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Residenztheater (657 Plätze, franz. Salonstücke), 1871 eröffnet;
Friedrich-Wilhelmstädtische Theater [* 2] (1450 Plätze, Operette), 1883 neu erbaut;
das Theater «Unter den Linden» (Operette, Ballett);
Krolls Theater (3000 Plätze, Oper, meist nur im Sommer), 1844 eröffnet;
Volks- (früher Belle-Alliance-) Theater (1600 Plätze, Posse);
Adolf-Ernst-Theater (Posse);
Centraltheater (1173 Plätze, Volksstücke, Posse);
Nationaltheater (1350 Plätze, Schau- und Lustspiel);
Burleske und Possen werden gegeben im Alexanderplatz- und Americaintheater;
Vaudevilles, gymnastische u. s. w. Vorstellungen im Theater der Reichshallen, Wintergarten des Centralhotels, Apollotheater, Berliner [* 3] Prater und im Schweizergarten.
Vereinswesen. Durch die vielen gelehrten Vereine wird die Wissenschaft zugleich zu einem geistigen Bindemittel des geselligen Verkehrs und dadurch immer unmittelbarer in die Kreise [* 4] des praktischen Lebens hinübergeführt. Unter diesen Vereinen sind außer schon genannten zu erwähnen: die Anthropologische, die Archäologische, Juristische, Philosophische, Physikalische, Geologische, Deutsche, [* 5] Chemische, [* 6] Ornithologische, Hufelandsche, Medizinisch-Chirurgische, Pharmaceutische, Photographische, Volkswirtschaftliche Gesellschaft, die Berliner Medizinische Gesellschaft, die Gesellschaft für Erdkunde, [* 7] die Berliner Philosophische Societät, die Berliner Militärärztliche Gesellschaft, der Deutsche Sprachverein, der Berliner Verein für öffentliche Gesundheitspflege, der Botanische Verein für die Provinz Brandenburg, [* 8] der Klub der Landwirte, der Entomologische Verein, der Architektenverein, die Vereinigung Berliner Architekten, der Elektrotechnische Verein, die Gesellschaften der Charitéärzte, der Gartenfreunde B.s, für Gynäkologie, für Heilkunde, für Verbreitung von Volksbildung (mit vielen Zweigvereinen in Deutschland), [* 9] naturforschender Freunde, zur Beförderung der evang. Missionen unter den Heiden, zur Beförderung des Christentums unter den Juden, der Medizinisch-Ätiologische, der Medizinische, der Pädagogische, der Palästinische Verein, der Verein «Herold» für Heraldik, die Preußische Hauptbibelgesellschaft, der Verein für die Geschichte B.s, der Schriftstellerverein «Berliner Presse», [* 10] die Freie Litterarische Vereinigung, der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, [* 11] der Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen, der Verein zur Beförderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts (Lette-Verein), zur Besserung entlassener Strafgefangenen, für christl. Erbauungsschriften, der Volksküchenverein, der Asylverein, der große Berliner Handwerkerverein (mit eigenem Vereinshaus), der Verein junger Kaufleute, der Waldeck-Verein, die für das Berliner gesellschaftliche Leben charakteristischen 22 (liberalen) Bezirks- und die 33 (konservativen) Bürgervereine, die gleichzeitig politische und gesellschaftliche Zwecke verfolgen und die große Menge der socialistischen Fach- und Bildungsvereine, im ganzen (1892) 240 Vereine für Wissenschaft, Kunst und Erziehung, darunter 60 Vereine für Musik und Gesang; ferner etwa 150 Vereine für Handel und Gewerbe, 9 landwirtschaftliche, 50 politische, 36 religiöse, 24 landsmannschaftliche, 11 Theatervereine, darunter die Freien Bühnen (s. d.), 20 für Fahr- und Wassersport.
