1)
Kreis
[* 2] im SO. des russ. Gouvernements
Bessarabien, hat 6143,6 qkm, sehr fruchtbaren
Boden und 127 936 E., darunter viele deutsche
und bulgar. Kolonisten, die sich mit Seidenbau und Gärtnerei beschäftigen. - 2) Bendér (türk.,
russ.
Bendéry, moldauisch
Tigin), Kreisstadt des Kreises und Festung
[* 3] rechts des Dnjestr, an den Linien
Rasdielnaja-Tiraspol-Pruth und Bendér-Reni der
Südwestbahn, besteht mit ihren vier Vorstädten aus einer Reihe niedriger Häuser
und Hütten,
[* 4] die weit in die
Steppe hineinreichen und hat (1885) 44 684 meist israel.
E., außerdem
Russen, Rumänen, Armenier,
Tataren, in Garnison das 55. Infanterieregiment, 1
Bataillon Festungsartillerie; 3 griech., 1 röm.
Kirche, 4
Synagogen, 1 Moschee, 1 Kreisschule, 1 Mädchengymnasium, beträchtlichen
Handel mit Getreide,
[* 5] Wein, Rindvieh und besonders Holz.
[* 6] Die Festung, gegenwärtig eine solche ersten Ranges,wird durch eine Ebene von der
Stadt getrennt, auf der der sog. Suworowsche Kurgan liegt. Im 12. Jahrh.
hatten hier die Genuesen eine
Niederlassung, die unter
Bajazet II. in den
Besitz der
Türken gelangte, stark
befestigt wurde und den
Namen Bendér erhielt. Nach der
Schlacht bei Poltawa (1709) schlug
Karl XII. bei Bendér sein Lager
[* 7]
auf und verweilte
daselbst bis 1711. Bendér wurde dreimal von den
Russen erobert: 1770 von
General Panin, 1789 von Potemkin, 1806 von
Mevendorff, kam 1812 im Frieden von
Bukarest
[* 8] zu
Rußland und wurde 1818 Kreisstadt.
Bender, Wilh., prot. Theolog und
Philosoph, geb. zu
Münzenberg (Großherzogtum Hessen),
[* 9] studierte
Philosophie und
Theologie in Göttingen
[* 10] und Gießen,
[* 11] wurde 1868 Gymnasiallehrer in Worms,
[* 12] 1876 Professor der
Theologie in
Bonn;
[* 13] 1888 trat er
als Professor in die philos.
Fakultät daselbst über. Von seinen frühern
Schriften sind zu nennen: «Schleiermachers
Theologie»
(2 Bde., Nördl. 1876-78),
«Fr. Schleiermacher und die Frage nach dem Wesen der
Religion»
(Bonn 1887),
die sich noch steigerte,
als Bendér seine religionsphilos.
Theorie für ein größeres Publikum entwickelte in dem Werk «Das Wesen der
Religion und die Grundgesetze der Kirchenbildung» (4. Aufl., ebd. 1888). Ursprünglich
ein
Schüler Ritschls, hat sich Bendér völlig von dessen
Theologie entfernt und in der
Schrift «Der Kampf um
die Seligkeit»
(Bonn 1888) die religiösen
Phänomene unter dem
Gesichtspunkte der Entwicklungslehre auf rein natürlichem Wege
zu erklären unternommen.
1)
Kreis im W. des russ.-poln. Gouvernements Petrikau, hat 1366,3 qkm mit 155 730 E., Steinkohlenlager,
Eisen- und Zinkindustrie. - 2) Kreisstadt im
Kreis an der
Schwarzen Przemsza und an der Linie Zabkowice-Sosnowice
der
Warschau-Wiener Eisenbahn, hat (1886) 8584 E. (über die Hälfte Israeliten), Post,
Telegraph,
[* 14] Ruinen eines Schlosses aus
dem 13. Jahrh., 1 kath.
Kirche, 1 reform. Kapelle,
1
Synagoge, 6 jüd. Bethäuser, eine kaiserl. Zinkfabrik (1888: 100000
Pud
Zink), in der Nähe die reiche Steinkohlengrube
Xaver.
In den hier 1589 abgeschlossenen «Pakten von
Bendin» erkannte
Österreich
[* 15] Sigismund IV. als König von
Polen an, und Erzherzog Maximilian,
BruderRudolfs II., entsagte seinen
Ansprüchen auf den
Thron.
[* 16]
eine in
Thracien verehrte Göttin, die durch einen orgiastischen Gottesdienst (wie Kybele
[* 17] in
Phrygien) verehrt
wurde. Sie wurde von den Alten derArtemis
[* 18] gleichgestellt und ist wohl mit
Recht als Mondgöttin gedeutet
worden. Ihr
Kultus kam in der Mitte des 5. Jahrh.
v. Chr. nach
Athen;
[* 19] seitdem wurde ihr zu Ehren im Peiraieus jährlich das
Bendideenfest gefeiert, an dem namentlich auch die in
Athen wohnenden Thraker teilnahmen; es bestand in einem feierlichen
Aufzug
[* 20] am
Tage, in einem Fackellauf am
Abend, woran sich noch eine nächtliche Feier schloß.
