40. Lebensjahre, schrieb in 16
Büchern die Geschichte Siebenbürgens von der Mohácser
Schlacht bis 1609, die, von Benko u. d. T.
«Wolfgangi de
Bethlen historia de rebus transsylvanicis» (6 Bde.,
Hermannst. 1782 fg.) herausgegeben, eine Hauptquelle für die ungar.-siebenbürg. Geschichte
ist.
eine angesehene Familie zu
Frankfurt
[* 2] a. M., die aus Niedersachsen stammt und deren
Vorfahren
seit 1416 in Goslar
[* 3] nachweisbar sind. Dort gehörte die Familie seit dem Beginn des 16. Jahrh.
zu den ratsfähigen Geschlechtern und zu den Mitgliedern der ersten
Gilde. Ein Angehöriger dieser Familie, Konrad V. (geb. zu
Goslar, gest. zu Mainz),
[* 4] war Münzmeister in Diensten der Fürstin
von Nassau-Holzappel, des
DeutschenOrdens in Friedberg
[* 5] in der Wetterau und des Kurfürsten von Mainz.
Sein Sohn,
SimonMoritz Bethmann, fürstl. nassauischer
Amtmann, geb. und gest. hinterließ vier
Kinder:
Johann Philipp,
JohannJakob,
Katharina Elisabeth und
SimonMoritz, die alle beim Ableben des
Vaters
noch sehr jung waren. Ihr Oheim von mütterlicher Seite, der in
Frankfurt lebende, sehr vermögende Handelsherr
JakobAdami
(geb. nahm sich der
Knaben an und ließ ihnen eine sorgfältige Erziehung geben. Der älteste,
Johann Philipp
Bethmann, geb. wurde vonAdami frühzeitig in dessen damals schon blühendes Handelsgeschäft aufgenommen
und endlich durch testamentarische
Verfügung mit seinen
Geschwistern zum
Erben des Oheims eingesetzt. Nach dem
Tode desselben
führte
Johann Philipp die Handlung noch einige Zeit unter dem
NamenJakobAdami fort.
Als er aber sodann seinen jüngsten
BruderSimonMoritz, geb. gest. 1782, als Teilhaber aufnahm,
gaben beide mit dem ihrer Handlung die Firma Gebrüder Bethmann. Der andere
Bruder,
JohannJakob, geb.
etablierte sich in
Bordeaux.
[* 6] Den
BrüdernJohann Philipp und
SimonMoritz gelang es, ihren
Geschäften einen außerordentlichen
Aufschwung zu geben und den großen Wohlstand ihrer Familie zu begründen.
Johann Philipp Bethmann, kaiserl.
Rat und
Bankier, starb Sein einziger Sohn,
SimonMoritz Bethmann, geb. wurde nun
Chef der Handlung, die durch
die stets wachsende
Ausdehnung
[* 7] ihrer Bankgeschäfte sowie durch die Negotiierung großerAnleihen für
Österreich,
[* 8]
Dänemark
[* 9] u. s. w. ihren höchsten Flor erreichte und ihren Ruf nach allen Weltgegenden
verbreitete.
SimonMoritz wurde vom
KaiserFranz vonOsterreich 1808 in den Adelstand erhoben und vom
KaiserAlexander von
Rußland zum Generalkonsul
und
Staatsrat ernannt. Er war ein Wohlthäter der
Armen, ein Beförderer der Künste und Wissenschaften,
vor allem aber seiner Vaterstadt
Frankfurt ein weiser
Berater und werkthätiger Beschützer. Er starb Seine
Witwe,
Luise Friederike Boode, aus einer angesehenen holländ. Familie (geb.
verband sich in zweiter
Ehe 1828 mit Matthias
Franz Borgnis, nachherigem
Associé der Gebrüder Bethmann. Von seinen drei
Schwestern, die ihn sämtlich überlebten, ist zu erwähnen
Susanna Elisabeth (geb. gest. vermählt 1780 mit
Joh. Jak. Hollweg (geb.
gest. Associé von Gebrüder Bethmann, der
Namen und Wappen
[* 10] der Familie annahm und
Stifter der Linie
Bethmann-Hollweg
wurde.
