übertragen. Als Fortsetzung verfaßte Benoit (de Sainte-More) den
«Roman d’Éneas» nach der Äneide, der noch im 12. Jahrh. von
Heinrich von
Veldeke (s. d.) in deutsche Verse gebracht wurde. Außerdem schrieb er im
AuftragHeinrichs Ⅱ. von England die gereimte "
(Chronique des ducs de
Normandie» (nach lat.
Quellen), die bis 1137 reicht (hg.
von
Michel, 3 Bde., Par. 1837‒44).
–
Vgl. W. Greif,
[* 2] Benoit de Sainte-More (Marb. 1885).
Staatsbahnen,
[* 4] hat (1890) 3369 E., darunter 614
Evangelische, in Garnison (122 Mann) die 2. Eskadron des 11. Husarenregiments, Post,
Telegraph;
[* 5]
Röhren- und Blechwalzwerk, Verzinkerei und Messingfabrik.
Das 1756‒60 erbaute, jetzt königl. Schloß hat einen schönen
Park.
Karl, prot. Theolog, geb. zu
Düren,
[* 6] studierte seit 1863 inBonn,
[* 7]
Berlin
[* 8] und
Heidelberg
[* 9] und lehrte seit 1867 an dem Realprogymnasium seiner Vaterstadt. Er unternahm 1871 eine mehrjährige wissenschaftliche
Reise
nach
Italien
[* 10] und habilitierte sich 1876 für
Kirchengeschichte an der
UniversitätBonn, wurde 1879 außerord. Professor daselbst
und 1890 ord. Professor in Königsberg.
[* 11] Seine
Schriften betreffen vorzugsweise die Geschichte der
Reformation inItalien.
AußerAbhandlungen in Gelzers «Monatsblättern» und in der von ihm mitgegründeten
«Rivista cristiana» veröffentlichte Benrath
«Bernardino Ochino von Siena» (Lpz. 1875, 2. Aufl., Braunschw.
1892),
Dorf im
Kreis
[* 15]
Mülheim
[* 16] am Rhein des preuß. Reg.-Bez. Köln,
[* 17] an der Linie
Hoffnungsthal-Deutz der
Preuß. Staatsbahnen, in 162 m Höhe, in schöner Gegend am Rande des Berglandes, unfern
des Königsforstes, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Köln),
Zoll- und Steueramtes, einer
Bürgermeisterei und Oberförsterei,
hat (1890) 10260 (5215 männl., 5045 weibl.) E., darunter 636
Evangelische, Post,
Telegraph, evang. und
kath.
Kirche.
In dem 1705 vom Kurfürsten
Johann Wilhelm von der Pfalz im toscan.
Stile erbauten Schlosse befindet sich seit 1840 eine
preuß.
Kadettenanstalt. Das
Belvedere gewährt eine weite Aussicht. In der Nähe liegen bedeutende Eisenerz-, Zinkblende-
und Bleigruben, wovon die Grube Lüderich der Sage nach schon in der heidn. Zeit ausgebeutet wurde. –
Vgl. Neubourg, und sein Kadettenhaus (Berl. 1890).
czech. Benešov nad Pulsnici, Stadt in der Bezirkshauptmannschaft
Tetschen in
Böhmen,
[* 18] am Polzenflusse
und den Linien
Bodenbach-Tannenberg und Bensen-Böhmisch-Leipa (21 km) der
Böhm. Nordbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (138
qkm, 22 Gemeinden, 39 Ortschaften, 22388 deutsche
E.), hat (1890) 2825, als Gemeinde 2939 deutsche E., Post,
Telegraph, zwei Schlösser und Herrschaften des
GrafenThun (Fideïkommißherrschaft,
13,21 qkm) und der Stadtgemeinde Bensen. (Gut Scharfenstein); 5
Baumwollspinnereien, 2
Wollspinnereien und Strumpfwarenfabrikation.
Bensen ist seit dem
Brande vom ganz neu aufgebaut.
1)
Kreis in der hess.
ProvinzStarkenburg, umfaßt
Teile des vordern Odenwaldes und der Rheinebene und hat 391,16 qkm, (1890) 50030 (24607
männl., 25423 weibl.) E., 7653
Wohnhäuser,
[* 19] 48 Gemeinden. – 2) Kreisstadt im
Kreis in 102 m Höhe, an der
Bergstraße, an der
Lauter und den Linien
Frankfurt-Heidelberg der Main-Neckar- und Worms-Bensheim (24,1 km) der
Hess.
Ludwigsbahn,
hat (1890) 6414 E., darunter 1585
Evangelische, Post erster
Klasse,
Telegraph, Kreisamt, Zollamt, Kreisbau-, Kreisgesundheits-
und Kreisveterinäramt; vier kath. und eine prot.Kirche, ein großherzogl.
Gymnasium (1686 gestiftet, Direktor Dr. Dettweiler, 11
Lehrer, 274
Schüler), ein Parität.
Schullehrerseminar (90
Schüler),
Taubstummenanstalt (66
Zöglinge), kath. höhere Mädchenschule im
Institut der
Englischen Fräulein,
evang. höhere Mädchenschule, Wasserleitung,
[* 20] Gasbeleuchtung,
Volksbank, Sparverein; Fabrikation von Leder, Papier,
Tabak
[* 21] und
Korken,
Steinschleifereien, Gerbereien, Feld-,
Wein- und Tabakbau. – Bensheim, einer der ältesten Orte zwischen
Rhein, Main und Neckar, wird bereits 772 als Basinesheim (angeblich nach Basina, einer fränk.
