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15 Klassen, 608 Schüler, 3 Vorklassen, 178 Schüler) und das Falk-Realgymnasium (1880 eröffnet, Direktor Dr. Bach, 32 Lehrer, 15 Klassen, 647 Schüler, 3 Vorklassen, 177 Schüler); die Friedrich-Werdersche Gewerbeschule (Oberrealschule), die Luisenstädtische Oberrealschule, 11 städtische Realschulen und eine Handelsschule, die mit einer Vorschule für höhere Lehranstalten verbunden ist.
Andere Schulen und Anstalten. Ein Lehrerseminar, ein Lehrerinnenseminar, eine israel. Lehrerbildungsanstalt, eine Seminarpräparandenanstalt, 8 öffentliche (darunter 6 städtische) und 49 private höhere Mädchenschulen, 10 öffentliche und 11 private höhere Knabenschulen, je 6 Mittel- und Elementarknaben- und Mädchenschulen und 201 Gemeindeschulen mit 3271 Klassen, 87226 Knaben und 89203 Mädchen (die Gemeindeschulen erfordern einschließlich von 201 Schülerbibliotheken für 1893/94 eine Ausgabe von 9406077 M.), 2 städtische Waisenschulen, 1 städtische Schule für verwahrloste Kinder, je eine in der Idiotenanstalt zu Dalldorf und im städtischen Obdach, 17 anderweite, teilweise gemischte Schulen für Knaben und Mädchen; endlich noch 6 Stiftungsschulen, 1 städtische Taubstummenschule, 1 Blindenschule, 12 städtische Fortbildungsschulen für Jünglinge, 6 für Mädchen und 1 für Taubstumme, 16 städtische Fachschulen, je 1 Webeschule, Handwerker- und Baugewerkschule, je 1 israel. Knaben- und Mädchenschule. An Unterhaltungskosten für 1893/94 sind für die Blinden- und Taubstummenschule 80692 M., für das Fortbildungs-Unterrichtswesen und die Volksbibliotheken 359869 M., das gewerbliche Unterrichtswesen 281260 M., für die Turnhallen (mit Einschluß von 16940 M. für die Spielplätze der Jugend) 220704 M. veranschlagt.
Am wurden die Berliner [* 2] Schulen (mit Ausschluß der Hochschulen) von 115477 Knaben und 110446 Mädchen besucht; davon entfielen 207244 auf öffentliche und 18679 auf Privatschulen.
1893 wurde ein Frauengymnasium eröffnet.
Zu diesen Anstalten kommen hinzu 12 städtische Turnhallen, 6 öffentliche Spielplätze für die Jugend und 27 Volksbibliotheken.
Unter den von Vereinen geleiteten Anstalten wirken das Deutsche [* 3] Gewerbemuseum und der Berliner Handwerkerverein besonders für wissenschaftliche und Kunstbildung der Gewerbetreibenden.
Kunstinstitute. Außer den oben (unter Weltliche Bauten) angeführten Museen sind noch hervorzuheben: das 1874 begründete Märkische Provinzialmuseum (Direktor Stadtrat Friedel), eine etwa 80000 Nummern umfassende Sammlung von Altertümern aller Art, wichtig für die Kulturgeschichte der Mark Brandenburg von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Das Beuth-Schinkel- und Architekturmuseum (in der Technischen Hochschule) enthält den künstlerischen Nachlaß Schinkels sowie die hinterlassene Sammlung Beuths;
das Rauch-Museum fast sämtliche Werke des Meisters in Modellen oder Gipsabgüssen;
ferner das Museum für deutsche Volkstrachten, 1889 aus Privatmitteln gegründet, das 1886 eröffnete Hygieinemuseum, dessen Grundstock die Sammlung der Berliner Ausstellung für Hygieine und Rettungswesen (1883) bilden;
beide in der ehemaligen Gewerbeakademie.
