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Mittelmeerbahn, Paris-Deutsche Grenze (bei Petit Croix) und Belfort-Morvilliars (-Delle) der Franz. Ostbahn und ist Hauptstapelplatz für den Handel (Burgunderweine, Champagner) nach Deutschland [* 2] und der Schweiz, [* 3] besitzt große strategische Wichtigkeit durch seine Lage in der etwa 22 km breiten, zu allen Jahreszeiten [* 4] für größere Heeresmassen gangbaren Senkung (Trouée de Belfort) [* 5] zwischen dem Südabhange der Vogesen und den nördl. Stufen des Juras, und verhindert Offensivoperationen aus dem Sundgau nach dem Thale des Doubs und der Saône. Es ist jetzt Sitz des Stabes der 28. Infanteriebrigade und Garnison des 35., 42. und 151. Infanterie- und des 11. Husarenregiments und des 9. Festungsartilleriebataillons.
Die Befestigungen von Belfort, zuerst von Vauban angelegt, sind später mehrfach verändert worden. Zur Zeit der Belagerung im Kriege 1870‒71 bestanden die Befestigungen aus der eigentlichen Stadtumwallung, einem bastionierten Fünfeck, [* 6] der südöstlich derselben auf einem Felsen gelegenen, die Stadt bedeutend überhöhenden Citadelle, Le Château [* 7] oder La Roche genannt, und einer Anzahl vorgeschobener Forts: nach Nordosten hin, zu beiden Seiten der Straße nach Mülhausen, [* 8] auf langgestrecktem Felsrücken die Forts La Miotte und La Justice, durch Mauern untereinander und mit der Stadt verbunden;
im Westen an der Eisenbahn Fort des Barres (Kronwerk [* 9] mit drei Bastionen) und Fort Bellevue;
im Norden [* 10] das Hornwerk [* 11] l'Espérance;
im Süden auf dem die Citadelle noch überhöhenden Bergrücken Des Perches die beiden Forts Hautes-Perches und Basses-Perches. (Hierzu eine Karte: Die Belagerung von Belfort und die Kämpfe an der Lisaine 1871.)
Geschichtliches. Die Herrschaft Belfort im Sundgau kam im 14. Jahrh. an die Grafschaft Pfirt (Ferrette), ward 1648 mit dieser von Österreich [* 12] an Frankreich abgetreten, 1659 von Ludwig ⅩⅣ. dem Kardinal Mazarin verliehen und 1781 von dem Herzog von Valentinois erworben, der sie bis zur Revolution als Grafschaft besaß. Belfort ist erst von Vauban befestigt worden; es ward im Nov. 1633 vom Herzog von Feria erobert, vom Rheingrafen Otto den Kaiserlichen entrissen. Am schlugen hier die Franzosen und Schweden [* 13] unter dem Marschall de la Force den Herzog von Lothringen.
Im Kriege von 1870‒71 ist Belfort durch seine lange Verteidigung berühmt geworden. Während Schlettstadt [* 14] und Neubreisach belagert wurden, sandte General von Werder die Division Tresckow gegen Belfort, das von 20000 Mann unter Oberst Denfert-Rochereau besetzt war. Am war Belfort eingeschlossen, soweit dies bei dem zum Teil waldigen Terrain mit nur 10000 Mann geschehen konnte. Zur Deckung der Einschließung wurde 9. Nov. Mömpelgard (Montbéliard) besetzt. Am 20. Nov. verfügte man deutscherseits vor Belfort über 16000 Mann Infanterie, 1100 Reiter und 30 Geschütze; [* 15] 28. Nov. wurde der waldbedeckte Mont du Salbert nordwestlich von Belfort genommen.
Nachdem der Belagerungspark eingetroffen war, begann die Beschießung 3. Dez., und zwar von Westen her aus 27 Geschützen bei Essert und Bavilliers, jedoch ohne genügende Wirkung; auch wußte der Kommandant die Belagerung durch Ausfälle und geschickt geleitetes Geschützfeuer aufzuhalten. Bayr., württemb. und bad. Belagerungsgeschütze verstärkten den Park, und General von Tresckow richtete den Angriff nunmehr gegen die Forts des Perches. Am wurde das Dorf Danjoutin am Westabhange der Höhen von Perches erstürmt und am 9. das Feuer gegen die Forts eröffnet. Am 16. Jan. trafen Verstärkungen ein, durch die das Belagerungsheer auf 25930 Mann stieg, darunter 2500 Kranke; 22. Jan. wurde auch das Dorf Perouse am Ostabhange der Perches genommen und am 26. beim Einbruch der Dunkelheit ein gewaltsamer Angriff auf die Forts versucht.
Dieser mißglückte und die Belagerer mußten vor dem mörderischen Feuer mit beträchtlichem Verluste zurückweichen. Der am 8. Febr. bei hellem Tage wiederholte Sturm glückte; beide Forts wurden fast ohne Widerstand genommen und, trotz des heftigen Feuers vom Schlosse, auch behauptet. Mit großer Mühe wurde schweres Geschütz nach den Perches gebracht zur Beschießung der Citadelle, als Belfort sich ergab. Der Kommandant, der mehrere Aufforderungen, selbst unter Bewilligung freien Abzugs, abgelehnt hatte, war jetzt von dem franz. Minister des Auswärtigen, Jules Favre, dazu veranlaßt worden. Am wurde die Kapitulation abgeschlossen und der Besatzung, 372 Offiziere und 17332 Mann, in Anerkennung ihrer Ausdauer freier Abzug mit allen kriegerischen Ehren bewilligt, und 18. Febr. rückten die Deutschen ein. Belfort wurde beim Friedensschluß an Frankreich zurückgegeben. Während der Dauer der deutschen Occupation blieb es von deutschen Truppen besetzt.
