Hier ließ er sich, im Widerspruch mit der Politik Napoleons, in Verbindung mit dem Prinzen von Asturien, nachmaligem Könige
Ferdinand Ⅶ., gegen den Friedensfürsten Alcudia ein, weshalb der Kaiser ihn zurückrief und nach Sologne verbannte. Erst
nach der Restauration kehrte er nach Paris zurück, wurde 1814 zum Pair erhoben und starb 1823 zu Paris.
(spr. boschöh), Hauptstadt des Kantons Beaujeu (216,71 qkm, 18 Gemeinden, 18936 E.)
im Arrondissement Villefranche des franz. Depart. Rhône, 50 km
im NNW. von Lyon, 20 km von Villefranche, liegt an der Ardière und am Fuße eines Bergs, dessen Gipfel die Ruinen eines uralten, 1601 geschleiften
Schlosses krönen, und an der Zweiglinie Belleville-Beaujeu der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 2260, als Gemeinde 3290 E., Post
und Telegraph, Papierfabrikation, Lohgerberei und Handel mit Getreide, Mehl, Eisen, Leder, Vieh und namentlich mit selbstgebauten
Weinen.
Sie war die ältere Hauptstadt der fruchtbaren Landschaft Beaujolais zwischen Rhône und Saône, die jahrhundertelang
eine der berühmtesten Baronien Frankreichs bildete. Durch Vermächtnis des letzten Barons kam dieselbe 1400 an den Herzog Ludwig
Ⅱ. von Bourbon, 1531 durch Franz Ⅰ. an die Krone und umfaßte den nördl. Teil des Gouvernements Lyonnais. Den Hauptreichtum
des Landes bildet Wein (Beaujolaiswein), der nebst denen der nördlich angrenzenden Landschaft Mâconnais
im Handel allgemein unter dem Namen Mâconwein bekannt, gewöhnlich zu den Burgunderweinen gerechnet wird, aber seit 1883 durch
das Eindringen der Reblaus beträchtlich gelitten hat. Mittelpunkt für die Fabrikation der aus Leinen und Baumwolle bestehenden
Stoffe (Beaujolaises) ist das nahe Dorf Cours (s. d.).
(spr. bolĭöh), Ortsname in Frankreich; darunter Beaulieu-sur-Ménoire, Hauptstadt des Kantons Beaulieu (122,58
qkm, 13 Gemeinden, 10093 E.) im Arrondissement Brive des franz. Depart. Corrèze an der
Dordogne (daher auch Beaulieu-sur-Dordogne genannt), unterhalb der Mündung der Ménoire, m schöner Umgebung, hat (1891)
1890, als Gemeinde 2359 E., Post und Telegraph, eine große Kirche aus dem 12. Jahrh. mit kostbarer, silberner
Statue der heiligen Jungfrau, eine alkalische, eisenhaltige Mineralquelle, Weinbau, Messerschmieden, Lachsfang, eine Bleimine, 200 m
lange Hängebrücke und ein Schloß. In der ehemaligen Abtei (Bellus locus) wurde das in der Geschichte der Hugenottenkriege
berühmte Pacifikationsedikt vom erlassen.
(spr. bolĭöh), Jean Pierre, Freiherr von, österr. General, geb. zu Namur, trat 1743 in österr.
Kriegsdienste und fand während des Siebenjährigen Krieges mehrfache Gelegenheit, sich unter Daun auszuzeichnen. Nach dem
Frieden widmete er sich fast ausschließlich der Kunst und Wissenschaft, erhielt 1768 den Oberstenrang und
eine Stellung in den Niederlanden, wurde 1789 Generalquartiermeister bei den gegen die belg. Insurgenten zusammengezogenen
Truppen und stieg infolge glücklicher und umsichtiger Operationen schnell zum Generalmajor und Feldzeugmeister. Im Feldzuge
von 1792 beteiligte er sich hervorragend an der Schlacht bei Jemappes. 1796 erhielt er den Oberbefehl über die ital. Armee
gegen Bonaparte, focht aber sehr unglücklich und legte nach dem Treffen bei Lodi und dem Verluste der
Lombardei das Kommando
nieder, das nun Wurmser übertragen wurde. Seitdem lebte er in Zurückgezogenheit auf seinem Gute bei Linz, wo er starb.
