Geschichtliches. Bessarabien spielt als das Übergangsland aus den südruss.
Steppen in die Donauniederungen in der Geschichte der
Völker- und Kriegszüge aller
Zeiten eine wichtige Rolle. Die frühesten bekannten Bewohner waren scythische
Nomadenstämme. Im 2. Jahrh.
v. Chr. finden sich daselbst die kriegerischen Geten. Seit 106 n. Chr. östlichster
Teil der röm.
Provinz Dacien, wurde das Land im 3. Jahrh. von den Goten besetzt, im 5. von den Hunnen
verwüstet, dann folgten die Völkerzüge der
Avaren,
Bulgaren und
Slawen, die hier ihre
Städte
(Bjelgorod)
erbauten. Im 7. Jahrh. bemächtigten sich desselben die
Bessen, von denen es seinen
Namen trägt, im 9. die Ugrer, im 10. die
Petschenegen, im 11. die
Kumanen,
Uzen und
Polowzer, im 13. die Mongolenhorden des
Batu Chan. In demselben Jahrhundert errichteten
die Genuesen Handelsniederlassungen an den Ufern des Dnjestr.
Von 1367 an war ein
Teil der Moldau. 1503 geriet der südl.
TeilB.s in die Gewalt der
Türken, 1560 fielen 30000 Mann Nogaier
in das Land ein und verwüsteten dessen nördl.
Teil. In allen Türkenkriegen seit dem 18. Jahrh. wurde Bessarabien eine
Beute derRussen:
so 1711, 1736–39, 1787–91, 1806–12. Durch den Frieden von
Bukarest
[* 2] fiel an
Rußland, wurde 1818 zu einem
«Gebiet», 1873 zum Gouvernement organisiert. Die im
Pariser Frieden vom an die Moldau abgetretenen Gebiete, wie
das Stadtgouvernement Ismail und der größte
Teil des Kagulschen Kreises, sind durch den
Berliner
[* 3] Frieden
vom von
Rumänien
[* 4] wieder an
Rußland zurückgefallen. –
Vgl. Nakko, Geschichte V.s von den ältesten
Zeiten an
(Odessa
[* 5] 1873).
Johannes oder
Basilius,
Humanist, geb. 1395 oder 1403 zu
Trapezunt, einer der ersten, die im 15. Jahrh. altgriech.
Philologie und
Philosophie ins
Abendland verpflanzten und eine freiere, der Scholastik entgegengesetzte
Forschung anregten. Er trat 1423 in den
Orden
[* 6] des
Basilius, wo er den Gemistos Pletho zum
Lehrer hatte und von diesem für den
Platonismus begeistert wurde. 1437 Erzbischof von
Nicäa geworden, begleitete er
KaiserJohannes Ⅶ. Paläologos nach
Italien
[* 7] und erwirkte auf dem
Konzil zu
Florenz
[* 8] 1439 eine (freilich nicht nachhaltige)
Union der griech. und röm.
Kirche.
Später trat Bessarion zur röm.
Kirche über. Papst Eugen Ⅳ. ernannte ihn zum Kardinal,
Nikolaus Ⅴ. zum
Bischof von Sabina, dann
von
Frascati und übertrug ihm die Legation von
Bologna (1450–55). Nach dem FalleKonstantinopels suchte
er in
Deutschland
[* 9] auf den
Reichstagen zu
Nürnberg,
[* 10] Worms
[* 11] und
Wien,
[* 12] später in
Frankreich einen Kreuzzug gegen die
Türken zu stande
zu bringen und nahm sich seiner flüchtigen Landsleute thätig an. Er starb zu Ravenna Im Streite über den Vorzug
des
Plato oder
Aristoteles verwarf er bei aller Vorliebe für jenen diesen nicht.
Venedig,
[* 13] wo er gern weilte, vermachte er für die Markusbibliothek seine 600 wertvollen griech.
Handschriften. B.s
Schriften (lat.
Übersetzungen griech.
Autoren, Streitschriften für
Plato, Reden und
Briefe) erschienen vereinzelt
(am vollständigsten bei Migne, «Patrologia
Graeca», Bd. 161, Par. 1866);
die bedeutendste ist «Adversus calumniatorem Platonis»
(Rom
[* 14] 1469). –
Vgl. ^[] Bandini,
De
vita et rebus gestis Bessarion
(Rom 1777);
W. von
Goethe,
Studien und Forschungen über das Leben
und die Zeit B.s (Heft 1, 1871);
(spr. bessähsch'),Hauptstadt des Kantons Bessèges (51,90
qkm, 5 Gemeinden, 16218 E.) im
ArrondissementAlais des franz. Depart. Gard, am rechten Ufer der zur
Rhône gehenden Cèze und an der Linie
Alais-Bessèges (31 km) der
Franz.
