gemachten Eröffnungen Napoleons beantwortete er weder, noch machte er
Ludwig XVIII. davon
Anzeige, wodurch er beiden Parteien
verdächtig wurde. Er ging, durch die Ereignisse von 1815 in geistige Verwirrung gebracht, zu seinem Schwiegervater nach
Bamberg,
[* 2] woselbst er sich vom
Balkon des Schlosses, als russ.
Truppen vorbeizogen, herabstürzte und
tötete. hat zwei Werke verfaßt: «Relation des campagnes du général
Bonaparte en
Ègypte et en
Syrie» (Par. 1800) und die
unter Napoleons Einfluß entstandene «Relation de la bataille de Marengo
[* 3] »
(ebd. 1806). 182? erschienen zu
Paris
[* 4] seine «Mémoires» (2 Bde.).
Von seinen
Brüdern wurde Cesar, geb. 1765, 1802 Brigadegeneral, 1811 Divisionsgeneral,
später Gouverneur von
Tabago und dann von Corsica.
[* 5] Er starb 1819. Ein anderer
Bruder, Victor
Leopold, geb. wurde 1785 Offizier, 1795
Generaladjutant, 1799
Chef
des Generalstabs und Brigadegeneral, 1805 Divisionsgeneral; er zeichnete sich bei
Austerlitz
[* 6] und Lübeck
[* 7] aus und starb in
Paris.
Napoleon
Alexander, Sohn des Marschalls, Fürst von
Wagram,
[* 8] geb. wurde 1852 Senator, war eifriger
Anhänger Napoleons
III. und starb in
Paris. Ihm folgte als Fürst von
Wagram sein Sohn
Alexander, geb.
(nach dem franz. Mineralogen
PierreBerthier) oder Eisenantimonglanz, ein dunkel stahlgraues,
oft bunt angelaufenes metallisches Mineral, das stengelige und faserige
Aggregate von unbekannter Krystallform bildet und
chemisch eine
Verbindung von Schwefeleisen mit Schwefelantimon, wie es scheint nach verschiedenen Verhältnissen, ist;
Graf von
Henneberg, Kurfürst von Mainz,
[* 10] geb. 1442, trat als jüngerer Sohn (der
Römhilder Linie) seines Geschlechts
in den geistlichen
Stand, erhielt früh das Dechanat des Mainzer
Kapitels und das Kanonikat im Kölner
[* 11] und
StraßburgerKapitel
und wurde 1484 Erzbischof von Mainz. Sein Streben ging nicht auf Erweiterung seines Gebietes, sondern
auf Sicherung des Friedens. Unnachsichtlich waltete er des
Rechts, hielt den Klerus und die Klöster in Zucht, schätzte die
Wissenschaft, ohne jedoch von der humanistischen
Bewegung der Zeit stärker berührt zu werden, und befahl (1486), daß deutsche
Übersetzungen lat., griech. u. s. w.
Werte in seiner Diöcese nur mit Billigung der von ihm eingesetzten Censoren gedruckt würden.
Dabei trat er aber den päpstl.
Anmaßungen und der Ausbeutung der deutschen
Kirche durch
Rom
[* 12] kräftig entgegen und hoffte von
Papst
Pius III. eine
Reform, entwarf auch
Vorschläge für dieselbe, die aber ergebnislos blieben, da
Pius
III. bald nach seiner Krönung starb. Berthold war es auch, der hauptsächlich die
Wahl Maximilians zum deutschen König durchsetzte
und, nachdem er bereits dem Schwäbischen
Bunde beigetreten war, durch seine unermüdliche Thätigkeit auf dem
Reichstag zu
Worms
[* 13] 1495 und den folgenden
Tagen (zu
Lindau
[* 14] u. a.) die Anfänge zu einer Neuordnung der Reichsverfassung
(ewiger Landfrieden, Reichskammergericht, der gemeine
Pfennig) durchsetzte, wodurch er freilich ernstlich mit dem
Kaiser zerfiel.
In seinen Hoffnungen getäuscht starb Berthold -
Vgl. Ranke, Deutsche
[* 15] Geschichte im
Zeitalter der
Reformation, Bd. 1
(6. Aufl., Lpz. 1880);
J. Berthold Weckerle,
De Bertholdi Hennebergensis archiepiscopi Moguntini et regni Germanici
archicancellarii studiis politicis
(Münster
[* 16] 1868);
von
Regensburg,
[* 17] der gewaltigste deutsche Volksredner des Mittelalters, geb. um 1220 wahrscheinlich
zu
Regensburg, wurde im dortigen Franziskanerkloster unter dem berühmten
David von Augsburg gebildet, zog, schon als Redner
bekannt, seit 1250 als
Beicht- und Sittenprediger durch Süddeutschland, die
Schweiz,
[* 18] 1261-62 nach
Österreich,
[* 19] Böhmen,
[* 20] Mähren bis
Ungarn.
