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Peloponnesischen Krieg wurde ihr Betrieb unterbrochen, und seit dieser Zeit haben sie nie wieder ihre frühere Bedeutung erlangt. Zur Zeit des Demosthenes war die Zahl der attischen Bergleute so gestiegen, daß er sie in eine besondere Kaste, neben die Ackerbauer und Kaufleute, stellte. Auch in neuester Zeit spielt der Bergbau [* 2] im Lauriongebirge wieder eine Rolle. Die alten Römer [* 3] besaßen ursprünglich gar keine Bergwerke. Erst die Eroberung von Mittelitalien, wo die Etrusker Bergbau trieben, und die von Unteritalien brachte sie in Bergwerksbesitz, und nach Besiegung der Karthager fielen ihnen die Bergwerke Siciliens, Sardiniens und Spaniens in die Hände.
Durch ihre weitern Eroberungen in den östl. Ländern erhielten sie die Gruben in Kleinasien, Griechenland [* 4] und die ergiebigen Bergwerke in Macedonien, während ihnen die Bergwerke in Asien [* 5] und Ägypten [* 6] durch die Feldzüge des Pompejus und Augustus, die in Gallien, Britannien und dem nördl. Spanien [* 7] durch die Siege des Cäsar und Augustus zufielen. Da die Bergwerke durch Eroberung erlangt waren, so wurden sie Eigentum der röm. Republik und als solches von dem Censor, dem das Amt der Finanzverpachtung oblag, verpachtet.
Auf diese Weise entstand zuerst das noch heute fast überall gültige Eigentumsrecht des Staates auf nutzbare Mineralien [* 8] und Metalle, das Bergregal. Als Arbeiter in den Gruben wurden teils Sklaven, teils die unterjochten Volksstämme verwendet. Nach Strabo sollen in der Nähe von Neu-Karthago in Spanien allein 40000 Mann beschäftigt worden sein. Der unter den Kaisern sehr blühende Bergbau wurde bald durch die Unruhen an den Grenzen [* 9] und die wiederholten Einfälle der Barbaren schwer geschädigt.
Namentlich litten die Provinzen Dacien, Illyrien, Dalmatien und Thrazien darunter. Mit der Zertrümmerung des Römischen Reichs scheint der römische Bergbau überall zum Erliegen gekommen zu sein, wenigstens in den Gebieten, die von der Völkerwanderung berührt wurden. Daher mußte mit der Gründung des Frankenreichs der Bergbau fast überall erst wieder neu aufgenommen werden. Im Rheingebiete hatten die Römer Bergwerke im Schwarzwalde, z. B. auf Blei [* 10] und Silber zu Wiesloch bei Heidelberg, [* 11] dann auf Kupfer [* 12] im Spessart.
Auf Silber und Eisen [* 13] bauten nach Tacitus die Soldaten des Curtius Rufus bei Mattium, dem heutigen Marburg, [* 14] im Chattenlande. Ferner waren alte Römerbetriebe auf Blei und Silber im Lahnthale bei Holzappel und Ems. [* 15] An der mittlern und obern Sieg scheinen die Römer auch die Eisengewinnung betrieben zu haben, wie sie auch in Steiermark, [* 16] dem Noricum der Römer, wenigstens schon 300 v. Chr., vorzügliches Eisen gewannen und aus ihm die von Horaz besungenen norischen Schwerter [* 17] verfertigt haben.
Von den seßhaft gebliebenen Volksstämmen der Alamannen, Ostfranken und Thüringer, also in den Thälern des Rheins und des Mains, an dem Thüringer Walde, dem Frankenwalde, Fichtelgebirge und Böhmerwalde wurde der Bergbau weiter betrieben und tritt nach der Völkerwanderung überall als Kolonisator und Städtegründer auf, indem er, von den Ländern des mittlern und obern Mains ausgehend, seine Ausdehnung [* 18] bis weit nach Norden, [* 19] Osten und Südosten erlangte. In Erkenntnis seiner Wichtigkeit zur Hebung [* 20] des nationalen Reichtums wurde der Bergbau von den Fürsten überall begünstigt und mit besondern Freiheiten beliehen, so daß er schnell allerorts Wurzel [* 21] trieb. Daß oft große Ereignisse, Krieg, Pest und Hungersnot, den Bergbau beeinträchtigten und zeitweise zum Erliegen brachten, weist die Geschichte in vielen Fällen nach, ebenso wie große Erfindungen, z. B. die des Sprengpulvers um 1330 sowie die Anwendung der Dampfmaschinen [* 22] u. s. w. im Betriebe des Bergbau gewaltige Umwälzungen hervorzubringen im stande waren.
