Beredsamkeit, während
Jakob Bernoulli, geb. zu Basel,
[* 2] nach
Petersburg
[* 3] ging, wo er sich mit einer Enkelin Eulers vermählte und als
Professor der Mathematik und
Akademiker starb.
8)
Christoph Bernoulli, Sohn des letztgenannten
Daniel Bernoulli, geb. zu Basel,
besuchte das Collège zu Neuchatel,
worauf er 1799 im
Bureau des Ministeriums Stapfer zu Luzern,
[* 4] dann in seiner Vaterstadt eine Anstellung erhielt. Seit Okt. 1801 studierte
er in Göttingen
[* 5] Naturwissenschaften, und 1802-4 war er in
Halle
[* 6] ordentlicher
Lehrer am
Pädagogium. Sodann ging er nach
Berlin
[* 7] und
Paris,
[* 8] kehrte nach kurzem Verweilen an der Schule zu
Aarau
[* 9] nach seiner Vaterstadt zurück, wo er 1806 eine
Privatlehranstalt eröffnete, die er aber 1817 eingehen ließ, worauf ihm die Professur der Naturgeschichte an der dortigen
Universität übertragen wurde.
Nachdem er sich 1861 vom Lehramte zurückgezogen hatte, starb er Bernoulli gehört zu den fleißigsten
Schriftstellern in Bearbeitung der rationellen
Technologie, und seine
Schriften bilden den Übergang von
der ältern Behandlungsweise der
Technologie zu der neuern rationellen Methode. Von diesen sind zu erwähnen: «Über den nachteiligen
Einfluß der Zunftverfassung auf die
Industrie»
(Bas. 1822),
«Anfangsgründe der Dampfmaschinenlehre» (ebd. 1824),
9)
JohannJakob Bernoulli, geb. zu Basel,
war erst
Lehrer der Geschichte am obern Gymnasium und an der obern
Realschule zu Basel,
dann außerord. Professor an der dortigen
Universität. Seine
Schriften behandeln meist Gegenstände der antiken
Plastik, wie
«Über die Laokoongruppe»
(Bas. 1863),
1) in
Schlesien,
[* 14] Stadt im
Kreis
[* 15] Öls
[* 16] des preuß. Reg.-Bez.
Breslau,
[* 17] an der
Weide
[* 18] und der LinieBreslau-Ös-Kattowitz
der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 19] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Öls),
Zoll- und Steueramtes erster
Klasse, hat (1890) 4426 E.,
darunter 607 Katholiken und 209 Israeliten, in Garnison die 3. Eskadron des Dragonerregiments König
Friedrich III., Postamt
zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 20] eine evang. und eine kath.
Kirche,
Synagoge, höhere
Knaben- und Mädchen-Privatunterrichtsanstalt
und kath. Elementarschule; Tuchweberei, Schuhmacherei,
Tischlerei, zwei
Dampf- und zwei Sägemühlen, Dampfbrauerei
und Zuckerfabrik. Im Schlosse befindet sich das Forstamt der kronprinzlichen Thronlehnsverwaltung.
- 2) in
Sachsen,
[* 21] Stadt
in der
AmtshauptmannschaftLöbau
[* 22] der sächs. Kreishauptmannschaft
Bautzen,
[* 23] an der Pliesnitz und der
Nebenlinie Herrnhut-Bernstadt der
Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (LandgerichtBautzen) und Zollamtes, hat (1890) 1228 E.,
Post,
Telegraph und
Landwirtschaft. Der
Amtsbezirk Bernstadt umfaßt mit seiner evang.
Bevölkerung
[* 24] den Eigenschen
Kreis und gehört
zu den Besitzungen des
Klosters Marienstern. Im nahen Kunnersdorf eine große
Baumwollspinnerei und
Weberei.
[* 25]
[* 26]
(d. i. Brennstein; bern- ist niederdeutsche Form für brenn-),
Succinit oderAgtstein
(d.
i. Achatstein; grch. élektron; lat.
electrum, succinum; ein altdeutsches Wort für Bernstein ist in der lat. Form glaesum
oder glessum überliefert), das Harz von
Nadelhölzern aus der Tertiärzeit. Im
Altertum, wo man am geriebenen Bernstein zuerst elektrische
Erscheinungen wahrgenommen hatte (daher der
Ausdruck Elektricität), war seine pflanzliche Herkunft bekannt;
schon
Aristoteles hielt ihn (340
v. Chr.) für einen
Stoff, der
Bäumen entflossen sei.
