kegelförmige, spitze Schnäbel, deren hinten abgeflachte Firste eine breite Stirnplatte bildet, starke Füße mit langen
Zehen und scharfen Krallen daran, lange Flügel und
Schwänze haben und sich durch einen besonders künstlichen Nestbau auszeichuen.
Der bekannteste
Vertreter ist der Schapu der Brasilianer
(Cassicuscristatus Daud.), mit einem steifen Schopfe
auf dem Hinterhaupt, einförmig schwarz bis auf fünf citronengelbe Steuerfedern jederseits im
Schwanze.
Die langen, beutelförmigen, sehr künstlich gewebten
Nester, die man nicht unpassend mit Schrotbeuteln verglichen hat, werden
gesellig an Zweige von Uferbäumen, oft sehr nahe über dem Wasserspiegel der
Flüsse
[* 2] aufgehängt. Die Beutelstare sind lebhafte
Vögel,
[* 3] sehr kühn gegenRaubvögel,
[* 4] ahmen allerlei
Töne nach, jagen gesellig nach
Insekten
[* 5] und kleinen Wirbeltieren,
fressen aber auch
Früchte und
Beeren und werden dadurch den Pflanzungen oft schädlich.
In den zoolog. Gärten und bei den
Vogelhändlern trifft man zumeist den Spottvogel oder die
Gelbsteißkassike
(CassicuspersicusL.) und die Rotrückenkassike
(Cassicus haemorrhous L) an. Dieselben sind wie der Schapu schwarz, die Gegend der Schwanzwurzel
ist bei ersterer gelb, bei der zweiten rot. Das Paar kostet 50 M. Bei dem gewöhnlichen Starfutter - eingeweichtes
Weißbrot,
geriebene
Möhren und
Eier,
[* 6] gehacktes Fleisch,
Ameiseneier in nicht zu feuchter Mischung, und etwas Sämereien, wie
Hanf - halten
sie viele Jahre aus, sind auch gegen unsern Winter nicht sehr empfindlich, wenn sie nur mitunter sich
in einen frostfreien Raum zurückziehen gönnen. Verwandt ist der Baltimorevogel (s.
Stärlinge).
[* 7] (Marsupialia), eine Reihe niederer Säugetiere, die sich durch drei wesentliche
Kennzeichen von allen übrigen
Säugetieren unterscheiden: durch regelmäßige
Frühgeburten, infolge deren die
Jungen höchst unausgebildet
zur Welt kommen und erst, wenn sie noch lange an den Zitzen der
Mutter gehangen haben, ihre
Entwicklung vollenden;
durch zwei
Knochen,
[* 8] die sog.
Beutelknochen, welche, auf der vordern Fuge des
Beckens aufstehend, in den Muskeldecken des
Bauchs verborgen
sind;
Die Organisation der
Zähne
[* 10] und Füße ist bei den Beuteltiere sehr verschieden, aber sie stimmen in dem einen Charakter überein, daß ihre Füße
mit Krallen, aber niemals mit Hufen versehen sind. Meist sieht man jetzt dieselben als eine Unterklasse der Säugetiere an,
die, mit dem Schnabeltier
[* 11] und
Ameisenigel zusammengefaßt, als Didelphen bezeichnet werden und den übrigen
Säugetieren, den Monodelphen, parallele, ähnlich gebaute Ordnungen besitzen. Die Zitzen befinden sich bei allen Beuteltiere unten
am
Bauche, meist von einem
Beutel
[* 12] umgeben, zuweilen aber ganz frei oder nur von einer vorspringenden Hautfalte umsäumt.
Sie sind meist sehr lang und passen in das röhrenförmige
Maul der
Jungen. Diese werden von den
Müttern
unmittelbar nach ihrer
Geburt mit dem
Maule gefaßt und an die Zitzen befestigt, wo sie erst monatelang unbeweglich hängen
und saugen; später aber, wenn sie größer geworden, verlassen sie den
Beutel zeitweilig, betrachten ihn aber noch als Zufluchtsstätte,
in den sie bei drohender oder vermeintlicher Gefahr mit großer Behendigkeit hüpfen. Dies ist auch häufig bei Kängurus
in zoolog. Gärten zu beobachten. Wie unausgebildet die
Jungen geboren werden, geht daraus hervor, daß das nach einer Tragzeit
von
39
Tagen geborene
Junge des bis zu 100 kg schwer werdenden Riesenkängurus nur 60 g wiegt.
