Vater, ein franz. Beamter, ließ sie taufen und in einem
Kloster erziehen. Sie trat 1858 ins
Pariser Konservatorium, wo sie
mehrere Preise erhielt, und wurde, nachdem sie Gymnasium, in der
Porte-Saint-Martin und im Odéon gewirkt und als Königin
in V.
Hugos «Ruy
Blas» Ruf gewonnen hatte, 1872 Mitglied, dann Teilhaberin der
Comédie francaise, wo sie
sich durch eine zur
Vollkommenheit entwickelte sentimental-tragische
Darstellung die reichste Gunst des Publikums erwarb.
Ihre Rollen
[* 2] (Phèdre, Andromaque, Zaire, Cherubin in «Le
[* 3] Mariage de Figaro»,
Dona
Sol in «Hernani» u. s. w.) gehören
zu den ergreifendsten, die je auf dem
Théatre francais geboten wurden. Im April 1880 verlieft sie kontraktbrüchig
Paris,
[* 4] ging nach
Amerika,
[* 5] wo sie viel Beifall erntete, unternahm Gastreisen durch ganz Europa,
[* 6] außer
Deutschland,
[* 7] und kehrte
dann wieder nach
Paris zurück, wo sie an der
Porte-Saint-Martin auftrat, eine Zeit lang auch, in Gemeinschaft mit ihrem natürlichen
Sohn,
Maurice Bernhardt, selbständig eine Direktion führte.
Ihre neuesten Rollen waren «La Tosca» von
Sardou (1887),
«Jeanne d'Arc» von
Barbier (1889) und «Kleopatra» von
Sardou und
Moreau (1890). Eine Kollegin, Marie Colombier, griff
sie an in den scharfen Pamphleten «Le voyage de Sarah en Amérique» (1882;
neue Ausg. 1888) und «Les mémoires de Sarah
Barnum» (1. bis 63. Aufl., 1884),
woran sich ein von der
Bernhardt gewonnener Prozeß schloß. Im April 1882 heiratete sie den Schauspieler Daria (eigentlich Jacques d'Amala,
gest. 1889). Sie versuchte sich auch als bizarre und eitle Schriftstellerin
(«Dans les nuages, impressions d'une chaise»,
Par. 1878
u. 1883, über eine Fahrt im
Ballon captif;
[* 8] das vieraktige
Lustspiel «L'épingle d'or»; das einaktige
Lustspiel «L'aven», 1888), als Malerin und Bildhauerin.
Ihre Reklamesucht ist sprichwörtlich geworden. Für wildes Pathos
reicht ihre zarte Natur, besonders ihre weiche
Stimme nicht aus. -
Vgl. Clamant, S. Bernhardt, ses débuts,
sa vie (1879);
Castaner
und Rivas, Vida de S. Bernhardt, por dos de sus admiradores (Madr. 1882).
Gottfr.,Philolog, geb. zu Landsberg
[* 9] in der Neumark, bezog im 17. Jahre die
Berliner
[* 10]
Universität,
wo er sich vorzugsweise philos. und philol.
Studien widmete. Seit 1820
Lehrer am Werderschen Gymnasium, machte er sich bereits
durch die gediegene
Schrift «Eratosthenica» (Berl. 1822)
vorteilhaft bekannt, habilitierte sich 1823 und wurde 1825 außerord. Professor. Seit 1829 ord. Professor zu
Halle,
[* 11] erhielt
er daselbst 1844 auch die
Stelle als Oberbibliothekar. Bernhardy starb zu
Halle. In
Berlin
[* 12] beschäftigten ihn namentlich
zwei größere
Arbeiten, die
Ausgabe der «Geographi Graeci minores», wovon jedoch nur der
erste
Band
[* 13] (Lpz. 1828),
Dionysius Periegetes enthaltend, erschienen ist, und die «Wissenschaftliche
Syntax der griech.
Sprache»
[* 14] (Berl. 1829; dazu
«Paralipomena»,
Halle 1862). In letzterm Werke versuchte er, die
Gliederung der griech.