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(spr. boliöh markonnäh), Karl Olivier, Freiherr von, deutscher Diplomat und
Kulturhistoriker, geb. in Minden, studierte in Heidelberg, Jena und Göttingen die Rechte und trat 1834 in den oldenburg.
Staatsdienst. Als Amtsauditor in Jever (1835–39) wurde er durch eine vieraktige Tragikomödie in Versen bekannt, die einen
Vorgang aus dem Bentinckschen Erbschaftsprozesse behandelte; sie blieb, in Tausenden von Abschriften verbreitet,
ungedruckt. 1843 trat Beaulieu-Marconnay als Geh.
Referendar ins sachsen-weimar. Ministerium, wurde Justizminister, nahm infolge der Ereignisse von 1843 seine Entlassung
und wurde hierauf Hofmarschall, 1853 Oberhofmeister der Großherzogin. Eine rastlose Thätigkeit entfaltete Beaulieu-Marconnay 1851–57
als Intendant des Hoftheaters zu Weimar. Nachdem sich in der Folge an der Förderung zahlreicher gemeinnütziger
Vereine und Anstalten beteiligt und diplomat. Sendungen ausgeführt hatte, wurde er im Juli 1864 Bundestagsgesandter
der herzoglich sächs. Regierungen.
Nach Auflösung des Bundestags 1866 nahm er als Privatmann in Dresden Aufenthalt, wo er starb. Er schrieb: «Biographie
des sächs. Ministers Thomas von Fritzsch» (im «Archiv für sächs. Geschichte»),
Ⅸ, 1870),
«Der Hubertusburger
Friede» (Lpz. 1871),
«Ernst August, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach» (ebd. 1872),
«Anna Amalia, Karl August und der Minister
von Fritzsch» (Weim. 1874),
«Karl von Dalberg und seine Zeit» (2 Bde., ebd. 1879),
seine bedeutendste Leistung; auch gab er Apollonius von Maltitz' «Ausgewählte Gedichte»
(ebd. 1873, mit Biographie) heraus und verdeutschte zum erstenmal Boccaccios «Filostrato» als «Troilus
und Kressida» (Berl. 1884).
(spr. bomanŏahr), Philipp von, franz. Dichter
und Rechtsgelehrter, einer Adelsfamilie der Bretagne entstammend, geb. um 1250, bekleidete von 1279 bis zu seinem Tode verschiedene
Richterstellen, zuerst im Dienste des Grafen von Clermont, dann in dem des Königs Philipp Ⅱ., ging 1289 als
Gesandter nach Rom zur Wahrung der Kronrechte und starb Er schrieb neben zahlreichen Dichtungen das für die Kenntnis
des altfranz. Rechts wichtige Werk «Coutumes de Beauvoisis» (hg. zuerst mit Noten und Glossar von La Thaumassière,
Par. 1690; neuerdings von Graf Beugnot, 2 Bde., ebd. 1842).
(spr.bomarschäh), Pierre Augustin Caron de, franz. Dramatiker, geb. 24. Jan. 1732 zu Paris, als Sohn eines
Uhrmachers Caron, folgte widerwillig dem Beruf des Vaters; gleichwohl errang er durch Erfindung einer neuen Hemmung frühzeitig
öffentliche Anerkennung und vorübergehend den Beifall des Hofes. Dann aber gab er sein Handwerk auf,
nahm mit einem kleinen Hofamt 1755 den Namen de an und heiratete 1756 die wohlhabende Witwe des Kriegskontrolleurs Franquet;
doch verlor er Frau und Erbschaft nach 10 Monaten. Seine bezaubernde Persönlichkeit und seine Unterhaltungsgabe machten ihn
in vornehmen Häusern beliebt, und als ausgezeichneter Harfenspieler wurde er Lehrer der Töchter Ludwigs
ⅩⅤ. In dieser Stellung wußte er durch erfolgreiche Verwendung den Finanzmann Paris Duverney sich zu verpflichten, der sich
dankbar Beaumarchais' annahm, ihn in
mehr
sein Vertrauen zog und ihm Kredit und Geld gewährte. Unter dem Vorwande, seine Schwester an ihrem ungetreuen Liebhaber Clavijo
(s. d.) zu rächen, ging Beaumarchais mit großen Geschäftsplänen und
polit. Anschlägen nach Madrid (1704); diese schlugen fehl, doch gelang es ihm, Clavijo empfindlich zu züchtigen. Diese Episode
hat Beaumarchais 10 Jahre später mit dichterischer Ausschmückung in seiner vierten Denkschrift in Sachen Goezmanns
dargestellt («Fragment sur mon voyage en Espagne»).