Zu den bedeutendsten Bergbaubetrieben, die sich in der Folge in Deutschland [* 23] entwickelten, gehört der am Rammelsberge bei Goslar, [* 24] unter Otto I. durch fränk. Bergleute eröffnet, und am Oberharze bei Zellerfeld, Clausthal, [* 25] um das J. 1000, sowie südlich an den Harz angrenzend der Kupferschieferbergbau der Grafschaft Mansfeld, der im 15. Jahrh. bereits jährlich 20000 Ctr. Kupfer lieferte. 1171 wurden die Silbergänge bei Freiberg [* 26] und 300 Jahre später die von Schneeberg in Sachsen [* 27] entdeckt, und an beiden Orten entwickelte sich der Bergbau wegen großer Ergiebigkeit rasch zu bedeutsamer Ausdehnung. 1477 wurde beispielsweise in der Schneeberger Grube St. Georg eine Silberstufe gefunden, aus der allein 400 Ctr.
Silber geschmolzen worden sind, und die Ausbeute der Schneeberger Gruben soll 1471–1500 über 3200 Ctr. Silber betragen haben. Die Silberbergwerke von Reichenstein und Silberberg, die Goldwäschereien von Goldberg, der Kupfersteinbergbau von Rudolstadt [* 28] werden schon im 12. Jahrh. als längst bestehende Fundgruben edler Metalle geschildert. Mitte des 8. Jahrh. beginnt der in Schemnitz durch die Mähren, [* 29] und in diese Zeit fällt auch die Entdeckung der reichen und mächtigen Erzgänge von Přibram in Böhmen. Den größten Aufschwung erlangte der böhmische Bergbau im 13. Jahrh. unter Wenzel II. durch die Silbergruben von Kuttenberg und Joachimsthal. Allein nicht bloß Gold, [* 30] Silber, Blei, Kupfer, Zinn und Eisen, sondern auch Steinsalz und Steinkohlen wurden Gegenstände bergmännischer Nachforschungen und Gewinnung, und berühmte Salzbergwerke im Salzburgischen befanden sich schon zu Anfang des 10. Jahrh. im Betriebe.
Der Steinkohlen Englands wird bereits 853 Erwähnung gethan, und die Entdeckung der Zwickauer Kohlenlager fällt in das 10. Jahrh. Im 12. Jahrh. findet man ferner die Kohlengruben bei Lüttich [* 31] und im 13. Jahrh. die von Newcastle, [* 32] in Wallis und in Schottland sowie bei Charleroi im Gange. Der Steinkohlenbergbau zu Waldenburg [* 33] in Schlesien [* 34] ist etwa so alt wie der in Sachsen, während der Kohlenreichtum im Rheinlande und Westfalen [* 35] zwar schon früh bekannt war, wegen Billigkeit der Holzkohlen aber ohne Beachtung blieb.
Schon Agricola, der Verfasser des Werkes «De rebus metallicis» (1546), gedenkt des brennenden Berges bei Dudweiler im Saarbrückenschen, während ein eigentlicher Betrieb auf Steinkohlen erst gegen Ende des 17. Jahrh. begonnen zu haben scheint. Erst im Laufe des 19. Jahrh., nach der Erfindung der Dampfmaschinen und der Verschmelzung der Erze mit Hilfe von Steinkohlen und Koks, sind die mächtigen Kohlenlager in Abbau genommen worden, die gegenwärtig nebst dem Bergbaubetriebe auf Eisenerze der gesamten Industrie eine so bedeutende Ausdehnung gewähren und den Nationalreichtum begründen. In Europa [* 36] hat man vom 37. bis 56.° nördl. Br., in Amerika [* 37] vom 32. bis 50.° nördl. Br. Kohlenlager aufgeschlossen, ebenso in Australien, [* 38] Neuseeland, auf Borneo, in China [* 39] und Japan. In Europa ist Großbritannien [* 40] am reichsten mit Kohlen gesegnet. Seinen Kohlengebieten folgen ¶
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an Wichtigkeit das belg.-franz. Kohlenbecken, das südfranzösische, in Deutschland das rhein., westfäl., die sächs., böhm. und schles. Kohlengebiete. Auch der Steinsalzbergbau hat erst seit Mitte des 19. Jahrh, an Bedeutung zugenommen, und obschon unermeßliche Steinsalzlager zum Aufschluß gebracht worden, sind bei der Wichtigkeit desselben in der norddeutschen Ebene vielfach Bohrversuche ausgeführt, die das Vorhandensein von Kalisalzen, u. a. bei Wolfenbüttel [* 42] (Thiede) und bei Bienenburg am Harz, nachgewiesen haben. Die großartigen Stein- und Kalisalzwerke zu Staßfurt [* 43] und Erfurt [* 44] sind erst 1857 in bergmännischen Betrieb gekommen, nachdem eine Mächtigkeit des Salzlagers von über 330 m nachgewiesen war. Zu den ältesten Steinsalzfundorten geboren die von Wieliczka bei Krakau, [* 45] Hallein, Hallstadt, Ber, Cordonna u. s. w.
