sein Vertrauen zog und ihm Kredit und
Geld gewährte. Unter dem Vorwande, seine Schwester an ihrem ungetreuen Liebhaber
Clavijo
(s. d.) zu rächen, ging Beaumarchais mit großen Geschäftsplänen und
polit.
Anschlägen nach Madrid
[* 2] (1704); diese schlugen fehl, doch gelang es ihm,
Clavijo empfindlich zu züchtigen. Diese
Episode
hat Beaumarchais 10 Jahre später mit dichterischer Ausschmückung in seiner vierten
Denkschrift in Sachen Goezmanns
dargestellt («Fragment sur mon voyage en Espagne»).
Durch die Heirat mit der reichen
Witwe Levesque, die er bald durch den
Tod verlor (1770),
verbesserte er seine Vermögensverhältnisse.
Kurz vorher trat er, mitten unter Finanzspekulationen, mit dem Schauspiel «Eugénie»
(1767) hervor, das eine Novelle
GilBlas' zu einem häuslichen Rührstück in der
Manier Diderots verarbeitet.
Der Erfolg war unbedeutend, aber größer als der des folgenden
Dramas «Les deux amis» (1770). Zugleich regelte Beaumarchais seine
Beziehungen zu
Duverney, der ein Guthaben Beaumarchais' von 15000
Livres anerkannte.
Duverney starb 2
Monate später
(Juli 1770), sein
ErbeGraf La Blache bestritt die Forderung Beaumarchais'. Es kam zur Klage; Beaumarchais gewann in erster Instanz,
in zweiter (beim Parlament Maupeou) verlor er. Aufgebracht, verschwieg er nicht, daß er, um
Gehör
[* 3] bei dem Prozeßreferenten
Rat Goezmann zu erlangen, dessen Frau 100 Louisdor, eine
Uhr
[* 4] mitBrillanten und 15 Goldstücke für den
Schreiber hatte überreichen lassen.
Als das
Urteil ungünstig auffiel, hatte Beaumarchais alles, nur nicht die 15 Goldstücke, zurückerhalten. Goezmann sah
sich gezwungen, gegen Beaumarchais wegen
Verleumdung und Bestechungsversuch Klage zu erheben; seine Frau leugnete, etwas von den 15 Louis
zu wissen. Aber Beaumarchais gewann mit einem
Schlage die Öffentlichkeit, indem er die
Abneigung gegen das Parlament
Maupeou ausbeutete, sich in vier
Denkschriften («Mémoires», 1774; neue Ausg.
von Ste.-Beuve 1878; dazu später
«Suite de Mémoires» 1778; neu hg. 5 Bde., 1867;
von Ste.-Beuve 1873) glänzend verteidigte und mit Witz und Laune die
Schliche und Unlauterkeiten seiner
Gegner und zugleich als
Anwalt der Nation die Verkommenheit der Rechtspflege aufdeckte (vgl. de Royer, Étude sur
les mémoires de Beaumarchais, Par. 1872; Barberot, Beaumarchais avocat, Dijon
[* 5] 1886).
Beaumarchais wurde allerdings zur
Blâme (s. d.) verurteilt, aber
vor der öffentlichen Meinung hatte er den Prozeß gewonnen, von der
Menge, von den
Aristokraten, von Prinz Conti wurde er als Wohlthäter des Vaterlandes gefeiert.
Ludwig ⅩⅤ. und sein Nachfolger verwendeten ihn als geheimen
Agenten in
London
[* 6] und in
Wien.
[* 7] Hier suchte er Maria
Theresia zur
Unterdrückung einer gegen Marie Antoinette gerichteten Schmähschrift zu bestimmen; doch schickte ihn
Kaunitz bald heim,
und nun entwickelte Beaumarchais seine fruchtbarste und gewinnbringendste Thätigkeit als
Reeder und
Kaufmann, indem
er, heimlich von der franz. Regierung unterstützt, den aufständischen Nordamerikanern Kriegsbedürfnisse
zuführte.
