Cinellen, türkische Teller (ital. piatti), das vorzüglich bei der Janitscharen- oder türk. Musik gebräuchliche
Schlaginstrument aus zwei runden Scheiben oder Tellern von Metall (Komposition) mit einer halbrunden, beckenartigen Vertiefung
in der Mitte. An der Außenseite der Scheiben ist je ein Griff von Leder befestigt, vermittelst dessen sie mit den
Händen gehalten und streifend aneinandergeschlagen werden. Die Becken geben einen hellen schwirrenden Klang von unbestimmter Tonhöhe
und dienen nebst der großen Trommel zur schärfern Markierung des Rhythmus.
Die Notierung für das Becken geschieht auf einer beliebigen Linie des Notensystems oder bloß auf einer einzigen
Linie, mit Vorsetzung eines Violin- oder Baßschlüssels. Ursprünglich nur bei Militärmusik verwendet,
sind die Becken nebst den übrigen Schlaginstrumenten nach und nach auch in die Konzert- und Theaterorchester gekommen und können
hier, bei nicht mißbräuchlicher Verwendung, in Stücken glänzenden und festlichen Charakters von bedeutender Wirkung sein,
wie z. B. in Glucks «Iphigenie in Tauris» im Skythenchor des ersten Akts. Einen unheimlich gellenden Klang
geben sie beim Schlage mit einem Klöppel (z. B. in Wagners Tannhäuser-Ouverture); in Kennzeichnung des Entsetzens übertrifft
sie nur das Tamtam (s. d.).
der im Rumpf gelegene Abschnitt der hintern Extremitäten der Wirbeltiere. Er setzt sich zusammen aus
jederseitigem Darm-, Sitz- und Schambein: auch ein Abschnitt der Wirbelsäule (Kreuzbein) kann an seiner
Bildung teilnehmen.
Bei Beuteltieren und Monotremen kommen noch die Beutelknochen (s. d.) hinzu.
Albert, Komponist, geb. 13. Juni 1834 zu Quedlinburg, studierte in Berlin bei Haupt und Dehn Kontrapunkt. 1855 schrieb
er seine erste Sinfonie, später eine zweite, die 1861 bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien den
ersten Preis errang. 1875‒76 komponierte Becker eine dritte Sinfonie und seine große B-moll-Messe, die 1879 vom Riedelschen
Verein in Leipzig aufgeführt wurde. 1881 wurde er Professor, 1889 Direktor des königl. Domchors.
Von ihm erschienen mehrere Hefte Lieder für eine Singstimme, mehrere Psalmen (darunter Psalm 23. hervorragend),
Motetten, Kammermusik, Orgelstücke und Fugen, Kantaten für Solo, Chor und Orchester («Müllers Lust und Leid»),
eine Reformationskantate
u. a. Oft aufgeführt wird sein 1891 erschienenes Oratorium «Selig
aus Gnaden». B.s Bedeutung liegt im Gebiet der Kirchenmusik, des kirchlichen a capella-Stils.
Alexander, Kupferstecher, geb. 21. Dez. 1828 in Berlin, bildete sich auf der dortigen Akademie anfangs als Maler,
dann als Stecher aus. So hat er u. a. Die letzten Augenblicke Julius Cäsars, von Piloty, gestochen. Außer Stichen in Linienmanier
hat er auch Schabkunstblätter geschaffen. – Sein Bruder, Karl Becker, geb. 31. Aug. 1827 in Berlin, gest. daselbst 26. April 1891,
Schüler Mandels, verfolgte dieselbe Richtung. Er stach u. a.: Christus auf dem Meere, nach R. Richter; Christus auf dem Wege nach
Emmaus, nach Plockhorst; das Heil. Abendmahl, nach Leonardo da Vinci.
August, Landschaftsmaler, geb. 27. Jan. 1821 zu Darmstadt, besuchte das Polytechnikum daselbst
und trat 1837 in das Atelier des Hoftheatermalers Schilbach
in Darmstadt. Nach mehrern Studienreisen durch das bayr. Hochland,
die Schweiz und Norwegen siedelte Becker 1852 nach Düsseldorf über, wo er sich mit August Leu aus Königsberg zu längern Studienfahrten
in Norwegen sowie in den Tiroler und Schweizer Alpen verband. 1864‒69 hielt sich Becker als Gast der Königin
von England in Balmoral auf und hielt die Eindrücke der schott. Gebirgsnatur in zwei Cyklen von Landschaft fest, welche sich
im Besitz der engl. Königsfamilie und des Königs Karl von Rumänien befinden.
