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Vororte | 1880 | 1885 | 1890 | Zunahme in Prozenten |
---|---|---|---|---|
1880/85 | 1885/90 | |||
Linkes Spree-Ufer:
Spandauer Spitze | 115 | 122 | 168 | 6,09 | 37,70 | |
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Paulsborn, Hundekehle, Grunewald | 140 | 322 | 368 | 130,00 | 14,29 | |
Schöneberg | 11180 | 15872 | 28721 | 41,97 | 80,95 | |
Bellevue u. Thiergarten | 89 | - | - | - | - | |
Treptow | 803 | 1178 | 1780 | 46,70 | 51,10 | |
Tempelhof und Hasenheide | 3019 | 3522 | 5248 | 16,66 | 49,01 | |
Schmargendorf | 468 | 657 | 1591 | 40,38 | 142,16 | |
Deutsch-Wilmersdorf | 2911 | 3616 | 5164 | 24,22 | 42,81 | |
Rixdorf | 18729 | 22775 | 35702 | 21,60 | 56,76 | |
Steglitz | 6476 | 8501 | 12530 | 31,27 | 47,39 | |
Friedenau | 1302 | 2137 | 4211 | 64,13 | 97,05 | |
Dahlem | 139 | 149 | 174 | 7,19 | 16,78 | |
Britz | 3361 | 4146 | 5494 | 23,36 | 32,51 | |
Nieder-Schöneide m. Kanne | 494 | 974 | 1769 | 97,17 | 81,62 | |
Überh. vom Kreise Teltow | 49226 | 63971 | 102920 | 29,95 | 60,89 | |
Stadt Charlottenburg | 30562 | 42371 | 76873 | 38,64 | 81,43 | |
Überh. Teltower Seite | 79788 | 106342 | 179793 | 33,28 | 69,07 | |
Überh. Umgegend von Berlin | 123373 | 163536 | 268520 | 32,55 | 64,20 | |
Berlin | 1122330 | 1315287 | 1578794 | 17,19 | 20,03 | |
Berlin m. (1 Meile) Umgegend | 1245703 | 1478823 | 1847314 | 18,71 | 24,92 |
So wird allerdings der Begriff Groß-Berlin künftig im weitern Sinne gefaßt werden müssen als bisher und wiederum ein abgerundetes Gebiet an Stelle des bisher angenommenen zu setzen sein, obwohl der wirtschaftliche Einfluß sich keineswegs auf ein solches beschränkt noch beschränken wird. Eine wesentliche Unterstützung findet diese Entwicklung in dem Vorortverkehr der Berliner Stadt- und Ringbahn [* 2] (s. d.) mit ihren geringen Fahrpreisen. Die Frage der Einverleibung der Vororte ist 1895 noch nicht zum Abschluß gelangt.
Berlin [* 3] zerfällt (1893) in 6 Reichstagswahlkreise:
Wahlkreis | Wahlberechtigte | Abgeordnete | Partei |
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I | 20169 | Dr. Langerhans | Freisinnige Volkspartei |
II | 75347 | Fischer | Socialdemokrat |
III | 32570 | Vogtherr | " |
IV | 93036 | Singer | " |
V | 31244 | Rob. Schmidt | " |
VI | 121564 | Liebknecht | " |
Von den 4 Landtagswahlkreisen wählt der erste Kreis [* 4] (innere Stadt) 3, die übrigen je 2 Abgeordnete (1893 sämtlich solche der freisinnigen Volkspartei).
Äußere Anlage. Berlin macht im ganzen einen jugendlichen Eindruck; Straßendurchbrüche lassen im Innern immer mehr die baulichen Reste früherer Zeiten verschwinden; andere Teile haben durch eine überaus rege private Bauthätigkeit seit 1870 ein völlig verändertes prächtigeres Aussehen erhalten und zugleich, zumal in der Friedrichsstadt, den Charakter einer Geschäftsstadt angenommen, während die stetig wachsenden äußern Viertel in ihren Mietskasernen die Masse der Einwohner beherbergen.