Inmitten dieser
Geschäfte brachte das
Théâtre français Beaumarchais' «Le
[* 8]
Barbier de Séville» (Febr. 1775), der, schon 1772 angenommen
und ursprünglich
Spieloper gewesen, nun als
Lustspiel durch seine natürliche Heiterkeit einen großen
Erfolg davontrug. 1776 wurde das wider Beaumarchais im Prozeß Goezmann ergangene
Urteil aufgehoben; auch gewann er (Juli 1778) seinen
vor das Parlament von
Aix zur Revision gewiesenen Prozeß gegen La Blache. Dagegen wurde die gleichzeitig begonnene, in
Kehl
gedruckte
Voltaire-Ausgabe, großartig angelegt, aber verfehlt in der Ausführung,
ein Mißerfolg, der
ihm fast eine Million kostete.
Der größte
Triumph seines Lebens, die Aufführung von «Le mariage de Figaro»,
konnte ihn entschädigen.
Sieben Jahre hatte der Kampf gegen König und
Behörden gewährt, bis er das
Stück auf die
Bühne
bringen durfte. Es war mehr als ein von
Geist, Witz und Leben übersprudelndes lustiges
Spiel, es war ein
polit. Gelegenheitsstück, das durch seine eigenen Gestalten und
Situationen schon wirkte, aber in dein zugleich der
Plebejer
Figaro sich lustig machen durfte über alle
Mißbräuche der Günstlingswirtschaft, über die geistige Bedrückung, die Willkürherrschaft
in
Amt und Gericht des
«Ancien régime».
Mit dem Welterfolg des «Figaro» war Beaumarchais auf
den Gipfel seines
Glücks gelangt. Die
Oper«Tarare», zu der Salieri die
Musik komponierte, wurde mit allen Künsten der Reklame
auf die
Bühne gebracht (Juni 1785), machte aber nur vorübergehend Aufsehen; in seinen
Denkschriften gegen Kornmann (1787),
die er für dessen treulose Gattin schrieb, zog er gegen Bergasse den kürzern. Nach
Ausbruch der Revolution
kam er durch seinen Reichtum und palastartigen Wohnsitz am Boulevard St.
Antoine (jetzt Beaumarchais) vielfach in Gefahr und Ungelegenheiten.
In seiner 1792 gespielten rührseligen Fortsetzung des «Figaro»,
«La Mère coupable», ist der Inhaber dieses
Namens ein witzloser
Moralist geworden. Beaumarchais hoffte damals ein
glänzendes
Geschäft mit der Regierung durch einen Flintenankauf in
Holland zu machen, aber man traute ihm nicht recht, und
er geriet von einer Schwierigkeit in die andere, wurde unter der Beschuldigung, die Republik übervorteilt zu haben, verhaftet,
entfloh nach
London und kehrte zurück, um sich in «Mémoires, ou mes
six époques» (1793) zu rechtfertigen.
Man zog die
Anklage zurück, bald aber mußte er wieder fliehen, kam nach
Hamburg
[* 9] und lebte in größter Dürftigkeit, bis
er 1796 zurückkehren durfte.
In den letzten Lebensjahren fast ganz taub, starb er zu
Paris.
[* 10] Beaumarchais' Werke
gaben Gudin de la Brenellerie (7 Bde., Par.
1809), Moland (1874), Fournier (1876) heraus, die drei Figarostücke
als «Œuvres choisies»
David (1884),
sein
«Théâtre» Ste.-Beuve (1866) und d'Heylli und Marescot (4 Bde.,
ebd. 1869–75),
eine
«Bibliographie des œuvres de Beaumarchais» Cordier (1883). Von Verdeutschungen
der
«Hochzeit des Figaro» (s.
Mozart) sei nur die von Dingelstedt (1865) genannt. –
Vgl. Loménie, et
son temps (3. Aufl., Par. 1873);
Huot, en Allemagne (ebd. 1869);
Bettelheim, Beaumarchais (Frankf. 1886);
Bonnefon, Beaumarchais
(mit
Briefen und Dokumenten, Par. 1887);
Lintilhac, et ses œuvres (ebd. 1888);
Gudin de la Brenellerie, Histoire de
Beaumarchais (hg. von Tourneur, ebd. 1888).
(spr. bomóng; lat. Bellus mons oder Belmontium,
d. i. Schönberg), häufiger Ortsname in
Frankreich.
1) Beaumont-de-Lomagne (spr. -manj),Hauptstadt des Kantons Beaumont (229,70
qkm, 18 Gemeinden, 10417 E.) im
ArrondissementCastelsarrasin des Depart.
