deutschen
Volks günstig aufgenommen wurde. Außerdem schrieb Beitzke: «Geschichte des russ.
Kriegs im J. 1812» (Berl. 1856),
«Geschichte
des Jahres 1815» (2 Bde., ebd. 1865) und «Das
preuß.
Heer vor und nach der Reorganisation» (ebd. 1867). Auch gab er heraus: «Hinterlassene
Schriften des Generalauditors Dr.
Karl Friccius, nebst einer Lebensskizze desselben» (Berl. 1866).
(Baize), diejenige Art des Jagdbetriebs, bei der mittels abgerichteter
Raubvögel,
[* 2] vorzüglich
Falken,
Habichte
und
Sperber, verschiedene
Arten von Feder- und
Haarwild erlegt werden. Diese Jagd bildete im Mittelalter und bis zu Anfang des 18. Jahrh.
eins der vornehmsten ritterlichen Vergnügen, dem auch die Edelfrauen mit Vorliebe huldigten. Beize ist
eine der ältesten Jagdarten, sie wurde nachweislich zuerst von mittelasiat. Nomadenstämmen betrieben und steht bei ihnen
bis auf die Gegenwart in hohem Ansehen. In
China
[* 3] und
Japan soll die Beize schon in vorhistor.
Zeit betrieben worden sein; positive Nachrichten hierüber sind aber bis jetzt nicht bekannt. Nach Mitteleuropa
scheint die Beize mit der
Völkerwanderung gekommen zu sein, denn während sie sich vorher nicht nachweisen läßt, setzen die
Gesetzbücher aus dem 5. bis 7. Jahrh. der verschiedenen german.
Stämme schwere
Strafen auf Entwendung oder
Beschädigung der Beizvögel. Durch die Kreuzzüge fand die Beize erst allgemeine
Verbreitung, war aber, in
Deutschland
[* 4] wenigstens, fast stets ein Privilegium des
Adels.
Ganz besondere Vorliebe hatten die Edeldamen für die Beize, die mit solcher Leidenschaft betrieben wurde, daß manche
Familie dadurch zu
Grunde ging. Selbst in die
Kirche wurden die
Falken mitgenommen. Einer der leidenschaftlichsten Liebhaber
der Beize war Markgraf Wilhelm
Friedrich von
Ansbach,
[* 5] der in zwei
Revieren 1730‒55 1763 Milane, 4174 Reiher, 4857 Krähen, 1647 Elstern, 14087 Rebhühner, 985 Fasanen, 398 Wildenten
und 959 Hasen beizte. Das allmähliche Erlöschen der feudalen
Vorrechte und die Verbesserung der Feuerwaffen, die fortschreitende
Kultur überhaupt, drängten in Europa
[* 6] die Beize gänzlich in den Hintergrund, und gegenwärtig
zählt sie bei uns nur noch zu den allerseltensten Jagdvergnügen. In
Asien,
[* 7] insbesondere in
Persien,
[* 8] wird sie hingegen noch
häufig ausgeübt, ebenso im
Sudan.
Während in Europa mit den Beizvögeln fast nur auf Reiher, Kraniche,
Enten,
[* 9] Feldhühner,
Schwäne, Wildtauben, Krähen,
Raben,
Kaninchen
[* 10] und Hasen gejagt wurde, werden sie in
Asien hauptsächlich zur Jagd auf Gazellen, selbst
Antilopen
benutzt. Die
Angriffe der Beizvögel werden dort durch Windhunde unterstützt, im
Sudan durch syr. und tunes. Fanghunde. In
Deutschland brauchte man die Beizhunde nur zum Aufspüren des Wildes, die dieselben Dienste
[* 11] thun mußten wie unsere
Vorstehhunde.
–
Vgl.
Prätorius, Reliqua librorum Frederici Ⅱ imperatoris de arte venandi cum avibus: cum Manfredi
regis additionibus
ex membranis vetustis nunc primum edita, verfaßt im 13. Jahrh.
(Wien
[* 12] oder Augsb. 1596; mit zwei andern
Schriften über die Falknerei hg. von J. G. Schneider, 2 Bde.,
Lpz. 1788);
Verstervan Wulverhorst und Schlegel,
Traité de fauconnerie (Prachtwerk;
Leiden
[* 13] und Düsseld.