Die Akademie der Künste (300 Studierende), zum Teil in die Bauakademie übergesiedelt; die 1877–80 von Gropius und Schmieden gebaute Kunstgewerbeschule (Direktor Professor Ewald) mit mehrern Ateliers. Von Privatgalerien ist bedeutend die Ravenésche Gemäldegalerie, mit neuern deutschen und franz. Bildern. – Von den Ausstellungen, insbesondere Kunstausstellungen (s. d.), ist zunächst zu erwähnen, daß das von der Stadtbahn durchschnittene Gebiet westlich vom Lehrter Bahnhof 1879 der Berliner Gewerbeausstellung, 1883 der Hygieineausstellung, 1889 der Allgemeinen Deutschen Ausstellung für Unfallverhütung zum Schauplatz gedient hat. Das in Glas [* 4] und Eisen, [* 5] mit einer gewaltigen Hauptkuppel versehene Hauptgebäude (Konstruktion von Scharowsky, Architektur von Kyllmann und Heyden) ist 1884 vom Staat angekauft und zum Landesausstellungsgebäude (s. Tafel: Ausstellungsgebäude [* 6] Ⅱ, [* 1] Fig. 6) bestimmt; 1886 fand in demselben die Jubiläumsausstellung der Akademie der Künste, im Frühjahr 1890 eine Gartenbauausstellung, 1891 die Internationale Kunstausstellung statt.
Sonst finden dort alljährlich die Ausstellungen der Akademie der Künste statt. Den zugehörigen Ausstellungspark, im Sommer als Konzertgarten benutzt, schmückt auf der Westseite eine 1886 hergestellte Nachbildung der Ostfront des Zeustempels zu Olympia; das Innere desselben wird zur Aufstellung von Panoramen (s. unten) verwendet. Daneben das von der Gesellschaft Urania 1889 eröffnete Wissenschaftliche Theater, [* 7] in dem Vorträge über Erd- und Himmelserscheinungen gehalten werden, mit einer dem Publikum zugänglichen Sternwarte. [* 8]
Ausstellungen von Bildwerken finden außerdem statt im königl. Akademiegebäude, im 1876 vollendeten Architektenvereinshaus (seit 1887) vom Verein Berliner Künstler und in den verschiedenen Kunstsalons (namentlich Fr. Gurlitt und Ed. Schulte). Von Panoramen besitzt Berlin [* 9] mehrere: das 1881 eröffnete Nationalpanorama in der Nähe des Königsplatzes;
im Ausstellungspark ehedem das Panorama: Pergamon [* 10] (1883);
Brand von Rom [* 11] unter Kaiser Nero (1886);
dann: Kaiser Wilhelms Ⅱ. Ankunft in Konstantinopel; [* 12]
am Westrande des Thiergartens das Panorama: Jerusalem [* 13] und die Kreuzigung, von Piglheim, und dann (bis 1894): Neapel [* 14] mit dem Golf und dem Vesuv; [* 15]
am Alexanderplatz das Sedanpanorama, von A. von Werner und Bracht, und am Lehrter Bahnhof das Marinepanorama (1894).
Viel besucht werden auch Castans Panoptikum und das Passagepanoptikum. Von den der Musik gewidmeten Instituten, die in Berlin eine reiche Pflege findet, sind außer der königl. Hochschule für Musik zu erwähnen: der Konzertsaal im Opernhause, mit den Sinfoniesoireen der königl. Kapelle;
die von Fasch (gest. 1800) gestiftete Singakademie, unter Leitung Blumners, in der auch die Joachimschen Streichquartette stattfinden;
die Philharmonie, 1888 von Schwechten umgebaut, mit den Konzerten des philharmonischen Orchesters und den hervorragendsten Musikaufführungen überhaupt;
der «Saal Bechstein» und das Konzerthaus, mit den Konzerten der Meyderschen (früher Bilseschen) Kapelle. ^[]
Theater. hat 15 größere Theater für Schau- und Lustspiel, Oper und Operette: königl. Opernhaus (1650 Plätze, Oper und Ballett);
königl. Schauspielhaus (1120 Plätze);
Deutsches Theater (980 Plätze), 1883 neu eröffnet;
Berliner Theater (1600 Plätze; letztere drei für Trauer-, Schau- und Lustspiel);
Lessing-Theater (1200 Plätze, modernes Schau- und Lustspiel);
Schiller- (bis 1894 Wallner-) Theater (1300 Plätze, Schauspiel), 1868 erbaut; ¶
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Residenztheater (657 Plätze, franz. Salonstücke), 1871 eröffnet;
Friedrich-Wilhelmstädtische Theater (1450 Plätze, Operette), 1883 neu erbaut;
das Theater «Unter den Linden» (Operette, Ballett);
Krolls Theater (3000 Plätze, Oper, meist nur im Sommer), 1844 eröffnet;
Volks- (früher Belle-Alliance-) Theater (1600 Plätze, Posse);
Adolf-Ernst-Theater (Posse);
Centraltheater (1173 Plätze, Volksstücke, Posse);
Nationaltheater (1350 Plätze, Schau- und Lustspiel);
Burleske und Possen werden gegeben im Alexanderplatz- und Americaintheater;
Vaudevilles, gymnastische u. s. w. Vorstellungen im Theater der Reichshallen, Wintergarten des Centralhotels, Apollotheater, Berliner Prater und im Schweizergarten.
