mehr
An besoldeten Bureau- und Kassenbeamten ausschließlich der Hilfsarbeiter sind vorhanden 645, Unterbeamte 480 und etwa 5000 unbesoldete. Ferner sind für die Steuerveranlagung noch 153 Kommissionen mit etwa 3591 Mitgliedern thätig. Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit dient die dem Polizeipräsidium unterstellte 3953 Mann, darunter 238 berittene, starke Schutzmannschaft und 564 vom Magistrat besoldete Nachtwächter. Die 1851 von Hinckeldey errichtete Feuerwehr wird von einem Branddirektor (Stude) und einem Oberbrandinspektor geleitet und verfügt über 800 Mann in 5 Compagnien und 118 Pferde. [* 2]
Die Zahl der Depots beträgt 5, der Dampfspritzen 9 und der andern Spritzen 21, der Feuerwachen 14, der Feuermelder [* 3] 306; die Kosten der Unterhaltung stellen sich auf jährlich etwa 1380000 M. Bei der Berliner [* 4] Feuersocietät, einer auf Zwangsversicherung beruhenden Anstalt, waren (1843) 321, (1879) 1904 Mill. M. als Wert von 17937 Gebäuden, (1891) 21783 Grundstücke mit 3080048500 M. versichert; die Mobiliarversicherung bei Privatgesellschaften, die etwa drei Viertel des ganzen beweglichen Vermögens umfaßt, betrug (1853) 280, (1879) 1678, (1889) 2356, (1891) 2616154825 M.
Die 5 städtischen Gasanstalten (die 5. bei Schmargendorf ist seit Okt. 1893 im Betrieb) erzeugten (1893–94) aus 361230 t Kohle 102,859 Mill. cbm Gas und gaben davon ab 98,150 Mill. cbm (die Privatwerke lieferten 31,835 Mill. cbm), nämlich zur öffentlichen Beleuchtung [* 5] (23446 Flammen) 15,511 Mill. cbm (591754 cbm), zur privaten 81,736 Mill. (31,243 Mill.). Der eigene Gasverbrauch der Gasanstalten bezifferte sich auf 947029 cbm. Der ganze Gasverbrauch für die Stadt stellt sich einschließlich dem von der Englischen Gasgesellschaft gelieferten auf 130,029 Mill. cbm. Die vier Centralanlagen der Berliner Elektricitätswerke versorgten (1894) 5673 Bogen- und 121262 Glühlampen, 306 Apparate und 361 Motoren in 2380 Einrichtungen. Die Einzelanlagen zur Erzeugung des elektrischen Lichts zählten 4259 Bogen- und 79212 Glühlampen.
Vor dem Stralauer Thore befindet sich das große Druck- und Pumpwerk (mit 12 gewaltigen Dampfkesseln und einem Reservoir) der 1873 von der Gemeinde übernommenen, im Juli 1855 von den Engländern Fox und Crampton eröffneten Wasserleitung. [* 6] Dieses Werk ist aber seit Nov. 1893 außer Betrieb. Das große Pumpwerk bei Tegel treibt filtriertes Havelwasser in einer Röhrenleitung quer durch die Jungfernheide und unter der Spree hinweg nach dem Wasserturm bei Westend, der den Süden der Stadt versorgt. Ein drittes Wasserwerk östlich von [* 7] am Müggelsee bei Friedrichshagen ist in seiner ersten Hälfte im Okt. 1893 dem Betriebe übergeben worden. Dieses Werk fördert das filtrierte Wasser des Müggelsees nach dem Verteilungswerk Lichtenberg, das es in das Rohrsystem der Stadt drückt. Von den auf etwa 59 Mill. M. geschätzten Wasserwerken wurden (1893/94) etwa 41,5 Mill. cbm filtriertes Wasser an die Stadt Berlin abgegeben.
