Bert.,
bei naturwissenschaftlichen Bezeichnungen Abkürzung für Antonio Bertoloni (s. d.).
bei naturwissenschaftlichen Bezeichnungen Abkürzung für Antonio Bertoloni (s. d.).
(spr. -tanjólli), Carlo, ital. Nationalökonom, geb. 1843 zu Pergine im Trientinischen, studierte zu Innsbruck, [* 2] war 1870-78 im ital. Handelsministerium thätig. Auch nach dem Übertritt in das Ministerium des Innern (wo er zum Sektionschef der Abteilung für die öffentliche Sicherheit aufrückte) blieb er den Studien über die landwirtschaftlichen Verhältnisse Italiens [* 3] treu. Infolge seiner Fachkenntnisse berief ihn die Regierung in wichtige Kommissionen, z. B. in diejenige, die auf dem Internationalen Kongreß in Paris [* 4] (1878) die Arbeitseinstellungen studieren sollte. Seine Hauptschriften sind: «La colonia parziaria» (Flor. 1877),
«Le [* 5] vicende dell'agricoltura in Italia» (ebd. 1881),
«L'economia dell'agricoltura in Italia» (Rom [* 6] 1886). Bertagnolli ist eifriger Gegner der als sociale Institution gepriesenen Mezzadria (s. Halbscheidwirtschaft).
Agostino, radikaler ital. Politiker, geb. in Mailand, [* 7] studierte Medizin zu Pavia, wurde 1848 von der provisorischen Regierung mit der Leitung des Hospitals von San Ambrogio in Mailand betraut und nahm als Parteigenosse Garibaldis am polit. Leben jener Zeit teil. Den Feldzug 1859 machte er als erster Arzt bei Garibaldis Alpenjägern mit, ermöglichte dann dessen sicil. Zug durch die Mittel, die er ihm als Schöpfer der «Comitati di provvedimento» und der «Centralkasse für Unterstützung Garibaldis» verschaffte.
Nach der Einnahme Neapels durch Garibaldi wurde er dessen Generalsekretär und suchte ihn davon abzuhalten, die Diktatur zu Gunsten Victor Emanuels niederzulegen. An den Unternehmungen Garibaldis von 1867 nahm Bertani ebenfalls teil. In der Kammer, welcher Bertani von 1860 bis 1880 angehörte, zeichnete er sich als Führer der äußersten republikanischen Linken aus, wurde aber später gemäßigter. Er starb in Rom. Wesentliche Verdienste hat er sich erworben um die «Enquete über die ländlichen Zustände» und die Schaffung des Gesetzbuches für die Gesundheitspflege in den Landgemeinden. Seine Broschüre «L'Italia aspetta» (1878) spricht die Erwartung aus, daß die Monarchie allmählich in sich selbst zusammenbrechen werde. -
Vgl. Mario-White-Jessie, A. e i suoi tempi (2 Bde., Flor. 1888);
Scritti e discorsi (hg. von Jessie, ebd. 1890).
Berth.,
bei zoolog. Namen Abkürzung für Arnold Adolf Berthold (geb. 1803, gest. 1861 als Professor der Physiologie in Göttingen). [* 8]
Bertha,
der 154. Planetoid. ^[= Asteroiden oder kleine Planeten, die Gruppe der sich zwischen Mars und Jupiter bewegenden Planeten. ...]
(altdeutsch Berchta, Perahta), Name einer german. Göttin (s. Berchta) und mehrerer berühmten Frauen des Mittelalters:
1) Bertha, die Heilige, deren Gedächtnis die kath. Kirche 4. Juli feiert, war die Tochter des Frankenkönigs Charibert von Paris. Sie bekehrte (nach 560) ihren Gemahl König Ethelbert (s. d.) von Kent und förderte dadurch die Verbreitung des Christentums unter den Angelsachsen.
2) (auch Bertrada), Tochter des Grafen Charibert von Laon, Gemahlin Pippins d. Kl. und Mutter Karls d. Gr. 770 bemühte sie sich, den Frieden zwischen ihren Söhnen aufrecht zu erhalten. Über ihre Abstammung vgl. Hahn, [* 9] Jahrbücher des Fränkischen Reichs (Berl. 1863). In dem karolingischen Sagenkreise lebt sie fort in Verschmelzung mit der Göttin Berchta als «Bertha mit dem großen Fuße» (Berthe au grand pied). -
Vgl. Simrock, Bertha die Spinnerin [* 10] (Frankf. 1853);
ders., Handbuch der deutschen Mythologie (6. Aufl., Bonn [* 11] 1887);
W. Müller, Mythologie der deutschen Heldensage (Heilbr. 1886).
3) in der karolingischen Sage eine Schwester Karls d. Gr., die Mutter Rolands.
