Bché. - Beaconsfield
bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Joh. Matthäus Bechstein (s. d.).
C. L., Abkürzung für Bachelor of Civil Law, der erste (unterste) Grad der jurist.
Fakultät in England.
Abkürzung für Banco (s. d.). ^[= (ital.), früher soviel wie Bank (das ital. Banca); dann Bankvaluta, die Geldwährung, in der ...]
D., Abkürzung für Bachelor of Divinity, in England etwa soviel wie Kandidat der Theologie.
Berlin
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Berlin.(grch.), ein von J. Beer in Berlin [* 2] angegebenes Verfahren, bei dem der Blutegel, [* 3] noch während er saugt, an seinem hintern Ende angeschnitten wird, um hierdurch den Abfluß des von ihm eingesogenen Blutes zu bewirken, während er unausgesetzt fortsaugt;
man gewinnt hierdurch eine reichlichere Blutentziehung.
ein früher als Heilmittel gebrauchtes, der Myrrhe ähnlich riechendes, bitter schmeckendes Gummiharz, von Balsamodendron africanum Arnott herrührend, das nicht selten in käuflicher Myrrhe und im Senegalgummi gefunden wird. Es wird aus Arabien eingeführt.
Eine andere Sorte kommt aus Sind in Ostindien [* 4] und Belutschistan und stammt von Balsamodendron Mukal Hook. Das afrikanische Bdellium enthält bis 70 Proz. Harz, das in Kali unlöslich ist.
Das Bdellium ist vollständig aus dem Handel verschwunden.
(grch.), s. Blutegel ^[= # (fälschlich Blutigel; Hirudinei s. Discophori), eine Ordnung von Würmern, die man früher ...] (künstlicher).
(ital. be-maggiore; frz. bé-mi; engl. b flat major), Tonleiter b, c, d, es, f, g, a, b;
Dreiklang b d f;
Vorzeichnung zwei b (für h und e);
die parallele Moll-Tonart ist G-moll (s. Ton und Tonarten).
chem. Zeichen für Beryllium (s. d.). ^[= früher und in Frankreich jetzt noch Glycium genannt (chem. Zeichen Atomgewicht 9,1), ein ...]
London
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London.(spr. bihtsch), Sir Michael Hicks, engl. Politiker, geb. 1837 in London, [* 5] wurde in Eton und Oxford [* 6] erzogen, 1864 als toryistischer Kandidat für East-Gloucestershire ins Unterhaus gewählt und fand, da er sich durch Kenntnisse und Redetalent bemerkbar machte, schon 1868 eine Anstellung als Sekretär [* 7] für das Armenwesen im ersten Ministerium Disraeli (Beaconsfield). In dessen zweitem Ministerium wurde er Febr. 1874 Hauptsekretär für Irland und erhielt 1877 einen Sitz im Kabinett. Im Febr. 1878 wurde Beach Kolonialminister, und dieses Amt verwaltete er unter schwierigen Verhältnissen (s. Großbritannien [* 8] und Irland) mit Geschick und Energie bis zum Sturz des Ministeriums Beaconsfield im April 1880. Im Kabinett Salisbury (Juni 1885 bis Febr. 1886) war er Kanzler der Schatzkammer und Führer des Unterhauses, im Ministerium Salisbury 1886 bis März 1887 Generalsekretär für Irland, später (Febr. 1888 bis Aug. 1892) Präsident des Handelsamtes. Er vertritt Bristol im Unterhaus.
(spr. bihtschi hedd), Vorgebirge an der Südküste Englands, Ausläufer der South-Downs, zwischen Brighton und Hastings, bekannt durch einen Seesieg der Franzosen unter Admiral Tourville über das engl.-holländ. Geschwader unter dem engl. Admiral Herbert Lord Torrington in dem sog. zweiten Koalitionskriege gegen Ludwig ⅩⅣ. von Frankreich.
(spr. beck'nsfihld oder bihk'nsfihld), Marktstadt in der engl. Grafschaft Buckingham, 36 km westnordwestlich von London, hat (1891) 1773 E. Beaconsfield war Lieblingsaufenthalt des Dichters E. Waller und Wohnsitz Edmund Burkes, die beide hier starben und begraben liegen.