Syntax als eines organischen
Ganzen auf histor. Wege noch über die klassische
Periode hinaus zu entwickeln. Dieselbe
Richtung auf die
tiefere Erkenntnis des innern Zusammenhangs der histor. Erscheinungen bekunden auch sein «Grundriß
der röm. Litteratur»
(Halle 1830; 5. umgearbeitete Aufl., Braunschw. 1872) und
der «Grundriß der griech. Litteratur» (3
Abteil, in 2 Bdn., 3.
bez. 5. umgearbeitete Aufl.,
Halle 1876-92). Von seinen übrigen
Arbeiten sind, außer zahlreichen Beiträgen
zu Zeitschriften und zu Ersch und Grubers
«Encyklopädie» (z. B. über Epicharmos, Euripides,
Eratosthenes),
Ernst, Geschichtsforscher, geb. in
Hamburg,
[* 15] studierte in
Berlin,
Straßburg
[* 16] und Göttingen
[* 17] Geschichte, habilitierte sich 1875 in Göttingen und wurde 1883 außerord., 1889 ord.
Professorin Greifswald,
[* 18] 1891 in
Königsberg.
[* 19]
Außer mehrern
Abhandlungen veröffentlichte Bernheim: «Lothar III. und das Wormser
Konkordat» (Straßb. 1874),
«Zur
Geschichte des Wormser
Konkordats» (Gött. 1878),
«Geschichtsforschung und Geschichtsphilosophie» (ebd.
1880),
«Lehrbuch der histor. Methode» (2. Aufl., Lpz.
1893).
«Verwandtschaftsnamen und Eheformen der nordamerik. Volksstämme» (Rostock
1889),
«Kauf, Miete und verwandte
Verträge» (Heft 12 der «Beiträge zur Erläuterung
und Beurteilung des
Entwurfes eines bürgerlichen Gesetzbuches», hg. von
Bekker und Fischer, Berl. 1889),
«Die Rechtsstellung
des Nießbrauchers und der Hypothekengläubiger bei der
Feuerversicherung» (Rostock 1891); «Zur
Reform des
Erbrechts» (Berl.
1893).
Francesco, ital. Dichter, geb. 1497 oder 1498 zu Lamporecchio
in
Toscana, aus armer Adelsfamilie, lebte bis 1517 in
Florenz
[* 26] und kam hierauf zu Kardinal
Bibbiena nach
Rom,
[* 27] 1524 als Sekretär
[* 28] zu
Bischof Giberti von Verona
[* 29] und trat 1532 in den Dienst des Kardinals Ippolito de' Medici, der ihm
ein Kanonikat am
Dome von
Florenz verlieh. 1533 ließ er sich hier nieder und starb wie man
sagte, durch
Gift des Kardinals Cibo. Berni war ein Freund heitern Lebensgenusses und rücksichtslosen Spottes, daher beliebtes
Mitglied der 1527 gegründeten «Vignajuoli»
(d. i. Winzerakademie) zu
Rom. Er pflegte in Capitoli (in
Terzinen) und
Sonetten
die
Burleske (s. d.),
seitdem «Poesia Bernesca» genannt. Diese sprachreinen und witzigen, doch
überderben Gedichte erschienen 1540, zuletzt u. d. T. «Rime,
Poesie latine e Lettere» (hg. von Virgili, Flor. 1885). In seinem «Orilando
Innamorato (Vened. 1541 u. ö.) strebte er dem Werke
Bojardos (s. d.) eine elegantere Form zu gehen, beraubte dieses aber
trotz des flüssigen Verses nicht selten der eigentümlichen Vorzüge. Die beste
Ausgabe (Flor. 1827-28)
bietet eine
Biographie von
Corniani, eine andere
Biographie giebt
SalvinisAusgabe der »Rime» (Lond. 1721). -
Meergans, Gattung der
Gänse (s. Gans), zu der die
Bernikelgans oder
Ringelgans (Bernicla torquata Frisch, s.
Tafel:
Schwimmvögel
[* 30] III,
[* 1]
Fig. 6) und Nonnengans (Bernicla leucopsisBchst.) unserer Meeresküsten gehören. Schöner
gezeichnet sind ihre südamerik. Verwandten, die
¶
mehr
Rotund Graukopfgans, die Magalhaesgans, sowie auch die Sandwichgans. Alle finden sich häufig in den zoolog. Gärten und halten
dort bei einfacher Gerstenfütterung gut aus. Der Preis für die amerik. Arten stellt sich auf 200-400 M. das Paar, der für
die einheimischen auf 20-25 M.