«Pathologie und
Therapie des Linsensystems» in Gräfe-Sämisch'
«Handbuch der
Augenheilkunde», «Zur
Anatomie der gesunden und kranken Linse»
[* 7] (Wiesb. 1883),
«Die Universitäts-Augenklinik
in
Heidelberg» (ebd. 1888).
Rud. Zachar., pädagogischer Volksschriftsteller, geb. zu
Erfurt,
[* 8] studierte in
Jena
[* 9]
Theologie und wurde
Hofmeister bei von Dacheröden, späterm Schwiegervater Wilh. von
Humboldts, zu
Erfurt. An die Erziehungsanstalt
zu
Dessau
[* 10] berufen, schrieb er 1782‒83 die «Dessauische
Zeitung für die
Jugend und ihre Freunde», die er, nach Gotha
[* 11] übergesiedelt, 1788 als
«Deutsche
[* 12]
Zeitung für Erwachsene» umbildete und seit 1796 als «Nationalzeitung
der
Deutschen» fortführte.
Von seinem
«Not- und Hilfsbüchlein für Bauerleute oder lehrreiche Freuden- und Trauergeschichte des Dorfes
Mildheim» (2 Bde., Gotha 1787‒98) wurden in wenigen
Jahren über eine halbe Million Exemplare in deutscher und auch in fremden
Sprachen verbreitet. Neben der
«DeutschenZeitung»,
welche die Tagesgeschichte zu einer praktischen Sittenschule machen sollte, begründete Becker 1791 den «Anzeiger»,
der 1792 durch ein kaiserl. Privilegium zum «Reichsanzeiger»
erhoben und 1806 in den
«Allgemeinen Anzeiger der
Deutschen» verwandelt wurde. Der
Teilnahme an geheimen
Verbindungen gegen Napoleon verdächtigt, ward Becker von Ende Nov. 1811 bis April 1813 auf
DavoutsBefehl in
Magdeburg
[* 13] gefangen
gehalten; «B.s
Leiden
[* 14] und Freuden in 17monatiger franz. Gefangenschaft» (1814) ist zeitgeschichtlich
merkwürdig. Becker starb
Sein Sohn,
Friedrich Gottlieb Becker, geb. zu Gotha, studierte in
Leipzig
[* 15] und Göttingen
[* 16]
Sprachkunde und Geschichte und
nahm seit 1814 an den Unternehmungen des
Vaters teil. Er vereinigte 1830 die «Nationalzeitung der
Deutschen» und den
«Allgemeinen
Anzeiger» in ein Tageblatt:
«Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der
Deutschen» und ließ es 1849 als
«Reichsanzeiger der
Deutschen» erscheinen, der Ende Juni 1850 einging. 1848 wurde Becker von Gotha in die Deutsche Nationalversammlung
gewählt, wo er zu den später sog. Gothanern gehörte, war dann Direktor der
Feuerversicherung zu Gotha und starb
Wilh.Adolf, Altertumsforscher, Sohn des folgenden, geb. 1796 zu
Dresden,
[* 18] studierte seit 1816 in
LeipzigTheologie, vorzugsweise aber
Philologie, wurde 1822 Konrektor an der Hauptschule zu
Zerbst,
[* 19]
1828 Professor an der Landesschule
zu Meißen,
[* 20] 1836 außerord. Professor der klassischen
Archäologie und 1842 ord. Professor der
Altertumskunde an der
Universität
zu
Leipzig. Er starb zu Meißen Von seinen
Schriften sind zu nennen:
«Gallus, oder röm. Scenen
aus der Zeit
Augusts» (2 Bde., Lpz.
1838; neu bearbeitet von W.
Rein, Lpz. 1863, und von Herm.
Göll, 3 Bde., Berl. 1880‒82) und
«Charikles, oder
Bilder altgriech.
Sitte» (2 Bde., Lpz. 1840;
neu bearbeitet von C. Fr.
Hermann, ebd. 1854, und von Herm.
Göll, 3 Bde., Berl.
1877‒78). Seine
Abhandlung«De comicis Romanorum fabulis» (Lpz. 1837) liefert einen schätzbaren Beitrag zur
Geschichte der dramat.
Poesie der
Römer,
[* 21] namentlich der Werke des Plautus. Sein Hauptwerk jedoch bildet das «Handbuch
der röm.