4) Bertha, Tochter Karls d. Gr., in rechtloser Ehe dem Angilbert (s. d.), einem der Vertrauten ihres Vaters, verbunden und Mutter des Geschichtschreibers und tapfern Kriegers Nithard (s. d.). Ein zweiter Sohn hieß Harnid. Das Verhältnis der Bertha zu Angilbert gab vielleicht Anlaß zu der Sage von Eginhard und Emma (s. Einhard).
5) Bertha, Tochter des Herzogs Burkhard von Schwaben, Gemahlin Rudolfs II., Königs von Oberburgund. Nach Rudolfs Tode (937) führte Bertha die Regentschaft für ihren Sohn Konrad, vermählte sich dann mit König Hugo von Italien [* 12] (s. d.). Ihre Tochter Adelheid (s. d.) wurde mit Hugos Sohn Lothar verlobt. Diese Dinge gaben Anlaß, daß König Otto I. in Burgund Fuß faßte als Vormund von B.s Sohne Konrad und später in Italien als Befreier und dann als Gemahl der Adelheid.
Vgl. W. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 (5. Aufl., Lpz/i881).
(frz., spr. bärrt), kleiner Kragen, Besatz am Leibchen eines Frauenkleides.
(spr. -toh), Ernst, Orientalist und Exeget, geb. zu Hamburg, [* 13] studierte seit 1832 in Berlin [* 14] und Göttingen Theologie und besonders orient. Sprachen, wurde 1836 Repetent in Göttingen, wo er sich 1839 in der philos. Fakultät habilitierte, 1842 außerord. und 1843 ord. Professor wurde und starb. Bertheau veröffentlichte «Die sieben Gruppen mosaischer Gesetze» (Gött. 1840),
«Zur Geschichte der Israeliten» (ebd. 1842) und für das «Kurzgefaßte exegetische Handbuch zum Alten Testament» (Leipzig) [* 15] die «Kommentare zu den Büchern Richter und Ruth» (1845; 2. Aufl. 1883),
zu den «Sprüchen Salomos» (1847; 2. Aufl., bearbeitet von Nowack, 1883),
den «Büchern der Chronik» (1854; 2. Aufl. 1873),
«Esra, Nehemia und Esther» (1862; 2. Aufl., hg. von Ryssel, 1887); auch besorgte er eine Ausgabe der «Syrischen Grammatik» des Barhebräus (Gött. 1843).
(spr. bärrt'loh), Marcellin Pierre Eugene, franz. Chemiker, geb. zu Paris, ward 1851 Assistent Ballards als Préparateur de chimie, 1860 Professor der Chemie an der École de pharmacie, 1865 Professor am Collège de France und Mitglied des Instituts, 1876 Generalinspektor des höhern Unterrichtswesens und wurde 1881 als lebenslängliches Mitglied in den Senat gewählt. Vom bis war er Unterrichtsminister. Berthelot lieferte eine ungemein große Zahl von Untersuchungen, teils rein chem., teils chem.-Physik.
Inhalts. Im Anfang seiner Studien stellte er die Theorie der mehratomigen Alkohole auf; seine spätern Arbeiten beziehen sich auf die Synthese organischer Körper, auf welchem Gebiete er bahnbrechend wirkte. Ferner bearbeitete er das Gebiet der Explosivstoffe und lieferte die wesentlichste Grundlage der Thermochemie. Er schrieb: «Chmimie organique, fondée sur la synthèse» (2 Bde., 1860),
«Lecons sur les principes sucrès» (1862),
«Lecons sur les méthodes générales de synthèse» (1864),
«Lecons de chimie sur l'isomérie» (1865),
«Traité élémentaire de chimie organique» (1872; 2. Aufl. mit Jungfleisch, 2 Bde., 1881),
«Sur la force de la pudre et des matières ¶
explosives» (1872),
«Vérification de l'aréomètre de Baumé» (1873),
«La synthèse chimique» (1875; deutsch Lpz. 1877),
«Essai de mécanique chimique fondée sur la thermochimie » (2 Bde., Par. 1879),
«Les origines de l'alchimie» (ebd. 1885),
«La chimie au moyen âge» (3 Bde., ebd. 1893),
«Traité pratique de calorimétrie chimique » (ebd. 1893; deutsch von Siebert, Lpz. 1893).