Cinellen,türkische Teller (ital. piatti), das vorzüglich bei der
Janitscharen- oder türk.
Musik gebräuchliche
Schlaginstrument aus zwei runden Scheiben oder Tellern von Metall
(Komposition) mit einer halbrunden, beckenartigen Vertiefung
in der Mitte. An der Außenseite der Scheiben ist je ein Griff von Leder befestigt, vermittelst dessen sie mit den
Händen gehalten und streifend aneinandergeschlagen werden. Die Becken geben einen hellen schwirrenden
Klang von unbestimmter Tonhöhe
und dienen nebst der großen
Trommel zur schärfern Markierung des Rhythmus.
Die Notierung für das Becken geschieht auf einer beliebigen Linie des Notensystems oder bloß auf einer einzigen
Linie, mit Vorsetzung eines
Violin- oder
Baßschlüssels. Ursprünglich nur bei Militärmusik verwendet,
sind die Becken nebst den übrigen
Schlaginstrumenten nach und nach auch in die
Konzert- und Theaterorchester gekommen und können
hier, bei nicht mißbräuchlicher Verwendung, in
Stücken glänzenden und festlichen Charakters von bedeutender Wirkung sein,
wie z. B. in
Glucks «Iphigenie in
Tauris» im Skythenchor des ersten
Akts. Einen unheimlich gellenden
Klang
geben sie beim
Schlage mit einem Klöppel (z. B. in
WagnersTannhäuser-Ouverture); in Kennzeichnung des Entsetzens übertrifft
sie nur das
Tamtam (s. d.).
der im Rumpf gelegene
Abschnitt der hintern Extremitäten der Wirbeltiere. Er setzt sich zusammen aus
jederseitigem
Darm-, Sitz- und Schambein: auch ein
Abschnitt der Wirbelsäule (Kreuzbein) kann an seiner
Bildung teilnehmen.
Albert,
Komponist, geb. zu
Quedlinburg,
[* 2] studierte in
Berlin
[* 3] bei Haupt und Dehn Kontrapunkt. 1855 schrieb
er seine erste
Sinfonie, später eine zweite, die 1861 bei der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien
[* 4] den
ersten Preis errang. 1875‒76 komponierte Becker eine dritte
Sinfonie und seine große B-moll-Messe, die 1879 vom Riedelschen
Verein in
Leipzig
[* 5] aufgeführt wurde. 1881 wurde er Professor, 1889 Direktor des königl. Domchors.
Von ihm erschienen mehrere Hefte Lieder für eine Singstimme, mehrere Psalmen (darunter
Psalm 23. hervorragend),
Motetten,
Kammermusik, Orgelstücke und Fugen, Kantaten für
Solo,
Chor und Orchester
(«MüllersLust und
Leid»),
eine Reformationskantate
u. a. Oft aufgeführt wird sein 1891 erschienenes Oratorium «Selig
aus
Gnaden». B.s Bedeutung liegt im Gebiet der Kirchenmusik, des kirchlichen a capella-Stils.
August, Landschaftsmaler, geb. zuDarmstadt,
[* 6] besuchte das Polytechnikum daselbst
und trat 1837 in das
Atelier des Hoftheatermalers Schilbach
in
Darmstadt. Nach mehrern Studienreisen durch das bayr. Hochland,
die
Schweiz
[* 7] und
Norwegen
[* 8] siedelte Becker 1852 nach
Düsseldorf
[* 9] über, wo er sich mit
AugustLeu aus Königsberg
[* 10] zu längern Studienfahrten
in
Norwegen sowie in den
Tiroler und
SchweizerAlpen
[* 11] verband. 1864‒69 hielt sich Becker als Gast der Königin
von England in Balmoral
auf und hielt die Eindrücke der schott. Gebirgsnatur in zwei
Cyklen von Landschaft fest, welche sich
im
Besitz der engl. Königsfamilie und des Königs
Karl vonRumänien
[* 12] befinden.
Hierauf folgte ein Aufenthalt des Künstlers am Hohenzollernschen
Hofe in der
Rauhen Alb, eine Studienreise
in der östl.
Schweiz und 1876 mit dem
GrafenAndrássy eine Expedition durch die Karpaten und das Tatragebirge. Von seinen
Gemälden besitzt die
Galerie in Hannover:
[* 13] ein Mitternachtsbild aus dem Norden
[* 14] (1847), die
Jungfrau im
Berner Oberlande (1853),
den
Hardangerfjord inNorwegen (1854);
Aug., Schriftsteller, geb. zu Klingenmünster in der Rheinpfalz, studierte
1847‒50 zu
München
[* 15]
Philosophie und Geschichte und trat in die Litteratur mit der Preisnovelle «Die
Pestjungfrau» und einem volkstümlichen lyrischen Epos «Jung-Friedel,
der Spielmann» (Stuttg. 1854) ein, das
Bilder aus dem 16. Jahrh. mit eingestreuten lyrischen
Stücken enthält und günstige
Aufnahme als Gegenstück zu Redwitz' «Amaranth» fand. Seit 1855 Mitarbeiter
der
«Allgemeinen Zeitung», leitete er 1859‒64 die «Isar-Zeitung»
großdeutsch-liberal und ging dann zur
Belletristik über. Sein
Roman «Verfehmt» (4 Bde.,
Berl. 1868) zog Becker
Angriffe zu,
weil er in ihm Persönlichkeiten des bayr.
Hofs geschildert haben sollte.
Seit Jan. 1868 lebte er in Eisenach,
[* 16] wo er starb. Von seinen zum
Teil kulturhistor.
Romanen und Novellen sind u. a.
zu nennen: «Des
RabbiVermächtnis» (6 Bde., Berl.
1866‒67; neue Aufl., Lpz. 1884),
«Die graue Jette» (ebd. 1890). Becker schrieb technisch gewandt
und spannend, ohne Effekthascherei. Die neuern
Romane spielen in Norddeutschland, «Die graue Jette»
und seine letzten beiden Erzählungen «Vor hundert Jahren» (Stuttg.
1891) in der Rheinpfalz.
Christiane Luise
Amalie, Schauspielerin, geb. zu
Crossen
[* 19] als Tochter des Schauspielers Joh.
Christian
Neumann, trat zuerst 1787 in
Weimar
[* 20] auf. Durch Corona
[* 21]
Schröter ausgebildet, war sie mit 15 Jahren erste Liebhaberin. 1793 heiratete
sie den Schauspieler Heinr. Becker, eigentlich von
Blumenthal, starb aber schon zu
Weimar. Sie war wegen ihrer Natürlichkeit
und poet. Art beliebt und bewundert, namentlich von
Goethe (Elegie «Euphrosyne»),
auch von
Schiller und
Wieland. Vortreffliches
leistete sie als Emilia Galotti, Minna von Barnhelm, Marianne
(«Geschwister»),