Durch die Heirat mit der reichen Witwe Levesque, die er bald durch den Tod verlor (1770),
verbesserte er seine Vermögensverhältnisse.
Kurz vorher trat er, mitten unter Finanzspekulationen, mit dem Schauspiel «Eugénie»
(1767) hervor, das eine Novelle Gil Blas' zu einem häuslichen Rührstück in der Manier Diderots verarbeitet.
Der Erfolg war unbedeutend, aber größer als der des folgenden Dramas «Les deux amis» (1770). Zugleich regelte Beaumarchais seine
Beziehungen zu Duverney, der ein Guthaben Beaumarchais' von 15000 Livres anerkannte. Duverney starb 2 Monate später
(Juli 1770), sein Erbe Graf La Blache bestritt die Forderung Beaumarchais'. Es kam zur Klage; Beaumarchais gewann in erster Instanz,
in zweiter (beim Parlament Maupeou) verlor er. Aufgebracht, verschwieg er nicht, daß er, um Gehör bei dem Prozeßreferenten
Rat Goezmann zu erlangen, dessen Frau 100 Louisdor, eine Uhr mit Brillanten und 15 Goldstücke für den
Schreiber hatte überreichen lassen.
Als das Urteil ungünstig auffiel, hatte Beaumarchais alles, nur nicht die 15 Goldstücke, zurückerhalten. Goezmann sah
sich gezwungen, gegen Beaumarchais wegen Verleumdung und Bestechungsversuch Klage zu erheben; seine Frau leugnete, etwas von den 15 Louis
zu wissen. Aber Beaumarchais gewann mit einem Schlage die Öffentlichkeit, indem er die Abneigung gegen das Parlament
Maupeou ausbeutete, sich in vier Denkschriften («Mémoires», 1774; neue Ausg.
von Ste.-Beuve 1878; dazu später «Suite de Mémoires» 1778; neu hg. 5 Bde., 1867;
von Ste.-Beuve 1873) glänzend verteidigte und mit Witz und Laune die Schliche und Unlauterkeiten seiner
Gegner und zugleich als Anwalt der Nation die Verkommenheit der Rechtspflege aufdeckte (vgl. de Royer, Étude sur
les mémoires de Beaumarchais, Par. 1872; Barberot, Beaumarchais avocat, Dijon 1886).
Beaumarchais wurde allerdings zur Blâme (s. d.) verurteilt, aber vor der öffentlichen Meinung hatte er den Prozeß gewonnen, von der
Menge, von den Aristokraten, von Prinz Conti wurde er als Wohlthäter des Vaterlandes gefeiert.
Ludwig ⅩⅤ. und sein Nachfolger verwendeten ihn als geheimen Agenten in London und in Wien. Hier suchte er Maria Theresia zur
Unterdrückung einer gegen Marie Antoinette gerichteten Schmähschrift zu bestimmen; doch schickte ihn Kaunitz bald heim,
und nun entwickelte Beaumarchais seine fruchtbarste und gewinnbringendste Thätigkeit als Reeder und Kaufmann, indem
er, heimlich von der franz. Regierung unterstützt, den aufständischen Nordamerikanern Kriegsbedürfnisse
zuführte.
