zusammen 8 Regimenter mit 40 aktiven und 8 Depoteskadrons, 368 Offizieren, 5744 Mann und 5560 Dienstpferden.
3) Feldartillerie: 4 Regimenter mit 12 fahrenden und 2 reitenden
Abteilungen, zusammen 30 aktive, 10 Reserve-, 4 reitende
und 4 Depotbatterien. 4)Festungsartillerie: 4 Regimenter mit 58 aktiven, 8 Reserve- und 4 Depotbataillonen; außerdem 4
Artillerie
- Specialcompagnien, nämlich 1 Pontonier-, 1
Arbeiter-, 1
Büchsenmacher-, 1 Feuerwerkercompagnie, zusammen 616 Offiziere, 8309 Mann
und 2922 Dienstpferde; die Zahl der
Geschütze
[* 2] beträgt 204. 5)
Genie: 1 Regiment zu 3 aktiven und 1 Reservebataillon mit 12 aktiven, 4 Reserve-
und 1 Depotcompagnie; ferner 5 Pionier-Specialcompagnien, nämlich 1 Feldtelegraphen-, 1 Festungstelegraphen-, 1 Eisenbahn-, 1 Festungspontonier-
und 1 Arbeitercompagnie, zusammen 152 Offiziere, 1433 Mann und 17 Dienstpferde.
6)
Train: 1 Regiment mit 7 Compagnien und 1 Depot, zusammen 29 Offiziere, 402 Mann und 320
Pferde.
[* 3] An höhern
Stäben bestehen
im Frieden: 4 Infanteriedivisionen, 9 Infanteriebrigaden, 2
Kavalleriedivisionen, 4
Kavallerie-, 2 Feldartillerie-
und 2 Festungsartilleriebrigaden.
Auf Kriegsfuß formiert die belg.
Armee 4 Armeedivisionen; zum Oberkommando treten der Generalstab, die Eisenbahncompagnie,
der
Brückentrain, 1 Sanitätsdetachement und der 1. Zug
der 7. Traincompagnie. Die Armeedivisionen bestehen jede aus 2 Infanteriebrigaden,
von denen
die erste bis sechste einschließlich je 2 Linienregimenter, die siebente 2
Jäger-, die achte 1
Jäger-
und das Grenadierregiment enthält. An
Kavallerie werden jeder Armeedivision 2 Eskadrons, an Feldartillerie der 1. und 4. Division
je 8, der 2. und 3. je 7 fahrende
Batterien zugeteilt; ferner jeder Division noch 1
Genie- und 1 Traincompagnie und außerdem 1 Verwaltungscompagnie, 1 Sektion
Feldtelegraphisten, 1 Verwaltungsdetachement, 2
Artillerie-, 2 Infanterie-Munitionskolonnen, 1 Sektion
des
Genieparks, 1 Sanitätsdetachement, 2 fliegende Feldlazarette, 2 Proviantkolonnen und 1 Pferdedepot.
Die nicht den Armeedivisionen überwiesenen 32 Eskadrons (2 Guidenregimenter, 2
Jäger- und 4 Lanciersregimenter zu je 4 Eskadrons)
treten mit 4 reitenden
Batterien zu den mobilen 2
Kavalleriedivisionen, von denen jede 2
Brigaden enthält;
außerdem wird jeder
Kavalleriedivision 1 Zug
der 6. Traincompagnie, 1
Artillerie-Munitionskolonne, 1
Verwaltungs- und 1 Sanitätsdetachement
zugeteilt. An Festungstruppen verwendet
Belgien
[* 4] bei der Mobilmachung: zur mobilen Verteidigung von
Antwerpen
[* 5] 1 Division (5.),
welche aus 2 Infanteriebrigaden (5 Reserve-Infanterieregimentern, 1 aktiven Karabinierbataillon und 10 Reservebataillonen),
aus einem neu zu formierenden Kavallerieregiment zu 4 Eskadrons und aus 6 fahrenden Feldbatterien besteht.
Desgleichen für
Lüttich
[* 6] 1 Infanteriebrigade zu 4 aktiven
Bataillonen, 2 neu zu formierenden Kavallerieeskadrons, und für
Namur
[* 7] 1 aktives Infanterieregiment zu 2
Bataillonen, 2 neu zu formierende Eskadrons und die erforderlichen Specialdienste
ebenso wie bei den andern Festungsverteidigungsdetachements.
Außer diesen für bestimmte lokale Verwendung
in Aussicht genommenenTruppen werden noch folgende Besatzungstruppen für den Kriegsfuß bereit gehalten: 14 Reserve-Infanterieregimenter
mit je 2
Bataillonen, 4 Festungsartillerieregimenter und 12 Geniecompagnien, hierzu noch 1 Festungstelegraphen-, 1
Feuerwerkscompagnie,
Festungspontonier- und eine halbe Arbeitercompagnie.