Später änderten sich die
Ansichten über die Herkunft des Bernstein
Demosthenes erklärte ihn für tierische Ausscheidungen, Niceas
für verdichteten Sonnenäther. Auch in neuerer Zeit waren
Agricola,
Theophrastus Paracelsus, selbst Linne sich über seine
Abstammung nicht klar. Girtanner (1789) hielt ihn für
Wachs der großen
Waldameise(Formica. RufaL.);
Bussor ließ ihn aus wildem
Honig entstehen, der durch Vitriol in der Erde verhärtet ist. Für Pflanzenharz wird der Bernstein erst
um 1796, namentlich von Professor
Bock
[* 27] wiedererkannt.
Als Harz von Koniferen
[* 28] erklärte ihn zuerst
Struve in
Danzig
[* 29] 1811, und seine fossile Natur bewies Schweiger
(Königsberg)
[* 30] 1811. Die mikroskopische Untersuchung der Hölzer, denen der Bernstein einst entquoll, hat ergeben,
daß es Koniferenstämme waren; doch bleibt zweifelhaft, ob diese Konifere eine
Pinus (was das wahrscheinlichste ist) oder
eine Picea, war; daher bleibt der
Name, den
Göppert der Bernsteinpflanze gab, Pinites succinifer, vorläufig
noch in seinem
Rechte bestehen.
Geologisches. Die einstige
Heimat dieser Bernsteinkonifere war ein ausgedehntes Bergland, dessen Südgrenzen etwa den
Umrissen
des mittlern
Teiles der heutigen Ostsee entsprochen haben mögen. Auf diesem
Boden, der aus dem Meeresschlamm der Kreidezeit
gebildet war und der sich durch großen Reichtum an Kalk auszeichnete, wucherte ein üppiger
Wald der
verschiedensten Koniferen, als:
Pinus,
Abies,
Thuja, Chamaecyparis, untermischt mit Eichenarten, Lorbeerbäumen und
Palmen.
[* 31]
In dem Waldboden häufte sich das Harz im Laufe der Jahrtausende immer mehr an, während die
Bäume vermoderten und neuen Platz
machten. Als dann dieser Waldboden bei einer
Senkung desLandes in den Bereich des
Meers kam, wurde er zerwaschen,
die noch vorhandenen
Stämme fortgeschwemmt, der Bernstein jedoch in dessen Umgebung abgesetzt. Diese in dem damaligen
Meere gebildete
Schicht, die sog.
«Blaue Erde», ist die
Heimat des Bernstein; ihr entstammt er in allen
Absätzen jüngerer Weltperioden.
Schon in jener,
dem Bernstein folgenden Braunkohlenzeit, wurden beträchtliche
Massen blauer Erde umgelagert und mit ihr kam
der in die
Ablagerungen jener Zeit, namentlich in die sog. Gestreiften Sande. Als später der nordische
Gletscher seinen Weg über unser jetziges Vaterland nahm und unter sich den
Boden mit fortriß, gelangte auch der in die
diluvialen
¶
mehr
Ablagerungen und wurde so weit über das deutsche und russ. Gebiet verstreut, als sich diluviale
Ablagerungen darin vorfinden. Nach Schluß der Eiszeit
[* 33] gelangte der Bernstein durch die umlagerte und abtragende Thätigkeit der Wasser
in die schichten, die wir mit alluvial bezeichnen, und auch in die heutige Ostsee. Aus letzterer wird
er nach jedem gegen die Küste gerichteten Sturm, untermischt mit Seetang, als sog. Strandsegen ausgeworfen und gesammelt. In
frühern Jahrtausenden blieb der aufgeworfene an geschützten Stellen liegen, sammelte sich zu größern Ablagerungen an, versandete
und bildete so neue Ablagerungen, die als altalluviale Lagerstätte bezeichnet werden, wie man sie beispielsweise
bei Schwarzort findet.
Ein besonderes wissenschaftliches Interesse erlangt der Bernstein durch seine tierischen und pflanzlichen Einschlüsse.
Die Tiere und Pflanzen des Bernstein stehen denen, welche heute im südl. Nordamerika
[* 34] und Japan
[* 35] vorkommen, sehr nahe, gehören meist
noch jetzt lebenden Gattungen an, sind aber in den Arten gegenwärtig ausgestorben. Beobachtet wurden
Säugetierhaare, Federn von spechtartigen Vögeln, Eidechsen,
[* 36] Schnecken,
[* 37] Krebse, Spinnen,
[* 38] Skorpione, Tausendfüße und alle
Klassen der eigentlichen Insekten.
[* 39]
Über den Artenreichtum an Tieren im B. gab R. Klebs auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte zu Heidelberg
[* 40] 1889 eine
Übersicht. Von Mücken und Fliegen
[* 41] kann man oberflächlich allein 230 Arten unterscheiden (s. beistehende
Abbildung 1, die eine Myramide in natürlicher Größe [a] und stark vergrößert darstellt); von den gegenwärtigen 75 Käferfamilien
fehlen dem Bernstein bis jetzt nur 26; in ähnlicher Weise sind alle Insektenfamilien durch zahlreiche Arten vertreten.