Die Straßenreinigung [* 8] beschäftigte Anfang 1892: 748 Personen. Am betrug die zu reinigende Straßenfläche 8221855 qm, davon 4905130 qm Fahrdämme. Die Gesamtkosten betrugen (1891–92) 1936492 M. Für die Straßenkehrichtabfuhr waren 110824 Fuhren erforderlich. Die Besprengung der Straßen, zu der 820605 cbm Wasser erforderlich waren, verursachten eine Ausgabe von 230692 M. Die festen und flüssigen Abgangsstoffe werden durch ein großartiges Kanalisationssystem, von welchem April 1892 bereits 539150 m Thonrohrleitung und 139102 m gemauerte Kanäle vollendet waren, auf die städtischen Rieselfelder abgeleitet, wo nach Hobrechts Plane seit 1877 großartiger Gemüsebau eingerichtet ist.
Durch Anlage des Centralvieh- und Schlachthofs sind die Privatschlachthäuser (über 700) in der Stadt aufgehoben worden. An dem Verkehr daselbst beteiligten sich 1200 selbständige Schlächter, 3000 Gehilfen, Kutscher, Fleischhändler, 700 Viehhändler, 60 Kommissionäre mit 200 Angestellten, 600 Treiber, 300 Beamte der städtischen Fleischschau, 300 Beamte und Arbeiter der Verwaltung, zusammen etwa 6450 Personen. Geschlachtet wurden daselbst (1891–92) 123834 Rinder, [* 9] 126376 Kälber, 365926 Schafe [* 10] und 530551 Schweine, [* 11] zusammen 1146687 Tiere, darunter 7373 zur menschlichen Nahrung ungeeignet. Die mikroskopische Fleischschau wird von 182 Fleischbeschauern und 48 Probenehmern auf dem Centralviehhof und von 39 Fleischbeschauern und 22 Probenehmern in den Markthallen [* 12] ausgeführt. Von den städtischen Fleischuntersuchungsstationen wurden 125966 Rinderviertel, 138911 Kälber, 46027 Schafe und 114904 Schweine untersucht.
Nahe dem Bahnhofe Alexanderplatz befindet sich die eröffnete städtische Centralmarkthalle, die 11000 qm Fläche und 1586 Verkaufsstände besitzt, durch den Erweiterungsbau um 5300 qm mit 550 Ständen vergrößert wurde, mit der Stadtbahn verbunden ist und die Ernährung der Bevölkerung [* 13] der Hauptstadt durch eine Reihe zweckmäßiger Einrichtungen (direkte Zufuhr aus allen Landesteilen, Auktionen durch städtische Beamte, wirksame Kontrolle der zum Verkauf gelangenden Lebensmittel) wesentlich verbessert hat; namentlich hat der Verbrauch von Seefischen, die dort jederzeit zu haben sind, bereits zugenommen.
Die Centralmarkthalle dient sowohl dem Engros- wie dem Detailgeschäft und versorgt die jetzt im Betriebe befindlichen 14 Markthallen (mit etwa 6000 Verkaufsständen) in der Linden-, Zimmer- und Dorotheenstraße, am Magdeburger Platz, in der Acker-, Buckower- und Andreasstraße, Pückler- und Eisenbahnstraße, Arminius- und Marheinekeplatz, Grünthaler-Wörtherstraße und Weddingplatz, die jedoch einen großen Teil ihres Bedarfs direkt vom Lande oder durch Zwischenhändler beziehen. Die von auswärts während der Nacht über Bahnhof Alexanderplatz eingehenden Güterzüge werden mittels Fahrstühlen schnell entladen, und es werden in Zukunft die übrigen Hallen in den ersten Tagesstunden von der Centralmarkthalle aus mit einem Teile dieser Sendungen versehen werden.
