Abgeordneten schuf sich in
Wien
[* 2] eine umfängliche Anwaltspraxis. Im Febr. 1861 wurde er in den Gemeinderat der Stadt
Wien,
im März desselben Jahres in den niederösterr. Landtag und von diesem 1863 in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats erwählt.
Anfang 1867 trat er in das «Bürgerministerium» als Minister ohne
Portefeuille. Die Spaltungen in letzterm
führten zu einer vollständigen
Trennung nach dem polit. Programm. Im Dez. 1869 setzte Berger das sog. Minoritätsmemorandum
auf, in dem der
Ausgleich mit den widerstrebenden Nationalitäten auf
Grund der Verfassungsrevision und direkten Parlamentswahlen
statt der Landtagsdelegation vorgeschlagen ward. Nach dessen
Ablehnung trat er mit den
Grafen
Taaffe und
Potocki aus dem Ministerium. Berger starb zu
Wien. Von seinen
Schriften sind zu nennen: «Die Preßfreiheit
und das Preßgesetz»
(Wien 1848),
«Die österr. Wechselordnung vom 25. Jänner 1850, in ihrem Unterschiede von dem
frühern österr. Wechselrechte erläutert» (ebd. 1850) und «Kritische
Beiträge zur
Theorie des österr. Privatrechts» (ebd. 1856).
Joh.
Nepomuk,
Schachspieler, geb. zu Graz,
[* 3] war seit 1876
Lehrer an der
Akademie für
Handel und
Industrie
in seiner Vaterstadt, gewann im allgemeinen
Turnier des ersten österr. Schachkongresses 1870 in Graz den ersten Preis. Sein
eigentliches Gebiet ist jedoch die Problemkomposition. Erste Preise errang er in zahlreichen Problemturnieren.
Als seine hervorragendsten Werke gelten «Das Schachproblem und dessen kunstgerechte
Darstellung» (Lpz. 1884) und
«Theorie und Praxis der Endspiele» (ebd. 1889), eine Sammlung eigener
Aufgaben mit erläuterndem
Text.
Louis Konstanz,
[* 4] Parlamentarier, geb. zu Witten, übernahm daselbst,
nachdem er größere
Reisen durch Europa
[* 5] unternommen hatte, die Leitung einer ihm gehörigen großen Gußstahlfabrik,
überließ aber deren Betrieb später einer
Aktiengesellschaft, um sich ganz dem öffentlichen Leben zu widmen. Seit 1865 Mitglied
des preuß. Abgeordnetenhauses und seit 1874 Mitglied des
Reichstags, gehörte er anfangs der Fortschrittspartei an, trennte
sich jedoch von ihr aus
Anlaß des Militärgesetzes im April 1874 und übernahm mit dem
Abgeordneten Löwe
(Calbe) die
Führung einer parlamentarischen Gruppe, die eine Mittelstellung zwischen der nationalliberalen und der Fortschrittspartei
einnahm. Bei der Reichstagswahl 1881 unterlag Berger, gehörte aber dem Abgeordnetenhause noch an und trat hier in
Eisenbahnfragen hervor. Er starb in Horchheim bei Koblenz.
[* 6] Berger war der Schwiegersohn
Fritz
Harkorts, dessen Leben er beschrieb: «Der alte
Harkort; ein westfäl. Lebens- und Zeitbild» (2. Aufl., Lpz.
1894).
Ludwig von, ein Opfer der Napoleonischen Gewaltherrschaft, geb. 1768 zu Oldenburg,
[* 7] war seit 1808 Landvogt
daselbst. Als 1813 die franz.
Behörden bei
Annäherung der
Russen aus Oldenburg flüchteten, setzten sie
eine Verwaltungskommission ein, in die und dessen Freund von Finckh eintraten. Nach der Rückkehr der
Franzosen wurden beide
in
Bremen
[* 8] vor ein Kriegsgericht gestellt, das
GeneralVandamme leitete. Wiewohl der Ankläger nur Gefängnisstrafe beantragte,
verurteilte man sie zumTode; wurden sie in
Bremen erschossen.
Ihre Überreste ließ der
Herzog
von Oldenburg später in der herzogl. Gruft beisetzen.
Ludw.,Komponist, Virtuos
und Musiklehrer, geb. zu
Berlin,
[* 9] wurde 1804 Clementis
Schüler, der ihn 1805 zu
einer gemeinsamen
Reise nach
Petersburg
[* 10] veranlaßte. Hier zeichnete sich Berger neben Field und Steibelt als
Virtuos auf dem
Pianoforte aus. 1812 ging er über
Stockholm
[* 11] nach
London
[* 12] und kehrte 1815 nach
Berlin zurück, wo er bis zu seinem
Tode, als
Lehrer wirkte. Zu seinen
Schülern gehörten Mendelssohn und Wilh.
