er in der
Ansicht über das weitere Verhalten der Nationalversammlung von seinen polit. Freunden abwich, legte er Anfang Mai 1849 sein
Mandat als Abgeordneter nieder und trat aus dem Reichsministerium. Für
Preußens
[* 2] Unionspolitik trat er sowohl im
Erfurter Parlament
wie in der preuß.
Zweiten Kammer seit 1849 ein. 1852 legte Beckerath sein
Mandat für die Kammer nieder, in der
er erst 1859 wieder auf kurze Zeit erschien; 1862 trat er noch einmal auf dem Handelstage in
München
[* 3] für
Preußen
[* 4] ein. Er
starb zu Krefeld.
[* 5] –
Vgl. Kopstadt,Hermann von Beckerath (Braunschw. 1875).
Moritz von, Historienmaler, geb. 1838 in Krefeld, wurde seit 1857 als
SchülerKehrens an der
DüsseldorferAkademie gebildet und ging 1859 nach
München, wo er meist bei Schwind studierte. Weniger
glücklich in der
Farbe (Flucht Napoleons aus
Moskau,
[* 6] Anbietung der deutschen Kaisertreue durch König
Ludwig Ⅱ. von
Bayern),
[* 7] ist er besonders im Karton bedeutend; so im Wittekind, Cimbernkampf,
BestattungAlarichs im
Busento
(München,
GalerieSchack), wie in seinem Brunhildecyklus. Beckerath ist auch der
Urheber der Sgraffitomalereien im Lichthof der
Technischen Hochschule
zu Charlottenburg
[* 8] (1884 ausgeführt).
Hubert,Philosoph, geb. in
München, studierte in seiner Vaterstadt und habilitierte sich dort 1831 als
Privatdocent der
Philosophie. Nachdem er seit dem folgenden Jahre in Dillingen am Lyceum die
Philosophie
gelehrt hatte, wurde er 1847 als ord. Professor nach
München zurückberufen, 1853 Mitglied der bayr.
Akademie der Wissenschaften.
Er starb zu
München. Seine philos.
Arbeiten stehen sämtlich auf dem
Boden der spätern Schellingschen
Lehre.
[* 10]
Bekannt wurde er zuerst durch die
Übersetzung eines Cousinschen Fragments
«Über franz. und deutsche
Philosophie»
(Stuttg. 1834),
wozu Schelling selbst eine Einleitung schrieb; sodann durch die «Mitteilungen
aus den merkwürdigen
Schriften der verflossenen Jahrhunderte über den Zustand der Seele nach dem
Tode» (2 Hefte, Augsb. 1835
u.
1836). Weiter veröffentlichte er: «Repertorium der in- und ausländischen Litteratur der gesamten
Philosophie» (2 Jahrgänge, 1839
u. 1840),
«Schellings Geistesentwicklung» (ebd. 1875); anonym endlich «Das
geistige Doppelleben» (Lpz. 1856). Auch hat er eine Sammlung von geistlichen Liedern als
«Cantica spiritualia» (2 Quartbände, Augsb.
1845‒47) herausgegeben und sich selbst als
Dichter-Komponist eines
«Deutschen Reichsliedes» («Preis dir, o
DeutschesReich»)
bekannt gemacht, welches bei Einweihung des Niederwalddenkmals gesungen wurde.
Bestätigung. Aber nun trat eine Wandlung ein: als Erzbischof kannte Becket kein höheres Ziel, als die im Papste gipfelnde hierarchische
Klerikalkirche gegen jeden
Eingriff der
Staatsgewalt sicher zu stellen;
er erstrebte völlige Exemtion des Klerus von aller
bürgerlichen Gerichtsbarkeit und Erwerbung eines selbständigen Kirchenvermögens.
Dagegen beriefHeinrich
Ⅱ. eine Versammlung geistlicher und weltlicher
Großen nach Clarendon, deren
Beschlüsse in den «Konstitutionen
von Clarendon» die energische Behauptung staatlicher Hoheit gegenüber der
Kirche darstellten. Becket war gezwungen zuzustimmen,
widerrief aber bald darauf. Vor des Königs Gericht zu
Northampton geladen, floh er nach
Frankreich, von wo aus
er, von Papst
Alexander Ⅲ. und dem franz. König
Ludwig Ⅶ. geschützt, den Kampf gegen
Heinrich fortsetzte.