Mittelmeerbahn, inmitten des sehr wichtigen Steinkohlenbeckens
der Cèze, hat (1891) 8068, als Gemeinde 8673 E., ungemein tiefe
Steinkohlen- und Eisengruben und bedeutende
Hochofen und
Glashütten.
Durch Eindringen von Wasser in die
Schächte wurden 1861 und 1869 große Unglücksfälle verursacht.
Friedr. Wilh., einer der größten Astronomen aller
Zeiten, geb. zu Minden,
[* 17] kam als Lehrling in
ein
Bremer Handlungshaus. Hier eignete er sich mathem. Kenntnisse an und gewann bald besonderes Interesse
für
Astronomie.
[* 18] Eine astron.
Arbeit verschaffte ihm
Olbers' Bekanntschaft, auf dessen Empfehlung er 1806 nach
Lilienthal zu
Schröter kam, wo er 4 Jahre die
Stelle eines
Inspektors und Observators auf dessen Privatsternwarte versah. Von hier 1810 nach
Königsberg
[* 19] berufen, baute er 1811–13 die dortige
Sternwarte,
[* 20] die, anfangs mit engl.
Instrumenten ausgerüstet, 1819 mit
neuen Reichenbachschen
Instrumenten und später mit Fraunhoferschen und Repsoldschen von der höchsten
Vollkommenheit versehen
wurde. Er starb Zu B.s frühesten
Schriften gehören die
Abhandlung: «Über die wahre
Bahn des im J. 1807 erschienenen
Kometen»
[* 21] (Königsb. 1810) und die «Fundamenta
astronomiae deducta
ex observationibus J.
Bradley» (ebd. 1818). Klassischen Wert haben seine «Untersuchungen
über die Länge des einfachen Sekundenpendels für Königsberg» (Berl. 1828),
denen sich später die Untersuchung über
die «Bestimmung der Länge des einfachen Sekundenpendels in
Berlin»
[* 22] (ebd. 1837) anschloß. Von großem Wert waren ferner die
von ihm herausgegebenen «Astron.
Beobachtungen auf der
Sternwarte zu Königsberg», die Zeit von 1815 bis mit 1835 umfassend
(21 Abteil., Königsb. 1815–44; fortgesetzt von
Busch),
die
«Tabulae regiomontanae reductionum observationum
ab a. 1750 usque
ad a. 1830 computatae» (ebd. 1830),
die
«Darstellung der Untersuchungen und Maßregeln, die in den J. 1835–38 durch die Einheit des preuß.
Längenmaßes veranlaßt worden sind» (ebd. 1839) und «Astron. Untersuchungen»
(2 Bde., Königsb. 1841–42).
In den J. 1824–33 vollendete er eine Reihe von Zonenbeobachtungen von
Sternen zwischen -15° und +45° Deklination. Eine
seiner interessantesten kleinern
Arbeiten ist die «Messung der Entfernung des
Sterns 61 im Sternbilde des
Schwans» in
Schumachers «Jahrbuch» (1839). Zu den letzten der überaus zahlreichen,
das gesamte Gebiet der
Astronomie umfassenden
Arbeiten B.s gehört eine
Abhandlung vom J. 1844, welche die genauesten Untersuchungen
über die Veränderlichkeit der eigenen
Bewegungen von
Sirius und Procyon enthält; er schloß daraus,
daß sich in der Nähe dieser
Fixsterne
[* 25] große, aber uns unsichtbare
Massen befänden, die mit dem sichtbaren
Stern zusammengenommen
ein
System¶
mehr
bildeten. (S. Doppelsterne.) Nach B.s Tod gab Schumacher«Populäre Vorlesungen über wissenschaftliche Gegenstände» (Hamb.
1848) heraus, die Bessel fast sämtlich 1832–44 in der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft in Königsberg gehalten
hatte. Seine sämtlichen «Abhandlungen» aus verschiedenen Fachzeitschriften wurden von Engelmann gesammelt und herausgegeben
(3 Bde., Lpz. 1876),
ebenso seine interessanten «Recensionen» (ebd. 1878).