Hierauf folgte ein Aufenthalt des Künstlers am Hohenzollernschen Hofe in der Rauhen Alb, eine Studienreise
in der östl. Schweiz und 1876 mit dem Grafen Andrássy eine Expedition durch die Karpaten und das Tatragebirge. Von seinen
Gemälden besitzt die Galerie in Hannover: ein Mitternachtsbild aus dem Norden (1847), die Jungfrau im Berner Oberlande (1853),
den Hardangerfjord in Norwegen (1854);
die Galerie in Darmstadt: Norwegisches Hochgebirge (1863).
Becker starb 19. Dez. 1887 in
Düsseldorf. ^[]
Aug., Schriftsteller, geb. 27. April 1828 zu Klingenmünster in der Rheinpfalz, studierte
1847‒50 zu München Philosophie und Geschichte und trat in die Litteratur mit der Preisnovelle «Die
Pestjungfrau» und einem volkstümlichen lyrischen Epos «Jung-Friedel,
der Spielmann» (Stuttg. 1854) ein, das Bilder aus dem 16. Jahrh. mit eingestreuten lyrischen Stücken enthält und günstige
Aufnahme als Gegenstück zu Redwitz' «Amaranth» fand. Seit 1855 Mitarbeiter
der «Allgemeinen Zeitung», leitete er 1859‒64 die «Isar-Zeitung»
großdeutsch-liberal und ging dann zur Belletristik über. Sein Roman «Verfehmt» (4 Bde.,
Berl. 1868) zog Becker Angriffe zu, weil er in ihm Persönlichkeiten des bayr. Hofs geschildert haben sollte.
Seit Jan. 1868 lebte er in Eisenach, wo er 23. März 1891 starb. Von seinen zum Teil kulturhistor. Romanen und Novellen sind u. a.
zu nennen: «Des Rabbi Vermächtnis» (6 Bde., Berl.
1866‒67; neue Aufl., Lpz. 1884),
«Hedwig» (2 Bde.,
Berl. 1868),
«Der Nixenfischer» (2 Bde.,
ebd. 1871),
«Das Turmkätherlein» (4 Bde.,
Lpz. 1872),
«Meine Schwester» (4 Bde., Wism. 1876),
worin das Treiben der Lola Montez und die 1848er Bewegung in Bayern dargestellt
ist, «Maler Schönbart» (3. Aufl., Cassel 1878),
«Auf Waldwegen» und «Das alte
Bild» (Stuttg. 1881),
«Mignons Eiertanz» (Lpz. 1882),
«Eine Stimme» (3 Bde., 3. Aufl.,
Dresd. 1888),
«Die Nonnensusel» (3 Bde.,
Jena 1886),
«Der Küster von Horst» (2 Bde.,
ebd. 1889),
«Die graue Jette» (ebd. 1890). Becker schrieb technisch gewandt
und spannend, ohne Effekthascherei. Die neuern Romane spielen in Norddeutschland, «Die graue Jette»
und seine letzten beiden Erzählungen «Vor hundert Jahren» (Stuttg.
1891) in der Rheinpfalz.
Christiane Luise Amalie, Schauspielerin, geb. 15. Dez. 1778 zu Crossen als Tochter des Schauspielers Joh. Christian
Neumann, trat zuerst 1787 in Weimar auf. Durch Corona Schröter ausgebildet, war sie mit 15 Jahren erste Liebhaberin. 1793 heiratete
sie den Schauspieler Heinr. Becker, eigentlich von Blumenthal, starb aber schon 22. Sept. 1797 zu Weimar. Sie war wegen ihrer Natürlichkeit
und poet. Art beliebt und bewundert, namentlich von Goethe (Elegie «Euphrosyne»),
auch von Schiller und Wieland. Vortreffliches
leistete sie als Emilia Galotti, Minna von Barnhelm, Marianne («Geschwister»),
Amalie, Klärchen, Ophelia.