Statist. Angaben über die Produktion des Bergbau enthalten die Einzelartikel der Mineralien; über den deutschen in dieser Beziehung s. Deutschland.
Aus der reichen Litteratur über den Bergbau sind hervorzuheben: Archiv für und Hüttenwesen (hg. von Karsten, 20 Bde., Berl. 1818–31; fortgesetzt als Archiv für Mineralogie, Geognosie, und Hüttenkunde, 26 Bde., ebd. 1829–55);
Studien des Göttinger Vereins bergmännischer Freunde (hg. von Hausmann, 4 Bde., Gott. 1824–41);
Chr. Zimmermann, Die Wiederausrichtung verworfener Gänge, Lager [* 46] und Flöze (Darmst. 1828);
Kalender für den sächs. Berg- und Hüttenmann (hg. von der Bergakademie zu Freiberg, Freiberg 1827–29; fortgesetzt als Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann, ebd. 1830–72; neue Folge: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen, auf Anordnung des Finanzministeriums hg. von Gottschalk, seit 1887 von C. Menzel, ebd. 1873 fg.);
Berg-und hüttenmännisches Jahrbuch der Bergakademie zu Leoben und Přibram (Bd. 1–23, Wien [* 47] 1851–75);
Der Bergwerksfreund (23 Bde., Eisl. 1837–60);
Hartmann, Repertorium der Bergbau- und Hüttenkunde (2 Bde., Weim. 1839–40);
ders., Handbuch der Bergbau- und Hüttenkunde (ebd. 1858);
Ponson, Traité de l´exploitation des mines de houille (4 Bde., Lüttich 1854; deutsch von Hartmann, 2 Bde. mit Atlas, [* 48] Weim. 1856);
Cotta, Die Lehre [* 49] von den Erzlagerstätten [* 50] (2 Bde., Freiberg 1859–61);
von Groddeck, Die Lehre von den Lagerstätten der Erze (Lpz. 1879);
Gätzschmann, Vollständige Anleitung zur Bergbaukunst (Tl. 1: Die Aufsuchung und Untersuchung von Lagerstätten nutzbarer Mineralien, 2. Aufl., ebd. 1866);
von Rittinger, Lehrbuch der Aufbereitungskunde (nebst Atlas, Berl. 1867; Nachtrag 1870);
Lottner, Leitfaden zur Bergbaukunde (4. Aufl., ebd. 1884);
Veith, Deutsches Bergwörterbuch (2 Bde., Bresl. 1870);
Dannenberg und Frantz, Bergmännisches Wörterbuch (Lpz. 1882);
Haupt, Bausteine zur Philosophie der Geschichte des Bergbau (ebd. 1867);
Köhler, Die Störungen der Gänge, Flöze und Lager (ebd. 1886);
ders., Lehrbuch der Bergbaukunde (3. Aufl., ebd. 1892; ders., Katechismus der Bergbaukunde (ebd. 1891);
Treptow, Grundzüge der Bergbaukunde (Wien 1892).
Zeitschriften: Berg- und Hüttenmännische Zeitung (Lpz. 1842 fg.), Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuß. Staate (Berl. 1853 fg.), Österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen (Wien 1853 fg.), Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Maschinenbau- und Aufbereitungswesen (ebd. 1855 fg.), Der Berggeist (Köln [* 51] 1856 fg.), Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen Vereins für Steiermark und Kärnten (Klagenfurt [* 52] 1869fg.), Der Bergmann (Prag [* 53] und Wien 1873–81), Annales des mines (Paris), [* 54] Annales des travaux publics (Brüssel), [* 55] Mining Journal (London). [* 56]