Endlich werden auch Ersatztruppen aufgestellt und zwar: 19 Infanterie-, 8
Kavallerie-, 4 Feldartillerie-, 4 Festungsartillerie-, 1
Train-
und 1
Genie-Ersatzabteilung. Die Kriegsstärke stellt sich (1894) folgendermaßen:
Die Einführung des Gewehrs 1889 (7,65
mm),
System Mauser, ist noch nicht beendet; die Feldartillerie führt
seit 1890 Kruppsche Gußstahlgeschütze (die fahrenden
Batterien von 87
mm, die reitenden von 75
mmKaliber).
Zur Heranbildung von Offizieren und
Unteroffizieren, für die Ausbildung der
Truppen, die Herstellung von Kriegsmaterial u. s. w.
bestehen eine höhere und niedere
Kriegsschule, Infanterielehrschule, Feldpionierdienstschule, die Pupillenschule für
Kinder
von Militärpersonen, Reitschule, Fechtschule, Schießschulen, eine Gewehr- und eine Geschützfabrik.
türk.
Dar
[* 9] ul-Dschahid
(«Stätte des Religionskrieges»),
ungar. Nándor Fejérvár,
Haupt- und Residenzstadt des Königreichs
Serbien,
[* 10] liegt unmittelbar am Einfluß der 400 m breiten Save in die hier 750 m
breite Donau, auf dem rechten Ufer beiderFlüsse
[* 11] und hat sehr veränderliches
Klima
[* 12] mit schroffen Übergängen,
im
Sommer bis 40° C., im Winter bis -20° C. Das Weichbild umfaßt 10,85 qkm mit 6328 Häusern.
Die Bevölkerung nimmt stark
zu und betrug 1884: 20 651, 1890: 54 458 (32 008 männl., 22 450 weibl.) E., darunter 41 366
Griechisch-, 5480
Römisch-Katholische
und 2350 Israeliten. Die Mehrzahl sind
Serben, daneben Serbo-Macedonier, Griechen,
Zinzaren und wenige Deutsche,
[* 13]
Czechen und
Ungarn.
[* 14] Belgrad besteht aus Festung
[* 15] und Stadt.
Die Festung zerfällt in zwei
Teile, die obere auf einem gegen die Donau sanft, gegen die Save schroff (47 m) abfallenden
Bergrücken gelegen, hat eine alte
Umwallung mit
Gräben und
Mauern gegen W. und
SW., ein bastioniertes Hornwerk
[* 16] mit Ravelins, gegen S. Infanteriekasernen, die 1862 erbaute Kommandantur, Verwaltungsgebäude,
Kasematten für 5-600 Sträflinge,
einen
Brunnen
[* 17] mit 300 Steinstufen und das Grabdenkmal des 1683 hier erdrosselten Großwesirs Kara
Mustapha. Die untere Festung
bestreicht beide
Flüsse, enthält eine
Kaserne,
Magazine und die St. Rosalienkirche.
1) DunavskiKvart (türk. Dortjol), der Festung zunächst auf der Donauseite, ehemals
Türkenstadt,
Judenviertel und Wohnplatz der Donaufischer, mit der schön angelegten, geraden Duschanstraße, dem
¶
mehr
Lehrerseminar St. Sava, Gebäuden mehrerer Gesandtschaften und des Roten Kreuzes, großen Dampfbädern und dem einzigen, gut
erhaltenen türk. Bethaus (Džamija).
2) Varoški Kvart enthält die 1842 erbaute Metropolitan-Kathedrale mit dem 1882 renovierten Hauptaltar und der Gruft der
Familie Obrenowitsch, die prot. Kirche und Schule, die Hochschule am großen Platz, das Erzdenkmal des
Fürsten Michael, das Theater,
[* 19] die Nationalbank, große Geschäftshäuser, Kaufläden und Hotels.
3) Savski Kvart (türk. Savomahala) am Saveufer vor der untern Festung, mit dem Bahnhofe, Dampferlandungsplatze und den großen
Magazinen (z. B. der Tabaksregie), den Petroleumlagern des Fürsten Gagarin und dem Hauptzollamte.
4) Teraziski Kvart auf dem Bergrücken, ist breit angelegt, enthält das königl.
Palais, die meisten Ministerien, die Garnisonkirche und das Hauptpostamt.
5) Bračarski Kvart mit dem neuen Stadtteile und Englezovac (engl. Stadtteil), dessen
Grund und Boden aus den Fonds der EnglischenBibelgesellschaft angekauft, parzelliert und gegen Abzahlung den Bewohnern überlassen
wurde, enthält das Finanz- und das Bautenministerium, zahlreiche Militäranstalten, mehrere Gesandtschaftshotels
und viele villenartige Gebäude mit großen Gartenanlagen.
6) Kalilulsti Kvart mit der ältesten Kirche der Stadt, St. Marcus, Friedhöfen, Kasernen, den königl. Zuchtstallungen, dem
Bürgerspital und der deutschen Schule.
Verwaltung. Belgrad wird durch einen Bürgermeister (Gehalt 10000 Frs.), 7 Gemeinderäte, 5 Sekretäre und 32 unbesoldete Gemeinderäte
und Abgeordnete verwaltet. Für die Sicherheit sorgen 80 Schutzleute und 120 Gewölbewächter. Die Feuerwehr zählt 25 Spritzen
und Wagen, 50 angestellte und 80 freiwillige Feuerwehrleute. Die neue Wasserleitung
[* 20] ist bis auf 2 Reservoirs, die elektrische
Beleuchtung
[* 21] beinahe vollendet. Die Stadt hat 1 Mill. Frs. Schulden; die Einnahmen bestehen in Steuerzuschlägen
und Verzehrungsabgaben.