Stadt (mit Landgemeindeordnung) im preuß. Reg.-Bez.
und
Kreis Koblenz,
[* 21] rechts vom Rhein und an der Linie
Troisdorf-Ehrenbreitstein der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 22] hat (1890) 5015 E.,
Post,
Telegraph; spätroman.
Kirche und
Turm
[* 23] auf röm.
Unterbau, Fundamente röm.Niederlassungen, höhere
Bürgerschule, vier Heilanstalten für Nervenleidende, eine Wasserheilanstalt, Steuerkasse, zwei genossenschaftliche
Kreditanstalten, Wasserleitung,
[* 24]
Gasanstalt;
Wollspinnereien, zwei
Cichorien- und drei Fabriken für feuerfeste
Steine, Cigarren-
und Bleiweißfabrik, bedeutenden
Bergbau,
[* 25] Obst- und
Weinbau; Holz- und Weinhandel. Nahebei drei große Eisenhütten (die Konkordiahütte
und zwei Kruppsche Hütten in
Sayn und Mülhofen), die Ruine der
BurgSayn und
das neue Schloß
Sayn.
BertholdAdolf, Ichthyolog, geb. zu
Elbing
[* 26] in Westpreußen,
[* 27] studierte in Königsberg
[* 28]
Medizin, war
anfangs
Arzt, seit 1870 Prosektor der
Anatomie in Königsberg und seit 1877 Professor der topogr.
Anatomie
daselbst, seit 1885 auch Mitglied der
Kommission zur wissenschaftlichen Erforschung der deutschen
Meere. Als Schriftführer
des Fischereivereins in
Ost- und Westpreußen und als Schriftsteller entfaltete er eine große Thätigkeit im Interesse der
Hebung
[* 29] der Fischerei,
[* 30] namentlich der Seefischerei. Er starb in Königsberg. Seine bedeutendsten
Schriften sind: «Fische,
[* 31] Fischerei und Fischzucht in
Ost- und Westpreußen» (Königsb. 1881),
Ernst Wilh., Geolog, geb. in
Berlin,
[* 32] studierte die geolog. Disciplinen in
Halle,
[* 33]
Würzburg,
[* 34]Berlin
und
Heidelberg,
[* 35] arbeitete dann unter Oppels Leitung in den paläontolog. Sammlungen zu
München
[* 36] und machte wiederholt geolog.
Studien in den Südalpen. Benecke habilitierte sich 1866 in
Heidelberg, wurde daselbst 1869 zum außerord. Professor, 1872 zum ord.
Professor in
Straßburg
[* 37] und bald darauf zum Mitglied der
Kommission für die geolog. Untersuchung der
Reichslande
ernannt. Die meisten
Arbeiten B.s betreffen die
Trias der Südalpen und Süddeutschlands. Außerdem gab er eine geolog. Karte
der Gegend von
Heidelberg (mit Cohen), einen «Abriß der Geologie
[* 38] von Elsaß-Lothringen»
[* 39] (Straßb. 1878)
¶
mehr
und eine «Geolog. Übersichtskarte von Elsaß-Lothringen» (Straßb.
1892) heraus.
George Friedr., Germanist, geb. zu Mönchsroth im bayr. Schwaben, ward 1780 zu Göttingen Heynes
Schüler, 1789 an der Universitätsbibliothek angestellt, 1814 ord. Professor der Philosophie, 1829 Oberbibliothekar und starb Benecke, der
in Göttingen das Englische
[* 41] zu vertreten hatte, war der erste Gelehrte, der über altdeutsche Litteratur
akademische Vorlesungen hielt; als feiner Erklärer mittelhochdeutscher Dichter, namentlich als genauester Kenner der mittelhochdeutschen
Sprache,
[* 42] in deren Wortbedeutungen er sich sicher hineinfühlte, stand er den Freunden J. Grimm und Lachmann nicht unebenbürtig
zur Seite. Vortrefflich sind, namentlich in der Auslegung, die Ausgaben von Boners«Edelstein» (Berl. 1816)
und Wirnts von Grafenberg «Wigalois» (ebd. 1819). Mit Lachmann gab er Hartmanns vonAue«Iwein» (2. Aufl., Berl. 1842) mit ausgezeichneten
Anmerkungen heraus, dem ein musterhaftes «Wörterbuch zu HartmannsIwein» (Gött. 1833; 2. Aufl. von Wilken 1874) folgte.
B.s Vorarbeiten zu einem «Mittelhochdeutschen Wörterbuch»
bilden die Grundlage für das von W. Müller und Zarncke bearbeitete Werk (3 Bde., Lpz.
1854-66).