Armen- und Versorgungswesen. Behörde für diese Angelegenheiten ist die Armendirektion. Dieselbe besteht aus 10 Stadträten, 14 Stadtverordneten, 10 Bürgerdeputierten und 4 Assessoren; eine Abteilung sorgt für die Verwaltung des Arbeitshauses und des Arbeitshaushospitals mit 12–1500 Detinierten und 4–500 Hospitaliten, eine andere Abteilung für die Verwaltung des «Städtischen Obdachs» mit durchschnittlich jährlich 1200 obdachslosen Familien und 766 nächtlichen Obdachslosen auf den Tag, und noch eine andere für die ¶
mehr
Verwaltung der Erziehungsanstalten in und Rummelsburg. 65 Armenärzte sind im Dienste [* 15] der Armenpflege thätig gegen eine geringe Entschädigung, und 30 Specialärzte für Augen-, Ohren-, Nasen- und Halsleiden leisten unentgeltliche Hilfe. Die Kosten der öffentlichen Armenpflege betrugen (1891-92) durchschnittlich 7,64 M. auf den Kopf der Civilbevölkerung oder monatlich 13,3 M. für einen der 28145 Almosen- resp. Pflegegeldempfänger. Beruht schon diese Organisation auf dem Gemeinsinne der Bürger, so besteht daneben noch eine durchaus private Armenpflege, die teils vorbeugend wirkt und in dieser Richtung namentlich von dem Verein gegen Verarmung und Bettelei (der [1891] 4900 Personen mit Darlehen, Geschenken und Nähmaschinen [* 16] unterstützte) repräsentiert wird, teils in zahlreichen Vereinen für besondere Zwecke (z. B. dem Asylverein, der durchschnittlich 348 Personen Unterkunft für die Nacht verschafft) Bedeutendes leistet. Die vorhandenen Stiftungen und Legate für Wohlthätigkeitszwecke, welche direkt den städtischen Behörden unterstehen, verfügten über ein Vermögen von 14831665,68 M.
Von den in Pflege befindlichen 4963 Waisenkindern (2634 Knaben und 2329 Mädchen) waren 645 im Waisendepot und der Waisenerziehungsanstalt Rummelsburg untergebracht; 1672 befanden sich in und 2458 in auswärtiger Kostpflege bei Privaten und 188 in sonstigen Anstalten; 334 Knaben und 64 Mädchen waren zur Zwangserziehung der Waisenverwaltung übergeben. Die auswärtigen Pflegestellen verteilten sich auf 139 Städte und 372 Dörfer.
223 Gemeindewaisenräte mit 1180 männlichen Mitgliedern und 357 Aufsichtsdamen beaufsichtigten die Privatpflegestätten. Die Kosten der Waisenpflege betrugen nach Abzug von 160615,71 M. Einnahme 753715,32 M., durchschnittlich 150 M. jährlich für jedes Kind.
Gesundheitswesen. Außer den zahlreichen Professoren und Docenten sorgen 1615 praktische Ärzte, 611 Hebammen, 132 in Deutschland [* 17] geprüfte Zahnärzte, 195 Heilgehilfen, 128 Apotheken und 430 Droguengeschäfte für die Pflege der Gesundheit, unterstützt durch zahlreiche Heilanstalten. Mit der königl. Charité stehen in Verbindung die mediz., propädeutische, chirurg., augenärztliche, gynäkokolog., geburtshilfliche Klinik, die Kliniken für syphilitische und Haut-, für Kinder- und Geisteskrankheiten; mit der Universität die Institute für Chirurgie, Augenheilkunde und Geburtshilfe, die Poliklinik.
Ferner bestehen das Hygieinische Institut, das Institut für Infektionskrankheiten, das Frauensiechenhaus Bethesda am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, die Krankenhäuser im Friedrichhain (1870-73 von Gropius und Schmieden für 600 Kranke in 14 Pavillons erbaut), Moabit, am Urban (600 Betten, 1890 eröffnet), Elisabeth- (für Frauen), Lazarus- (für Unheilbare), das Friedrich-Wilhelms-, das Augustahospital, das Centraldiakonissenhaus Bethanien, das kath. Krankenhaus, [* 18] das Elisabethkinderhospital und das Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus für 300 Kinder unter 14 Jahren.
