Bernhard von
Meiningen
[* 2] in den
Stand, 1829‒30 in
Leipzig
[* 3] und
München
[* 4]
Philosophie, Litteratur und Geschichte zu studieren und
ernannte ihn 1831 zum Kabinettsbibliothekar und zweiten Bibliothekar der herzogl. öffentlichen
Bibliothek zu
Meiningen. 1832 gründete Bechstein den Altertumsforschenden
Verein für
Henneberg. Seit 1833 erster Bibliothekar, starb
er zuMeiningen. Seine epischen
Dichtungen behandeln in schlichter Klarheit, aber ohne Schwung
und ohne romantische Stimmung sagenhafte
Stoffe, so «Die Haimonskinder» (Lpz. 1830),
«Faustus» (ebd. 1833) und das nachgelassene Epos
«Thüringens Königshaus» (ebd. 1865). Am bekanntesten
von B.s zahlreichen, meist histor.
Romanen und Novellen wurden die «Fahrten eines Musikanten»
(3 Bde., Schleus. 1836‒37; 2. Aufl., 2 Bde.,
Frankf. 1854).
Größeres Verdienst erwarb sich Bechstein durch seine verbreiteten Sagen- und Märchensammlungen, darunter «Der
Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes» (4 Bde.,
Meining. 1835‒38),
«Thüring. Sagenbuch» (2 Bde., ebd. 1858). Die Liebe
zur thüring.
Heimat, die sich auch in seinen «Wanderungen durch
Thüringen» (Lpz. 1838) verrät, veranlaßte Bechstein zu antiquarischen
und histor. Forschungen, deren Wert allerdings nicht groß ist; darunter die Prachtausgabe
Ottos von
Botenlauben (ebd. 1845).
–
Vgl. R. Bechstein,L. in seinem wissenschaftlichen Wirken
(Meining. 1882).
Reinhold,Germanist, Sohn des vorigen, geb. in
Meiningen, studierte in
Leipzig,
München,
Jena
[* 6] und
Berlin,
[* 7] war 1858 ‒59 am
Archiv des
Germanischen Museums beschäftigt, wurde 1866 Privatdocent in
Jena, 1869 außerord. Professor
ebenda, 1871 ord. Professor der deutschen und roman.Philologie zu Rostock,
[* 8] wo er starb. Er
gab heraus: «Heinrich und Kunegunde» von Ebernand von
Erfurt
[* 9] (Quedlinb. 1861),
Ulrich
von Liechtensteins «Frauendienst» (2 Bde.,
ebd. 1888) u. a. und schrieb über das von seinem
Vater herausgegebene
«Spiel von den zehn
Jungfrauen»
(Jena 1866 und
Rost. 1872),
«Tristan und Isolt in deutschen
Dichtungen der Neuzeit» (Lpz. 1876) u. s. w.
Berchtoldstag oder das Bechtle, in Gegenden mit alamann.
Bevölkerung,
[* 12] namentlich im Elsaß und in der
Schweiz,
[* 13] ein noch jetzt gefeierter
Tag im Jahre. Er fällt in den verschiedenen Gegenden bald früher,
bald später nach Beginn des Jahres. In einzelnen
Gauen ist das Fest nur noch Kinderfest. Vielleicht ist auch dieses Fest,
an dem Gaben gesammelt und an ärmere Leute vergeben werden, eine
Erinnerung an das altdeutsche Opferfest im Januar.
Fraglich ist,
ob der Bechtel(is)tag etwas mit der Göttin
Berchta (s. d.) zu thun hat, wenn auch diese im alamann. Gebiete verehrt
wurde.
Bernhard Oktav von, hervorragender
Chirurg, geb. zu Freiburg
[* 14] i. Br., studierte in
Freiburg
und
Heidelberg
[* 15] und habilitierte sich 1844 als
Docent an der Freiburger Hochschule. Die Revolution von 1848 und
deren kriegerische Folgen gaben seinem ganzen Leben eine andere
Richtung. Nach dem Beck die Feldzüge in
Italien,
[* 16] Holstein und
Baden
[* 17] mitgemacht
hatte, wirkte er zunächst als Hospital- und Truppenarzt in der
Bundesfestung Rastatt,
[* 18] später in Freiburg
i. Br.,
unausgesetzt zugleich mit wissenschaftlichenArbeiten und mit Bemühungen um Verbesserung des Militär-Sanitätswesens
beschäftigt. In letzterer
Beziehung setzte er besonders das «Blessiertenträger-Institut» durch
sowie eine durchaus seinen
Anschauungen entsprechende «Sanitäts-Compagnie».
Auch gründete er eine besondere Sanitätsschule für das niedere
Personal und faßte einen Leitfaden zum Unterrichte desselben
ab. Bei
Ausbruch des
Krieges von 1866 wurde Beck zum Leiter des chirurg. Sanitätsdienstes
bei der bad. Division ernannt. Während des
Deutsch-FranzösischenKrieges von 1870 und 1871 bethätigte er sich mit ausgezeichnetem
Erfolge als Feldlazarettdirektor und konsultierender
Chirurg bei der bad. Division, bei der er auch nach Zuteilung dieser
Division zu dem Werderschen Korps verblieb.