Vgl. Wolff, Geschichte der Belagerung von Belfort 1870/71 (Berl. 1875);
Castenholz, Die Belagerung von Belfort 1870/71 (4 Bde., ebd. 1875‒78).
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Über die dreitägigen Kämpfe, die 15. bis westlich von Belfort zwischen dem 14. deutschen Armeekorps unter Werder und der franz. Ostarmee unter Bourbaki stattfanden, s. Lisaine.
Nach dem Kriege 1870‒71 wurde Belfort unter Beibehalt der vergrößerten und verstärkten Stadtumwallung durch Anlage ausgedehnter, weit (bis 9 km) vorgeschobener neuer Werke zu einem Waffenplatz ersten Ranges umgeschaffen, der den rechten Flügel der gegen Deutschland gerichteten ersten Verteidigungslinie bildet. Im Norden der Stadt, auf einer die ganze Gegend überragenden bewaldeten Höhe (Wald von Arsot), liegt das große Fort Roppe, die nächste Befestigung an der deutsch-franz. Grenze. Auf derselben Höhe ist zur Unterstützung des Forts noch eine Batterie angelegt, die mit dem Fort die Straße von Belfort über Cérency nach Mülhausen beherrscht.
Zwischen Fort Roppe und der Stadtumwallung liegen die beiden alten Forts Miotte und Justice; vor denselben sind neue gleichnamige Batterien erbaut, welche die südl. Hänge der Höhe von Arsot sowie die nach Mülhausen führende Straße in der Richtung auf das dicht an der Grenze liegende La Chapelle bestreichen.
Auf der Hochfläche von Perches sind vor den beiden alten Forts Hautes-Perches und Basses-Perches drei neue Batterien zur Bestreichung der über Montreux nach Mülhausen führenden Eisenbahn angelegt: Batterie Pérouse südlich von diesem Dorfe, Batterie Haut-Taillis in dem gleichnamigen Gehölz, Batterie Chêvremont näher an der Bahn.
Im SO. der Stadt, südlich von Danjoutin, liegt auf einer bedeutenden Höhe Fort Bosmont, welches mit den vorgeschobenen Batterien Fougerais und Méroux die über Grandvillars nach Delle führende Straße sperrt. Noch weiter südlich liegt Fort ¶
[* 16] ^[Abb.] ¶
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Vézelois zur Sicherung der Eisenbahn nach Delle. Die nach S. gerichteten Befestigungen liegen auf der Hochebene von Brévilliers: die Batterien Haut [* 18] Bois, Bromont und das an Stelle der frühern Batterie Bermont erbaute Fort Bois d’Oye. Weitere Batterien bei Sevenans, Dorans und Botans bestreichen die Straße nach Montbéliard, die Eisenbahn nach Besançon [* 19] und das Thal [* 20] der Savoureuse. Diese südl. Befestigungsanlagen stehen in Verbindung mit dem Fort La Chaux, das im NO. von Montbéliard auf einer nach allen Seiten steil abfallenden Höhenkuppe liegt und das breite Thal des St. Nicolas-Flusses mit dem Rhein-Rhône-Kanal beherrscht.
Im SW. von Belfort, auf dem hohen Bergkegel Mont-Vaudois, nördlich vom Dorfe Héricourt, ist ein gleichnamiges Fort erbaut, welches die großen sich hier vereinigenden Straßen nach Champagney, Lure, Vesoul und Besançon beherrscht. Zwischen diesem Fort und dem zur alten Befestigung gehörenden Fort Bellevue westlich vom Faubourg de France liegen die neuen Batterien Pitou, Urcery ^[richtig: Urcerey] und Châtelet, welche die Hochebene zwischen Mandrevillars und Chalonvillars unter Feuer halten.
Die stark bewaldete Höhe im NW., der Mont de Salbert, ist mit einem Fort gekrönt, welches in Verbindung mit einigen benachbarten Redouten das Vorgelände auf weite Entfernungen beherrscht, namentlich auch die von Belfort über Champagney, Lure und Vesoul nach Langres führende Eisenbahn und die am Fuß des Mont de Servance entlang führende Zweigbahn von Lure nach Epinal. Etwa 10 km nördlich von an der Kreuzung der Straßenzüge von Lure, Champagney und Rougemont, im obern Thal der Savoureuse, liegt das große Fort Giromagny mit der Batterie Tête de Planches, durch welches, sowie weiterhin durch die Forts Ballon [* 21] de Servance, Château Lambert, Rupt, Remiremont und Arches, im obern Moselthal, das verschanzte Lager [* 22] von Belfort mit demjenigen von Epinal in Verbindung steht. Südlich von Belfort, 28 km entfernt, liegt nahe der Schweizer Grenze der Höhenzug des Lomont (s. d.) mit starken Befestigungen, die gegen einen von der Schweiz her geführten Angriff gerichtet sind und die Verbindung mit Besançon, dem rechten Flügel der zweiten Verteidigungslinie, herstellen.