Vereinswesen. Durch die vielen gelehrten Vereine wird die Wissenschaft zugleich zu einem geistigen Bindemittel des geselligen Verkehrs und dadurch immer unmittelbarer in die Kreise [* 17] des praktischen Lebens hinübergeführt. Unter diesen Vereinen sind außer schon genannten zu erwähnen: die Anthropologische, die Archäologische, Juristische, Philosophische, Physikalische, Geologische, Deutsche, Chemische, [* 18] Ornithologische, Hufelandsche, Medizinisch-Chirurgische, Pharmaceutische, Photographische, Volkswirtschaftliche Gesellschaft, die Berliner Medizinische Gesellschaft, die Gesellschaft für Erdkunde, [* 19] die Berliner Philosophische Societät, die Berliner Militärärztliche Gesellschaft, der Deutsche Sprachverein, der Berliner Verein für öffentliche Gesundheitspflege, der Botanische Verein für die Provinz Brandenburg, [* 20] der Klub der Landwirte, der Entomologische Verein, der Architektenverein, die Vereinigung Berliner Architekten, der Elektrotechnische Verein, die Gesellschaften der Charitéärzte, der Gartenfreunde B.s, für Gynäkologie, für Heilkunde, für Verbreitung von Volksbildung (mit vielen Zweigvereinen in Deutschland), [* 21] naturforschender Freunde, zur Beförderung der evang. Missionen unter den Heiden, zur Beförderung des Christentums unter den Juden, der Medizinisch-Ätiologische, der Medizinische, der Pädagogische, der Palästinische Verein, der Verein «Herold» für Heraldik, die Preußische Hauptbibelgesellschaft, der Verein für die Geschichte B.s, der Schriftstellerverein «Berliner Presse», [* 22] die Freie Litterarische Vereinigung, der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, [* 23] der Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen, der Verein zur Beförderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts (Lette-Verein), zur Besserung entlassener Strafgefangenen, für christl. Erbauungsschriften, der Volksküchenverein, der Asylverein, der große Berliner Handwerkerverein (mit eigenem Vereinshaus), der Verein junger Kaufleute, der Waldeck-Verein, die für das Berliner gesellschaftliche Leben charakteristischen 22 (liberalen) Bezirks- und die 33 (konservativen) Bürgervereine, die gleichzeitig politische und gesellschaftliche Zwecke verfolgen und die große Menge der socialistischen Fach- und Bildungsvereine, im ganzen (1892) 240 Vereine für Wissenschaft, Kunst und Erziehung, darunter 60 Vereine für Musik und Gesang; ferner etwa 150 Vereine für Handel und Gewerbe, 9 landwirtschaftliche, 50 politische, 36 religiöse, 24 landsmannschaftliche, 11 Theatervereine, darunter die Freien Bühnen (s. d.), 20 für Fahr- und Wassersport.