Für die Stadtbeschreibung sind die Wasserläufe der Spree maßgebend. Von SO. (Stralau-Rummelsburg) kommend, tritt der Fluß mit breiter Fläche in das Stadtgebiet ein (Nullpunkt des Pegels 30,87 m über der Ostsee), behält seine nordwestl. Richtung bis zur Jannowitzbrücke bei, bis wohin die Spree mit Dampfschiffen befahren wird, bildet unterhalb der Waisenbrücke ein breites Becken und teilt sich in zwei parallele, erst westlich, dann nordwestlich fließende Arme.
Der nördlichere Arm fließt am Mühlendamm vorbei, unter der Langen, Kaiser-Wilhelms- und Friedrichs-Brücke hindurch, und vereinigt sich kurz vor der Ebertsbrücke mit dem südlichern Arm, der u. a. unter der Gertraudtenbrücke und, nachdem er bei der Werderbrücke die Schleuse passiert, unter der Schloßbrücke hindurchfließt. So wird durch diese beiden Flußarme eine Stadtinsel abgeteilt, auf der einige der hervorragendsten Bauten, wie das königl. Schloß, der Dom und auf der sog. Museumsinsel das Alte und Neue Museum sowie die Nationalgalerie (s. unten) ihren Platz gefunden haben.
Bei der Weidendammer Brücke [* 5] beginnt dann wieder (in der Richtung nach Spandau [* 6] und Potsdam) [* 7] die Dampfschiffahrt auf der Spree, die von jenem Punkte an, in mehrfachen Windungen, und verschiedentlich von Brücken [* 8] und den Stadtbahnbögen (zweimal) überspannt, nach W. am Thiergarten, an Moabit und Charlottenburg [* 9] vorbeifließt und nach einer Gesamtlänge von 365 km bei Spandau in die Havel mündet. Ihre Länge innerhalb des Weichbildes der Stadt beträgt 11,8 km, die durchschnittliche Breite [* 10] 100–150 m. Während die Ufer bis zur Waisenbrücke meist nur Hinterhäuser, Speicher, Schuppen und Holzplätze haben und der Uferstraßen ermangeln, sind die Ufer unterwärts mit neuen stattlichen Quais, wie am Schiffbauerdamm und Kronprinzenufer, eingefaßt und mit ansehnlichen Gebäuden besetzt.
Von den Abzweigungen sind zu nennen: zunächst der Landwehr- oder Schiffahrtskanal (10,3 km). Dieser geht etwa 1 km unterhalb des Bahnübergangs (Station Treptow) links aus dem Strom ab, vereinigt sich nach etwa ½ km südwestl. Lauf mit der etwas oberhalb, ebenfalls links die Spree verlassenden Abzweigung, wendet sich dann nach WNW. bis zur Cottbuser Brücke und geht darauf im Bogen [* 11] westlich weiter, nimmt den Luisenkanal auf, fließt unter der 1874–77 umgebauten Belle-Alliancebrücke und nordwestlich unter der Schöneberger Brücke hindurch, wo er zu einem geräumigen Hafen ausgeweitet ist, und wendet sich alsdann in mehr westl. Laufe der Charlottenburger Gemarkung zu, wo er sich jenseit der Unterschleuse wieder in die Spree ergießt.
Der Luisenkanal, der etwa 2 km lang ist, verläßt den Hauptstrom bei der Schillingbrücke, wendet sich in südwärts gekehrtem Bogen westlich bis zum Engelbecken und geht dann, südsüdwestlich fließend, beim neuen Hafen in den Schiffahrtskanal. Die außer diesen größern Wasserläufen im Innern der Stadt noch vorkommenden offenen Gräben sind, weil zur Schiffahrt ungeeignet, jetzt meist zugeschüttet (wie Königsgraben, Zwirngraben, Kupfergraben). Auch die ehemals wegen ihrer Ausdünstungen berüchtigte Panke, ein Flüßchen, das durch den Gesundbrunnen und Wedding nach S. zu unterhalb der Weidendammer Brücke rechts in die Spree fließt, ist fast durchweg überwölbt. Von großer Wichtigkeit ist ferner der eröffnete Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal (s. d.), der bei der dreigeteilten schönen Alsenbrücke die Spree verläßt, erst den Humboldthafen (2 ha) bildet, sich nordwestlich zum Nordhafen (3 ha) zieht und sich westwärts über ¶
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die Grenze des Weichbildes wendet. Über den Wasserverkehr s. unten Verkehrswesen.
