vorgesetzter Behörde unabhängige
Stellung nehmen mehrfach solche oberste Finanzbehörden ein, welche zur
Kontrolle der gesamten
Finanzwirtschaft des
Staates in rechnerischer und sachlicher
Beziehung berufen sind;
Muster und Vorbild hierfür ist die von
Friedrich Wilhelm Ⅰ. 1717 eingesetzte preuß. Oberrechnungskammer (Reichsrechnungshof)
geworden.
Joh. Aug. Heinr. von, sächs.
Staatsmann, geb. in
Freiberg,
[* 2] widmete sich nach den Studienjahren dortselbst und in
Leipzig
[* 3] dem königlich sächs. Justizverwaltungsdienste und wurde 1847
Geh. Finanzrat. Als nach der Bewältigung des Maiaufstandes 1849 das
Ministerium unter der Leitung von Zschinsky neu gestaltet wurde, übernahm Behr
die Finanzen. Später (1859), wo er auch geadelt
wurde, übernahm er das Justizministerium. In diesen
Stellungen half er die Verwaltungsreform und die
Neugestaltung des Justizwesens vollenden und hatte namentlich an dem trefflichen
Bürgerlichen Gesetzbuch von 1865 Anteil. 1866 trat
er in den
Ruhestand. Er starb in
Dresden.
[* 4]
Wilh.Jos., Publizist, geb. zu Sulzheim, studierte in
Würzburg
[* 5] und Göttingen
[* 6] die
Rechte, hierauf
die Praxis der beiden Reichstribunale in
Wien
[* 7] und Wetzlar,
[* 8] war von 1799 bis 1821 Professor des
Staatsrechts an der
Universität
zu
Würzburg. Später wählte ihn die Stadt
Würzburg zumBürgermeister. Seiner
Wahl zum
Abgeordneten für
den Landtag von 1831 ward die königl. Genehmigung versagt. Wegen einiger der Regierung mißfälliger
Reden wurde er dann aus dem Bürgermeisteramte entlassen, 1833 zu
Würzburg verhaftet und nach mehrjähriger
Untersuchungshaft
wegen
Teilnahme an demagogischen
Umtrieben und Majestätsbeleidigung 1836 zu unbestimmter Festungsstrafe verurteilt und nach
der Feste Oberhaus bei Passau
[* 9] gebracht. Im Febr. 1842 erhielt er die Erlaubnis, in
Regensburg,
[* 10] unter besonderer
polizeilicher
Aufsicht, seinen Wohnsitz zunehmen, bis ihm die
Amnestie vom die
Freiheit vollständig wiedergab. Im
Frühjahr 1848 wurde er von dem Wahlkreise
Kronach in die Deutsche
[* 11] Nationalversammlung gewählt.
Seit seiner Freilassung lebte in
Bamberg,
[* 12] wo er starb. Unter seinen zahlreichen
Schriften sind
hervorzuheben: «Versuch einer allgemeinen Bestimmung des rechtlichen Unterschieds zwischen
Lehen-Herrlichkeit und
Lehen-Hoheit»
(Würzb. 1799),
«Von den rechtlichen Grenzen
[* 14] der Einwirkung des
DeutschenBundes auf
die
Verfassung, Gesetzgebung und Rechtspflege seiner Gliederstaaten» (2. Aufl., Stuttg.
1820),
«Anforderungen an
Bayerns Landtag im J. 1827 und unparteiische wissenschaftliche Beurteilung seiner
Verhandlungen» (3 Bde., Würzb. 1827‒28),
«Bedürfnisse und Wünsche der
Bayern»
[* 15] (Stuttg. 1830),
Heinr. Theod., liberaler Politiker, geb. zu
Danzig,
[* 17] studierte ein Jahr zu
Berlin,
[* 18] wurde dann
Kaufmann, hielt sich 3
Jahre in
Geschäften zu Rio
[* 19] de Janeiro
auf und trat dann in das
Geschäft seines
Vaters zu
Danzig ein. Seine Vaterstadt wählte ihn 1856 in das Abgeordnetenhaus, wo
er sich anfangs zur liberalen Partei hielt, aber nach Eintritt der Regentschaft eine entschiedenere
Fraktion («Junglitauen»)
gründete und sich 1861 bei Konstituierung der
Deutschen Fortschrittspartei beteiligte. 1862 wurde Behrend zum
Vicepräsidenten erwählt, legte aber 1863, als das große Getreide-Exportgeschäft, das er mit seinem
Bruder zusammen leitete,
plötzlich zusammenbrach, sein
Mandat nieder. Er starb in
Danzig. ^[]
JakobFriedrich, Rechtsgelehrter, geb. zu
Berlin, habilitierte sich daselbst 1863 und
wurde 1873 ord. Professor für deutsches, preußisches und Handelsrecht in Greifswald,
[* 20] 1884 in
Breslau,
[* 21] 1887 zum Reichsgerichtsrat
in
Leipzig ernannt. Behrend veröffentlichte: «Die
Magdeburger Fragen» (Berl. 1865),
Bertha, bekannt unter dem
PseudonymW(ilhelmine) Heimburg, Novellistin, geb. zu
Thale am Harz, verlebte
ihre
Jugend in
Quedlinburg,
[* 22]
Glogau
[* 23] und Salzwedel;
[* 24] ihr späterer Wohnort war
Frankfurt a. M., dann
Arnstadt,
[* 25] seit 1882 Kötzschenbroda, jetzt
Dresden.