Tarn-et-Garonne, 28 km im WSW. von Montauban, 135 m
hoch am linken Ufer der
Gimone, in einem fruchtbaren, überaus anmutigen
Thale und regelmäßig gebaut, hat (1891) 3202, als
Gemeinde 4040 E., Post und
Telegraph;
[* 11]
Wollspinnerei,
Tuchfabrikation, Gerberei und
¶
mehr
Fayencebrennerei sowie Handel mit Wein, Holz,
[* 13] Eisen
[* 14] und Getreide.
[* 15] – 2) Beaumont-en-Argonne (spr. ang argónn), Stadt im Kanton
[* 16] Mouzon, ArrondissementSedan
[* 17] des franz. Depart. Ardennes, am linken Ufer der Maas, auf 252 m hohem.Hügel, 26 km südsüdöstlich
von Sedan, hat Post und Telegraph, (1891) 997, als Gemeinde 1047 E. und liegt 2 km im SO. der
Station Létanne-Beaumont an der Linie Lérouville-Sedan der Ostbahn. – Der Ort ist geschichtlich bemerkenswert zunächst wegen
der hier erfolgten Vereinigung der franz. Ardennen- mit der Nordarmee und der Erstürmung der Höhen von Bossut durch
die Österreicher. – Bei Beaumont wurde der Marschall Mac-Mahon auf dem Marsche von Châlons nach
Metz
[* 18] von der deutschen Maasarmee unter dem Kronprinzen von Sachsen
[* 19] überrascht und zur Schlacht gezwungen.
Das 5. franz. Korps unter de Failly ließ sich im Lager
[* 20] südlich vor Beaumont von
dem 4. preußischen überfallen und mußte sich auf die Höhen von Beaumont zurückziehen, wo es bei 2 andern
Divisionen Schutz fand. Bald darauf wurde die Stadt von den Preußen
[* 21] erstürmt, das 4. Korps vertrieb mit 150 Geschützen den
Feind aus der Stellung zwischen Harnoterie-Ferme und Le Fays nördlich von und nahm den Wald von Givodeau nach blutigem Gefecht.
Gegen Ende der Schlacht griffen noch bayr. Truppen von der deutschen Dritten Armee (Kronprinz von Preußen) mit gutem Erfolge
auf dem linken Flügel in den Kampf ein.
Der Feind wurde unter Verlust von 1800 Toten, 3000 Gefangenen und 42 Kanonen über die Maas gedrängt und begann am folgenden
Morgen den Abmarsch nach Sedan (s. d.). Die Deutschen hatten 3500 Mann verloren. – 3) Beaumont-le-Roger
(spr. roscheh), Hauptstadt des Kantons Beaumont (213,30 qkm, 22 Gemeinden, 10084 E.) im
ArrondissementBernay des Depart. Eure, am linken Ufer der Risle und der Linie Mantes-Cherbourg der Franz. Westbahn, hat (1891)
1319, als Gemeinde 1886 E., Post und Telegraph; Leinwand-, Mehl-, Öl-, Glas- und Tuchfabrikation und Viehmärkte.
– 4) Beaumont-sur-Oise (spr. ßür ŏahs'), Stadt im Kanton l'Isle-Adam, Arrondissement Pontoise des Depart. Seine-et-Oise, 47 km
im N. von Paris, an der Oise und an der Linie Paris-Ermont-Creil, Paris-Beauvais-Amiens und der Zweiglinie Hermes-Persan-Beaumont
(32 km) der Nordbahn, hat (1891) 3040, als Gemeinde 3099 E., Post und Telegraph; Posamentier-, Elfenbein-,
Leder- und Glasindustrie, Handel mit Getreide, Schlachtvieh und Geflügel, und Flußschifferei. – 5) Beaumout-sur-Sarthe
(spr. ßür ßart) oder Beaumont-le-Vicomte (spr. wikongt), Hauptstadt
des Kantons Beaumont (164,89 qkm, 15 Gemeinden, 11711 E.) im Arrondissement Mamers des Depart. Sarthe, in 70 m
Höhe amphitheatralisch am Abhange eines Hügels an der Sarthe, hat (1891) 1579, als Gemeinde 1969 E., Post und Telegraph;
betrieben wird hauptsächlich Woll- und Baumwollindustrie und Handel mit Getreide und Geflügel.
