zu St.
Peter und
Stephan, ein
Bau des 16. Jahrh. mit neuerer Marmorfaçade. Das ehemalige Augustinerkloster ist jetzt
Sitz der Kantonsregierung. Ein großer 700 m langer
Damm schützt die Stadt vor den
Überschwemmungen des
Ticino, über den
sich hier mit 14
Bogen
[* 2] eine 260 m lange, 7 m breite, aus Granitquadern erbaute
Brücke
[* 3] spannt. Als
Schlüssel
der Gotthardstraße und
-Bahn (Luzern-Chiasso), von der hier die Zweiglinie Bellinzona-Luino (39,6 km) und Bellinzona-Locarno (22 km) und
unweit die
Straße über den
SanBernardino und die Monte-Cenerebahn abzweigen, hat Bellinzona große militär.
Bedeutung und besitzt eine bedeutende
Kaserne und einige Festungswerke, die neuerdings an der
Stelle der
von den Visconti im Mittelalter erbauten wiederhergestellt sind.
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Kompositen
[* 4] (s. d.) mit nur 8
Arten, die in der nördlichen gemäßigten
Zone der Alten und
Neuen Welt vorkommen. Es sind meist rasenbildende niedrige Gewächse mit wurzelständigen, ganzrandigen
Blättern und nackten Blütenschäften. In
Deutschland
[* 5] findet sich nur eine einzige Art, das allbekannte
Gänseblümchen oder
Maßlieb (Bellis perennisL.), eine überall auf Wiesen, Grasplätzen, an Wegen u. s. w.
wachsende und fast das ganze Jahr hindurch blühende perennierende
Pflanze, welche durch Gartenkultur auch zu einer hübschen
Zierpflanze, dem
Tausendschön oder
Sammetröschen geworden ist.
DieBlumen sind weiß, rosarot, rot, blutrot, auch gestreift und bald unvollkommen, bald dicht gefüllt.
Sehr interessant ist Bellis perennis, var. prolifera, das sprossende
Maßlieb, dadurch ausgezeichnet, daß sich im Umkreise des
ziemlich großen Blütenköpfchens ein
Kranz kleinerer bildet, die sich nach und nach entwickeln. Man vermehrt diese Zierpflanze,
welche am besten in leichtem
Boden gedeiht, durch Samen
[* 6] und Zerteilung der
Stöcke. Letzteres muß, wenn
die
Blumen in der Füllung nicht zurückgehen sollen, mindestens alle zwei Jahre geschehen.
ein vom schwed. Ingenieur Lamm 1886 erfundener
Sprengstoff, der aus 1
Teil Dinitrobenzol und 4 bis 5
TeilenAmmoniumnitrat
besteht, die gepulvert und unter Erwärmung bis 100° innig gemischt werden. Hierdurch plastisch geworden,
wird die
Masse in Form von
Patronen gepreßt. Das Bellit ist, soweit bis jetzt bekannt, sowohl bei der Anfertigung als auch bei
der Verwendung fast ungefährlich, da es sich weder durch Reibung,
[* 7]
Schlag, Erhitzung, noch selbst durch explodierendes Schießpulver
[* 8] entzündet; nur
Knallpräparate bringen es zur Explosion, bei der es außerordentlich wenig Flamme
[* 9] zeigt.
Es ist aber hygroskopisch und wird deshalb beim
Aufbewahren feucht.
Unterrichtssystem oder Methode des gegenseitigen Unterrichts, dasjenige Lehrsystem, nach
welchem vorgerücktere
Schüler unter Oberaufsicht eines Lehrers schwächere unterrichten. Durchgebildet und in ein
System
gebracht wurde diese Methode durch die Engländer Andrew
Bell (s. d.) und Jos. Lancaster (s. d.)
gegen Ende des 18. Jahrh.
Ihre Unterrichtssysteme stimmen im wesentlichen miteinander überein. Man teilt die
Schüler beim
gegenseitigen Unterricht in eine Menge kleiner
Klassen, deren jede durch einen fortgeschrittenern
Schüler in den nötigsten
Fertigkeiten so weit geübt wird, als dieser sie selbst vorher von dem Lehrmeister erlernt hat.
Die Schulgehilfen heißen Monitors und haben ihre
Klasse, ungefähr 10
Schüler, auf einer
Bank sitzend oder in einem Halbkreise
stehend, vor sich. Die geübtesten und moralisch zuverlässigsten
Schüler führen wieder als Obergehilfen die
Aufsicht über
die Unterlehrer und deren
Klassen. AndereGehilfen halten auf die äußerliche Ordnung. Ein streng gehandhabtes
System der
Strafen und Belohnungen hält die
Masse der
Kinder in Zucht. Unterrichtet wurde in solcher
Weise in
Lesen,
Rechnen, Schreiben
und
Religion.