In der seitens der Stadt nach dem Pavillonsystem erbauten Irren- und Idiotenanstalt in Dalldorf wurden (Ende März 1890) 1327 Kranke in der Anstalt und 1283 Kranke unter Kontrolle der Anstalt in Privatanstalten auf Kosten der Stadt gepflegt. Eine zweite städtische Irrenanstalt bei Lichtenberg wurde im Juni, eine Anstalt zur Aufnahme Epileptischer bei Biesdorf Nov. 1893 eröffnet. ^[]
Die Sanitätspolizei leiten 1 Stadtphysikus mit 3 gerichtlichen, 10 Bezirksphysicis, 1 gerichtlichen Wundarzt und 4 Kreistierärzten; außer diesen gehören zum Ressort des Polizeipräsidiums die Schutzblattern-Impfungsanstalt und die Sanitätskommission mit 50 Revierärzten; 16 Hospitäler (darunter 2 städtische mit 1140 Kranken und Siechen), 39 meist private Krankenanstalten, Kliniken und Siechenhäuser, die kath. Grauen Schwestern und die evang. Diakonissen, 144 Kranken- und Sterbekassen, 13 städtische Schwimm- und Badeanstalten, 18 private Badeanstalten, 7 Flußbäder und 12 meist aus Privatmitteln unterhaltene Sanitätswachen vervollständigen den hygieinischen Apparat.
In 30 Leichenhäusern der Begräbnisplätze wurden (1892) 10683 Leichen eingestellt.
Finanzen. Trotz der bedeutenden finanziellen Anforderungen ist die Schuldenlast nicht hoch und wird durch den Wert der städtischen Grundstücke und gewerblichen Unternehmungen übertroffen. Nach dem Voranschlage für die Einnahmen und Ausgaben 1892-93 schließen dieselben mit 80601146 M. ab. Das Vermögen (274568626 M.) setzt sich zusammen wie folgt: Grundstücke für Verwaltungszwecke 218652567 M., andere Häuser 10801574 M., städtischer Grund und Boden 25688750 M., Güter 15054476, anderes Eigentum 4371259 M.;
die Schulden (225717300 M.) aus Obligationen 204354300 M., Darlehen 21063000 M., Kaufgeldreste 300000 M.
Die Finanzlage gestattet, daß durch Beschluß der städtischen Behörden vom die Mietsteuer (bisher von sämtlichen Wohnungen 6⅔ Proz.) vom ab für Wohnungen bis 200 M. Miete nicht mehr erhoben wird und für die Mieten von 1000 bis 201 M. abwärts eine Degression von 6⅔ bis 2 Proz. stattfindet. Auch wird die Gemeinde-Einkommensteuer für die erste Steuerstufe (mit einem Einkommen bis 660 M.) nicht mehr erhoben. Bei der 1895 vorgenommenen Steuerreform wurde die gänzliche Abschaffung der Mietsteuer beschlossen.
Die indirekten Staatsabgaben betrugen 1891/92:
Zölle für ausländische Gegenstände | 31542374 M. |
---|---|
Branntweinsteuer | 10217925 " |
Tabaksteuer | 40646 " |
Abgaben für Tabakssurrogate | 138 " |
Salzsteuer | 1182798 " |
Spielkartenstempel | 1554 " |
Brausteuer | 1994721 " |
Stempelabgaben von Wertpapieren | 10753081 " |
Stempelsteuern | 7080714 " |
Erbschaftssteuern | 1405747 " |
Brücken-, Strom- u. Hafengelder | 202834 " |
Zusammen | 64422532 M. d. i. 39,6 M. auf den Kopf der Bevölkerung. |
Die direkten Staatsabgaben waren für das Rechnungsjahr 1892/93 veranschlagt:
Staats-Einkommensteuer | 22758498 M. |
---|---|
Gebäudesteuer | 8013502 " |
Gewerbesteuer | 3307092 " |
Grundsteuer | 8935 " |
Zusammen | 34088027 M d. i. 20,9 M. auf den Kopf der Bevölkerung. |
¶