In Berlin [* 12] bestehen folgende Freimaurerlogen: Ⅰ. Große Nationalmutterloge Zu den drei Weltkugeln (Splittgerbergasse 3), gestiftet als Großloge konstituiert mit den Töchterlogen:
1) Zur Eintracht, 2) Zum flammenden Stern, 3) Zu den drei Seraphinen, 4) Zur Verschwiegenheit, 5) Zur Treue. Ⅱ. Die große Landesloge von Deutschland (OranienburgerStraße 71/72), gestiftet mit den Töchterlogen:
1) Zu den drei goldenen Schlüsseln, 2) Zum goldenen Schiff, [* 13] 3) Pegasus, 4) Zur Beständigkeit, 5) Zum Pilgrim, 6) Zum goldenen Pflug, [* 14] 7) Zum Widder, 8) Friedrich Wilhelm zur Morgenröte. Ⅲ. Große Loge von Preußen Royal York, zur Freundschaft (Dorotheenstr. 27), gestiftet 1752, als Großloge konstituiert mit den Töchterlogen:
1) Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit, 2) Zur siegenden Wahrheit, 3) Urania zur Unsterblichkeit, 4) Pythagoras zum flammenden Stern. Ⅳ.Ferner die Berliner Odd-Fellows, die Bnai-Brith-Logen und Vereinigter Alter Orden [* 15] der Druiden.
Zeitungswesen. Anfang 1892 erschienen 795 Zeitungen und Zeitschriften; 81 erscheinen täglich, 56 sind amtlich, 66 politisch, 217 für Kunst und Wissenschaft, 286 für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, 35 religiöse und 135 verschiedene andere. Von den Tagesblättern seien erwähnt der amtliche Deutsche Reichs- und königl. Preußische Staatsanzeiger, die (feudalkonservative) Neue Preußische (Kreuz-) Zeitung, die (regierungsfreundliche) Norddeutsche Allgemeine Zeitung, die (freikonservative) Post, (nationalliberale) National-Zeitung, die (freisinnigen) Vossische, Freisinnige, Berliner Zeitung, Kleines Journal und Berliner Tageblatt, die (ultramontane) Germania, [* 16] die (demokratische) Volkszeitung, das socialdemokratische Centralorgan Vorwärts, die (antisemitische) Staatsbürgerzeitung, der sehr verbreitete Lokalanzeiger, das Fremdenblatt, die Tägliche Rundschau, die Morgenzeitung, Abendpost, die Börsenzeitung, der Börsen-Courier;
ferner die Wochenblätter Nation (freisinnig), Deutsches Wochenblatt (freikonservativ), Socialdemokrat, Magazin für Litteratur, Gegenwart, Zukunft, Frauenbewegung u. a.;
die Deutsche Rundschau;
endlich die humoristischen Blätter Kladderadatsch, Deutsche Wespen, Lustige Blätter und Ulk sowie mehrere illustrierte Frauenzeitungen wie Bazar, Modenwelt u. s. w.
Industrie und Gewerbe. Die Gewerbthätigkeit der Stadt ist sehr bedeutend und steigert sich noch immer von Jahr zu Jahr. Von Bedeutung ist namentlich die Metall- und Maschinenindustrie, wie Eisengießerei, [* 17] Bau von Maschinen, Dampfkesseln, Lokomotiven, Eisenkonstruktionen, hydraulischen Pressen, Heizungs-, Ventilations- und Beleuchtungsanlagen, Herstellung des Bedarfs für Militär- und Eisenbahnverwaltungen, für Werkstätten, Gas- und Wasserleitungen, Elektricitätswerke u. s. w. Die bedeutendsten Fabriken der Metallindustrie sind Borsig für Dampfmaschinen, [* 18] Dampfkessel, [* 19] Transmissionen, Gußwaren, hydraulische Pressen;
die Berliner Maschinenbauanstalt, Aktiengesellschaft vormals L. Schwartzkopff, für Lokomotiven, Kriegsmaterial, allgemeinen Maschinenbau, elektrische Maschinen (1889/90 Umsatz der Fabrik in Berlin 7245302 M., in Venedig [* 20] 994305 M., zusammen 8239607 M., darunter 3020293 M. für Lokomotiven);
die Kommanditgesellschaft auf Aktien Ludwig Löwe & Co. (5000 Arbeiter, 1890: Aktienkapital 4 ½ Mill. M., Reingewinn 974200 M., 18 Proz. Dividende) für Werkzeug- und Arbeitsmaschinen, Waffenfabrikation (1200 Gewehre pro Tag) und Einrichtungen für Waffen- und ¶
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Munitionsfabriken;
Berliner Werkzeugmaschinenfabrik vormals L. Sentke (1889/90: Aktienkapital 1050000 M., Reingewinn 129844 M., 10 Proz. Dividende);
Maschinenfabrik Cyclop (Mehlis & Behrens);
Maschinenbauanstalt von Hoppe & Co.;
Aktiengesellschaft für Eisengießerei und Maschinenfabrikation früher Freund & Co. (1890: 15810 t Gußwaren im Werte von 2896262 M.);
Fabrik hauswirtschaftlicher Maschinen Ubrig & Co. (1890: 80000 Wirtschaftswagen, 120000 Reibe-, 30000 Fleischhack-, 2000 Brotschneidemaschinen, 100000 Spirituskocher) u. a. Die Nähmaschinenfabriken (Frister & Roßmann, Schirmer, Blau & Co.) leiden sehr unter der Konkurrenz des Auslandes und wenden sich mehr und mehr andern Fabrikationszweigen zu.