Nach diesem Orte erhielt Benjamin Disraeli bei seiner Erhebung in die Peerage (1876) den Titel Earl of B. ^[]
Spanien und Portugal
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Spanien.(spr. beck'nsfihld oder bihk'nsfihld), Benjamin Disraeli, seit 1876 Graf von Beaconsfield, engl. Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu London, stammte aus einer jüdischen, ursprünglich in Spanien [* 9] angesessenen Familie, die Ende des 15. Jahrh. vor der Inquisition nach Venedig [* 10] geflüchtet und von dort, Mitte des 18. Jahrh., in England eingewandert war. Er wurde mit seinem Vater Isaak Disraeli (s. d.) getauft. Die erste Erziehung erhielt Beaconsfield durch Privatunterricht, arbeitete seit 1821 mehrere Jahre bei einem Londoner Sachwalter, gab aber diesen Beruf 1831 endgültig auf, als sein erster Roman «Vivian Grey» (5 Bde., Lond. 1825–27) mit seiner vortrefflichen Schilderung des höhern engl. Gesellschaftslebens einen glänzenden Erfolg errang und ihn plötzlich zum berühmten Schriftsteller machte. 1828–31 unternahm er eine Reise nach Spanien, Italien [* 11] und dem Orient, die auf seine Anschauungen maßgebenden Einfluß übte, vor allem gegenüber dem Judentum, das in ihm einen warmen Verteidiger fand. Dieser orient. Einfluß zeigte sich besonders in seinem Roman «The wondrous tale of David Alrov» (1833); vor demselben war erschienen eine Swift nachgebildete Satire «The adventures of Popanilla» (1828) und die Romane «The young Duke» (3 Bde., Lond. 1830) und der bedeutendere «Contarini Fleming, a psychological autobiography» (4 Bde., ebd. 1832); später verfaßte er noch die Romane «Henrietta Temple» (1836) und «Venetia» (1837). Nach der Rückkehr von seiner Reise stürzte Beaconsfield sich mit Eifer in das polit. Leben, welches damals ganz von dem Kampf um die Parlamentsreform beherrscht war. In einer Broschüre «What is he?» (1832) legte er ein ganz demokratisches Glaubensbekenntnis ab und gab ein die Revolution verherrlichendes «Revolutionary epic» (Lond. 1834; neue Aufl. 1864) heraus.
Seine gleichzeitige Bewerbung um einen Parlamentssitz schlug fehl, und es folgte bei ihm eine Annäherung an die Konservativen, so daß er endlich 1837 als Anhänger Peels in das Unterhaus gewählt wurde. Er suchte durch eine auffallende äußere Erscheinung in Kleidung, Gebaren und Redeweise die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wurde aber bei seinem ersten Auftreten durch das lärmende Gelächter der Zuhörer zum Abbrechen seiner Rede gezwungen. Durch seine Heirat mit Mrs. Wyndham Lewis, einer vermögenden Witwe, Aug. 1839, wurde er äußerlich unabhängig und gewann zugleich in seiner Gattin eine treue, an seiner ganzen Lebensarbeit teilnehmende Gefährtin.
Mit zäher Ausdauer erwarb er sich einen allmählich wachsenden polit. Einfluß und gründete zu Anfang der vierziger Jahre mit Lord Manners, George Smythe u. a. die Partei des Jungen Englands (s. d.). Er forderte eine verjüngte Torypartei, die mit demokratischen Grundsätzen für das Volk einträte, darüber aber ein starkes und populäres Königtum; auf Kirche, Monarchie und Volk sollte diese Partei sich stützen. Eine Schilderung des «Jungen England» gab er in einem seiner besten Romane «Coningsby, or the new generation» (3 Bde., Lond. 1844). Ihm folgten mit ähnlichen polit. Ideen «Sybil, or the two nations» (3 Bde., ebd. 1845) und «Tancred, or the new crusade» (3 Bde., ebd. 1847).