Nach
Abschluß der Militärkonvention zwischen
Baden und
Preußen
[* 19] wurde er zum
Generalarzt des neugebildeten 14.
Armeekorps
in
Karlsruhe
[* 20] ernannt. Nachdem ihm 1884 der erbliche Adelstand verliehen worden war, nahm er 1888 seinen
Abschied und zog sich
nach Freiburg
i. Br. zurück, wo er starb. Unter seinen zahlreichen wissenschaftlichen
Arbeiten sind außer einer Reihe von
Aufsätzen über Schädelverletzungen insbesondere zu nennen: «Kriegschirurg.
Erfahrungen, während des Feldzugs 1866 in Süddeutschland gesammelt» (Freiburg
1867);
«Chirurgie der Schußverletzungen. Militärärztliche
Erfahrungen auf dem
Kriegsschauplatze des von Werderschen Korps gesammelt» (ebd. 1872);
«Über die Wirkung moderner Gewehrprojektile,
insbesondere der Lorenzschen verschmolzenen
Panzergeschosse, auf den tierischen Körper» (Lpz. 1885).
ChristianDaniel, Litterarhistoriker und
Philolog, geb. zu
Leipzig, wo er seit 1775 studierte und 1779 sich
habilitierte, 1782 außerord. und 1785 ord. Professor der griech. und lat.
Sprache
[* 21] wurde. Die von ihm 1785 gestiftete Philologische Gesellschaft wurde 1809 zu einem Philologischen Seminar erhoben,
das er bis zu seinem
Tode, leitete. Außerdem hatte er noch die
Verwaltung der Universitätsbibliothek,
seit 1790 das Direktorat des Taubstummeninstituts und andere
Ämter zu versehen.
die «Acta seminarii philologici Lipsiensis» (2 Bde.,
Lpz. 1811‒13) und «Commentationes societatis philologicae
Lipsiensis» (5 Bde.,
Hof
[* 22] 1801‒5),
«Anleitung zur Kenntnis der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte» (4
Bde., ebd. 1787‒1807),
«Grundriß der
Archäologie, oder Anleitung zur Kenntnis der Geschichte der alten Kunst», Abteil. 1 (Lpz.
1816),
«Commentarii historici decretorum religionis christianae et
formulae Lutheranae» (ebd. 1801).
Von 1789 an redigierte er die
«Neuen gelehrten
LeipzigerAnzeigen», die 1819 zum
«Allgemeinen
Repertorium der neuesten in- und ausländischen Litteratur» umgestaltet wurden. –
Friedrich,
Freiherr von, Feldzeugmeister und
Chef des Generalstabes der österr.-ungar.
Armee, geb. zu
Freiburg
i. Br., trat 1846 als
Kadett in die
Armee, diente als
Lieutenant und Oberlieutenant bei der Infanterie, den
¶
mehr
Pio-609 nieren und dem ehemaligen Generalquartiermeisterstabe und nahm auch 1848 und 1849 an den Gefechten in Ungarn
[* 24] sowie
an der Erstürmung von Brescia teil. 1854 zum Hauptmann ernannt, war er 1859 Generalstabschef der Division Reischach, zeichnete
sich als solcher 1859 in Italien besonders in den Gefechten bei Candia und in der Schlacht bei Magenta aus,
wo er schwer verwundet wurde, und war 1860–61 als Protokollführer der Militärkommission beim DeutschenBunde thätig. 1861 avancierte
Beck zum Major und war bis 1864 Flügeladjutant des Feldmarschalls Freiherrn von Heß; dann bis 1867 Major, Oberstlieutenant und
Oberst bei der Generaladjutantur des Kaisers, von dem er in dem Feldzuge von 1866 und später bei der
Occupation von Bosnien
[* 25] (1878) mehrmals in Specialmissionen nach dem Kriegsschauplatze entsendet wurde, was ihn zuerst in weitern
Kreisen bekannt machte. 1867 zum Vorstande der Militärkanzlei, 1874 zum Generaladjutant des Kaisers und auch zum Geheimrat
ernannt, avancierte Beck 1878 zum Feldmarschalllieutenant und wurde in den Freiherrenstand erhoben. 1881 wurde
er zum Chef des Generalstabes, 1882 zum Oberstinhaber des Infanterieregiments Nr. 47 und 1888 zum
Feldzeugmeister ernannt, 1885 auch in das Herrenhaus des Reichsrates berufen. 1867 nahm in hervorragender Weise an den Beratungen
über die Neuorganisation der königl. ungar. Honvedarmee teil. 1893 erhielt
er den preuß. SchwarzenAdlerorden.
