Linksdeployieren), wenn die Linie wieder normal
hergestellt werden soll; entwickelt sich die
Kolonne nach derselben Seite
zur Linie, nach der hin sie gebildet worden, so
wird die Linie in der
Inversion gebildet. - In frühern
Zeiten betrachtete man eine zur
Inversion führende
Bewegung, weil die
gewohnte normale Ordnung der
Truppe störend, als ein wenn irgend möglich zu vermeidendes Übel; die modernen
Anschauungen
legen auf den Unterschied zwischen normaler Ordnung und
Inversion keinen Wert und verlangen, daß es für
eine
Truppe ganz gleichgültig sein soll, ob sie sich in der normalen Ordnung oder in der
Inversion befindet.
die bei der Ausführung irgendwelcher Körper- oder Gliederbewegungen oder in der
Erinnerung
an dieselben auftretenden Empfindungen. Sie verdanken teils den
Augen, teils den bewegten Körperteilen ihre Entstehung.Träger
[* 6] der in den Körperteilen
(kinästhetische Organe) sind nicht, wie man bisher glaubte, die
Muskeln, sondern nach dem theoretischen
Nachweise von G. E.
Müller und dem experimentellen von A. Goldscheider die
Gelenke.
Die Empfindlichkeit derselben bildet auch für die nicht optischen
Vorstellungen und
Urteile über die
Lage und
Stellung unserer
Glieder
[* 7] die Grundlage. Auf
Grund gewisser Erfahrungsthatsachen werden die Bewegungsempfindungen als eine besondere
Klasse von den Lageempfindungen
beim
Auge
[* 8] und bei den
Gelenken unterschieden. S. Exner hat gefunden, daß der Rand der Netzhaut für die
Auffassung von
Bewegungen
besonders befähigt ist. Die Innervationsempfindungen, die man früher als eine eigeneKlasse die motorische
Innervation begleitender Empfindungen ansah, faßt man jetzt als reproduzierte Bewegungsempfindung auf.
oder Bewegungsquantität, bei Descartes das Produkt aus der
Masse und der
Geschwindigkeit eines Körpers.
Descartes war der Meinung, daß die
Summe aller in der Welt unverändert bleibt, was jedoch nach Huyghens nur
zutrifft, wenn man entgegengesetzt gerichtete
Geschwindigkeiten mit entgegengesetzten Zeichen in
Rechnung bringt. Nach Newton
kann durch die Gegenwirkung (s. d.) der Körper deren Bewegungsgröße nicht
geändert werden, worauf auch die
Erhaltung des Schwerpunktes (s. d.) beruht.
Beispiele für die
Erhaltung der Bewegungsgröße bietet der
elastische
Stoß (s. d.). Descartes hat durch seineAufstellung, wenngleich sein
Gedanke und auch dessen
Begründung nicht ganz zutreffend war, eine große Anregung gegeben, die schließlich zur
Aufstellung des
Satzes der
Erhaltung der Energie
(s. d.) geführt hat.
Über die Berechnung der Bewegungsgröße aus der Kraft
[* 9] und deren Wirkungsdauer s.
Antrieb.
Mittel zur Übertragung und Abänderung der
Bewegung, bestehend in einer in
sich zurücklaufenden
Kette von Einzelkörpern, von denen einer das Gestell bildet, und die einander in ihrer gegenseitigen
Beweglichkeit so weit beschränken, daß, wenn
Bewegung überhaupt eintritt, diese für jeden einzelnen der die
Kette oder
den Mechanismus bildenden Körper in
Bezug auf jeden andern eine durch die Art der Verkettung eindeutig
bestimmte, oder, wie man sich nach Reuleaux meist auszudrücken pflegt, eine zwangläufige ist. Die geringste Zahl von Gliedern,
die eine derartige Verkettung haben kann, ist nach dem Obigen zwei, und in diesem einfachsten Falle nennt man dieselbe ein
Paar und die dasselbe bildenden
Glieder die Elemente desselben. Häufiger vorkommende Formen derartiger
einfachster, nur aus einem Paare
¶
mehr
bestehender Bewegungsmechanismen sind: Zapfen
[* 11] und Lager,
[* 12] Querhaupt und Führung, Schraube und Mutter u. a. Aber auch in allen
andern Fällen sind die Glieder der Kette nach dem Obigen einander paarweise zugeordnet, hindern einander paarweise an gegenseitiger
freier Beweglichkeit, bilden also mit andern Worten zu je zweit Paare miteinander. So bilden beispielsweise
beim Kurbelgetriebe
[* 13] (s. d.) der Dampfmaschine
[* 14] der Kolben mit der Kolbenstange
und dem Kreuzkopfe einerseits und der das Gestell bildende Cylinder mit Stopfbüchse
[* 15] und Führung andererseits das obige Paar:
Querhaupt und Führung, das jede andere gegenseitige Bewegung von Kolben und Cylinder als die geradlinig hin und her gehende
ausschließt, wahrend die gegenseitige Bewegung von Gestell und Kurbel,
[* 16] Kurbel und Pleuelstange
[* 17] und, um
die Kette zu schließen, auch von Pleuelstange und Querhaupt bestimmt ist durch das Paar: Zapfen und Lager, durch welches jede
andere Bewegung als gegenseitige Achsendrehung ausgeschlossen wird.
Die so erzwungenen Einzelbewegungen der Gliederpaare setzen sich zusammen zu der für den betreffenden
Mechanismus charakteristischen resultierenden oder Gesamtbewegung desselben, durch welche hier die hin und her gebende Bewegung
des Kolbens unter Umwandlung in eine drehende auf die Kurbelwelle übertragen wird, um von da durch Räderwerke, Riemen- oder
Seiltrieb oder andere, wieder aus einer derartigen Verkettung bestehende Mechanismen auf die Transmission
[* 18] und
die Arbeitsmaschine weiter geleitet zu werden. Gleichzeitig wird aber auch umgekehrt durch die Kurbel die Kolbenbewegung sicher
begrenzt und durch allmähliche Beschleunigung und Verzögerung derselben zu einer möglichst stoßfreien gemacht. - (S. Kinematik
und Kurbelgetriebe.)