Ihre Novellen erschienen meist zuerst in der
«Gartenlaube». Sie schrieb u. a.: «Aus
dem Leben meiner alten Freundin» (1878; 8. Aufl., Lpz. 1890),
wohl ihre beste
Arbeit, «Lumpenmüllers Lieschen» (3. Aufl.,
ebd. 1888),
die Sammlung von kleinen Erzählungen «Waldblumen»
(1882; 5. Aufl., ebd. 1890),
«Ein armes Mädchen» (2. Aufl., ebd. 1886),
«Dazumal. 8 Novellen» (2. Aufl., ebd. 1887),
«Trudchens Heirat» (2. Aufl., ebd. 1887),
«Eine unbedeutende Frau» (2 Bde.,
ebd. 1891),
«Mamsell Unnütz» (ebd. 1893). Auch vollendete sie 1888 «Das
Eulenhaus», den nachgelassenen
Roman der
Marlitt, die sie nachahmt. Eine illustrierte
Ausgabe ihrer «Gesammelten
Romane und Novellen» erschien 1890‒93 (10 Bde.,
Leipzig; 2. Aufl., ebd. 1894 fg.).
Säule, soviel wie Zambonische
[* 26]
Säule (s. d.). ^[= in der Baukunst jede lotrecht aufrecht und frei stehende Stütze, welche eine Last zu tragen ...]
Ernst
Wolfgang, Freund
Goethes, geb.
Frühjahr 1738 auf Gut
Naunhof unweit
Dresden, Sohn
eines
Hofrats, studierte in
Leipzig und lebte seit 1765 daselbst als Hofmeister eines
Grafen Lindenau. In dieser Zeit lernte
er
Goethe kennen und trat ihm nahe, wie
«Dichtung und Wahrheit», Ⅵ und Ⅶ, schildert, und
BriefeGoethes an Behrisch
(Weimarer Goetheausgabe,
«Briefe», Bd. 1) bestätigen.Goethes drei «Oden an Behrisch» sind infolge von Behrisch' plötzlicher
Entlassung und Fortgang von
Leipzig im Herbst 1767 entstanden. Behrisch war 1767‒73 in
Dessau
[* 27] Erzieher des
GrafenWaldersee, seit 1773 des
ErbprinzenFriedrich. Er wirkte hier auch für das Philanthropin und als Gelegenheitsdichter. Als
Hofrat pensioniert, starb
er zu
Dessau – Vgl.Hosäus, E. W. Behrisch
(Dessau 1883).
Ulr. K. A. W. H. Axel,
Graf von, preuß. Staatsmann, geb. auf dem
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Familiengute Semlow bei Franzburg in Pommern,
[* 29] studierte in Heidelberg,
[* 30] Genf
[* 31] und Berlin, diente dann bis 1851 als Offizier im Gardekürassierregiment,
bereiste darauf fast ganz Europa
[* 32] und Ägypten,
[* 33] lebte dann seit 1854 auf seinem Gute Semlow, wurde 1861 in den Grafenstand
erhoben, 1863 zum Kammerherrn ernannt und erhielt 1865 das Erbküchenmeisteramt des Fürstentums Rügen
und des LandesBarth. 1867‒69 war Behr-Negendank Landrat des Kreises Franzburg, 1869‒83 Regierungspräsident in Stralsund
[* 34] und wurde dann
zum Oberpräsidenten von Pommern ernannt. 1891 wurde ihm der Abschied unter Ernennung zum Wirkl. Geheimrat bewilligt. Seitdem
lebt er wieder auf Semlow. Seit 1868 Herrenhausmitglied, wurde er auch in den ersten DeutschenReichstag
gewählt, dessen Mitglied er 1882/83 noch einmal auf kürzere Zeit war.