Beaconsfield
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Seite 52.594.Mit seiner wachsenden litterar. wuchs auch seine polit. Bedeutung. Nachdem er Peel zuerst unterstützt hatte, stand er 1846 zu dessen schärfsten schutzzöllnerischen Gegnern. Er griff ihn mit allen ¶
Mitteln seiner gewandten Dialektik, seines schneidenden Witzes und seiner bittern Ironie an und rettete, obgleich er die Annahme der Zollaufhebung nicht verhindern konnte, doch seine Partei vor gänzlicher Zersprengung. Nach dem Tode Bentincks 1848, dem er in «Lord George Bentinck. A biography» (Lond. 1851) ein treffliches litterar. Denkmal setzte, mußten seine toryistischen Parteigenossen, die bisher den jüd. Emporkömmling mit gewisser Zurückhaltung behandelt hatten, ihn in aller Form als ihren Führer im Unterhaus anerkennen. Im Febr. 1852 ernannte ihn Graf Derby zum Schatzkanzler; Beaconsfield ließ aus taktischen Gründen das schutzzöllnerische System fallen, hatte aber mit seiner Finanzverwaltung wenig Glück; die Verwerfung seines, vornehmlich von Gladstone bekämpften Budgets führte schon den Sturz des Ministeriums herbei.
Erst im Febr. 1858 gelang es den Tories, sich wieder der Regierung zu bemächtigen, worauf Beaconsfield im zweiten Ministerium Derby wieder seinen Posten als Schatzkanzler einnahm. Seine finanziellen Maßregeln hatten diesmal bessern Erfolg, aber der Widerstand gegen die von ihm eingebrachte Reformbill und die einer Parlamentsauflösung folgende Neuwahl nötigten das Kabinett schon zum Rücktritt. Gegenüber dem neuen Premierminister Palmerston hielt sich die Opposition in den nächsten Jahren zurück, Disraeli forderte nur größere Energie im Auftreten nach außen.
Nach Lord Palmerstons Tod 1865 begann eine neue Epoche für er bekämpfte, von einem Teil abtrünniger Liberaler, den sog. Adullamiten, unterstützt, die Reformbill des Ministeriums Russell-Gladstone und bahnte sich durch dessen Niederlage, in dem dritten Ministerium Derby von neuem den Weg ins Amt. Nun suchte er seinerseits sowohl seine eigenen frühern wie die letzten liberalen Vorschläge für Parlamentsreform durch einen in der Erweiterung des Wahlrechts noch radikalern Antrag zu überbieten.
Mit ganz hervorragendem Geschick erreichte er dessen Annahme auch bei der eigenen Partei, und als zugleich Graf Derby aus Gesundheitsrücksichten zurücktrat, übernahm Beaconsfield im Febr. 1868 die Leitung der Regierung. Er kündigte in seiner Antrittsrede «eine wahrhaft freisinnige Politik» an, stand aber bald einer oppositionellen liberalen Mehrheit im Unterhaus gegenüber. Trotzdem blieb er im Amt und ließ es auf den Entscheid der Neuwahlen ankommen. Als diese gegen ihn ausfielen, sah er sich genötigt, noch vor dem Zusammentritt des neuen Parlaments zurückzutreten Die von der Königin ihm angebotene Peerswürde nahm er für seine Gemahlin an, die zur Viscounteß von Beaconsfield erhoben wurde, während er seine leitende Stellung im Unterhaus beibehielt. Nach Graf Derbys Tod wurde er der alleinige Führer der konservativen Partei und blieb es bis zu seinem Tode.