Taubert. Gedruckt erschienen von ihm,
außer kleinern Sachen, vier
Sonaten, eine Fuge mit Präludium, eine
Toccata, einige Rondos und
Variationen,
mehrere Hefte vortrefflicher Etüden und einige Liederkompositionen, von denen «Die
schöne Müllerin» die meiste
Verbreitung gewann. In seinem Nachlasse fanden sich Kantaten,
Sinfonien und
Opern; erschienen
sind bis jetzt nur einige Gesangskompositionen. Bedeutung gewann er durch seine Etüden für das
Pianoforte.
1)
Arrondissement des franz. Depart. Dordogne, hat 2179,69
qkm, (1891) 104 540 E., 172 Gemeinden und zerfällt in die 13 Kantone
Beaumont (178,63 qkm, 7191 E.), Bergerac (173,94 qkm, 20 680 E.),
Cadouin (127,43 qkm, 5756 E.), Eymet (114,66 qkm, 5341 E.), Issigeac (178,221 qkm, 6883 E.), Laforce
(230,86 qkm, 8558 E.), Lalinde (168,65 qkm, 8008 E.), Monpazier (145,11 qkm, 4733 E.), St. Alvère (126,49 qkm, 5614 E.),
Sigoulès (188,04 qkm, 8195 E.), Bélines (136,50 qkm, 8365 E.), Villamblard (251,15 qkm, 9770 E.), Villefranche-de-Longchapt
(160,02 qkm, 5446 E.). - 2) Hauptstadt desArrondissements Bergerac im franz. Depart. Dordogne,
auf dem rechten Ufer der Dordogne, über die eine schöne
Brücke
[* 13] führt, und an den Linien Libourne-Le
Buisson,
Bergerac-Marmande
(75 km) und Bergerac-Mussidan (31 km) der Orléansbahn, hat eine 1856 erbaute got.
Kirche
(Notre-Dame), Justizpalast, Handelsgericht,
Kommunal-Collège, 4
Zeitungen,
Theater,
[* 14] ist Sitz eines reform. Konsistoriums, des
Stabes der 47. Infanteriebrigade
und hat (1891) 10 199, als Gemeinde 14 735 E., in Garnison das 108. Infanterieregiment;
Branntweinbrennereien, Gerberei, Böttcherei,
lebhaften
Handel mit Getreide,
[* 15]
Trüffeln,
Branntwein sowie mit den Erzeugnissen der zahlreichen Papierfabriken,
Hüttenwerke,
Eisen- und Kupferhämmer der Umgegend, besonders aber mit
Wein.
Der sog. Bergeracwein, häufig auch Petit-Champagne genannt, wird an den
Ufern der Dordogne und der
Gironde gebaut, ist weiß oder rot und gilt als einer der besten
Bordeauxweine. Die geschätztesten
Sorten sind die von Montbazillac, St. Nexans und Sancé. Seit den sechziger Jahren des 16. Jahrh.
war Bergerac Hauptwaffenplatz der Hugenotten, mit denen hier
Heinrich III. 1577 einen Frieden abschloß; 1621 wurde
die Stadt von Richelieu belagert, zur
Übergabe gezwungen und ihrer Festungswerke beraubt. Die Vernichtung der
Industrie erfolgte
durch die Aufhebung des
Edikts von Nantes
[* 16] (1685), wo angeblich 40000 prot. E. sie verließen.
(spr. bärsch'ráck),SavinienCyrano de, franz. Schriftsteller, geb. 1619 zu
Paris,
[* 17] besuchte das Collège
Beauvais, hörte später mit Moliere den
Philosophen Gassendi, wurde
Soldat und starb 1655 an den
Folgen einer schweren Verwundung. Seine
Tragödie «La mort d'Agrippine» (1653) ist ein in schwülstiger Bildersprache
verfaßtes
Stück; beachtenswert ist dagegen seine 1654 aufgeführte Komödie «Le
[* 18] pédant
joué», als eine der ersten zur Aufführung gelangten franz. Prosakomödien
und weil
¶
mehr
Molière aus ihr für die «Fourberies de Scapin» Entlehnungen gemacht hat. Zwei andere seiner satir. Prosawerke, in denen
er einerseits gegen Descartes polemisiert, andererseits für Kopernikus' und Galileis wissenschaftliche Errungenschaften eintritt,
sind die «Histoire comique des Ètats et empires de la lune» (1648-50)
und «Histoire comique des Ètats et empires du soleil» ( 1662). Außerdem verfaßte er satir. Dichtungen.
Seine phantastischen Reisen haben namentlich Swift («Gullivers Reisen») und Voltaire («Micromégas») benutzt; vgl.
Hönncher, Fahrten nach Mond
[* 20] und Sonne
[* 21] (Oppeln
[* 22] 1887). Seine Werke gaben Lacroix (Bibliophile Jacob): Œvres comiques, galantes
et littéraires" (Par. 1858),
«Histoire comique des Ètats et empires de la lune et du soleil»
(ebd. 1858; neue Aufl. 1875),
«Œvres complètes» (2 Bde.,
ebd. 1874),
und Müller: «Voyages dans tous les mondes, ect.» (ebd. 1886), heraus.
-
Vgl. Fournel, La littérature indèpendante et les écrivains oubliés (Par. 1862).