Die elektrotechnische Fabrikation nimmt immer größern Aufschwung. Die bedeutendsten Fabriken sind Siemens & Halske und die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft (1889/90: 800 Arbeiter, Umsatz des Warenkontos 11 Mill. M.); ferner besteht Marmorwarenindustrie (Fabriken von C. Fink, Tauchert), Fabrikation von Blechemballagen, Haushaltungsgegenständen, Wirtschaftseinrichtungen (E. Cohn), Gartenmöbeln aus Schmiedeeisen, Bambus, Pfefferrohr und Holz, [* 22] Lampen [* 23] (Stobwasser & Co.), Schmiedearbeiten (Ed. Puls), Geldschränken (C. Ade, Arnheim, Fabian), Eisschränken, Luxuswaren aus Gold, [* 24] Silber (Sy & Wagner, Meyerheim & Sohn), Kupfer [* 25] (C. Heckmann), Messing (F. W. Borchert, Aktiengesellschaft Schäffer & Walcker), Bronze [* 26] (R. Bellair & Co., Spinn & Sohn), Nickel, Neusilber (Henniger & Co.), Emaille (E. Laue Nachf.), von Spiritus, [* 27] Branntwein und Liqueuren (infolge des neuen Steuergesetzes vom etwas zurückgegangen), Tabak [* 28] und Cigarren (1892 wurden versteuert 2191897 kg [1891:2272827 kg] Rohtabak, 7794 kg [5411 kg] fabrizierter Tabak und 101869 kg [101896 kg] Cigarren und Cigarretten, Ermeler & Co.), Thon- und Majolikawaren, Chamotte, Steingut, Porzellanwaren (besonders der Königlichen Porzellan-Manufaktur, s. d., in Charlottenburg), [* 29] von Seifen, Lichten (Reich & Co., Franz Spielhagen, Karl Typke), Parfümerien (G. Lohse), Chemikalien (Aktienfabrik E. Schering, Gros & Co., Gebrüder Heyl & Co., Kunheim & Co.) und Farben (Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation).
Hervorragend ist die Kunsttischlerei (Pingel), Textilindustrie und die Fabrikation von Modeartikeln, als Seiden- und Phantasiewaren, wollenen und baumwollenen Geweben, Sammeten, Plüschen, Shawls, Tüchern (Lesser & Co., Schultz & Co.), Teppichen (Protzen & Sohn, N. Ehrenhaus), Wachstuch, Linoleum, Leinenwaren, Herren- (Wolf & Glaserfeld, H. Sternberg jun.) und Damenwäsche (Goschenhofer & Rösicke, Mosse) und Bekleidung (V. Mannheimer, Gerson & Co., Rudolf Hertzog), Posamentierwaren, Jute, [* 30] Schirmen, Hüten, künstlichen Blumen, Putzfedern; ferner von Papierwaren (W. Hagelberg), Pappen, Tapeten (Liek & Heider), Leder- und Portefeuillewaren (C. Kiesel, Schwarzwald & Co.), Glacéhandschuhen, Korbwaren, Wagen, musikalischen Instrumenten (Bechstein, J. L. Duysen, Th. Gerhardt, Karl Ecke), mechan. und optischen Instrumenten (R. Fueß), Uhren, [* 31] Gummiwaren, Goldleisten, Knöpfen, Kurz- und Spielwaren u. s. w.