Heinr., Schauspieler, geb. 1760 in Gotha,
[* 26] ging 1777 zur dortigen Bühne, die unter Ekhofs Leitung stand. Nach
dessen Tode siedelte er mit den meisten Gothaer Künstlern ans Mannheimer Nationaltheater über. Seine Freundschaft mit Beil
und Iffland förderte die Leistungen der gediegenen Schauspielgesellschaft ungemein. Während sich Schiller
in Mannheim
[* 27] aufhielt, trat Beck zu ihm in ein freundschaftliches Verhältnis. Als Iffland 1796 Mannheim verließ, wurde Beck von
seinen Kunstgenossen zum Nachfolger erwählt. Der Kurfürst von Bayern
[* 28] berief ihn 1800 als Regisseur nach München, wo er starb.
Beck spielte Helden, Liebhaber und Bonvivants. Von seinen Dramen erhielten sich die Lustspiele «Die Schachmaschine»
(Berl. 1798),
«Die Quälgeister» (Frankf. 1802) und «Das
Kamäleon» (Frankf. 1803) am längsten. – B.s erste Gattin war Karoline geborene Ziegler, eine hochbegabte, namentlich
von Schiller bewunderte Schauspielerin, geb. zu Mannheim, gest. daselbst.
Joh. Nepomuk, Baritonist, geb. zu Pest, besuchte das Piaristengymnasium seiner Vaterstadt und debütierte 1846 als
Opernsänger mit Erfolg auf dem DeutschenTheater
[* 29] zu Pest. Nachdem er zu Wien seine künstlerische Ausbildung vollendet hatte,
folgte er einem Rufe nach Hamburg,
[* 30] ging 1848 nach Bremen
[* 31] und war hierauf nacheinander in Köln,
[* 32] Mainz,
[* 33] Würzburg,
[* 34] Wiesbaden
[* 35] und seit 1851 in Frankfurt
[* 36] engagiert. 1853 wurde Beck erster Bariton an der kaiserl. Oper in Wien, 1862 Kammersänger; 1885 trat
er in den Ruhestand. Beck besaß eine wunderbar schöne, gewaltige und biegsame Stimme und ein außerordentliches Talent für
die Darstellung leidenschaftlicher Partien.
Joh. Tobias, evang. Theolog, geb. zu Balingen in Württemberg,
[* 37] studierte seit 1822 in
Tübingen,
[* 38] wurde 1827 Pfarrer zu Waldthann bei Creilsheim, 1829 Stadtpfarrer zu Mergentheim,
[* 39]
1836 außerord. Professor
in Basel,
[* 40] 1843 ord. Professor in Tübingen, wo er starb. Gegenüber der kritisch-spekulativen Schule Baurs (s. d.) begründete
Beck eine eigene, oft als specifisch württembergisch bezeichnete, realistisch biblische und theosophische Richtung; auf kirchlich-praktischem
Gebiete ist seine Geringschätzung aller kirchlichen Anstalten und des Missionswesens charakteristisch.
Unter seinen Schriften sind die bedeutendsten: «Einleitung in das System der christl. Lehre»
[* 41] (Stuttg. 1838; 2. Aufl. 1870),
«Die christl. Lehrwissenschaft nach den biblischen
Urkunden» (Tl. 1, ebd. 1841;. 2. Aufl. 1875),
«Umriß der biblischen Seelenlehre» (ebd. 1843; 3. Aufl. 1872),
«Gedanken aus und
nach der Schrift» (Frankf. 1859; 3. Aufl., Heilbr. 1876; Neue Folge, ebd. 1878),
«Leitfaden der christl. Glaubenslehre» (Stuttg.
1862; 2. Aufl. 1869),
«Die christl. Liebeslehre» (Fortsetzung des
vorigen; 2 Abteil., ebd. 1872 u. 1874); seine «Christl. Reden» sind gesammelt (6 Bde.,
ebd. 1833–70) erschienen. Aus seinem Nachlaß erschienen: «Erklärung der zwei Briefe Pauli an Timotheus» (Gütersloh 1879),
Karl, Dichter, geb. in der ungar.
Stadt Baja als Sohn jüd. Eltern, aber der reform. Kirche angehörig, siedelte mit ihnen nach Pest über und studierte in WienMedizin. 1833 verließ er krankheitshalber die Universität, um sich dem Geschäft seines Vaters zu widmen, gab sehr bald diesen
Planauf und setzte die Studien in Leipzig fort. 1841 ging er nach Pest, 1843 nach Wien, wo er in innigen Verkehr
mit Lenau trat, 1844 nach Berlin, nach Ausbruch der Bewegung von 1848 wieder nach Wien und nahm hier, nach mehrjährigem Wanderleben,
bleibenden Aufenthalt als Feuilletonredacteur des ministeriellen «Lloyd».
Er starb zu Währing bei Wien. B.s erstem, mit vielem Beifall aufgenommenen Werke «Nächte.
Gepanzerte Lieder» (Lpz. 1838) folgten «Der
fahrende Poet» (ebd. 1838),
Erzählung in Versen, «Still und bewegt, zweite Sammlung der Gedichte» (Berl.
1870). B.s Gedichte spiegeln die leidenschaftliche Erregbarkeit seiner Landsleute und die eigentümliche
Natur seiner Heimat in klangreichen formvollendeten Versen und lebensvollen, oft jedoch überladenen Bildern wieder. Namentlich
in «Janko» tritt sein dichterisches Talent glänzend hervor.