Altertümer»
(Teil 1
u. 2, Abteil. 1
u. 2, Lpz. 1843‒46), das von Marquardt und
Th. Mommsen fortgeführt
wurde.
Wilh.Gottlieb, Schriftsteller und Archäolog, geb. zu Oberkallenberg
in
Sachsen,
[* 22] studierte 1773‒76 in
Leipzig und wurde 1777
Lehrer am Philanthropin in
Dessau. Darauf bereiste er die
Schweiz,
[* 23]
Frankreich
und Oberitalien
[* 24] und kam 1782 als Professor an die Ritterakademie zu
Dresden, erhielt 1795 die Aussicht
über die Antikengalerie und das Münzkabinett daselbst, 1805 auch die über das
Grüne Gewölbe. Er starb Becker veröffentlichte
eine Reihe von Taschenbüchern, die, der belehrenden Unterhaltung gewidmet, ein großes Publikum fanden. Einen Ruf als Kunstschriftsteller
verschaffte ihm sein «Augusteum,
Dresdens antike
Denkmäler enthaltend» (2 Bde.,
Dresd. 1805‒9; 2. Aufl., Lpz. 1832‒37, mit 162 Kupfertafeln).
Auch gab er nach den im
Dresdener Münzkabinett vorhandenen Originalen «Zweihundert seltene Münzen
[* 25] des Mittelalters» (Lpz. 1813) heraus.
Herm.
von, deutscher Politiker, geb. zu Krefeld,
[* 26] etablierte sich daselbst als
Bankier und erwarb sich ein bedeutendes
Vermögen. Seit 1843 war er Mitglied der rhein. Landtage und nahm 1847 als
Vertreter von Krefeld am
Vereinigten
[* 27] Landtage teil; er war der Verfasser der
Adresse auf die
Thronrede vom 11. April. Im
Frühjahr 1848 in
Krefeld zum
Abgeordneten in die Deutsche Nationalversammlung gewählt, gehörte er in dieser zur
Fraktion des
rechten Centrums und übte auf diese durch seine
Beredsamkeit einen großen Einfluß. Am 9. Aug. trat er als Finanzminister in
das Reichsministerium.
Infolge der konservativen und vermittelnden
Richtung, die er in
Frankfurt an
[* 28] den
Tag legte, wurde Beckerath im September von
Friedrich
Wilhelm Ⅳ. berufen, um die
Bildung eines neuen
Kabinetts zu übernehmen. Das von Beckerath entworfene Programm,
welches eine weitgehende konstitutionelle Politik und eine
Konzession an den
Antrag der Nationalversammlung wegen eines
Erlasses
an die
Armee forderte, fand jedoch nicht den Beifall des Königs. Beckerath begab sich demnach nach
Frankfurt zurück.
Beckerath (Moritz von)
* 31 Seite 52.617.
Mit den übrigen
Reichsministern nahm er, als das Parlament durch Verwerfung des Waffenstillstandes von
Malmö
[* 29] den
Bruch mit
Preußen
[* 30] vollzog, 5. Sept. seine Entlassung, trat aber mit seinen
Kollegen wieder in das Ministerium ein, nachdem
das Parlament 16. Sept. den Malmöer Waffenstillstand ratifiziert hatte. Im April 1849 beteiligte er sich an der Kaiserdeputation
nach
Berlin, nachdem er schon vorher persönlich auf den König, der ihm großes Vertrauen schenkte, einzuwirken
versucht hatte. Da
¶
mehr
er in der Ansicht über das weitere Verhalten der Nationalversammlung von seinen polit. Freunden abwich, legte er Anfang Mai 1849 sein
Mandat als Abgeordneter nieder und trat aus dem Reichsministerium. Für Preußens
[* 32] Unionspolitik trat er sowohl im Erfurter Parlament
wie in der preuß. Zweiten Kammer seit 1849 ein. 1852 legte Beckerath sein Mandat für die Kammer nieder, in der
er erst 1859 wieder auf kurze Zeit erschien; 1862 trat er noch einmal auf dem Handelstage in München
[* 33] für Preußen ein. Er
starb zu Krefeld. –
Vgl. Kopstadt, Hermann von Beckerath (Braunschw. 1875).