1844‒53);
von Dombrowski, Geschichte der Beizjagd
(Wien 1886).
in der
Technologie Lösungen saurer, salziger oder sonst scharfer und ätzender
Stoffe, mit denen man gewisse
feste
Substanzen
benetzt oder tränkt, um denselben dadurch gewisse Eigenschaften der Färbung, der
Struktur und Oberflächenbeschaffenheit,
ferner des
Geschmacks u. s. w. zu erteilen, die ihnen ursprünglich nicht zukommen,
oder um sie zu spätern chem.
Arbeiten vorzubereiten. Beize nennt man z. B. die zum Einpökeln von Fleisch angewendete
Lösung von Kochsalz und andern
Substanzen; in der Gerberei heißt Beize die saure
Lohbrühe oder die durch Gärung von Kleie
und Wasser entstandene saure Flüssigkeit. Beize wird auch in der
Metallbearbeitung die saure Flüssigkeit
genannt, mit der zu vergoldende, versilbernde oder zu verzierende Gegenstände aus
Messing,
Bronze,
[* 14]
Eisen
[* 15] u. s. w. vorher gereinigt
werden (s.
Dekapieren).
Mittels Beize wird auf der Oberfläche der Metalle eine dauernde
Veränderung (chem. Bronzierung oder Metallfärbung) erzeugt,
oder es werden Hochätzungen auf Metall- oder Kalksteinplatten (lithographischer
Schiefer) hervorgerufen,
indem die hoch zu ätzenden
Teile vorher mit einem Firnis bedeckt werden, der diese vor dem
Angriff der Beize schützt.
Haare,
[* 16] Horn und ähnliche Körper färbt man durch Beize, die namentlich aus Lösungen von Metallen
(Blei,
[* 17]
Silber) bestehen.
Holzbeizen sind
Abkochungen von Farbhölzern (s. d.). In der Färberei
und dem Zeugdruck spielt die Beize (gewöhnlich
Mordant genannt) eine große Rolle; in vielen Fällen läuft hier ihre Wirkung
darauf hinaus, daß sie die Farbstoffe aus ihren Lösungen auf die Gespinstfasern
[* 18] niederschlägt, indem ihre
Bestandteile
unlösliche
Verbindungen mit den Farbstoffen eingehen. Die wichtigsten der in der Färberei angewendeten
Beize sind
Alaun,
[* 19] essigsaure
Thonerde, essigsaures
Eisen, Zinnsalz,
Tannin,
Albumin,
Kleber und fettes Öl. Die Beize haben aber nicht
nur den Zweck, die
Verbindung der Faser mit dem Farbstoff zu bewerkstelligen, sie können auch dazu dienen, auf dem Zeuge
an gewissen
Stellen die
Farbe zu zerstören. In diesem Falle werden sie als entfärbende Beize oder Enlevagen
(s. d.) bezeichnet.
[* 20] kleine Wappenbilder, wie Turnierkragen,
Ringe,
Sterne, die einzelne Linien desselben Geschlechts dem gemeinsamen
Stammwappen zur Unterscheidung der Geschlechtslinien beifügten.
eine Behandlung des Getreides, die den Zweck hat, die an dem Saatkorn der
Gramineen,
[* 22] namentlich des Weizens,
des Roggens, der Gerste
[* 23] und des Hafers befindlichen Pilzsporen und zwar besonders die
Sporen des
Stein- oder Stinkbrandes,
Tilletia, und diejenigen des
Staub- oder Flugbrandes,
Ustilago, zu zerstören. Gegen die erstern hat sich
die Anwendung des Kupfervitriols (schwefelsaures Kupfer)
[* 24] ausgezeichnet bewährt. Man nimmt auf 3 hl Saat 0,5 kg Kupfervitriol,
löst dasselbe in Wasser und giebt hierzu in einem Bottiche so viel Wasser, daß die Saat vollständig von letzterm bedeckt
ist. Nach 24stündigem Liegen in dieser Lösung ist die Keimkraft aller Pilzsporen getötet, während
die Getreidekörner selbst völlig unversehrt geblieben sind und nach dem
Trocknen ohne weiteres zum
Aussäen benutzt werden
können.
Beim Beizen des
Korns gegen den
Staubbrand verfährt man ebenso, nur mit dem Unterschied, daß man auf 100 kg Wasser 1,5
kg engl. Schwefelsäure
[* 25] von 66° Beaumé
¶
mehr
verwendet und das Beizen nur 10 Stunden lang vornimmt. Früher wurde zum Beizen meistens dünnflüssiger Ätzkalk angewendet, woher
der Ausdruck Kalken des Getreides für Beizen stammt. –
Vgl. Kühn, Die Krankheiten der Kulturgewächse (Berl. 1859).