Behörden. Belgrad ist Residenz des Königs und Sitz der höchsten Regierungsbehörden und Gerichte des Landes, eines Erzbischofs,
des Präfekten mit 6 Unterpräfekten und 250 Gendarmen, eines Festungs- und Divisionskommandos, anderer militär.
Behörden und der Vertreter aller fremden Mächte.
Bildungs- und Vereinswesen. hat eine königl. Hochschule in einem 1861 von Kapetan
Miša Anastasijević, einem reichen Kaufmanne, geschenkten Gebäude, mit philos., jurist. und technischer Fakultät (35 Professoren), 3 Gymnasien, 1 Realschule, 1 Lehrer-
und 1 geistliches Seminar, eine Militärakademie, eine höhere Mädchenschule sowie 6 Knaben- und 6 Mädchenschulen (1190
Schüler, 620 Schülerinnen). Außerdem bestehen die Akademie der Wissenschaften (seit 1886), die Gelehrte
Gesellschaft (seit 1842), die Nationalbibliothek (80000 Bände), das Nationalmuseum mit zahlreichen serb. und ungar.
Altertümern und das Nationaltheater (850 Plätze). AußerTurn- und Schützengesellschaften wirken wohlthätige Vereine (Rotes Kreuz)
und eine Freimaurerloge. An Zeitungen erscheinen 10 politische, 3 Handels- und mehrere Fachblätter sowie 4 für Litteratur
und Kunst.
Industrie und Handel. Die Industrie ist nicht bedeutend. Es giebt 4 Dampfmühlen, 1 Lederfabrik, 10 Druckereien, 6 Ziegeleien, 2 Spiritusbrennereien, 2 Brauereien, 1 Gießerei,
[* 22] 1 Hutfabrik.
Der Handel ist lebhaft; er vermittelt die Einfuhr österr. Erzeugnisse und die Ausfuhr der
Rohprodukte
für das ganze Land. Es giebt 5 Banken, Filialen von 3 Versicherungsgesellschaften und 1 Handels- und Gewerbekammer.
Verkehrswesen. Belgrad liegt an der Linie Belgrad-Nisch (244 km) der Serb. Eisenbahn mit Anschluß an die Linie Budapest-Theresiopel-Semlin
der Ungar. Staatsbahnen.
[* 23] Im Innern der Stadt dienen 320 Fiaker und seit Frühjahr 1892 eine Pferdebahn dem Verkehr, Telephonverbindung
besteht nur zwischen den Behörden. Der Schiffsverkehr auf der Save und Donau ist lebhaft. Neben der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft
entsteht ein serb. Unternehmen.
Umgebung und Vergnügungsorte. Beliebte Promenaden bilden der Stadtpark (Kali megdan) und 2 km im SW. der königl. Park Toptschider
(Artilleriewiese) mit dem Schlosse des ersten Fürsten Milosch, einem Obelisken zur Erinnerung an die 50jährige
Befreiungsfeier 1865 und einem Tiergarten, in dem 1868 Fürst Michael ermordet wurde.
Geschichte. Schon zur röm. Zeit war die Stadt, damals Singidunum genannt und zur Provinz Obermösien gehörend, Standquartier
einer Legion. Im Mittelalter wird sie Alba
[* 24] graeca (deutsch «Griechisch-Weißenburg») genannt. Vom 7. bis 9. Jahrh.
gehörte sie den Avaren, im 10. den Bulgaren, im 11. und 12. Jahrh. stand sie wieder unter der Herrschaft
des byzant. Kaisers und litt 1241 und 1242 sehr unter den Verwüstungen der Mongolen. Im 14. Jahrh.
war Belgrad im Besitz der Serben.
Als ungar. Grenzfeste (seit 1433) ging sie nach mehrfachen glücklichen Verteidigungen an
die Türken unter Suleiman II. verloren, denen die Deutschen und Österreicher sie im Laufe der folgenden Jahrhunderte dreimal, 1688 unter
Emanuel von Bayern,
[* 25] 1717 nach dem Siege des Prinzen Eugen mit 40000 Mann über das dreimal so starke türk. Entsatzheer und 1789 (Laudon)
wieder abnahmen, ohne sie dauernd behaupten zu können; nur in den J. 1718-39 gehörte Belgrad mit
einem großen TeileSerbiens zu Österreich.
[* 26] Infolge der serb. Erhebung (s. Serbien, Geschichte) im Anfange des 19. Jahrh. wurde
Belgrad Hauptstadt des neubegründeten Fürstentums, während die Festung in den Händen der Pforte blieb, bis letztere 1867 auf
diplomat. Wege genötigt wurde, auch diese aufzugeben, nachdem 1862 ein türk.
Kommandant zum Schutze einer seitdem ausgewanderten türk. Kolonie die offene Stadt bombardiert hatte.