Königin) erwähnt, kam dann an
Kloster Lorsch, mit dem es 1232 dem Erzstifte Mainz
[* 22] einverleibt wurde. Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses
(1803) kam an Hessen.
[* 23]
(spr.bénnthämm),
George, engl.
Botaniker, geb. zu Slote bei Plymouth,
[* 24] studierte in
London
[* 25] Jurisprudenz,
widmete sich aber bald ausschließlich der
Botanik. Er wurde 1830 Sekretär
[* 26] der Gartenbaugesellschaft und später Präsident
der Linnean
Society in
London. Er starb in
London. Seine bedeutendsten Werke sind: «Labiatarum
genera et species» (Lond. 1832‒36),
«Flora Australiensis»
(mit Ferd. von
Müller, 5 Bde., 1863‒70) und «Genera
plantarum ad exemplaria imprimis in herbariis Kewensibus servata definita» (mit
Hooker, 1862 fg.).
(spr. bénnthämm),Jeremy, der Begründer des
Utilitarismus, geb. zu
London,
bezog schon im 13. Jahre die
Universität Oxford
[* 27] und promovierte 1764 als
Baccalaureus. Er wurde 1772
Advokat; aber die
Mißbräuche
der engl. Gerichtspflege verleideten ihm den
Beruf, so daß er ihm entsagte. Seitdem widmete er sich der
Aufgabe, die
Theorie
einer vernunftgemäßen Gesetzgebung auszuarbeiten und für deren Verwirklichung zu sorgen. Er starb Als
Schriftsteller trat er zuerst mit seinem gegen
Blackstone gerichteten «Fragment on Government» (Lond.
1776) auf, durch welches er die Freundschaft Lord Shelburnes erwarb, der ihn mit den Häuptern der
Whigs in
Verbindung brachte.
Es folgte die «Introduction to the principles of morals and
legislation» (Lond. 1780, neue Ausg., 2 Bde.,
1823). Da Bentham mit einem vollendeten
System der Gesetzgebung nicht zum
Abschluß gelangen konnte, so übernahm es sein Freund
und
¶
mehr
Schüler, der Genfer Etienne Dumont, auf Grund der zahlreichen Schriften und der vorhandenen Manuskripte B.s, seine Lehre
[* 29] in ein
System zu bringen, und gab dieses zu Genf
[* 30] 1801 in franz. Sprache
[* 31] heraus («Traité de la législation civile et pénale précédé
des principes généraux de législation» 2. Aufl., 3 Bde.,
1820),
das später von Beneke u. d. T. «Grundsätze der Civil- und Kriminalgesetzgebung. Aus den Handschriften
J. B.s» (2 Bde., Berl. 1830)
ins Deutsche
[* 32] übertragen wurde. Ausgehend von den Grundsätzen der franz. und engl.
Empiristen (s. Empirismus), bildet sich Bentham aus deren Systemen für seine Zwecke einen eigentümlichen Sensualismus (s. Utilitarismus).
Seine Bemühungen in Bezug auf die Gesetzgebungspolitik sind von bedeutenden praktischen Folgen gewesen,
namentlich haben seine Erläuterungen über das Prozeßverfahren, über die Organisation der Gerichte, über die Beweisführung,
über die Taktik der gesetzgebenden Versammlungen u. s. w. einen weitreichenden Einfluß ausgeübt.
Vielseitige Beachtung fand auch durch seine Schrift «Panopticon, or the inspection house»)
(2 Bde., Lond. 1791), in der er den
Plan zu einem Gefängnisse mitteilt, in welchem ein einziger Mann, von einem in der Mitte des runden Gebäudes befindlichen
Turme aus, die Aufsicht über alle Gefangenen zugleich führen kann. In England selbst wurde Bentham von der Torypartei heftig
angefeindet, die ihn besonders deshalb fürchtete, weil er als einer der ersten auf eine Parlamentsreform
hinwies, die Grundsätze des Freihandels verfocht und die Trennung von Staat und Kirche befürwortete.
In dem Freihandelssystem sah er das größte Glück der Völker. Wie er sich gegen alle Zollschranken wendet, so bekämpfte er
andererseits in seiner berühmten Schrift «Defence of usury» (1816) die Wuchergesetze und sprach sich
für unbedingte Freiheit des Geld- und Kapitalmarktes aus. Allein sein aufrichtiges Streben, das Glück der größten Zahl zu
fördern, führte ihn doch wieder zu einer beachtenswerten Abweichung vom reinen Manchestertum, indem er dem Staate die Aufgabe
zuschrieb, auf eine möglichste Hebung
[* 33] der Gegensätze zwischen reich und arm bedacht zu sein.
Die 1824 zu London gestiftete «Westminster Review» war bestimmt, seine Lehren
[* 34] in England zu verbreiten. In Frankreich gewann
Bentham den ersten und nachhaltigsten Einfluß. Er schickte schon der Konstituierenden Versammlung seine «Principien
der Gesetzgebung» ein, die von ihr vielfältig benutzt wurden. Kurz vor der Julirevolution fand unter
den Kommunisten die Lehre B.s Anklang; man erklärte das Nützlichkeitsprincip für die «véritable
philosophie» und gründete in ihrem Interesse 1829 das Journal «L’Utilitaire». 1821 nahm
der Staat Neuyork
[* 35] ein zum Teil nach B.s Schriften ausgearbeitetes Gesetzbuch an, welchem Beispiele 1826 Südcarolina und 1830 Louisiana
folgten. Eine Gesamtausgabe seiner Werke mit Biographie veröffentlichte Bowring (11 Bde., Lond. 1843).
–
Vgl. Birks, Modern utilitarism; or the systems of Paley, Bentham and Mill (Lond. 1874);