Von 1811 bis 1815 vertrat er mit Unterbrechungen Dänemark am Wiener Hofe, von 1817 bis 1818 in Berlin. Auf den Rat des Polizeiministers
Fürsten Wittgenstein schlug ihn Hardenberg im Mai 1818 dem Könige Friedrich Wilhelm III. zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten
vor, und trotz mancher Verstimmung über die Berufung des Ausländers wußte er sich doch nach seiner im
Sept. 1818 erfolgten Berufung Sympathien zu erwerben, wenngleich seine wenig energische und bedeutende Politik das Ansehen
und die Stellung Preußens im nächsten Jahrzehnt nicht sonderlich förderten. Die Karlsbader Beschlüsse, die Verschleppung
des Verfassungswerkes bat er nicht gehindert; aber er hielt sich doch von den Auswüchsen der Demagogenverfolgung
fern. Selbständiger gegenüber Österreich und erfolgreicher leitete er die preuß. Politik in der orient. Frage von 1825 an. 1832 trat
er zurück und starb
Joh. Hartwig Ernst, Graf von, dän. Staatsmann, «das Orakel
von Dänemark», wie ihn Friedrich d. Gr. nannte, geb. zu
Hannover, trat in den dän. Staatsdienst und kam schon 1737 als Gesandter an den Reichstag zu Regensburg, wo er die Aufnahme
Holsteins unter die alternierenden altfürstl. Häuser erwirkte, und 1744 nach Paris, ward 1749 Staatssekretär und Geheimrat
und 1751 Minister des Auswärtigen. Die Klugheit und Beharrlichkeit, mit welcher er die während und nach
dem Siebenjährigen Kriege wegen Holstein-Gottorp entstandenen Mißhelligkeiten zwischen Rußland und Dänemark auszugleichen
wußte, belohnte Christian VII. mit der Erhebung B.s und seiner Familie in den Grafenstand.
Das Vertrauen des Königs genoß er, bis es dessen neuem Günstlinge Struensee gelang, ihn aus
seiner Stellung zu verdrängen. Nach Struensees Fall wurde er auf die auszeichnendste Weise zurückberufen; doch im Begriff nach
Kopenhagen zurückzukehren, ereilte ihn der Tod zu Hamburg. Für den Wohlstand des dän. Staates sorgte Bernstorff auf jede
Weise; der Handel erhielt durch ihn neuen Aufschwung und Kunst und Wissenschaft eifrige Unterstützung.
So veranlaßte er eine wissenschaftliche Expedition nach dem Orient, deren Resultat in Niebuhrs Beschreibung vorliegt; gleichzeitig
lud er eine große Reihe berühmter Männer nach Dänemark, darunter Klopstock, der bei ihm die gastlichste Aufnahme fand.
Außerordentliche Thätigkeit entwickelte er ferner für das Armenwesen; die Errichtung des Pflegehauses
in Kopenhagen erfolgte nach seinem Plane. Zu dem allgemeinen Hospital ebendort legte er 1760 den Grundstein, und die erste
Hebammenschule in Dänemark verdankt ihm ihre Entstehung. Gegen die Armen war er überaus mildthätig und überwies ihnen jährlich
den vierten Teil seiner Einkünfte. Auch gab er, von seinem Neffen Andr. Peter Bernstorff (s. d.) angeregt, durch
die Befreiung der Bauern seines Guts von der Leibeigenschaft und den Feudallasten ein vortreffliches Beispiel. -
Vgl. En Brevverling
mellem og Hertugen af Choifeul, hg. von P. Vedel (Kopenh. 1871);
Correspondance minisrérielle du comte Bernstorff, hg. von demselben
(2 Bde., ebd. 1882);
de Barthélemy, Histoire des relations de la France et du Danmark sous le ministère
du compte Bernstorff (ebd. 1887).
Aug. Mor. Ludw. Heinr. Wilh. von, preuß. Staatsmann, geb. zu
Münster in Westfalen, studierte 1825-28 in Göttingen und Berlin die Rechte und trat gleich darauf in den Staatsdienst. Nachdem
er verschiedene richterliche Stellungen in Westfalen bekleidet hatte, wurde er als Hilfsarbeiter in das
Geheime Obertribunal nach Berlin berufen und 1849 zum vortragenden Rat im Justizministerium ernannt. 1849 und 1850 wurde er in
Westfalen zum Mitgliede der Ersten Kammer gewählt, in der er sich lebhaft bei den Beratungen der Revision der
Verfassungsurkunde im Sinne der liberalen Partei beteiligte.