Inmitten dieser Geschäfte brachte das Théâtre français Beaumarchais' «Le Barbier de Séville» (Febr. 1775), der, schon 1772 angenommen
und ursprünglich Spieloper gewesen, nun als Lustspiel durch seine natürliche Heiterkeit einen großen
Erfolg davontrug. 1776 wurde das wider Beaumarchais im Prozeß Goezmann ergangene Urteil aufgehoben; auch gewann er (Juli 1778) seinen
vor das Parlament von Aix zur Revision gewiesenen Prozeß gegen La Blache. Dagegen wurde die gleichzeitig begonnene, in Kehl
gedruckte Voltaire-Ausgabe, großartig angelegt, aber verfehlt in der Ausführung,
ein Mißerfolg, der
ihm fast eine Million kostete.
Der größte Triumph seines Lebens, die Aufführung von «Le mariage de Figaro»,
konnte ihn entschädigen. Sieben Jahre hatte der Kampf gegen König und Behörden gewährt, bis er das Stück auf die Bühne
bringen durfte. Es war mehr als ein von Geist, Witz und Leben übersprudelndes lustiges Spiel, es war ein
polit. Gelegenheitsstück, das durch seine eigenen Gestalten und Situationen schon wirkte, aber in dein zugleich der Plebejer
Figaro sich lustig machen durfte über alle Mißbräuche der Günstlingswirtschaft, über die geistige Bedrückung, die Willkürherrschaft
in Amt und Gericht des «Ancien régime».
Mit dem Welterfolg des «Figaro» war Beaumarchais auf
den Gipfel seines Glücks gelangt. Die Oper «Tarare», zu der Salieri die Musik komponierte, wurde mit allen Künsten der Reklame
auf die Bühne gebracht (Juni 1785), machte aber nur vorübergehend Aufsehen; in seinen Denkschriften gegen Kornmann (1787),
die er für dessen treulose Gattin schrieb, zog er gegen Bergasse den kürzern. Nach Ausbruch der Revolution
kam er durch seinen Reichtum und palastartigen Wohnsitz am Boulevard St. Antoine (jetzt Beaumarchais) vielfach in Gefahr und Ungelegenheiten.
In seiner 1792 gespielten rührseligen Fortsetzung des «Figaro»,
«La Mère coupable», ist der Inhaber dieses Namens ein witzloser Moralist geworden. Beaumarchais hoffte damals ein
glänzendes Geschäft mit der Regierung durch einen Flintenankauf in Holland zu machen, aber man traute ihm nicht recht, und
er geriet von einer Schwierigkeit in die andere, wurde unter der Beschuldigung, die Republik übervorteilt zu haben, verhaftet,
entfloh nach London und kehrte zurück, um sich in «Mémoires, ou mes
six époques» (1793) zu rechtfertigen.
Man zog die Anklage zurück, bald aber mußte er wieder fliehen, kam nach Hamburg und lebte in größter Dürftigkeit, bis
er 1796 zurückkehren durfte. In den letzten Lebensjahren fast ganz taub, starb er zu Paris. Beaumarchais' Werke
gaben Gudin de la Brenellerie (7 Bde., Par.
1809), Moland (1874), Fournier (1876) heraus, die drei Figarostücke
als «Œuvres choisies» David (1884),
sein «Théâtre» Ste.-Beuve (1866) und d'Heylli und Marescot (4 Bde.,
ebd. 1869–75),
eine «Bibliographie des œuvres de Beaumarchais» Cordier (1883). Von Verdeutschungen
der «Hochzeit des Figaro» (s. Mozart) sei nur die von Dingelstedt (1865) genannt. –
Vgl. Loménie, et
son temps (3. Aufl., Par. 1873);
Huot, en Allemagne (ebd. 1869);
Bettelheim, Beaumarchais (Frankf. 1886);
Bonnefon, Beaumarchais
(mit Briefen und Dokumenten, Par. 1887);
Lintilhac, et ses œuvres (ebd. 1888);
Gudin de la Brenellerie, Histoire de
Beaumarchais (hg. von Tourneur, ebd. 1888).