In Berlin bestehen folgende Freimaurerlogen: Ⅰ. Große Nationalmutterloge Zu den drei Weltkugeln (Splittgerbergasse 3), gestiftet als Großloge konstituiert mit den Töchterlogen:
1) Zur Eintracht, 2) Zum flammenden Stern, 3) Zu den drei Seraphinen, 4) Zur Verschwiegenheit, 5) Zur Treue. Ⅱ. Die große Landesloge von Deutschland (OranienburgerStraße 71/72), gestiftet mit den Töchterlogen:
1) Zu den drei goldenen Schlüsseln, 2) Zum goldenen Schiff, [* 24] 3) Pegasus, 4) Zur Beständigkeit, 5) Zum Pilgrim, 6) Zum goldenen Pflug, [* 25] 7) Zum Widder, 8) Friedrich Wilhelm zur Morgenröte. Ⅲ. Große Loge von Preußen Royal York, zur Freundschaft (Dorotheenstr. 27), gestiftet 1752, als Großloge konstituiert mit den Töchterlogen:
1) Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit, 2) Zur siegenden Wahrheit, 3) Urania zur Unsterblichkeit, 4) Pythagoras zum flammenden Stern. Ⅳ.Ferner die Berliner Odd-Fellows, die Bnai-Brith-Logen und Vereinigter Alter Orden [* 26] der Druiden.
Zeitungswesen. Anfang 1892 erschienen 795 Zeitungen und Zeitschriften; 81 erscheinen täglich, 56 sind amtlich, 66 politisch, 217 für Kunst und Wissenschaft, 286 für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, 35 religiöse und 135 verschiedene andere. Von den Tagesblättern seien erwähnt der amtliche Deutsche Reichs- und königl. Preußische Staatsanzeiger, die (feudalkonservative) Neue Preußische (Kreuz-) Zeitung, die (regierungsfreundliche) Norddeutsche Allgemeine Zeitung, die (freikonservative) Post, (nationalliberale) National-Zeitung, die (freisinnigen) Vossische, Freisinnige, Berliner Zeitung, Kleines Journal und Berliner Tageblatt, die (ultramontane) Germania, [* 27] die (demokratische) Volkszeitung, das socialdemokratische Centralorgan Vorwärts, die (antisemitische) Staatsbürgerzeitung, der sehr verbreitete Lokalanzeiger, das Fremdenblatt, die Tägliche Rundschau, die Morgenzeitung, Abendpost, die Börsenzeitung, der Börsen-Courier;
ferner die Wochenblätter Nation (freisinnig), Deutsches Wochenblatt (freikonservativ), Socialdemokrat, Magazin für Litteratur, Gegenwart, Zukunft, Frauenbewegung u. a.;
die Deutsche Rundschau;
endlich die humoristischen Blätter Kladderadatsch, Deutsche Wespen, Lustige Blätter und Ulk sowie mehrere illustrierte Frauenzeitungen wie Bazar, Modenwelt u. s. w.
Industrie und Gewerbe. Die Gewerbthätigkeit der Stadt ist sehr bedeutend und steigert sich noch immer von Jahr zu Jahr. Von Bedeutung ist namentlich die Metall- und Maschinenindustrie, wie Eisengießerei, [* 28] Bau von Maschinen, Dampfkesseln, Lokomotiven, Eisenkonstruktionen, hydraulischen Pressen, Heizungs-, Ventilations- und Beleuchtungsanlagen, Herstellung des Bedarfs für Militär- und Eisenbahnverwaltungen, für Werkstätten, Gas- und Wasserleitungen, Elektricitätswerke u. s. w. Die bedeutendsten Fabriken der Metallindustrie sind Borsig für Dampfmaschinen, [* 29] Dampfkessel, [* 30] Transmissionen, Gußwaren, hydraulische Pressen;
die Berliner Maschinenbauanstalt, Aktiengesellschaft vormals L. Schwartzkopff, für Lokomotiven, Kriegsmaterial, allgemeinen Maschinenbau, elektrische Maschinen (1889/90 Umsatz der Fabrik in Berlin 7245302 M., in Venedig [* 31] 994305 M., zusammen 8239607 M., darunter 3020293 M. für Lokomotiven);
die Kommanditgesellschaft auf Aktien Ludwig Löwe & Co. (5000 Arbeiter, 1890: Aktienkapital 4 ½ Mill. M., Reingewinn 974200 M., 18 Proz. Dividende) für Werkzeug- und Arbeitsmaschinen, Waffenfabrikation (1200 Gewehre pro Tag) und Einrichtungen für Waffen- und ¶