Victoria regia - Victo
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Victoria.Zunächst beschränkte er sich auf hartnäckige Opposition gegen Gladstone, vor allem gegen dessen auswärtige Politik; aber auch die Entstaatlichung der irischen Kirche, die irische Landbill, die Armeereform, die Erziehungsbill, die Ballotbill wurden mit mehr oder weniger Heftigkeit von ihm bekämpft. Inzwischen begann im Volk die Reaktion gegen das Übermaß und die Überstürzung der zahlreichen Reformen Gladstones, und als das Parlament März 1873 der Regierung mit der irischen Universitätsbill eine Niederlage bereitete, übernahm Disraeli die Leitung der Geschäfte, nachdem ihm die allgemeinen Neuwahlen im Jan. 1874 eine große Mehrheit gebracht hatten. Im Februar kündigte er als sein Programm vorzüglich die Verbesserung der öffentlichen Gesundheitspflege und der gesellschaftlichen Zustände der arbeitenden Klassen an; zugleich wurde angedeutet, daß in Bezug auf auswärtige Politik ein entschiedeneres Auftreten das durch die Liberalen eingebüßte Ansehen Englands im Auslande zurückerobern solle. Beaconsfield brachte eine Reihe socialer Reformmaßregeln durch, vor allem zeichnete er sich gegenüber seinem Vorgänger durch eine klare und geschickte auswärtige Politik aus. 1874 geschah die Einverleibung der Fidschi-Inseln, 1875 der Ankauf der Sueskanal-Aktien, April 1876 die Erhebung der Königin Victoria [* 13] zur Kaiserin von Indien, während durch Gathorne Hardy eine Armeereorganisation durchgeführt wurde.
Der Gegensatz gegen Rußland und dessen Ausdehnungsgelüste in Asien [* 14] wie am Mittelmeer leitete Beaconsfield vor allem in der russ.-türk. Verwicklung. Zwar hielt er sich im Kriege neutral, nahm aber nach dem Siege Rußlands eine drohende Haltung an, versammelte Truppen und Schiffe [* 15] Jan. und April 1878 im Mittelmeer, bis Rußland in die Berufung eines europ. Kongresses nach Berlin einwilligte. Bei seiner Rückkehr von dem Berliner Kongreß, [* 16] auf dem er große Erfolge errungen hatte, Juli 1878, wurde Beaconsfield mit großen Ehren von Königin und Volk empfangen, überhaupt stand er um diese Zeit auf der Höhe seiner Macht und seines Ruhms.
Afghanistan
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Afghanistan.Bereits vorher hatte er wegen seines vorgerückten Alters, in welchem er den Aufgaben des Unterhausführers nicht mehr genügen konnte, sich als Viscount Hughenden und Graf von Beaconsfield ins Oberhaus erheben lassen. Allmählich aber machte sich ein Rückschlag bei dieser in ihrer Größe zugleich kostspieligen Politik fühlbar. Bereits während des Russisch-Türkischen Krieges hatte ihn die geschickt geleitete Opposition Gladstones zum Maßhalten gezwungen; der nun folgende Krieg mit Afghanistan [* 17] war zwar erfolgreich, forderte aber große Opfer, der Krieg gegen die Zulukaffern, der schließlich mit vollem Sieg endete, hatte unglücklich begonnen.
Die von der Opposition genährte Mißstimmung war stärker, als Beaconsfield selbst ahnte; in der Hoffnung auf eine neue Mehrheit löste er das Parlament März 1880 vorzeitig auf; aber die Neuwahlen brachten eine große liberale Mehrheit, und Beaconsfield reichte infolgedessen 18. April seine Entlassung ein. Er beteiligte sich jedoch noch ferner an öffentlichen Fragen, bekämpfte Gladstones afghan. Politik, erkrankte aber im Frühjahr 1881 und starb Er wurde an der Seite seiner Gemahlin auf seinem Landsitze Hughenden in Buckinghamshire bestattet; auf Antrag Gladstones beschloß das Parlament die Errichtung eines Denkmals in der Westminsterabtei. Das Monument in der Pfarrkirche von Hughenden wurde ihm von der Königin gewidmet. Die Peerswürde erlosch mit ihm, zum Erben seines Vermögens hatte er seinen Neffen Coningsby Disraeli eingesetzt.
In seinen spätern Jahren hatte Beaconsfield noch schriftstellerischen Erfolg mit seinen Romanen «Lothair» (3 Bde., Lond. 1870) und «Endymion» [* 18] (3 Bde., ebd. 1881; deutsch von Böttger, 3 Bde., Lpz. 1881) errungen. Beaconsfield war mehr ein schlagfertiger Wortkämpfer als ein kunstvoller Redner. Seinen Bewunderern ist er ein wahrhaft großer Staatsmann, seinen Gegnern nur ein höchst geschickter ¶