Professor am Konservatorium. Er starb zu
Paris.
[* 2] Für das Konservatorium schrieb er einen sehr bekannten
«Traité
d’harmonie suivi d’un dictionnaire des accords» (4 Bde.,
Par. 1815). Auch am «Dictionnaire de l’Académie»
und an der «Encyclopédie moderne» war Berton schriftstellerisch
beteiligt. Seine Hauptbedeutung entfaltete er aber als Opernkomponist. Als solcher gehört er mit seinem
Lehrer Sacchini und mit Cherubini der Gruppe von Tonsetzern an, die Glucksche Grundsätze mit ital.
Traditionen zu verbinden suchten.
B.s musikalisches
Naturell erinnert in seinem feurig beweglichen und zum Sanguinischen neigenden Zuge an das von C. M. vonWeber. Eng damit verbunden ist bei Berton die Gabe realistischer
Schilderung (vgl. den Nonnenchor
«Au quel bénit»
in der während der Revolutionszeit berühmten
Oper «Les rigueurs du cloître»),
durch die er stark auf
Auber einwirkte. hat
gegen 40
Opern komponiert, einzelne mit andern
Komponisten (Cherubini,
Paër, Kreutzer,
Boieldieu). Die berühmtesten waren «Montano
et
Stéphanie» (1799) und
«Aline, reine de Golconde» (1803). Die letztere war auch in
Deutschland
[* 3] sehr beliebt.
(spr. -tóng),JeanBaptiste,
Baron, franz.
General, geb. zu Francheval bei
Sedan,
[* 4] war seit 1792 Offizier,
zeichnete sich in den Feldzügen der Republik und des Kaiserreichs, besonders in
Spanien
[* 5] aus undwar in
den
Schlachten
[* 6] bei
Toulouse
[* 7] und
Belle-Alliance Commandeur einer
Brigade. Nach Rückkehr der
Bourbonen zu den Gegnern der Regierung
gehörig, veröffentlichte er mehrere demokratische
Schriften, infolge deren er aus der Liste der
Armee gestrichen wurde. Er
ließ sich in aufrührerische Unternehmungen ein, verkündete eine provisorische RegierunginThouars und zog mit einer kleinen
Truppe gegen Saumur; doch zerstreute sich die
Truppe bereits
vor der Stadt. Berton wurde später
gefangen, zum
Tode verurteilt und hingerichtet.
(spr. -tráng),Alexandre, franz. Archäolog,
Bruder von
Joseph Louis François Bertrand, geb. zu
Paris,
trat 1840 in die Normalschule, wurde 1848 an die École française geschickt, widmete sich nach seiner Rückkehr aus
Griechenland
[* 8] prähistor.
Studien und that viel zur Gründung des archäolog. und gallo-röm. Museums in St. Germain,
dessen Direktor er wurde (1862). 1881 folgte er
Littré als Mitglied der
Académie des inscriptions et belles-lettres.
Unter seinen
Schriften sind hervorzuheben: «Essai sur les dieux protecteurs des héros grecs et troyens dans l’Iliade»
(1857),
«De fabulis Arcadiae antiquissimis», «Études de mythologie et d’archéologie
grecques: d’Athènes à
Argos» (1858);
Friedr. Oskar, Landwirt, geb. 1824 in
Heilbronn,
[* 9] besuchte die landwirtschaftliche
Akademie zu Hohenheim, war dann zwei Jahre als Ökonomieverwalter in
Württemberg
[* 10] thätig und wurde 1847 Verwalter des großen Gutes Ostin bei Namur,
[* 11] das
er namentlich durch Einführung der bisher auf dem
Festland unbekannten
Drainage
[* 12] mit Thonröhren zu einer
Musterwirtschaft erhob. 1849 wurde zu Ostin eine
Ackerbauschule errichtet und Bertrand die Leitung derselben übertragen; auch wurde er 1853 in den Verwaltungsrat
des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für
Belgien
[* 13] berufen. 1857 wurde er Oberverwalter des dem
HerzogAlfred von Croy-Dülmen
gehörigen Gutes
Carthaus-Weddern in Westfalen,
[* 14] das er ebenfalls schnell emporbrachte. Auch gab Bertrand den Anstoß zur Gründung
von
Ackerbauschulen in Westfalen. Seit 1869 steht er an der
Spitze der Domänenverwaltung des
Herzogs von
Croy.
AußerAbhandlungen über landwirtschaftliche Gegenstände schrieb ein mit dem Koppe-Preis gekröntes Werk: «Ackerbau
und Viehzucht
[* 15] für den kleinen Landwirt» (7. Aufl., Münst.
1884),
(spr. -tráng),HenriGratien,Graf, franz.