Erst im
Sommer 1170 kam eine scheinbare
Vereinigung zu stande, auf
Grund deren Becket nach England zurückkehrte. Aber der alte
Kampf drohte von neuem auszubrechen, als Becket infolge eines verhängnisvollen Wortes
des erbitterten Königs von vier Edelleuten auf den
Stufen des
Altars erschlagen ward. Der Ermordete erschien dem
Volke als
ein Märtyrer, man glaubte an Zeichen und Wunder, die an seinem
Grabe geschahen, der König selbst mußte sich zur
Buße am
Grabe des zum
HeiligenerhobenenThomas demütigen, der bald der Nationalheilige Englands wurde.
Heinrich Ⅲ. ließ 1221 die Gebeine
B.s in eine eigene Kapelle bringen, wohin Gläubige in großer Anzahl
Wallfahrten machten,
deren Andenken
Chaucer in seinen
«Canterbury tales» aufbewahrt hat. Jährlich ward ein großes Fest, und alle 50 Jahre ein
Jubiläum gefeiert, bis
Heinrich Ⅷ. nach seinerTrennung von der röm.
Kirche sich des reichen, in B.s
Kapelle aufgehäuften Schatzes bemächtigte, den
Heiligen vor seinen Gerichtshof laden und, da er ausblieb, als Verräter
und Majestätsverbrecher verurteilen ließ.
Sein
Name ward aus dem
Kalender gestrichen, die Feier seines Festes untersagt, seine Gebeine wurden verbrannt. –
Vgl.
Giles,
Life and letters of
Thomas a Becket (2 Bde., Lond.
1846);
William, ein durch Reichtum, litterar.
Talent und Überspanntheiten bekannter Engländer, geb. 1759 zu Fonthill
in Wilts als Sohn William B.s, spätern Lord-Mayors von
London (als welcher er eine berühmte Ansprache
an
Georg Ⅲ. hielt), der 1770 starb und ihm großen Kolonialbesitz
[* 14] sowie
¶
mehr
eine Jahresrente von 100000 Pfd. hinterließ. Unter der Aufsicht Chathams sorgfältig erzogen, zeigte Beckford früh ungewöhnliche
Anlagen und veröffentlichte 1780 anonym (W. Beckford), wie alle seine Schriften, die Satire «Biographical memoirs of extraordinary
painters», die die engl. Künstler seiner Zeit verspottete, 1783 «Dreams,
waking thoughts and incidents». Hierauf unternahm er längere Reisen durch Italien,
[* 16] Spanien
[* 17] und Portugal
(vgl. B.s anonyme Schriften «Italy, with sketches of Spain and Portugal», 2 Bde., Lond.
1834, und «Recollections of an excursion to the monasteries of Alcobaça and Batalha», ebd. 1835, fesselnde Reiseberichte;
eine Neuausgabe von B.s «European travels», ebd. 1891). Nach England 1796 zurückgekehrt,
ließ er auf seinem Gute Fonthill und an andern Orten so teure Schlösser erbauen, daß die Kosten –
die Einrichtung verschlang 273000 Pfd. St. – sein außerordentliches Vermögen überstiegen. 1822 ließ
er sich, nach dem Verkauf von Fonthill, in Bath nieder, wo er von neuem baute und Kunstwerke ansammelte und einsam
starb. Litterarisch wurde er besonders durch den orient. Roman «The history of Caliph Vathek» bekannt, den er zuerst französisch
(Lausanne
[* 18] 1787) herausgab (Neudruck, hg. von Mallarmé, Par. 1876),
nachdem bereits (Lond. 1786) eine engl. Übersetzung (von
Sam. Henley) als «An Arabian tale» ohne sein Vorwissen erschienen
war (neue engl. Ausg. nach B.s eigener Übersetzung, Lond. 1868 u. 1891; die Ausg. Lond. 1849 mit kurzem Memoir über Beckford von
North). Auf Byron hatte die seltsam phantastische Schöpfung B.s großen Einfluß. –
Vgl. Memoirs of W. Beckford, hg. von Redding
(2 Bde., Lond. 1859).