[* 21] Zuletzt wirkte er in
Bayern
[* 22] und starb zu
Regensburg, in dessen Domschatzkammer ein kostbarer
Schrein seine Gebeine umschließt.
Während sich früher die deutsche Predigt eng an lat. Homilien gelehnt hatte, wußte sie Berthold, durch
das
Muster franz. Kanzelredner geschult, in genialer Umnittelbarkeit
zu handhaben und damit der Geistlichkeit eine mächtige Waffe zu schmieden. Von seinen Erfolgen giebt es wunderbare Zeugnisse;
am liebsten predigte er vor Tausenden im
Freien. Er besaß gewaltige demagogische Kraft,
[* 23] glühende Leidenschaft, lebensvolle
Derbheit, wahrhaft poet. Bilderreichtum der
Sprache.
[* 24] Jedoch ist er fanatisch klerikal, ungebildet und
daher voll Haß gegen
Bildung und Kunst, oberflächlich und maßlos. Aber dies beförderte nur die Wirkung auf die
Massen.
BesteAusgabe seiner in vielen Handschriften erhaltenen deutschen Predigten von Pfeiffer und Strobl (2 Bde.,
Wien
[* 25] 1862-80); neuhochdeutsch schrieb sie
Göbel um (3. Aufl., Regensb. 1873; «zeitgemäß
bearbeitet» 1884); eine Anzahl lateinischer gaben
Jakob (Regensb. 1880) und Hötzl
(Münch. 1882) heraus.
-
(spr. -leh),ClaudeLouis,Graf von, franz. Chemiker, geb. zu Talloire in
Savoyen, studierte in
Turin
[* 30] und ging 1772 nach
Paris, wo er 1780 Mitglied der
Akademie der Wissenschaften und 1794 Professor
an der Normalschule wurde. Er erhielt 1796 den
Auftrag, in
Italien
[* 31] die
Denkmäler auszuwählen, die nachFrankreich
geschafft werden sollten; dann folgte er
Bonaparte nach
Ägypten,
[* 32] mit dem er 1799 zurückkehrte. Nach dem 18.
Brumaire ward
er Mitglied des Erhaltungssenats, dann
Graf und Großoffizier der Ehrenlegion.
Durch den
Kaiser erhielt er 1804 die Senatorie von Montpellier.
[* 33] Trotzdem stimmte er 1814 für die Absetzung Napoleons.
Ludwig
XVIII. ernannte ihn zum Pair.
Er starb zu
Arcueil bei
Paris Unter den Erfindungen und neuen Verfahrungsarten, die man ihm verdankt, sind die wichtigsten
das Auskohlen der
Gefäße zur Aufbewahrung des Wassers auf Schiffen, das
Appretieren des Leinenzeugs u. s. w., vorzüglich
aber das
Bleichen von Pflanzenstoffen durch
Chlor, das seit 1786 in
Frankreich im großen mit Erfolg angewendet
wurde. Sein wissenschaftliches Hauptverdienst liegt aber in seinen Forschungen zur Affinitätslehre, namentlich im Nachweis
der chem. Massenwirkungen. Sein diese
Richtung betreffendes Hauptwerk ist sein «Essai de statique chimique»
(2 Bde., Par. 1803; deutsch mit Erläuterungen
von Fischer, Berl. 1811). Ein wesentlicherTeil seiner
Ansichten,
¶
mehr
daß zwei Elemente, die sich in mehrern Verhältnissen verbinden, dies in unendlich vielen, nur zwischen gewisse Grenzen
[* 35] eingeschlossenen Mengenverhältnissen thun können, und letztere von den aufeinander wirkenden chem.
Massen abhängen, ist schon durch seinen Zeitgenossen Proust (s. d.) widerlegt
worden, ohne daß jedoch damit der wichtigste Teil seiner Lehren
[* 36] über die Massenwirkungen auf die Dauer
beseitigt worden wäre. Großen Anteil hatte er auch an der Reformation der chem. Nomenklatur und Herausgabe der «Méthode
de nomenclature chimique» (Par. 1787). Das von ihm erfundene Knallsilber hat den NamenBerthollets Knallpulver erhalten. (S.
auch Berthollets Schießpulver.)