(spr. bómönnt), Francis, und Fletcher (spr. fletschr),
John, engl. Dramatikerpaar. Beaumont, geb. (nach der Oxforder Matrikel) 1584 auf dem
Stammgute seiner Familie Grace-Dieu (Leicester),
[* 22] studierte zu Oxford
[* 23] und London die Rechte und starb Fletcher, der
Sohn von Richard Fletcher, späterm Bischof von London und Günstling der
Elisabeth, geb. Dez. 1579 zu
Rye in Sussex, lebte einige Zeit in Cambridge und war ein Vetter der ihrer Zeit als Lyriker hoch geschätzten Giles und Phineas
Fletcher. Er starb in Southwark an der Pest.
Die Verbindung beider begann um 1606. Von den 52 ihnen zugeschriebenen Stücken sind ungefähr 18 gemeinsam
verfaßt, von den übrigen von Fletcher allein über 20. Die Überlieferung sagt, daß von Fletcher Erfindung und poet. Gestaltung,
von Beaumont Anordnung und Aufbau herrühren. Nach BeaumontsTode habe Fletcher Shirley, Massinger, W. Rowley zu Rate gezogen. Shakespeare,
der an Fletchers «The two noble kinsmen» (1634) mitgearbeitet haben
soll, diente den Freunden als Muster, besonders im Wechsel von großartigem Pathos und derber Komik.
Obwohl sie ihm keineswegs an Tiefe der Leidenschaft und Kraft
[* 24] des Ausdrucks gleichkommen, erwarben, namentlich bei der Masse
des Volks, ihre Arbeiten, flach, naturalistisch sinnlich, leicht faßbar und daher im Zeitgeschmack, dabei raffiniert in Technik
und Charakteristik, weit größere Gunst als die Shakespeares. Die Lustspiele, stellenweise voll Witz und Laune, stehen über
den Tragödien. Die Reihenfolge der Stücke läßt sich nicht mehr bestimmen, da sie meist nicht vor der Gesamtausgabe von 1647 erschienen.
Seitdem wurden sie mehrfach herausgegeben von Theobald, Seward und Sympson (10 Bde.,
Lond. 1750),Weber (14 Bde., Edinb. 1812),
Darley (2 Bde., Lond. 1839; neue
Aufl. 1880), am besten von Dyce in modernem Englisch (11 Bde., ebd. 1843–46); neueste Ausgaben von Bullen in den «English
Dramatiste» (1885 fg.) und von Strachey in der «Mermaid Series» (1887). Eine vollständige Verdeutschung fehlt; mehreres gab
Kannegießer in «Beaumonts und Fletchers dramat. Werken» (2 Bde.,
Berl. 1808); Gerstenberg übersetzte «Die Braut» (Kopenh. 1765),
Huber «King and no king» als «Ethelwolf, oder der König kein
König» (Dessau
[* 25] 1785),
dies auch Gelbcke nebst «Die beiden edlen Vettern» in «Die
engl. Bühne zu Shakespeares Zeit» (Lpz. 1890),
Baudissin «Der span. Pfarrer»
und «Der ältere Bruder» in «Ben Jonson und seine Schule» (ebd. 1836); «Philaster oder die Liebe
blutet» (von Beaumont allein) und «Geist ohne Geld» verdeutschte Seubert (ebd. 1879 und 1882, in Reclams «Universalbibliothek»);
Schröders Lustspiel«Stille Wasser sind tief» (in dessen «Beytrag zur deutschen Schaubühne»,
1786–90, Nr. 6) ist eine freie Bearbeitung von Fletchers «Rule
a wife and have a wife». –
(spr. bomóng), Gustave Auguste de la Bonniniere de, franz. Publizist, geb. zu
Beaumont-la-Chartre (Sarthe), Enkel Lafayettes, war 1824–30 Substitut des königl. Prokurators
am Obertribunal der Seine und erhielt 1831 von der Regierung den Auftrag, mit Tocqueville das Gefängniswesen der Vereinigten Staaten
[* 27] zu studieren. Er trat 1840 in die Kammer und gehörte zur Opposition. Nach der Februarrevolution von 1848 für
sein Geburtsdepartement in die Konstituierende wie in die Gesetzgebende Versammlung gewählt, zeigte er sich als gemäßigter
Republikaner. Unter Cavaignac war er Gesandter in London. Nach der WahlLudwig Napoleons trat er zurück, übernahm aber unter
dessen erstem
¶