Die Blüte
[* 43] von Stuartia Kowalewskii Caspary wurde für 300 M. verkauft. Häufig vorkommende Einschlüsse kann man zum Preise
von 0,25 bis 3 M. erhalten.
Der Bernstein findet sich in verschiedener Färbung von reinweiß bis dunkelrotbraun, sogar bläulich
und smaragdgrün. Die Färbung rührt von kleinen Bläschen her, die den Bernstein durchsetzen. Die zahlreichsten Bläschen besitzt
der schaumige Bernstein, welcher sehr weich ist und keine Politur mehr annimmt.
Weniger Bläschen weist der knochige Bernstein auf, noch weniger der sog. Bastard, am wenigsten der flomige (halbklare) Bernstein; blasenfrei
ist der klare. Ferner unterscheidet man massiven und die sog. Schlauben. Massiver Bernstein entfloß einst lebenden Stämmen, er ist
fast immer trübe. Schmolzen diese Harzmassen in der Sonnenhitze, oder entzog letztere abgestorbenen Stämmen
das Harz, so
wurde es klar. Dadurch, daß die einzelnen Ergüsse schnell erhärteten, konnten nachfolgende Harzflüsse
nicht mehr fest daran haften. Es entstanden dadurch Stücke, deren Kohäsion in der Flußrichtung sehr schwach ist und die
daher leicht schalig zerspringen.
Sie führen den Namen Schlauben und zeichnen sich durch Klarheit und den Reichtum an Einschlüssen aus. Im Handel unterscheidet
man die Farben des Bernstein: Perlfarbe oder Blau des Handels, fast milchweiß, oft mit schwachem Stich ins Bläuliche;
Kumstfarbe, gelblich trübe, von Kumst = Kohl abgeleitet, d. h. Farbe des Sauerkohls;
Farben wie smaragdgrün, blau, braun
kommen zwar auch vor, gehören aber zu den größten Seltenheiten.
Meist ist der Bernstein mit einer dunkelrotbraunen, an der Oberfläche gelbstaubigen Rinde umgeben, die durch Verwitterung
während der Lagerung im Erdboden entstanden ist; je nach den verschiedenen Ablagerungsschichten ist auch die Farbe und Beschaffenheit
der Verwitterungsrinde eine andere. Charakteristisch ist die gänsehautähnliche Beschaffenheit der Oberfläche
des Bernstein aus der blauen Erde; die Rinde des Bernstein aus Thonerden und Lehmmergeln ist dunkelbraun und mehr glatt, am dicksten ist
sie bei allen Stücken, die in sandigen Schichten sich finden. Fast gar keine Rinde zeigt der aus dem Meere gewonnene an dem
Wellen
[* 44] und Sand einen natürlichen Schleifprozeß vorgenommen haben.
Wie der Bernstein das fossile Harz von Pinites succinifer G. ist, haben auch andere Pflanzen Harzausscheidungen gehabt, die in dem
Erdboden uns erhalten sind. Keine derselben ist in Bezug auf Abstammung so bekannt wie der Bernstein. Im ostpreuß. Tertiär kommen
mit dem Bernstein zusammen vor: derGedanit (s. d.), der Glessit (s. d.), der Beckerit (s. d.), der Stantinit (s. d.),
ein schwarzes, klares, fossiles Harz. An andern Orten wurden wiederum andere fossile Harze beobachtet, die häufig auch als
Bernstein bezeichnet werden, aber dennoch nicht Bernstein sind. Am nächsten steht dem nordischen Bernstein der
Simentit (s. d.), der Bernstein aus Rumänien
[* 45] und Galizien. Bernsteinähnlich sind auch einzelne fossile Harze
des Libanons und aus China.
Chemisches. Der hat ein spec. Gewicht von 0,98 bis 1,2. Er ist ein Gemenge von mindestens drei Harzen, die sich durch
verschiedene Löslichkeit in Alkohol, Äther, Chloroform auszeichnen, mit unlöslichem Bitumen. Bei der Verschiedenheit des
und den wechselnden Verhältnissen, in denen die einzelnen Harze in ihm vorkommen, ist es auch nicht möglich, eine chem.
Formel für seine Zusammensetzung aufzustellen. Die elementare Zusammensetzung für knochigen Bernstein ist Kohlenstoff 73,68, Wasserstoff
9,94, Sauerstoff 16,27, Schwefel 0,11; für klaren gelben Bernstein Kohlenstoff 78,63, Wasserstoff 10,48, Sauerstoff 10,47,
Schwefel 0,42. In dem Gemenge von Harzen liegt wohl nur beigemengt Bernsteinsäure von 2,1 bis 8,7 Proz. Der Bernstein ist unzersetzt
nicht schmelzbar. Bei einer Temperatur von 300 bis
¶