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Generalobersten ernannt und erhielt bei der Wiederkehr Napoleons Ⅰ. im Frühjahr 1815 von Ludwig ⅩⅧ. den Befehl über die Truppen der Hauptstadt. In der Nacht vom 19. zum 20. März mußte er sich mit den Garden nach Gent [* 2] und Aelst zurückziehen, bis ihm die Schlacht von Waterloo [* 3] den Rückweg nach Paris [* 4] öffnete. Am vermählte er sich mit der ältesten Tochter des nachmaligen Königs beider Sicilien, Franz’ Ⅰ., Karoline Ferdinande Luise (geb. Auf dieser Ehe beruhte wesentlich der Fortbestand des ältern Zweigs der Bourbons, da der Herzog von Angoulême kinderlos war.
Ein polit. Fanatiker, Louvel (s. d.), faßte darum den Entschluß, den Herzog von Berry zu ermorden. Als dieser seine Gemahlin aus dem Opernhause nach dem Wagen geleitete, erhielt er von Louvel einen Messerstich, an dem er tags darauf starb. –
Vgl. Châteaubriand, Mémoires touchant la vie et la mort du Duc de Berry (Par. 1820): Rousset, Récit historique des évènements qui se sont passes dans l’administration de de l’Opéra la nuit du 13 Février 1820 (Asassinat du duc de B, ebd. 1862).
Der Herzog hinterließ von Karoline Ferdinande Luise nur eine Tochter, Luise Maria Theresia von Bourbon, Mademoiselle de France (geb. seit 1845 vermählt mit dem spätern Herzog Karl Ⅲ. von Parma, [* 5] gest. Desto größer war die Freude des königl. Hauses, als die verwitwete Herzogin einen Prinzen gebar, der den Namen Heinrich, Herzog von Bordeaux, [* 6] erhielt. Als die Julirevolution von 1830 den Herzog von Orléans [* 7] auf den Thron [* 8] erhob, folgte die Herzogin von Berry mit ihren Kindern Karl Ⅹ. nach Holyrood. In Frankreich aber arbeitete eine zahlreiche Partei im Süden und in der Vendée für die Interessen ihres Sohnes, als des rechtmäßigen Königs (Heinrich Ⅴ., s. Chambord, Graf von) von Frankreich. Um mit dieser Partei, den sog. Henriquinquisten, in nähere Verbindung zu treten, begab sich die Herzogin von Berry 1831 nach Italien. [* 9]
Hier fanden sich sehr bald Anhänger der vertriebenen Linie ein, die den Plan zu einer Landung in Frankreich entwarfen, um die Fahne Heinrichs Berry aufzupflanzen. Am landete die Herzogin nebst einigen Anhängern bei Marseille. [* 10] Ein Aufstand der Legitimisten in Marseille am 30. ward jedoch unterdrückt, und als das Schiff [* 11] 3. Mai bei La Ciotat angehalten wurde, wo es wegen Havarei einlaufen mußte, entdeckte die Behörde, daß sich die Herzogin darauf befunden habe. Diese war indes in die Vendée entflohen, trat dort als Regentin auf, erließ Proklamationen im Namen ihres Sohnes Heinrich Ⅴ., wurde indes von einem Anhänger, dem zum Katholicismus übergetretenen Juden Deutz, verraten, 8. Nov. in Nantes [* 12] verhaftet und als Staatsgefangene in die Citadelle von Blaye gebracht.
Die lebhafte Teilnahme, die man der Gefangenen zeigte, erzeugte der Regierung nicht geringe Verlegenheit. Da erhob sich im Januar das Gerücht, daß die Herzogin guter Hoffnung sei. Es folgten Wochen größter Aufregung in ganz Frankreich, bis am 22. Febr. die Herzogin erklärte, daß sie in geheimer Ehe mit dem neapolit. Marchese Lucchesi-Palli vermählt sei. Diese Nachricht brachte sie sofort um ihre polit. Bedeutung, so daß die Regierung, nachdem die Herzogin 10. Mai eine Tochter geboren hatte, kein Bedenken trug, sie zu entlassen. (Übrigens ward die Herzogin erst nach ihrer Freilassung Gemahlin des Marchese; auch wird bestritten, daß jenes Kind das seinige war.) Sie ging im Juni 1833 zunächst nach Sicilien und dann mit ihrer neuen Familie nach Venedig. [* 13] Nach dem Tode ihres Gemahls, dem sie mehrere Kinder geboren hatte, bezog sie das Schloß Brunnsee bei Graz, [* 14] wo sie 17. April 1870 starb. –
Vgl. Nettement, Mémoires historiques de la duchesse de Berry (3 Bde., Par. 1837);
Nauroy, La duchesse de Berry (ebd. 1889);
Imbert de Saint-Amand, La duchesse de et la révolution de la Vendée (ebd. 1889);
ders., La captivité de la duchesse de Berry (ebd. 1890).