Zur
Verbreitung derBellschen Unterrichtsweise in England, Wales,
Schottland und
Irland trug viel bei der 1811 von der
kirchlichen Partei gegründete «Nationalverein zur
Beförderung der Erziehung der
Armen nach den Grundsätzen der herrschenden
Kirche». Dem gegenüber fanden die seit 1798 von dem Quäker Lancaster eingerichteten Schulen unter den Dissenters
großen Anklang; zu ihrer Unterstützung wurde 1814 der «Schulverein für
Großbritannien
[* 10] und das
Ausland» gestiftet.
Von England aus verbreitete sich das Lancastersche Unterrichtssystem in außereurop. Erdteile und nach
Frankreich,
Rußland,
Dänemark,
[* 11]
Italien,
[* 12] der
Schweiz.
[* 13] In
Dänemark, namentlich in
Schleswig-Holstein,
[* 14] wurde es, durch eine
Kommission
wesentlich umgearbeitet, unter dem
Namen wechselseitige Schuleinrichtung infolge einer königl. Verordnung von 1822 in den
Elementarschulen und gemischten (einklassigen)
Volksschulen vielfach eingeführt. Das Militärwaisenhaus in
Eckernförde wurde zur Normalschule erhoben. In
Deutschland hat es wenig Eingang gefunden. Unter seinen Anhängern ist C.
C. G.
Zerrenner, unter den Gegnern A. Diesterweg hervorzuheben. Gegenwärtig ist die
Pädagogik darüber einig, daß einen wirklichen
Unterricht nur der
Lehrer erteilen kann, daß also in Schulen mit sehr gefüllten
Klassen, welche
Schüler
verschiedener Altersstufen enthalten, wohl bessere
Schüler als
Helfer verwendet werden, aber nie den
Lehrer ersetzen können.
Diesterweg, Bemerkungen und
Ansichten auf einer pädagogischen
Reise nach den dän.
Staaten im
Sommer 1836 (Berl.
1836);
Zerrenner,
Über das Wesen und den Wert der wechselseitigen Schuleinrichtung (Magdeb. 1832);
ders., Die wechselseitige
Schuleinrichtung nach ihrem innern und äußern Werte, mit
Beziehung auf des Seminardirektors Dr. Diesterweg
Urteil über dieselbe
(ebd. 1837);
CarlMichael, schwed. Dichter, geb. zu
Stockholm,
[* 19] trat nach Vollendung seiner
Studien bei der
Bank und
beim Zollwesen in
Stockholm ein und zog durch Gedichte die
Aufmerksamkeit König Gustavs III. auf sich, der ihm eine Anstellung
bei der
Lotterie und 1776 den
Titel eines Hofsekretärs verlieh. Bellman befand sich stets in gedrückter
Lage.
Namentlich waren seine letzten Jahre sehr verdüstert. Er starb Seine
Dichtungen waren oft
Improvisationen. Auch
die Melodien
¶
mehr
sind großenteils sein eigenes Werk; zwar sang er auch nach ältern Weisen, drückte aber diesen stets sein eigentümliches
Gepräge auf. Er dichtete anmutige Naturbilder, Trink- und Liebeslieder, humoristische Schilderungen des Stockholmer Volkslebens.
B.s gehaltvollste Dichtungen stehen in den von ihm selbst veranstalteten Sammlungen «Bacchanaliska
Ordenskapitlets handlingar» (1767-92),
Fredman's epistlar'" (1790). Früher religiös gestimmt, bot er
noch 1787 in «Zions högtid» psalmenartige Gedanken über die Evangelien. Seine dramat. Kleinigkeiten gingen vorüber, die Satire
«Månan» blieb unvollendet. Bellman, durch eigenartige Empfindung,
rege Einbildungskraft und volkstümlich-natürlichen Ausdruck ausgezeichnet, ist einer der bedeutendsten und volkstümlichsten
schwed. Dichter. Nach B.s Tode erschienen mehrere Ausgaben seiner «Samlade Skrifter» (u. a.
Stockh. 1878, 4 Bde.), von denen
die mit Anmerkungen und Illustrationen versehene Prachtausgabe von Carlén (3 Bde., ebd. 1856-61, nebst 1 Bd.
Musik) hervorzuheben ist. Eine Auswahl der Gedichte verdeutschte Winterfeld (Berl. 1856), besser
Willatzen (Brem. 1892). 1829 ward Bellman im Tiergarten bei Stockholm ein Denkmal (von Byström), 1872 ein Standbild
(von Nyström) errichtet. -
Vgl. Ljunggren, Bellman och Fredmans epistlar (Lund 1867) und Fredman's Sånger (1791);
Bjorkman, Bellmansforskning
(Stockh. 1893).
Ungünstig über Bellman schrieb Fryxell in «Berättelser ur Svenska Historien»
(Bd. 45, 1878), gegen ihn Eichborn (1879).