Stadtteile. Das vorzugsweise dem Handel gewidmete Centrum der Stadt wird von den ein Viereck [* 13] zwischen dem ehemaligen Königs- und dem Festungsgraben einnehmenden alten Stadtteilen Alt-Berlin, Alt- und Neu-Kölln und Friedrichswerder gebildet. Alt-Berlin liegt zwischen dem zugeschütteten Königsgraben und der Spree, zu beiden Seiten der von der Langen Brücke zum Alexanderplatz führenden, 735 m langen Königstraße, die zu den belebtesten der Stadt zählt. Durch den Abbruch der sämtlichen Gebäude auf dem Mühlendamm und der alten Dienstgebäude des Polizeipräsidiums hat der Molkenmarkt eine bedeutende Erweiterung erhalten.
Durch die Wegräumung des alten Mühlenwehrs, die Schiffbarmachung des Hauptarms der Spree für große Elbkähne und die in Ausführung begriffene Verbindung desselben mit dem Oder-Spree-Kanal wird der Binnenschiffahrtsverkehr von Schlesien [* 14] nach Hamburg [* 15] durch Berlin eine außerordentliche Förderung und zugleich das Stadtbild vom Mühlendamm bis zur Burgstraße eine wesentliche Verschönerung erfahren. Die Kosten dieses großen Unternehmens (11 Mill. M.) werden vom Staat (3,2 Mill. M.) und von der Stadt (7,8 Mill. M.) gemeinsam getragen. Den Glanzpunkt des Stadtviertels bildet das Rathaus (s. S. 800a).
Das langgestreckte Alt-Kölln zwischen beiden Spreearmen ist in seinem südl. Teil eng und winklig, dabei auch Hauptcentrum des Geschäftsverkehrs. Hier liegen die Petrikirche (s. S. 798 a), das Schindlersche Waisenhaus, an der Spree der königl. Marstall, an der Schleuse das Werderhaus und das unter dem Namen Rotes Schloß bekannte Privathaus, endlich im nördl. Teil das königl. Schloß, das Museum und die Nationalgalerie.
Neu-Kölln am Wasser, der kleinste Stadtteil, nimmt den Raum zwischen dem südl. Spreearm und der Wallstraße einschließlich des Spittelmarkts ein; hier liegen das 1824 gegründete Köllnische Gymnasium und die Freimaurerloge zu den drei Weltkugeln. Nördlich von Neu-Kölln erstreckt sich der Friedrichswerder als architektonisches Mittelglied zwischen Alt-Kölln und der Dorotheen- und Friedrichsstadt, mit Ruhmeshalle, Palais der Kaiserin Friedrich, Reichsbank und Werderscher Kirche. Um diesen Kern der Stadt gruppiert sich der innere Gürtel [* 16] von 7 Stadtvierteln wie folgt: Die Dorotheenstadt und Friedrichsstadt werden durch die Behrenstraße getrennt, aber gemeinsam von der Friedrichstraße durchzogen.
Rechts der Spree stößt nördlich an die Dorotheenstadt die Friedrich-Wilhelmsstadt, die durch die Verlängerung [* 17] der Friedrichstraße von dem Spandauer Viertel, dem dichtestbevölkerten Stadtteil, getrennt wird. Die Fortsetzung nach O. bilden die Königsstadt, die sich strahlenförmig vom Alexanderplatz nach dem Landsberger und dem Prenzlauer Thor erstreckt, und das Stralauer Viertel, das von oberhalb der Schillingbrücke bis zum Landsberger Thor reicht und mit der Friedrichsstadt durch die an großartigen Gebäuden arme Luisenstadt am linken Spreeufer zusammenhängt.