Der älteste Sohn
SimonMoritz B.s, Philipp
HeinrichMoritzAlexanderFreiherr von Bethmann, geb. gest.
war früher königlich preuß. Generalkonsul und wurde in den erblichen bad.
Freiherrenstand erhoben. Dessen ältester Sohn
SimonMoritz, geb. ist jetzt
Chef der Familie
und des Bankhauses. Zu der Bethmannschen Villa vor dem Friedberger
Thore zu
Frankfurt, welche im Innern geschmackvoll eingerichtet
und mit Kunstschätzen aller Art ausgeschmückt ist, gehört das sog. Museum, und in diesem
steht die berühmte
Ariadne, auf dem Panther reitend, von
Dannecker in Marmor ausgeführt.
Friederike
Auguste Konradine, Schauspielerin, geb. zu Gotha,
[* 11] wo ihr
Vater,
Namens Flittner, herzogl. Beamter war, nach dessen
Tode ihre
Mutter den Schauspieler Großmann heiratete. Nachdem dieser die
Leitung des kurfürstl.
Theaters in
Bonn
[* 12] übernommen hatte, betrat sie 1779 in
Bonn die
Bühne, zuerst in der
Oper, und erwarb
in muntern und naiven wie in tragischen Rollen
[* 13] großen Beifall. Sie heiratete 1785 den
KomikerUnzelmann
(s. d.), mit dem sie 1788 nach
Berlin
[* 14] ging, wo sie allgemein bewundert wurde. 1803 ließ sie sich scheiden und heiratete 1805 den
Schauspieler Heinr. Ed. Bethmann (1774-1857); sie starb in
Berlin. Sie war gleich ausgezeichnet in Schauspiel und
Oper, schalkhaft und anmutig in den leichtern Gattungen,
voll poet. Schwungs in der
Tragödie, Meisterin des Vortrags und, wie wenige, der geschmackvoll glänzenden Kostümierung.
Mor. Aug. von, Jurist und preuß. Staatsminister, geb. zu
Frankfurt a. M., Sohn J. J.. Bethmann-Hollwegs, des zweitenChefs des Bankierhauses Gebrüder
Bethmann daselbst,
studierte in Göttingen
[* 15] und
Berlin die
Rechte und habilitierte sich 1819 an der letztern
Universität als Privatdocent. Ein
Jahr darauf wurde ihm eine außerord. Professur, drei Jahre später die ord. Professur für Civilrecht und Civilprozeß übertragen.
Er wurde 1829 nach
Bonn versetzt, legte 1842 die Professur nieder und übernahm das Kuratorium der
Universität,
das er bis 1848 führte.
Nachdem er 1845 zum Mitglied des
Staatsrates ernannt worden war, nahm er 1846 als Deputierter der Rheinischen Provinzialsynode
an der Generalsynode zu
Berlin teil. Parlamentarisch thätig war Bethmann-Hollweg als Mitglied der preuß.
Ersten Kammer von 1849 bis 1852 sowie der
Zweiten Kammer von 1852 bis 1855; er war hier der Führer der
in der
Presse
[* 16] durch das
«Preuß. Wochenblatt» vertretenen gemäßigt-liberalen Partei. Im Herbst 1858 ward ihm vom Prinz-Regenten
von
Preußen
[* 17] in dem neuen liberalen Ministerium (Schwerin-Auerswald) das
Portefeuille der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten
übertragen, von welchem Ministerposten er im
Frühjahr 1862, gleich seinen
Kollegen infolge des beginnenden
Verfassungskonflikts, zurücktrat. Er starb auf seinem Schlosse Rheineck Von B.s wissenschaftlichen
Arbeiten sind
hervorzuheben: «Grundriß zu Vorlesungen über den gemeinen und preuß.
Civilprozeß» (3. Aufl.,
Bonn 1832),
«Über Gesetzgebung und Rechtswissenschaft
als Aufgabe unserer Zeit» (ebd. 1876),
«Das zwanzigste Buch derPandekten erläutert» (Heft 1, Titel 1, ebd. 1877). Bethmann-Hollweg wurde 1840 bei
der Huldigung Friedrich Wilhelms IV. als einer der bedeutendsten rhein. Grundbesitzer in
den Adelstand erhoben. Schloß Rheineck ließ er neu aufbauen und ausschmücken.