Man unterscheidet bei den Beuteltiere: echte
Fleischfresser (Creatophaga) mit großen Eckzähnen, wohin der einem Metzgerbunde ähnliche
Beutelwolf, die
Beutelmarder und
Beutelbilche gehören, die mehr marderartig an
Bäumen klettern;
Fruchtfresser
(Carpophaga), nächtliche Klettertiere mit Daumen an den Hinterfüßen, die von Baumfrüchten
leben, darunter die Flugbeutler, die Koalas oder
Beutelbären und die Fingerbeutler oder Kusu auf den
Sunda-Inseln;
Grasfresser
(Poephaga), denen die Kängurus und Kängururatten angehören, die mit ihren gewaltigen Hinterfüßen und dem langen Balancierschwanze
in gewaltigenSprüngen die Grasebenen
Australiens durchfliegen;
endlich
Beutelnager (Rhizophaga) mit nagerähnlichem
Gebiß, wozu der in der
Weise eines Murmeltiers lebende Wombat gehört.
Neun Zehntel der bekannten
Arten leben in
Australien
und den benachbarten
Inseln, die übrigen in
Amerika
[* 15] und auf den asiat.
Inseln.
In den Tertiärschichten einiger europ.
Länder
hat man ebenfalls ausgestorbene
Arten entdeckt, und vielleicht gehören alle in neuester Zeit in den
Trias,
dem Jura und der Kreide
[* 16] entdeckten ältesten Säugetierreste Formen dieser Unterklasse an, welche offenbar die Stammgruppe
sämtlicher höhern Säugetiere darstellt. Dieses ist um so wahrscheinlicher, als man in
Australien Reste von fossilen Beuteltiere entdeckt
hat, die den Dickhäutern ähnliche Charaktere aufweisen. (S. die einzelnen
Artikel und
Tafel: BeuteltiereI, II.)
Siebtuch,Beutelgaze, Müllergaze, ein in
Kette und Einschlag aus starkem, festgedrehtem Kammgarn, Baumwollgarn,
Leinen, Roßhaar oder
Seide
[* 17] (Rohseide) bestehendes undichtes Gewebe,
[* 18] das hauptsächlich als Material zu
Sieben für mannigfache
Zwecke, namentlich in der Müllerei zur Herstellung der das
Mahlgut in Kleie und die verschiedenen Mehlsorten
sondernden schlauchartigen
Beutel oder zum
Beschlagen der Siebcylinder der Sichtemaschinen,
Beutelmaschinen (s. Mühlenbeutelmaschinen)
Anwendung findet, in einzelnen Sorten auch in der Näherei und
Stickerei, zu Modelltüchern, zum Beziehen von Arbeitsrahmen
sowie als Fenstergaze benutzt wird.
In den gewöhnlichen Mühlen
[* 19] ist allgemein das wollene in den amerik. oder Kunstmühlen die aus roher
(gelber oder weißer)
Seide hergestellte, die höchsten Feinheitsnummern vertretende
Beutelgaze in Gebrauch. Das eigentliche
Beuteltuch muß in der Art gewebt sein, daß je zwei zusammengehörige Kettenfäden (Polfaden und Stückfaden) zwischen
je zwei Einschlagfäden miteinander verzwirnt sind, wodurch quadratische Offnungen von sehr gleichmäßiger
und unveränderlicher
Größe gebildet werden, die wohl die rundlichen Mehlkörnchen, nicht aber die platt und länglich geformten
Kleienteile durchlassen.
Beutelhund
(Thylacinus), Gattung austral.
Raubbeutler von hundeartigem Habitus. Die einzige Art
(Thylacinus
cynocephalus Fischer, s.
Tafel:
Beuteltiere II,
[* 1]
Fig. 3) ist das größte
Raubtier
[* 20] seiner
HeimatTasmanien.
Er heißt wegen der schwarzen Querbinden des Rückens wohl auch Zebrahund. Er erreicht die Länge von 1,10 m bei 46 cm Schulterhöhe.
Das lichtscheue
Tier hält sich
¶
mehr
bei Tage in Höhlen verborgen und streift des Nachts nach Beute umher. Den Schafherden der Ansiedler fügt er großen Schaden
zu; er soll bei seiner Größe und Kraft
[* 22] ein sehr gefährlicher Gegner sein. Zu dem geistig niedrig stehenden Wesen des Beuteltieres
gesellt sich bei ihm eine wilde Bösartigkeit und Dreistigkeit, daher er auch überall eifrigst verfolgt
wird. In die europ. Tiergärten gelangt der Beutelwolf nur äußerst selten, zeigt
sich hier wie seine ganze Verwandtschaft als träges Tier, welches seinen Pfleger nie kennen lernt und nur munter wird, wenn
es seine Ration Pferdefleisch oder dgl. erhält. Die Tierhändler fordern für den
Beutelwolf etwa 1000 M.