Der gesetzlichen Revision von seiten des Gewerberates waren in Berlin (Dez. 1891) 4091 Fabriken unterstellt; dieselben beschäftigten 94911 mit Arbeitsbüchern versehene Männer und 32145 Frauen, zusammen 127056 Personen. Von den 4091 Fabriken werden 1567 mit Dampf, [* 32] 739 mit Gas, 8 mit Elektricität und 2 mit Wind betrieben. In den mit Maschinen betriebenen gewerblichen Anlagen kamen 3430 Todesfälle vor, welche nur im geringen Maße auf den Mangel an Schutzvorkehrungen zurückzuführen sind. Dieses fortschreitend günstige Ergebnis ist nach dem Bericht des Gewerberates unter anderm zweifellos der Thätigkeit der Berufsgenossenschaften in den letzten Jahren zuzuschreiben. ^[]
Nach der Volkszählung vom setzte sich die selbstthätige Bevölkerung [* 33] B.s aus folgenden Berufsgruppen zusammen:
Berufsgruppen | Beschäftigte Personen | |
---|---|---|
männliche | weibliche | |
Landwirtschaft | 866 | 104 |
Forstwirtschaft und Jagd | 44 | - |
Gärtnerei | 2187 | 198 |
Fischerei | 57 | - |
Bergbau, Hütten, Salinenwesen u. Torfgräberei | 136 | 2 |
Industrie der Steine und Erden | 4382 | 45 |
Metallverarbeitung | 40603 | 319 |
Maschinen, Werkzeuge, Instrumente u. s. w. | 13895 | 180 |
Chemikalien, Dungstoffe, Abfälle | 1846 | 48 |
Industrie der Heiz- und Leuchtstoffe u. s. w. . | 741 | 58 |
Textilindustrie | 6474 | 2681 |
Papier und Leder | 16111 | 897 |
Industrie der Holz- und Schnitzstoffe | 37899 | 410 |
Nahrungs- und Genußmittel | 22139 | 1723 |
Bekleidung und Reinigung | 42597 | 68634 |
Baugewerbe | 34687 | 29 |
Druckereien | 10297 | 420 |
Künstlerische Betriebe für gewerbliche Zwecke | 2916 | 82 |
Handelsgewerbe | 70621 | 16756 |
Versicherungswesen | 1700 | - |
Hausierergewerbe | 138 | 35 |
Verkehrsgewerbe | 12241 | 234 |
Beherbergung und Erquickung | 14285 | 3066 |
Schaustellungen | 650 | 173 |
Selbstthätige Dienstboten | 23004 | 84889 |
Arbeiter ohne besondere Angabe | 82325 | 39592 |
Post und Telegraphie | 9408 | 205 |
Eisenbahnen | 5038 | 46 |
Heilpersonal | 3532 | 2197 |
Lehrer | 4355 | 4189 |
Schöne Künste | 4633 | 1902 |
Litteraten und Schreiber | 4133 | 147 |
Geistliche u. s. w., Begräbnispersonal | 620 | 53 |
Hofbeamte | 598 | 65 |
Verwaltungsbeamte und Diplomatisches Korps | 10818 | 31 |
Justizbeamte u. s. w. | 3379 | - |
Kommunalbeamte | 3323 | 44 |
Armee und Marine | 20007 | - |
Ohne Beruf | 25147 | 25224 |
Ohne Angabe des Berufs | 1912 | 15352 |
Die 21 (Aktien-) Brauereien hatten (1890/91) ein nominelles Aktienkapital von 49,635 Mill. M. (Kurswert 61 Mill. M.) und gaben 2475652 M. Dividende. Die namhaftesten Brauereien sind: Friedrichhain (1889/90: Bierabsatz 72476 hl, Reingewinn 110694 M.), Friedrichhöhe, vormals Patzenhofer (149606 hl, 543431 M.), Schöneberg (100618 hl, 244745 M.), Berliner Bock [* 34] (123787 hl), Tivoli (191461 hl, 291388 M.), Schultheiß (163354 hl, 473537 M.), letztere beiden sind seit 1891 vereinigt; Union (82958 hl, 146710 M.), Böhmisches Brauhaus (197975 hl, 562011 M.), Königstadt (105102 hl, 263048 M.), Spandauer Berg (124645 hl, 344355 M.), Vereinsbrauerei in Rixdorf (105537 hl, 194944 M.), Weißbierbrauereien: vormals Landré (70292 hl, 158690 M.), vormals Hilsebein (50266 Tonnen, 65158 M.), vormals Gericke (29512 hl, 51913 M.), vormals Bolle (54004 hl, 25587 M.). Im ganzen zeigt das Brauereigewerbe (1891) folgendes Bild: ¶