Diese Haltung schuf für die amtliche Stellung B.s als Ministerialrat Schwierigkeiten, die ihn veranlaßten, aus der polit.
Thätigkeit zu scheiden. Er kehrte 1855 zur richterlichen Laufbahn zurück und wurde zum Vicepräsidenten des Appellationsgerichts
zu Glogau, 1859 zum Chefpräsidenten des Appellationsgerichts in Posen ernannt. Nachdem im Herbst 1860 seine
Berufung als lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses und Kronsyndikus erfolgt war, wurde er zum Justizminister
erhoben und trat als solcher namentlich für die Unabhängigkeit der Gerichtshöfe ein.
Als das Ministerium Schwerin im März 1862 zurücktrat, legte auch Bernuth sein Amt nieder und unterstützte
die Bestrebungen der liberalen Minorität im Herrenhause, wo er insbesondere die Preßordonnanz vom einer scharfen
Kritik unterzog. 1873 und 1874 wurde Bernuth zum ersten Vicepräsidenten des Herrenhauses gewählt. Seit 1867 gehörte
er auch als Abgeordneter für den Wahlkreis Oschersleben-Halberstadt dem Norddeutschen, seit 1871 dem Deutschen Reichstage an,
wo er 1874 der nationalliberalen Partei beitrat. Er starb in Berlin.
Bischof von Hildesheim (993-1022), aus edlem sächs. Geschlecht, erhielt eine vielseitige
Bildung auf der Klosterschule von Hildesheim durch den berühmten Scholastikus Thangmar. 987 wurde er zum Erzieher und Hofkaplan
des Kaisers Otto III. ernannt, den er, 993 zum Bischof von Hildesheim erwählt, 1001 auf dessen Zuge nach
Italien begleitete. Nach Hildesheim zurückgekehrt, gründete er daselbst 1019 das Michaeliskloster und begann den Bau der
herrlichen Michaeliskirche (1857 hergestellt).
Wie er für das Emporblühen seines Bistums sorgte, so förderte er auch die Bildnerei und Baukunst. Er veranlaßte 1002 die
Herstellung der ehemals in der Michaeliskirche befindlichen, jetzt auf dem Domplatze aufgestellten Bronzesäule mit dem Relief
aus dem Leben Christi, ferner 1015 den Guß der großen ehernen Eingangsthür des von ihm neu erbauten Doms, mit 16 Darstellungen
aus der biblischen Geschichte. Bis zu seinem Tode dauerte der erbitterte Streit mit dem Erzbischof von
Mainz um das Stift Gandersheim. Bernward starb und wurde 1193 vom Papst Cölestin III. heilig gesprochen. Eine Lebensbeschreibung
von ihm verfaßte sein Lehrer Thangmar (abgedruckt in «Monumenta Germaniae historica», Bd. 4; deutsch von Hüffer in «Geschichtschreiber
der deutschen Vorzeit», Berl. 1858; 2. Aufl.
1893). 1893 wurde in Hildesheim sein Denkmal enthüllt. -
Vgl. Lüntzel, Der heilige Bernward (Hildesh. 1856);
A. Schultz, in Dohmes
«Kunst und Künstler des Mittelalters» (Lpz.
1876);
Beelte, Thangmar, sein Leben und Beurteilung seiner Vita Berwardi (Programm des Josephinums in Hildesheim, 1881);
Beissel, Des heiligen Bernward Evangelienbuch im Dome zu Hildesheim (Hildesh. 1891).
[* ] ein angeblich vom Bischof Bernward von Hildesheim angefertigtes goldenes lateinisches Kreuz mit kleinen
Querbalken an den
mehr
846 Enden, einer Nadelspitze zur Befestigung und mit Verzierungen von Edelsteinen, Perlen und Krystallen, früher in St. Michael,
jetzt in der Magdalenenkirche zu Hildesheim.
Seit dem 14. Jahrh. erscheint es im Abtssiegel des St. Michaelsklosters.
Danach
werden gleiche oder ähnliche Kreuze Bernwardskreuz genannt.