Diesen sieben Stadtteilen, die um die drei erstgenannten einen konzentrischen Kreis bilden, lagern sich im N., W. und S. weitere Stadtteile vor: nördlich Wedding, Moabit, die Oranienburger Vorstadt, die durch den Aufbau neuer Häuser und Anlagen neuer Straßen (1888) auf dem ehemaligen Borsigschen Fabrikgrundstück ein verändertes Aussehen erhalten hat, und die Rosenthaler Vorstadt;
im W. der Thiergarten, südlich die Friedrichsvorstadt, das Schöneberger und Tempelhofer Viertel. ^[]
Von den etwa 707 Straßen, die eine Gesamtlänge von 500 km haben, ist die längste die 3 km lange, verkehrsreiche Friedrichstraße, die die Stadt nordsüdlich in gerader Richtung vom Oranienburger Thor bis zum Belle-Allianceplatz durchzieht und von zahlreichen Querstraßen rechtwinklig geschnitten wird; unter diesen sind hervorzuheben die seit 1888 mit 108 elektrischen Bogenlampen versehene Straße Unter den Linden (1 km lang, 45 m breit), in der Mitte ein mit einer vierfachen Baumreihe bepflanzter Promenadenweg, zu beiden Seiten Reitwege, Fahrwege, Trottoirs, mit dem ehemaligen Palais Kaiser Wilhelms Ⅰ. (s. S. 799a), dem Kultusministerium, der russ. Botschaft, dem Café Bauer und den ersten Hotels der Stadt;
ferner die Behrenstraße, eins der Hauptquartiere der hohen Finanz, mit der Dresdener Bank, Diskontogesellschaft, Norddeutschen Grundkreditbank, Mitteldeutschen Kreditbank, meist im Renaissancestil;
sodann die äußerst belebte und mit glänzenden Kaufläden ausgestattete Leipziger Straße (1,4 km), mit 36 elektrischen Bogenlampen, die den Spittelmarkt (östlich) mit dem Leipziger Platz (westlich) verbindet;
an ihr liegen die Neubauten für den preuß. Landtag, das Kriegsministerium, Reichspostamt und Abgeordnetenhaus.
Nahezu parallel mit der Friedrichstraße verläuft die Wilhelmstraße (1,6 km), die mit jener am Belle-Allianceplatz zusammentrifft; mit ihrer Verlängerung nach N., der Luisenstraße (von der Marschallbrücke bis zum Neuen Thor), würde sie die Friedrichstraße an Länge noch übertreffen; in ihrer nördlichern Hälfte befinden sich das Reichskanzlerpalais, in dem 1878 der europ. Kongreß für Regelung der Orientalischen Frage tagte, die Ministerien und mehrere Gesandtschaftshotels.
Ferner sind nennenswert die Cöpenicker Straße im SO., die Oranienburger Straße mit der Synagoge (s.S. 798 b), die breite Jägerstraße mit schönen Kaufläden und die verkehrsreiche Rosenthaler Straße, deren Verlängerung nach Norden, [* 18] die Brunnenstraße, zum Gesundbrunnen führt. Die vornehmsten, zum Teil mit prächtigen Villen besetzten Straßen liegen im W. zwischen der Thiergarten-, Potsdamer Straße und dem Zoologischen Garten [* 19] (Geheimratsviertel); unter ihnen die Thiergarten-, Bellevue-, Rauch-, Potsdamer, Victoria-, Lützow-, Kurfürsten-, Bülow- und Kleiststraße.
Unter den 53 Brücken der Stadt ist die schönste die Schloßbrücke (48 m lang, 32 m breit), vom Platz an der Ruhmeshalle nach dem Lustgarten, 1822–24 nach Schinkels Entwürfen gebaut. Seit 1853 werden ihre beiden Geländer von je 4 auf Granitblöcken stehenden, von verschiedenen Bildhauern (Bläser, Drake) gefertigten Marmorgruppen geziert, das Leben des Kriegers unter Leitung von Athene [* 20] und Nike [* 21] darstellend. Vom Schloßplatz zur Königstraße führt die 1692–96 erbaute, neuerdings erweiterte Lange oder Kurfürstenbrücke mit dem ehernen Reiterstandbild des Großen Kurfürsten. Während die ältern Brücken meist einfacher Art sind, zeichnen sich die neuern durch künstlerische Ausstattung aus;
unter den letztern sind spreeabwärts zu nennen: die 1889 vollendete Kaiser-Wilhelm-Brücke (mit Rüstungen [* 22] und Trophäen gezierte Säulenkandelaber) vom Lustgarten nach der 1885–87 ¶