General, geb. zu
Chateauroux ^[richtig:
Châteauroux]
(Indre) widmete sich dem
Studium des
Brücken- und Wegebaues, wurde aber genötigt, in die Nationalgarde von
Paris
einzutreten, und trat demnächst zur
Armee über; er nahm 1795 und 1796 an dem
Krieg in
Spanien und dann an den Feldzügen
in
Italien
[* 16] und
Ägypten
[* 17] teil. Als Leiter der Befestigungsbauten von
Alexandria fiel Bertrand dem
GeneralBonaparte besonders vorteilhaft
auf und wurde Brigadegeneral, infolge Auszeichnung in der
Schlacht bei
Austerlitz
[* 18]
Adjutant Napoleons, dann 1807 Divisionsgeneral,
1809, als er sich durch
Bau der Donaubrücken nach der
Schlacht von
Aspern
[* 19] verdient gemacht hatte,
Graf und
an
MarmontsStelle Gouverneur von Illyrien. 1812 und 1813 zeichnete Bertrand sich gleichfalls aus und wurde nach Durocs
Tode Großmarschall
des
Palastes. Er blieb Napoleon auch nach dessen Abdankung treu und folgte ihm nach Elba, kehrte dann mit ihm nach
Frankreich
zurück, entwickelte in den
HundertTagen die größte Thätigkeit für den letzten Feldzug, kämpfte bei
Ligny und
Belle-Alliance und folgte nun Napoleon auch nach St. Helena. Nach Napoleons
Tode (1821) kehrte Bertrand nach
Frankreich
zurück, woselbst ihn
Ludwig ⅩⅧ., obgleich er ihn 1816 zum
Tode verurteilt hatte, in alle seine Würden wiedereinsetzte.
Nach vorübergehender Thätigkeit in der Kammer lebte er auf seinem Landgut zu
Châteauroux. Nachdem Bertrand 1840 an der
Expedition des
Herzogs von Joinville zur Überführung der
Leiche Napoleons nach
Frankreich teilgenommen hatte, starb er in
Châteauroux.
(spr. -tráng),James, franz.
Maler, geb. 1825 in
Lyon,
[* 20] machte seine ersten
Studien auf
der dortigen Kunstschule, dann in
Paris bei Périn und Orsel, deren klassicistischer
Richtung er sich anschloß. Nach einem
Aufenthalt in
Rom
[* 21] 1857‒62, wo er, außer einigen dem ital. Volksleben entnommenen Genrebildern, eine
Kommunion des heil.
Benedikt (1859) und die
Bekehrung der heil.
Thais (1861; Museum von
Lyon) malte, kehrte er
nach
Paris zurück und widmete sich vorzugsweise der
Darstellung tragischer Scenen aus der Geschichte und Mythologie.
So malte
er:
Tod der Sappho (1867),
Tod der Virginia (1869; Palais du Luxembourg),
Tod der
ManonLescaut (1870),Wahnsinn der Ophelia (1872),
Romeo und Julie, Gretchen im Kerker (1876),Acis und Galatea (1879), Charlotte Corday (1883).
Für seine Büßende
Magdalena (1875 gemalt) erhielt er 1883 auf der
Internationalen Kunstausstellung in
München
[* 22] eine
Medaille
erster
Klasse. Von seinen spätern
¶
mehr
Gemälden sind zu nennen: Lesbia, Mignon und Die heil. Cäcilie. Bertrand starb 1887 in Paris.
(spr. -tráng),Joseph Louis François, franz. Mathematiker, Bruder von Alexandre Bertrand, geb. zu Paris,
konnte als Zögling des Lycée St. Louis sein Examen für die Polytechnische Schule schon mit 11 Jahren machen,
wo er mit 17 Jahren als Erster aufgenommen wurde. Nachdem er in den Lyceen St. Louis und Napoléon, an der höhern Normalschule
sowie an der Polytechnischen Schule angestellt worden war, wurde er BiotsSuppleant am Collège de France und folgte demselben 1862 als
wirklicher Professor der mathem.
Physik. Schon 1856 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften, deren ständiger Sekretär
[* 24] er seit 1874 war;
die Französische Akademie wählte ihn 1884 als Mitglied. Er schrieb seit 1848 Lehrbücher der Arithmetik, Algebra, der Infinitesimalrechnung,
außerdem aber sehr wichtige Schriften im Bereich der Mechanik und der mathem. Physik, der Funktionen- und Zahlentheorie,
namentlich im «Journal des mathématiques» und im «Bulletin de l’Académie des sciences»; so «Théorie des phénomènes capillaires»,
«De la propagation du son» u. s. w. Ferner «Les
fondateurs de l’astronomie moderne» (1.‒4. Aufl., Par. 1865),
«La théorie de la lune d’Aboul-Wefa» (ebd. 1873),
«Thermodynamique» (ebd. 1887),
«Calcul des probabilités» (1888). Als
Sekretär der Akademie gab er die Lebensbeschreibungen einer Anzahl von Akademikern heraus; auch das Werk
«L’Académie des sciences et les académiciens de 1666 à 1793» (Par.
1868). Der zweite Band
[* 25] seines «Calcul intégral», an dem er jahrelang gearbeitet hatte,
ging im Mai 1871 bei dem Brande der Commune zu Grunde.